Marin Attack Trail C-XT9 im ENDURO Dauertest 2015
Bereits bei meinem Besuch auf der Eurobike 2013 war dieses Bike in mehreren Versionen zu bestaunen, allen voran das Topmodell Attack Trail. Einst war Marin die Bikemarke schlechthin. Es gab Zeiten, in denen die Bikes dieser Firma auf der Wunschliste nahezu aller Fahrer ganz oben standen. Qer ein Marin fuhr, war ganz vorne dabei. Doch irgendwann änderte sich das. Andere Hersteller zogen nach und bei Marin schien man die Linie zu verlieren. Hinterbauten und Federungskonzepte wurden zunehmend umständlicher, das Design geriet schwerfällig und plump. Buchstäblich in letzter Sekunde schaffte man es, das Ruder noch herumzureißen und mittlerweile lassen die neueren Modelle den alten Glanz der Kultmarke wieder aufleben. Auf der Eurobike jedenfalls gehörten die Marinbikes zu den schönsten Produkten der ganzen Messe. 18 Monate musste ich warten, nun steht es endlich vor mir in all seiner Pracht: Mein neues Langzeittestbike, das Marin Attack Trail C-XT9.
Ein paar Monate vor der Ankunft des Bikes erhielt ich bereits den sehr ähnlichen Rahmen des Pro Modells und so wusste ich ungefähr, was mich erwarten würde. Nach dem Test des 29” Intense Carbine Rahmens im letzen Jahr war es aber nun an der Zeit ein komplettes Bike zu testen um ein repräsentativeres Testergebnis zu erhalten. Außerdem war es mir nach einem Winter auf dem sehr langen Orange Alpine 160 wieder nach einem leichterem Carbonbike mit kleineren Rädern (27,5”); einem Bike für Rennen und Trails, auf dem ich hoffentlich wieder zu alter Schnelligkeit und Wendigkeit zurückfinden werde.
Die Carbonoptik des Rahmens weiß auf Anhieb zu gefallen. Aufgelockert wird diese lediglich an einigen Stellen durch Akzente in markantem Blau. Insgesamt wirkt das Design des Viergelenkers sehr sauber und aufgeräumt. Das bewährte Prinzip des Hinterbaus befindet sich aktuell in der dritten Entwicklungsstufe. Er stellt in Verbindung mit dem eigens angepassten Rock Shox Monarch RC gefühlt deutlich mehr als die tatsächlichen 150mm Federweg zur Verfügung. Vorne sorgt eine günstige Rock Shox Pike Dual Position mit 160mm Federweg für Ruhe. Im Gegensatz zu den teureren Modellen verfügt diese Ausführung nicht über zwei, sondern nur über eine einzige Druckstufenverstellung. Durch das niedrige Gewicht von 12,5 kg in und durch die 435mm Kettenstreben sowie einem Lenkwinkel von 66,5° ergibt sich ein agiles, verspieltes Handling und macht das Marin perfekt für meine Zwecke geeignet.
Wenn man bereit ist rund 6750 € (5000 £) für das Attack Trail auszugeben erhält man ein Bike mit vielen außergewöhnlichen und durchdachten Features. Nicht zuletzt deswegen wollte ich unbedingt das Marin für einen Langzeittest haben. Besonders gut gefällt mir dabei die Option, alle Leitungen komplett oder nur teilweise innen, oder eben außen verlegen zu können. Entscheidet man sich für die erste Variante, werden die Leitungen elegant am Steuerrohr zusammengeführt und nach innen verlagert. Das Verlegen der Züge im Inneren stellt einen vor keinerlei Probleme, da sich hinter dem leicht abzunehmenden Unterrohrschutz eine geräumige Serviceöffnung befindet. Alle Hinterbaulager sind mit Torxschrauben anstatt wie bei anderen Herstellern mit verschleißfreudigen Inbusschrauben befestigt. Die hintere Bremssattelaufnahme befindet sich innerhalb des Schwingendreiecks, was vor Beschädigung und Quietschen schützen soll.
Ausstattung
Geschaltet wird mit SRAMS bewährter X01 11-fach Gruppe und obwohl nur die genietete und günstigere Kassette verbaut ist, sollten hier keinerlei Probleme zu erwarten sein. Als Sattelstütze fungiert die KS Lev mit 125mm Verstellbereich. Diese wird über eine innen verlegte Leitung mittels eines ergonomischen Southpaw Hebels betätigt.
Einzig bei den SRAM Guide Bremsen habe ich so meine Bedenken. Bei bisher zwei getesteten Sets funktionierte eines ohne Probleme während das zweite bei nassen Bedingungen deutliche Schwächen zeigte. Bleibt zu hoffen, dass die hier verbauten Bremsen ihrer Aufgabe gewachsen sein werden.
Der Laufradsatz besteht aus wertigen M1700 Felgen von DT Swiss und wunderschön gefrästen und polierten straight pull Naben.
Geplante Änderungen
Von den wenigen aber notwendigen Änderungen an der Serienausstattung sind in der Hauptsache die Kontaktpunkte zum Fahrer betroffen. So wird der 760mm Easton Heaven Alulenker und der 70mm (!) lange Vorbau gegen meine bevorzugte Kombi aus 50mm Vorbau und 780mm Carbonlenker von Joystick getauscht. Aufgrund meines eher aggressiven Fahrstils wird auch der Schwalbe Hans Dampf in der Snakeskin Ausführung am Heck weichen müssen und gegen ein weniger pannenanfälliges Modell ersetzt werden. Für einen adäquaten Vorderreifen werde ich mich dann nach ein paar ersten Ausfahrten entscheiden. Anstatt der Marin Seriengriffe kommt ein Satz von Ergon an den Lenker.
Geometrie (Größe L)
Stack: 614.79mm Reach: 424.8mm Lenkwinkel: 66.5 Grad Sitzwinkel: 73.5 Grad Oberrohr: 541.6mm Oberrohr (effektiv): 606.4mm Tretlagerhöhe: 335.5mm Tretlager-Offset: 14.5mm Radstand: 1167.9 mm Kettenstreben: 435mm
Der Fahrer
Bei einer Größe von 1,80m habe ich mich für Rahmengröße L entschieden, gleichwohl es sich beim Marin um ein relativ kurzes Bike handelt. In XL entspräche es zwar eher den modernen Geometrien der Bikes, die ich in jüngster Vergangenheit testen durfte, doch dabei wäre das Oberrohr für meine Begriffe deutlich zu hoch. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass dieser ganze “Lang und tief”- Hype etwas überstrapaziert ist und freue mich nun schon auf ein etwas wendigeres Bike mit einem verspieltem Handling.
Geboren: 1971 | Am Biken seit 1995 Job: UK Editor & Teilzeit-Baumchirurg 2015 Ziel: Sich in der UK Enduroserie beweisen und die Fitness nicht für eine schlechte Platzierung verantwortlich machen.
Weitere Info: marin.com
<strongText & Bilder Jim Buchanan
Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!