Zweikampf der Einteiler: Endura MT500 One-Piece vs. Dirtlej Dirtsuit Core Edition

Wenn ihr es leid seid, Schlamm aus euren Unterhosen zu kratzen, dann bietet ein Einteiler den ultimativen Allwetter-Schutz. Wir haben zwei der besten dieser Spezies getestet: den Endura MT500 One-Piece und den Dirtlej Dirtsuit Core Edition. Welcher von beiden hat die Schlamm-Trophäe verdient?

Viele Jahre lang war ein Einteiler der ultimative Mode-Fauxpas. Die neonfarbenen Skianzüge der Neunzigerjahre wurden nur für Bad Taste Parties aus der Schublade gekramt und der Anblick eines solchen Einteilers in der Skilift-Schlange sorgte für viele schräge Blicke. Aber die Dinge haben sich geändert, der Einteiler ist zurück – und er ist tatsächlich großartig! Obwohl es mittlerweile erstklassige wasserdichte Jacken und Hosen gibt, finden Schlamm und Spritzwasser unweigerlich ihren Weg in die kleinsten Ritzen und Spalten und damit in eure Unterwäsche. Als Dirtlej seinen Classic Suit vor ca. einem Jahr herausbrachte, waren wir zunächst amüsiert – bis wir kleinlaut einsehen mussten, dass es einfach ein brillanter Schachzug war.

Ein einteiliger Anzug hat einen glasklaren Vorteil: Ohne Spalt zwischen Hose und Jacke seid ihr geschützt wie in Fort Knox und weder Schmutz noch Spritzwasser haben eine Chance, einzudringen. Selbst bei dem größten Mistwetter, wenn der Regen euer Gesicht wie ein Dampfstrahler abstrahlt – sobald ihr in einen Onesie schlüpft, könnt ihr Mutter Natur den Stinkefinger zeigen und nach Herzenslust herumtoben, warm und trocken eingepackt. Für Bikeparks, Shuttle-Tage oder einen schottischen Sommer sind Einteiler eine Offenbarung.

Natürlich hat es auch Nachteile, einen einteiligen Anzug zu tragen. Wenn ihr die Sorte Biker seid, die gern auch mal durch das feuchte Blattwerk segelt, verdoppelt das Tragen eines Einteilers die Chancen auf einen ruinierten Tag, falls an irgendeinem Part ein Riss entsteht – Jacke und Hose geben sich hier die Hand. Folglich müssen die Strampler robust sein. Atmungsaktivität ist ebenfalls entscheidend. Wenn dann die Sonne doch noch heraus kommt, werdet ihr aufgrund des größeren Packmaßes wahrscheinlich den Einteiler anbehalten. Daher sollte er eine Menge Ventilationsöffnungen besitzen, damit ihr nicht wortwörtlich anfangt zu kochen wie ein Sack Uncle Ben’s Reis.

Wir haben die beiden besten Einteiler im härtesten Outdoor-Testlabor der Welt getestet, wenn es um Wasserdichtigkeit geht: Schottland. Wenn ihr euch das Nonplusultra an Regenschutz kaufen wollt, dann gibt es nur zwei ernst zu nehmende Modelle auf dem Markt: den 319 € teuren Dirtsuit Core Edition vom Einteiler-Experte Dirtlej oder den MT500 One-Piece der schottischen Marke Endura für 459 €.

Dirtlej Dirtsuit Core Edition

Samuel Jackson sagte einst bekanntlich: „AK-47, eindeutig das Beste, was zu kriegen ist. Wenn du 100-pro sicher sein willst, dass du jedes A****loch, das dir auf die Nerven geht, umlegst, gibt’s keine Alternative.“ Wenn es darum geht, unter den schmuddeligsten Bedingungen zu biken, die Mutter Natur euch entgegenwerfen kann, dann sollte eure Bekleidung das Pendant zu einer AK-47 sein: robust, stabil und zuverlässig.

Der neue Dirtlej Dirtsuit Core Edition entspricht diesen Anforderungen. Speziell dafür designt, um Enduro- und Trail-Biker warm und trocken zu halten – in wirklich jeder Situation, bis hin zum tristesten Winter. Innerhalb von Dirtlejs Sortiment bietet die Core Edition mehr Schutz als das Pro-Modell und mehr Atmungsaktivität als der SFD Downhill-Anzug. Wir empfinden die wasserdichte Membran für mehr als nur fähig, es mit wahrhaft nassen Bedingungen aufzunehmen und dabei ist die Atmungsaktivität völlig in Ordnung, wenn der Anzug nicht gerade komplett mit Schlamm verklebt ist. Sechs Belüftungsöffnungen mit perforierten Netzeinsätzen und wasserdichten Reißverschlüssen (zwei an jedem Bein und zwei an der Brust) sowie zwei gigantische Belüftungsöffnungen unter den Armen helfen euch dabei, eure Körpertemperatur zu regulieren, ohne dabei jedoch zu viel Natur in den Anzug gelangen zu lassen. Die Unterschenkel sind abnehmbar, aber sobald wir uns erst einmal an die Hosenbeine gewöhnt hatten, machten wir uns keinerlei Gedanken mehr darüber, sie zu entfernen. Denn wenn die Bedingungen einen Dirtlej erforderlich machen, sind aller Wahrscheinlichkeit nach auch Hosen angebracht. Es fühlt sich einfach besser an, wenn das Wasser an den Beinen entlang direkt in die Schuhe läuft. Außerdem hält es auchden Schlamm davon ab, an euren Beinen zu kleben und sich mit in die Dusche zu mogeln.

