Wer kennt ein geiles Trailbike aus dem Hause Focus? Richtig, niemand! Und zwar, weil es das bis dato noch nicht gab. Mit dem Focus Spine wollen die Cloppenburger das Trailbike-Segment nun kräftig aufmischen: 120mm-Fahrwerk, geringes Gewicht, sportliche Geometrie – so lauten die Eckdaten des neuen Spine, welches Mountainbiker auf der Feierabendrunde ebenso begeistern soll, wie beim sommerlichen Alpencross.
Update Juli 2017: Inzwischen haben wir einen aktuelleren Test des Focus Spine C Factory.
Wir konnten bereits das Spine unter anspruchsvollen und harten Bedingungen in den Südtiroler Alpen rund um Naturns testen. Was das neue 10,9 kg leichte Trailbike kann lest ihr hier!
Bei Focus tut sich etwas, und zwar gewaltig! In den vergangenen drei Jahren hat sich der Cloppenburger Hersteller in Stuttgart ein starkes, eigenes Entwicklungsteam aus passionierten Entwicklern und Ingenieuren (z.B. Fabian Scholz, Gesamtsieger SSES 2014) aufgebaut. Mit dem Focus SAM Aluminium gelang Focus ein exzellentes Debüt im Enduro-Segment, was auch unsere Tests belegen. Für 2016 kommt nun ein 120mm-Trailbike mit 27,5” Laufrädern hinzu: das Focus Spine.
10 unterschiedliche Modelle aus Carbon und Aluminium sollen dem Kunden die Qual der Wahl lassen. Darunter auch zwei Frauenmodelle. Die Spine-Modellpalette beginnt bei 2.000 € und ist ab August erhältlich. Wir testeten das 7.000 Euro teure Topmodell, das Focus Spine C 0.0.
Der Rahmen
Schwarz-Weiß lautet das Motto des Carbon-Topmodells, das mit einem schicken Look und cleveren Details wie den innenverlegten Zügen, schlagdämpfendem Kettenschutz und Platz für zwei Flaschenhaltern den Spagat zwischen Designsprache und Funktion schafft. Das breit konzipierte Oberrohr im „Tie-Shape“-Design soll für zusätzlich Steifigkeit im Steuerrohrbereich und Lenkpräzision sorgen. Unserer Meinung nach, hätte dieses markante Design noch konsequenter im gesamten Rahmen wieder aufgenommen werden können.
Die Ausstattung
Die Geometrie
Die Fahrperformance
Auf dem Trail begeistert das Bike mit einer sehr zentralen Sitzposition. Dank des sehr tief gezogenen Oberrohrs und dem kompakten Hinterbau fühlt man sich hervorragend ins Bike integriert. Das Fahrwerk stimmten wir – wie von Focus empfohlen – vorne wie hinten mit 25% SAG ab. Mit diesem Setup gibt sich das Spine in der Ebene recht antriebsneutral und spritzig, bei steilen Anstiegen sollte man jedoch Gebrauch des XLoc-Lenkerhebels machen, um das Fahrwerk zu blockieren (kein Lockout!). So läuft man nicht Gefahr, dass der Hinterbau ein wenig wegsackt und kann nicht zuletzt dank des 75° steilen Sitzwinkels super effizient den Berg hinauf sprinten. Lange wie technische Anstiege machen mit dem Spine wirklich Spaß (sofern sie das überhaupt tun können).
Das wahre Potential offenbarte uns das Spine dann in den technischen, alpinen Abfahrten rund um Naturns. Leichtfüßig und verspielt zirkelt man mit dem Spine technische Passagen hinab. Verwinkelte Strecken mit engen Kurven gehören genauso zu den Stärken dieses Trailbikes wie technische Passagen. Während der sehr satt auf dem Trail liegende Hinterbau feinfühlig jegliche Unebenheiten aufsaugt bietet er noch genügend Support im mittleren Federwegsbereich, um in Kombination mit den 428 mm kurzen Kettenstreben und der zentralen Position auf dem Bike auch verspielte Fahrmanöver zu ermöglichen: Enge Kurven, schnelle Richtungswechsel, Wheelie – das Spine schreit geradezu nach Action.
In anspruchsvollen Passagen kann die RS-1 mit dem enorm potenten Hinterbau leider nicht ganz mithalten, überzeugt aber sonst mit einer gutmütigen und sensiblen Performance. Hier wird das Spine C Factory Modell, welches mit einer RockShox Pike mit 120mm ausgestattet ist, für aggressive Fahrer vermutlich die bessere Wahl sein. Tatsächlich fühlt sich der Hinterbau nach mehr als „nur“ 120mm Federweg an, was nicht zuletzt an der recht linearen Kennlinie ohne großartige Endprogression liegt. Wer sich mehr Endprogression wünscht (in unseren Augen bietet die Standard-Einstellung einen sehr guten Kompromiss), der kann das via Luftkammer-Spacer im Dämpfer einfach anpassen.
Die Reifenkombination aus leichtem 2.2“-Mountain King Reifen am Heck und der großvolumigen 2.4“-Version an der Front überzeugt und bietet genügend Führungsqualitäten bei gutem Rollwiderstand. In Highspeed-Passagen schlägt sich das Focus mit seinem 1142mm langen Radstand (Rahmengröße M) tapfer, der 68° flache Lenkwinkel, der 444mm lange Reach vermitteln in Kombination mit dem breiten Cockpit gute Sicherheit. Ebenso das tief gezogene Oberrohr. Auf den langen alpinen Abfahrten zeigten die SRAM Guide RSC Bremsen mit 180mm Discs vorne und hinten einen etwas inkonsistenten Druckpunkt.
Das Fazit
Vielseitig, potent, verspielt und verdammt schnell – mit dem neuen Spine ist Focus ein erstklassiges, super spaßiges Trailbike mit ausgewogener Geometrie gelungen. Das geringe Gewicht und die guten Klettereigenschaften machen es zum perfekten Begleiter für lange (Alpen-)Touren genauso wie für eine schnelle Feierabendrunde. Gerne auch im anspruchsvollen Gelände. Der Kaufpreis von 7.000 € für diesen Traum in Carbon ist angesichts der Fahreigenschaften und der hochwertigen Ausstattung mit DT-Carbon-Laufrädern, RockShox RS-1 und SRAM XX1 gut zu rechtfertigen. In Kürze erhalten wir diese Trailrakete für den ENDURO Dauertest, um zu erfahren wie es sich im Langzeiteinsatz schlägt. Wir können es kaum erwarten!
Weitere Informationen: focus-bikes.com, das Spine wird ab August 2015 im Handel erhältlich sein.
Update Juli 2017: Inzwischen haben wir einen aktuelleren Test des Focus Spine C Factory.
Text: Robin Schmitt Foto: Daniel Geiger
Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!