Im ersten Teil unserer Serie über die mysteriöse und wundersame Welt des Cyclocross-Racings fanden wir heraus, was Cyclocross überhaupt ist. Nun ist es an der Zeit, mehr über die Bikes zu erfahren. Es ist verzeihlich, wenn man als unbedarfter Laie zunächst glaubt, es handle sich hier nur um Rennräder in schweren Schlappen. Doch tatsächlich steckt einiges mehr dahinter.

We will be racing on the €1999 Vitus ENERGIE, which packs a serious bargain punch
Trevor startet auf dem Vitus Energie Pro, das für 1.999 € ein verdammt guter Deal ist.

Was unterscheidet ein Cyclocross-Bike von einem Rennrad?

Also ein Rennrad mit Stollenreifen, richtig? Falsch! Die meisten Cyclocross-Bikes sind um einiges bulliger als ihre abgemagerten Straßenkollegen, denn sie müssen ja auch mehr abkönnen. Außerdem ist die Position beim Cyclocross nicht so sehr auf extreme Aerodynamik ausgelegt, sondern mehr auf Kontrolle und Handling. Der ganze Rahmen ist daher etwas flacher, der Lenker etwas höher und das Oberrohr kürzer, damit der Fahrer in einer aufrechten Position bleibt und maximale Kontrolle behält, wenn das Bike seitlich wegzurutschen beginnt. Außerdem ist bei Cyclocross-Rädern der Radstand länger, was für mehr Stabilität und die notwendige Reifenfreiheit sorgt.

A cyclocross bike looks a little burlier than a road bike and may be made from steel, aluminium, titanium or in this case carbon
Ein Cyclocross-Bike sieht um einiges bulliger aus als ein Rennrad und kann aus Stahl, Aluminium, Titan oder wie hier aus Carbon sein.

Spin to win – Cyclocross-Bikes haben auch kleine Gänge!

An Cyclocross-Rädern findet man kleinere Gänge als an Rennrädern, denn man erreicht nie deren Geschwindigkeit (es sei denn man ist wahnsinnig), und man braucht oft niedrige Gänge, um die kurzen, steilen Anstiege hochzukommen. Traditionell würde man an einem Crossbike eine 46/36-Kettenblatt-Kombi mit einer Wide-Range-Kassette finden, sodass eine breite Auswahl an Gängen für die Schlammschlacht zur Verfügung steht. Doch wie bei Mountainbikes gewinnen auch hier die einfachen und leichten 1x-Antriebe zunehmend an Beliebtheit. Mit einer 11-fach-Wide-Range-Kassette und einem 40er- oder 42er-Kettenblatt lässt sich schon fast die Bandbreite eines 2x-Antriebs erreichen und man spart Gewicht und hat weniger am Bike, was Probleme machen kann.

Many racers are switching to a 1x trasmission. The ENERGIE comes with the 1x11 SRAM Rival Groupset
Viele Racer steigen auf 1x-Antriebe um. Das Vitus kommt mit der 1×11 Rival-Antriebsgruppe von SRAM.

Exponierte Züge an einem Cyclocross-Bike gehen gar nicht!

Bei vielen Rennrädern verlaufen die Schaltzüge ungeschützt außen am Rahmen. Das ist bei miesem Wetter so praktisch wie ein Schleudersitz im Helikopter, deshalb haben die meisten Cyclocross-Bikes entweder innenverlegte Züge oder durchgehende Zughüllen bis zum Schaltwerk. Das hält den Wartungsaufwand in Grenzen und hindert das Schlammbombardement daran, euch auf unglamouröse Weise zu stoppen.

Cables need to be managed to stop them corroding through a tough winter
Die Züge müssen geschützt werden, um nicht den harten Winter über zu verrosten.

Vermisst ihr die altmodischen Cantilever-Bremsen? Wir auch nicht!

Bis vor gar nicht langer Zeit hatten die meisten Cyclocross-Bikes Cantilever-Bremsen, da sie leicht sind und sehr gute Reifenfreiheit bieten. Doch seit die UCI 2013 Scheibenbremsen zuließ, wechselten viele zur kraftvolleren Alternative. Scheibenbremsen bieten bessere Dosierbarkeit und knackigeres, effektiveres Bremsen in den kurzen Momenten, in denen es tatsächlich Traktion gibt. Dies brachte auch den Wechsel zu Steckachsen mit sich, um eine steifere Verbindung zwischen Laufrad und Rahmen zu schaffen, was die Bremsperformance maximiert. Günstigere Räder haben eventuell mechanische Bremsen, aber hydraulische sind mittlerweile erschwinglich und finden sich an Bikes aller Preisklassen.

Disc brakes give cross bikes maximum stopping power in the worst conditions
Scheibenbremsen verleihen Crossbikes maximale Bremspower unter den schlimmsten Bedingungen.

Reifenfreiheit ist alles!

Bei Rennrädern passt kaum ein Atom zwischen Rahmen und Reifen, doch im knietiefen Matsch wäre das keine gute Idee. Die Reifenfreiheit ist bei einem Crossbike wesentlich größer – um zu verhindern, dass sich der Schlamm hier ansammelt, und damit man breitere Reifen fahren kann. Die meisten ernsthaften Racer verwenden 33-mm-Reifen, da dies die von der UCI maximal zugelassene Breite ist, aber viele Bikes werden mit 35-mm-Reifen geliefert, die zusätzlichen Komfort und Grip bieten. Fahrer mit Podiums-Ambitionen verwenden meist Schlauchreifen (stellt euch einen Schlauch vor, der in einen Reifen eingenäht ist, der dann an die Felge geklebt wird), da sie mit geringerem Druck gefahren werden können und so mehr Grip bieten. Doch in letzter Zeit erfreuen sich Tubeless-Reifen (wie bei Mountainbikes) wachsender Beliebtheit. Die meisten Fahrer haben schnell rollende, wenig profilierte Reifen für die guten Tage und dann noch einen Satz aggressivere Schlammreifen für ungünstigere Bedingungen – aber nach meiner bisherigen Erfahrung kann ich sagen: Schlamm gibt’s eigentlich immer!

Bigger tyres need bigger clearance, plenty of room for mud!
Größere Reifen brauchen größere Freiheit – hier gibt’s jede Menge Platz für den Matsch!

Im Januar werde ich in Schottland ein paar Cyclocross-Rennen fahren, auf dem giftgrünen Vitus Energie Pro. Es bringt alles mit, was ich mir in dieser Preisklasse gewünscht habe: einen Vollcarbonrahmen, einen 1x-Antrieb und hydraulische Bremsen, und das für 1.999 € – guter Deal! Ein Bike allein reicht aber noch nicht aus. Deshalb sehen wir uns nächste Woche im dritten Teil der Reihe an, was man sonst noch so an Equipment für die Cyclocross-Saison braucht – bleibt dran!

Next up, we find out what gear you need to race a Cross season
Nächstes Mal finden wir raus, was ihr sonst noch alles braucht für die Cyclocross-Saison.

Text & Bilder: Trev Worsey


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