Der Dirtlej hat ein robustes Obermaterial, das sich anfühlt, als würde es einiges einstecken können. Die Kehrseite davon ist ein weniger geschmeidiges Gefühl als bei anderen Materialien. Sitzt man jedoch erst einmal auf dem Bike, stellt das kein wirkliches Problem dar. Die Passform und die wasserdichten Stretch-Elemente im Lendenbereich lassen euch beim Biken schnell vergessen, dass ihr in einem Ganzkörperanzug steckt und je ungemütlicher die Wetterverhältnisse sind, desto früher ist das der Fall. Die getestete Größe Large fällt relativ lang aus und ist für einen schlanken bis athletischen Körperbau geschnitten. Die Beine fallen sehr großzügig aus, sie ermöglichen so eine gute Bewegungsfreiheit und beherbergen Protektoren im Inneren. Reißverschlüsse verjüngen aber den Schnitt der Beine wieder, sodass sie beim Biken nicht flattern. Der Oberkörperbereich ist etwas ausgefeilter. Zwei Klettverschluss-Streifen an der Taille helfen dabei, den Anzug an seinem Platz zu halten und verleihen dem Dirtlej etwas Form. Die Kapuze in Helmgröße ist ein Muss, wenn man in einer Liftschlange wartet oder unterwegs anhält. Sie lässt sich zudem befestigen, wenn sie nicht benötigt wird, sodass sie euch nicht wie ein Fallschirm bremst oder sich mit Regen füllt. Bei all dem behaglichen Wohlgefühl in eurem wasserdichten Outfit vergesst aber eines nicht: Sobald ihr nicht mehr auf dem Bike sitzt, seht ihr aus wie ein Ghostbuster bei einem Rave. Wenn ihr also eher der schüchterne und zurückhaltende Typ seid, müsst ihr euch auf ein paar Blicke gefasst machen, wenn ihr nach der Tour im Café eures Vertrauens vorbeischaut.

Wir würden den Dirtlej Dirtsuit Core Edition für Lift-unterstützte winterliche Tage und Spielereien im Wald empfehlen, wo Strapazierfähigkeitt und Wärme wichtiger sind als Gewicht und Packmaß. Für Crosscountry-Touren oder Tagesausflüge mit wechselnden Witterungsbedingungen fehlt ihm die Anpassungsfähigkeit einer separaten Jacke und Hose – denn habt ihr den Dirtlej einmal an, werdet ihr ihn die ganze Zeit über tragen, außer ihr habt einen Rucksack mit mindestens 25 l Fassungsvermögen dabei.

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Endura MT500 One-Piece Anzug

Nichts mit Kochbeutel, Enduras 3-lagiges ExoShell60-Gewebe hat mit 64.000 g/m²/24h eine sehr hohe Einstufung bezüglich der Atmungsaktivität und garantiert so eine erstklassige Performance bei hochintensivem Mountainbiken. Verglichen mit dem Dirtlej Dirtsuit Core Edition ist der fliegengewichtige Endura MT500 One-Piece eine Streicheleinheit. Mit einem Preis von atemberaubenden 459 € wird jedoch jeder, der halbwegs gut in Mathe ist, erkennen, dass der neue One-Piece Anzug teurer ist als ein separates Paar MT500 Hosen und Jacke. Kann der neue MT500 One-Piece mehr wert sein als die Summe seiner Teile?

