EWS 2015 | Der Stand der Dinge: Fahrer und Teamaufstellungen
Gespannt blicken wir gerade auf die EWS, die bald schon zum dritten Mal mit ihrer Eröffnungsrunde aufwartet. Acht der besten Bikespots, ein hochkarätig besetztes Fahrerfeld und eine Rekordzahl an Teamnominierungen versprechen Endurosport vom Feinsten. Außerdem stellt die EWS erstmalig ein eigenes Kamerateam, das mit Videostreams, Teamreportagen und dem ein oder anderen Blick hinter die Kulissen die Berichterstattung über diese Veranstaltung deutlich verbessern soll. Es spricht also vieles dafür, dass uns die bisher beste EWS-Saison ins Haus steht.
Geplant ist auch die Einführung jeweils einer U21-Kategorie für Männer und Frauen, die die bisherige Juniorenklasse der Männer ersetzt. Laut Aussagen der EWS soll diese neue Kategorie allen aufstrebenden jungen Talenten eine Plattform bieten, um ihre Fähigkeiten über einen Zeitraum von vier statt wie bisher nur zwei Jahren präsentieren und ausbauen zu können. Außerdem hofft man, mit der eigenen Damenwertung mehr Fahrerinnen für den Endurosport begeistern zu können.
Bezüglich der Teamzusammenstellung kursierten in den letzten Monaten zahllose Gerüchte, doch mittlerweile ist die Anmeldeliste veröffentlicht und die Katze aus dem Sack. Ganze neunundzwanzig Teams sind diesmal für den Kampf um den begehrten Weltmeistertitel zugelassen.Bei den bekannten Teams gibt es nur wenige – dafür aber ziemlich interessante – Änderungen. Umso spannender, was sich in den vielen neuen Teams tut und welche geheimen Favoriten sich hier tummeln.
Fangen wir aber bei den Champions an: Für das Yeti/FOX Shox Factory Team bleibt mit Jared an der Spitze alles beim Alten. Und der schaut mit Sicherheit gut gelaunt in die neue Saison: Immerhin hat er mit dem SB6C eine absolute Waffe und zugleich sein Wunschbike gefunden. Den ganzen Winter über war er damit beschäftigt, sich mit seinem neuen Arbeitsgerät vertraut zu machen und es an seine Bedürfnisse anzupassen. Es ist also gut möglich, dass er in der kommenden Saison noch schneller unterwegs sein wird! Aber die Konkurrenz ist ihm dicht auf den Fersen und es muss sich erst noch zeigen, wie sich Jared in der Rolle des Gejagten zurechtfindet.
Man munkelte, Jareds Teamkollege Richie Rude würde nach der letzten Saison wieder ins Downhillressort zurückwechseln. Aber es sieht ganz so aus, als hätte Richie Blut geleckt – und deshalb wird er 2015 wohl die komplette EWS-Saison absolvieren. Mit seinen 20 Jahren steht der Junge voll im Saft, hat aber dennoch schon einiges an Erfahrung gesammelt.
Das Trek Factory Racing Enduro Team möchte natürlich seinen ersten Platz in der Teamwertung mit allen Mitteln verteidigen und geht daher mit einem unveränderten Fahrerfeld ins Rennen. Angeführt wird es von Tracy Moseley, die letztes Jahr noch mit ihrem eigenen T-Mo Racing Team unterwegs war und daneben sogar noch Zeit für XC-Rennen und Trainingscamps fand. Dieses Jahrwird sie sich jedoch zu 100% dem Endurosport widmen und alles daransetzen, das Triple zu schaffen.
Flankiert wird sie dabei von den beiden Maschinen Justin Leov und Rene Wildhaber. Diese Kombination könnte durchaus das Rezept für eine extrem erfolgreiche Saison sein.
Gleiche Sponsoren, gleiche Fahrer – das gilt 2015 auch für das Canyon Factory Enduro Team. Fabien Barel ist zurück und heiß auf den Gesamttitel, was er mit seinem märchenhaften Sieg in Finale Ligure schon letztes Jahr eindrucksvoll angemeldet hat. Über die ganze Aufregung um Fabien darf man aber Joe Barnes keinesfalls vergessen. Als Fabien letztes Jahr ausfiel, war er der Hoffnungsträger im Team und dieser Aufgabe durchaus mehr als gewachsen. Wir freuen uns schon darauf, ihm beim Kampf um einen der vorderen Plätze zuzuschauen – und wenn er seine derzeitige Form hält, könnte ein Heimsieg auf der schottischen Etappe durchaus drin sein.
Jerome Clementz will es erneut auf seinem Cannondale Jeckyll wissen. Da er aber mittlerweile von Mavic zu Alpinestars gewechselt hat, wird man ihn zukünftig ohne seine typisch gelben Farbakzente fahren sehen, was die Arbeit der Fotografen deutlich erschwert. Für ihn war dieser Wechsel aber nicht nur farblich bedeutend: Immerhin hat er nun auch endlich mehr Zeit, sich in die Produktentwicklung einzubringen. Für Cannondale Overmountain kämpfen an seiner Seite Ben Cruz und Mark Weir um den Gesamtsieg in der Teamwertung.
