ENDURO Dauertest 2014 – Das Yeti SB95 Carbon im Test
Knapp 1000 Kilometer hat ENDURO US-Redakteur Daniel bereits mit dem SB95 Carbon von Yeti Cycles zurückgelegt. Zeit also für eine erste Abrechnung: Konte das 130 Millmeter 29er Trailbike auf den felsigen Trails in Colorado überzeugen?
Zu Beginn ein paar Worte über mich, damit ihr einschätzen könnt, wie das Bike gefahren wurde: Ich bin 181 Zentimeter groß, wiege 66 Kilo und bin seit 20 Jahren am Biken. Auch wenn ich mich sicher nicht als Grobian bezeichnen würde, zimperlich gehe ich mit meinen Bikes nicht um. Ich nutze sie. Ich stelle sie nass in den Keller. Ich fahre lieber als zu schrauben. Ich fahre hin und wieder ein Rennen und bin oft mit Freunden auf epischen Ganztagestouren in den Bergen unterwegs. Oder anders gesagt: Ich bin vermutlich ein ganz normaler Biker. Ich weiß was funktioniert und was nicht. Ich bin gerne draußen und erkune neue Gegenden und brauche ein Bike, das diesen Herausforderungen gewachsen ist.
Das Yeti SB95 sieht auf dem Papier nach genau einem solchen Bike aus – hier die Highlights
- Carbon-Rahmen mit Yeti Switch Technology
- Gewicht (mit Pedalen) 13,4 Kilogramm
- Fox Float 34 Federgabel
- Shimano XT Ausstattung (2×10 Antrieb, Bremsen
- DT Swiss 350/XM LTD Laufräder
Jetzt aber zum Bike
Das Yeti SB95 ist ein super Bike für die Region in der ich lebe: Jede Menge lange – aber alles andere als langweilige – Touren mit vielseitigen, größtenteils felsigen Trails. Besonders bei hohen Geschwindigkeiten weiß das Yeti zu gefallen: Mit den 444 Millimeter langen Kettensteben ist es zwar nicht ultra-verspielt und wirkt im technischen Terrein bisweilen etwas sperrig, gibt dafür zusammen dank des 67,5 Grad Lenkwinkels auf schnellen High-Speed Abfahrten jede Menge Sicherheit und macht viel Spaß.
Natürlich fühle ich mit meinem anderen Bike, einem Yeti SB66 auf Sprüngen und Flowtrails etwas wohler, doch wie oft bewegt man sich tatsächlich in solch Terrain. Das SB95 dagegen klettert hervorragend, auch wenn das Gewicht von 13,4 Kilogramm doch spürbar ist. Die Shimano XT Schaltung funktioniert zuverlässig und bietet mit einem 24er Blatt die passende Übersetzung für fast jede Gelegenheit. Bemerkenswert: Obwohl das Yeti auf eine Kettenführung verzichtet, ist mir während der rund 900 km mit dem Bike nicht einmal die Kette abgesprungen.
Das Testbike ist mit einer Fox Float 34 140 Federgabel und einem Fox Float CTD Trail Adjust Dämpfer ausgestattet. Mit beiden Federelementen war ich im Testverlauf zufrieden, auch wenn sie bei kleinen Schlägen sensibler hätten ansprechen können. Größeren Schläge dagegen nimmt die Gabel überraschend gut den Schrecken und auch der Hinterbau schluckt sie akzeptabel weg. In Anbetracht seines geringen Gewichts und des fehlenden Ausgleichsbehälters, macht der Dämpfer einen super Job – wer die Abfahrtsperformance des Bikes erhöhen will, sollte jedoch einen massiveren Dämpfer wie etwas den Fox Float X in Betracht ziehen.
Einen kleinen Kritikpunkt an der Ausstattung stellt die Thomson Variostütze dar, die sich gegen Aufpreis aufs Basismodel hinzukonfigurieren lässt: Dadurch, dass sich die Remote-Leitung beim Verstellen des Sattels mitbewegt, gestaltet sich ihre korrekte Verlegung sehr schwierig. Passt man nicht auf, schleift die Leitung schnell am Reifen oder Rahmen. Die Funktion der Stütze selbst war einwandfrei.
Die verbauten XT Bremsen sind – meiner Meinung nach – aktuell das beste Gesamtpaket am Markt und konnten auch im Yeti überzeugen. Klar gibt es stärkere Bremsen, doch eine so ausgewogene Kombination aus Bremskraft, Dosierbarkeit, Wartungsfreundlichkeit und Preis findet man sonst nirgends. Nur auf sehr langen Abfahrten (1000 Höhenmeter und mehr) brachte ich die XT Stopper an ihre Grenzen – die besser gekühlten Ice Tech Scheiben sollten hier Abhilfe schaffen.
Auch die drei Rennen überstand das Yeti problemlos und ohne Verluste – so stelle ich mir ein zuverlässiges Bike vor!
Änderungen
Zu Beginn des Tests tausche ich den montierten 80 Millimeter Vorbau gegen ein kürzeres 50-Millimeter-Modell – das Handling verbesserte sich spürbar. Auch meine Experimente mit dem neuen Roval Fattie Traverse SL Carbon Laufrad erwiesen als erfolgreich: Nicht nur sparte ich knapp 500 Gramm rotierende Masse, auch die geringeren Luftdrücke die die breiteren Felgen zulassen kamen dem Fahrverhalten zu gute.
Fazit
Das Yeti SB95c ist wie geschaffen für die meisten Trails hier in Colorado – und in den Bergen überall! Egal ob bei der kleinen Feierabendrunde oder bei epischen Ganztagestouren – das Yeti verträgt Vollgas. Ein Trailbike wie es sein sollte. Auch bei gelegentlichem Renneinsatz bereitet das Yeti Freude, ambitionierte Racer greifen allerdings besser zu einem Bike mit agressiverer Geometrie. Trotzdem: Wer ein Bike sucht, um immer und überall Spaß zu haben, sollte einen Blick auf das Yeti SB95c riskieren.
Text: Daniel Dunn
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