Für die Imagebewussten eröffnet der Endura MT500 One-Piece diesen Kampf mit einem klaren Sieg. Formschön und stilvoll, gibt der Endura MT500 One-Piece Anzug in der Vorderansicht keinen Anhaltspunkt für seine polarisierenden Einteiler-Wurzeln und mutet eher wie ein konventionelles zweiteiliges Ensemble mit einem komplett elastischen Hosenbund an. Nur wenn man den Blick über den Rücken wandern lässt, sieht man das Verbindungsstück, welches sicherstellt, dass sich weder Schlamm noch Spritzwasser hineinschleichen können. Wie bei einer Vokuhila-Frisur lautet hier das Motto: Business in the front, party in the back. Der Endura MT500 One-Piece ist natürlich vollgepackt mit Features: Reißverschlusstaschen, Halterung für den Liftpass, Taschen zur Belüftung an der Front, strapazierfähigeres Material mit rutschhemmenden Silikon-Details an der Schulterpartie, abzippbare Hosenbeine (auch wenn wir diese nie benutzt haben) und riesige Zwei-Wege-Reißverschlüsse als Belüftungsöffnungen unter den Armen. Uns gefällt besonders gut, dass Endura an der Vorderseite den unabhängigen Hosenbund und Jackensaum beibehalten hat. Das erlaubt es euch, mit geöffneter Jacke bergauf zu strampeln, ohne dass der Anzug seine Form verliert. Die Hose ist ebenfalls auch für Knieschoner sehr passend geschnitten und die gesamte Passform fällt schlank und athletisch aus.

Während der Tests gingen wir nicht gerade sanft mit dem Endura MT500 One-Piece um. Wir setzten ihn den irren Wetterkapriolen in Schottland aus: einerseits ungemütliche Extremnässe, andererseits für diese Jahreszeit ungewöhnlich warme klimatische Verhältnisse. An warmen Tagen waren wir im komplett geschlossenem Anzug sehr beeindruckt von der Atmungsaktivität des Materials. Das ExoShell60 Obermaterial fühlt sich super leicht und luftig an. Der Anzug heizt sich natürlich trotzdem etwas auf, jedoch nicht mehr als eine sehr gute Kombi aus Jacke und Hose – und weitaus weniger als der Dirtlej. Wir sehen den Endura MT500 One-Piece mehr als Ganzjahreslösung denn als Winteranzug und man kann in ihm mit Sicherheit auch während der wärmeren Monate eine Menge Spaß haben, egal ob auf Shuttle-Touren oder im Bikepark. Bei Wetter von der Kategorie „Ich hätte besser daheim bleiben und Netflix schauen sollen“ ist der Endura MT500 One-Piece schlicht einzigartig. Wir haben das während langer Ausfahrten mit Regen biblischen Ausmaßes getestet, inklusive Schlamm und Wasserpfützen überall. Jedes Mal, wenn wir zurück zu unserem Van kamen und uns aus dem Anzug schälten, waren wir darunter sauber genug, um direkt in die Arbeit marschieren zu können – wenn auch ein wenig muffelig. Selbst nach mehrfachen Ausflügen in unserer leidgeprüften Waschmaschine sieht der Anzug brandneu aus und zeigt keinerlei Spur von Delamination der vollständig versiegelten Nähte. Wenn euer Hauptanliegen maximaler Witterungsschutz ist, dann könnt ihr eure Suche beenden – der Endura MT500 One-Piece ist eure Wahl.

Unsere einzige kleine Sorge bei dem Endura MT500 One-Piece Anzug ist, dass er nicht dieses unzerstörbare, hochgradig strapazierfähige Gefühl vermittelt, wie es bei dem Dirtlej Anzug der Fall ist. Obwohl wir von Enduras preisgekrönter wasserdichten Jacke wissen, dass die MT500-Kollektion super robust ist, würden wir mit diesem 459 € teuren Anzug nicht allzu oft stürzen wollen. Was einen Witterungsschutz gemäß der Prämisse „die Schotten dicht machen“ angeht, hält der Endura MT500 One-Piece locker mit dem Dirtlej mit. Er bietet außerdem beeindruckende Leichtigkeit und Atmungsaktivität – jedoch zu einem hohen Preis.

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Fazit – welcher Einteiler ist der beste?

Für absoluten Schutz bieten sowohl der Dirtlej Dirtsuit Core Edition als auch Enduras MT500 One-Piece eine ausgezeichnete Performance und wir würden mit beiden frohlockend in den Kampf gegen die Elemente der Erde (okay, Feuer ausgenommen) ziehen. Nach intensiven Tests sind wir der Ansicht, dass es für 90% der Mountainbiker das Beste wäre, in eine gute Jacke und separate Hosen zu investieren. Diese Kombi gibt euch beinahe das selbe Level an Schutz bei weitaus mehr Flexibilität und spart dabei auch noch ein wenig Geld. Wenn ihr allerdings die Sorte von Verrückten seid, die regelmäßig das Haus für eine Fahrt im regnerischen Mistwetter verlassen oder wenn ihr Liftfahrten bei Regenwetter liebt, dann ist der Endura MT500 One-Piece die mit Abstand leistungsfähigste und wetterbeständigste Lösung auf dem Markt. Allerdings machen die (relative) Bezahlbarkeit, seine robuste Strapazierfähigkeit und Schutzwirkung ohne unnötigen Schnickschnack den Dirtlej Dirtsuit Core Edition zu unserer ersten Wahl für schmuddelige Winter-Ausfahrten!

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