2015 könnte DAS Jahr für das Specialized Racing Team werden – und damit auch das Jahr von Anneke Beerten. Die Niederländerin ist in der Form ihres Lebens und kann aufgrund ihrer hervorragenden Leistungen der vergangenen Saison durchaus zu den Podiumsanwärterinnen gerechnet werden. Mit ihrem Wechsel zu COMMENCAL ändert sich 2015 so einiges für Cecile Ravanel. Auf einem neuen Bike und in einem neuen Team wird sie um jede Zehntelsekunde kämpfen und versuchen, Tracy oder Anne Caro einen der Spitzenplätze streitig zu machen.
Natürlich sind im Fahrerfeld auch zahlreiche Legenden zu finden: Nico Vouilloz ist wieder genesen und geht wie gewohnt für die Lapierre Gravity Republic an den Start. Ob er allerdings als mittlerweile 39-Jähriger noch mit den jungen Wilden mithalten kann, muss sich erst noch zeigen – wir drücken jedenfalls die Daumen. Eine weitere Legende, Cédric Gracia, startet für Santa Cruz. Dass er für gute Unterhaltung sorgen kann, ist hinlänglich bekannt. Aber reicht es bei ihm auch noch für gute Rennergebnisse? Zusätzlich werden sich einige Größen aus dem DH-Sport auf der ein oder anderen Etappe einfinden: Sam Hill sammelt für Chain Reaction Cycles erste Enduroerfahrungen, Peaty und Josh Bryceland wird man bei Santa Cruz bewundern können und DH-Superstar Troy Brosnan startet in der Eröffnungsrunde in Neuseeland für das Specialized Racing Team.
Man darf gespannt sein, wie sich diese Jungs schlagen, wenn sie mit echten Endurospezialisten konfrontiert werden.
Der geneigte Leser hat bereits gemerkt: Bei den angestammten Teams gab es kaum gravierende Änderungen. Nach dem durchschlagenden Erfolg in der Auftaktsaison 2013 wurden zahlreiche Fahrer umgehend mit einem Zweijahresvertrag ausgestattet, dadurch wird erst zum Ende der Saison wieder etwas Bewegung ins Fahrerkarussell kommen. Deutlich aufregender sieht es da schon bei den zahlreichen neuen Teams aus.
Spätestens nach der Vorstellung des Prototypen zum HD3 war klar, dass Ibis in der kommenden Saison Großes vor hat. Und tatsächlich ist ihnen mit dem neuen HD3-Serienbike und dem innovativen 741-Laufradsatz ein großartiger Wurf gelungen.
Im Fahrerfeld ist Ibis vor allem bei den Damen stark vertreten. So ist unter anderem Anne Caro Chausson darauf angesetzt worden, T-Mo die Krone streitig zu machen. Verstärkt wird das Team von den Gehrig-Schwestern, die ebenfalls immer für die ein oder andereTop Ten-Platzierung gut sind.
Bei den Männern setzt Ibis große Hoffnungen auf Gary Forrest. Er war in der letzten Saison der schnellste Fahrer bei den Amateuren und hat nun ins Profilager übergewechselt. In der Saisonvorbereitung hat er täglich hart trainiert, um gleich beim Auftaktrennen in Neuseeland einen guten Eindruck zu hinterlassen. Ein weiterer spannender Neuzugang im Team ist Conor Lavelle. Der 18-jährige Ire beendete die vergangene Saison als Dritter bei den Junioren und mit seinem Wechsel zu Ibis steht ihm sicherlich eine erfolgreiche Zeit bevor.
Auch für Greg Callahan läuft es nicht schlecht. Letztes Jahr noch klapperte er mit einem Camper die Rennen in Europa ab (und wurde dennoch aufgrund seiner konstanten Leistungen sechzehnter in der Gesamtwertung). Jetzt steht er beim CUBE Action Team unter Vertrag, wo er mit professioneller Unterstützung und dem neuen Stereo 160 Super HPC einen Platz unter den Top Ten anvisiert. Allerdings ist die Konkurrenz innerhalb des Teams groß, denn schließlich sind seine Kollegen Nico Lau, Scott Laughland, Gusti Wildhaber, André Wagenknecht und Ludwig Döhl auch nicht gerade langsam unterwegs.
Der Hamburger Bikehersteller Bergamont nimmt dieses Jahr erstmals an der kompletten EWS teil und schickt für Endura Bergamont Factory Enduro den Neuseeländer Joseph Nation und die Britin Katy Winton auf dem neuen 140 mm-Trailster ins Rennen. Joseph gewann die 4. Etappe der Specialized SRAM Enduro Series in Willingen und beendete die vergangene Saison auf einem soliden 43. Platz.
Die erst 22-jährige Katy Winton erarbeitete sich im letzten Jahr souverän einen Platz unter den Top Ten und hat sich für ihre Vorbereitung Unterstützung von einigen der schnellsten Fahrer auf der Tour geholt, um sich so 2015 bis in die Top Five vorzuarbeiten. Wir sind gespannt, ob ihr das gelingt!
Auf einigen Etappen bekommt das Bergamont-Duo Unterstützung von Ed Masters. Mittlerweile dürfte der durchgeknallte Neuseeländer vielen durch seine originellen und nicht ganz ernst zu nehmenden Trainingsvideos bekannt sein. Es wird interessant, zu sehen, wie sich der schräge Downhiller auf den Endurostrecken machen wird. Eines ist jedoch sicher: Er wird auch hier bestimmt seine ganz „eigene“ Linie finden …
Text: Trev Worsey
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