Biken und Biertrinken sind einfach wie füreinander gemacht! Was gibt es Besseres, als nach dem Biken ein kühles Helles zu zischen? Genau mit diesem Plan im Kopf haben wir uns mit den Jungs von YT Industries in Forchheim verabredet, um in der Region mit der höchsten Brauereidichte der Welt zu biken. Doch dann kam alles anders als gedacht – lest selbst …

„Good Times“ ist nicht nur YT’s Mission, sondern war an diesem Tag auch unsere.
„Good Times“ ist nicht nur YT’s Mission, sondern war an diesem Tag auch unsere.

Daniel und ich sind spät dran, als wir uns an einem Donnerstagmorgen auf den Weg nach Forchheim zu YT Industries machen. Deshalb fällt das Frühstück aus, irgendwo auf dem Weg werden wir schon was zu essen abgreifen können. Wir hatten uns zur entspannten Bike-Tour durch die Region verabredet und wollten anschließend aufs Annafest, was so ziemlich das Mekka eines jeden Bierliebhabers sein sollte: Sage und schreibe 25 Bierkeller gibt es entlang des Forchheimer Hausberg, die durch eine Straße miteinander verbunden sind. Vom YT-Office aus sind das keine 45 km und gut 1.200 Höhenmeter, auf diese Tour kann man notfalls auch mit leerem Magen starten.

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Kühl und extrem süffig, das dunkle Bier ist die perfekte Erfrischung.
Kühl und extrem süffig, das dunkle Bier ist die perfekte Erfrischung.

Vom Büro des fränkischen Direktversenders aus geht es entspannt los. Die ersten Kilometer fahren wir bei strahlendem Sonnenschein auf Radwegen und Nebenstraßen ins nächste Dorf, dessen beschaulicher Name schon ganz automatisch die passenden Bilder im Kopf entstehen lässt: Kirchehrenbach heißt es und weil es mittlerweile schon fast 13 Uhr ist und wir irgendwie zu wenig zum Trinken eingepackt haben, scheint uns eine kleine Abkühlung nur gerechtfertigt. Zwischen Fachwerkhäusern erspähen wir am Ende einer verlassenen Straße das Gasthaus zum Schwarzen Adler. So schwarz wie der Vogel auf dem Dach ist auch das Getränk, das uns erwartet, ein dunkles Winkler Bräu. Es ist extrem süffig und bei den rund 25 Grad draußen genau das, was wir brauchen. Nur die Zeit wird langsam knapp, deshalb fix mit großen Schlucken die Gläser geleert – wir haben ja noch einiges vor. Beim Aufstehen die Überraschung: Wir sind ja eigentlich keine Anfänger mehr, aber so ganz ohne Frühstück oder Mittagessen schlägt die erste Halbe dann doch ordentlich an.

Ein Bier – ein Sturz

Egal. Mit leicht schummrigem Kopf und einer bereits spürbar ausgelasseneren Stimmung nehmen wir den ersten Anstieg in Angriff. Anfangs ist er nicht sonderlich steil, zieht sich dann aber relativ schnell wie Kaugummi und presst mir gegen Ende mit einer fiesen Steigung den Schweiß aus jeder Pore. Und da heißt es immer, dass schon die Mönche im Mittelalter wussten, was für ein großartiger Energielieferant Bier ist – von Energie merke ich hier gerade wenig. Während ich also zur menschlichen Sprinkleranlage mutiere, verfliegt auch jegliche alkoholische Wirkung. Langsam grummelt außerdem der Magen und deshalb machen wir uns hochmotiviert an die Abfahrt, am Trailende wartet immerhin die erste Mahlzeit des Tages. Ein paar Minuten später stellt sich heraus, dass die Motivation vielleicht ein ganz klein wenig zu groß war: In einer langgezogenen losen Linkskurve driftet Phillipp, Marketing-Manager bei YT, über den Trail hinaus und parkt sein Bike mit ordentlich Speed an einem Baum. Boom! Außer ein paar Kratzern am Bike und Körper ist Philipp bei der Aktion Gott sei Dank nichts passiert. Glück gehabt, das hätte auch anders ausgehen können …

Viel Bier ist nicht grade fördernd für die Balance - Wheelie fahren war trotzdem noch drin!
Viel Bier ist nicht grade fördernd für die Balance – Wheelie fahren war trotzdem noch drin!

Sieben Bier sind auch ein Schnitzel

„Essen gibt’s bis 13.30 Uhr, jetzt ist 13.50 Uhr. Alles, was ihr noch bekommt, ist Bier!“, ist die Ansage der forschen, kräftigen Bedienung mit ausgeprägtem fränkischem Dialekt, als wir am Restaurant ankommen. Im katholischen Franken achtet man auf Pünktlichkeit und nimmt die Ruhezeiten ernst! Kalorien also wieder nur in flüssiger Form, diesmal aber wenigstens reichlich. Schließlich hat mein Opa schon immer erklärt: „Sieben Bier sind auch ein Schnitzel und gegessen hat man dann immer noch nichts.“ Und wer bin ich, das anzuzweifeln? Der Mann hat schließlich Lebenserfahrung. Das erneut zügig geleerte Glas im gepflasterten Hinterhof-Biergarten verleiht mir, was der bekannte Energy-Drink immer verspricht, aber doch nie hält: Flügel. Vielleicht konnte das Bier vorhin ja gar nichts für die Sache mit dem Kaugummi in den Beinen oder vielleicht war es auch einfach schlecht, man weiß es nicht. Ich fühle mich jedenfalls viel frischer und pedaliere kraftvoll den nächsten Berg hinauf. Dabei merke ich nicht den geringsten Hauch von Rausch – und meinen Mitfahrern geht es ähnlich. Vielleicht sind wir hier ja einem Erfolgsrezept auf die Spur gekommen? Weil man im Dienste der Wissenschaft bekanntlich neue Dinge ausprobieren und sich lokalen Besonderheiten nicht verschließen soll, lautet die Devise ab jetzt „Hoch, runter, Bier“. Und das läuft ziemlich gut. Wir bewältigen noch einen weiteren Anstieg, ehe wir endlich mit mächtig Kohldampf in der Magengegend an einem Wirtshaus die frohe Botschaft lesen: „Durchgehend warme Küche“ steht auf dem ausgeblichenen Coca-Cola-Aufsteller.

Nicht nur das Bier war gut, auch die Trails ließen keine Wünsche offen!
Nicht nur das Bier war gut, auch die Trails ließen keine Wünsche offen!

Der Untergang

Mit mittlerweile vier Bier im Blut wird während des Essens logischerweise jede Menge gewitzelt, gelacht und an der Aufrechterhaltung des Alkoholpegels gearbeitet – weiterhin nur im Sinne der Wissenschaft natürlich und auch, um unsere Achtung vor der regionalen Kultur zu beweisen. Inzwischen sind wir nämlich ziemlich sicher, dass es schlichtweg unhöflich wäre, im Brauereihochgebiet Apfelschorle zu bestellen. Und wir sind ja nicht von schlechten Eltern und all so Kram … Wir kippen ein weiteres Bier und einen Schnaps hinunter, dann zückt Philipp ein kleines Alkoholtestgerät. Keine Ahnung, warum er das dabei hat, aber mir ist auch gerade echt nicht nach Grübeln. Rund 0,5 ‰ Alkohol im Blut diagnostiziert uns der Tester, bevor wir uns auf den letzten Teil unserer Tour machen. „Nur noch zwei Trails, dann sind wir auch schon am Ziel, dem Annafest“, versprechen uns die Jungs von YT.

Im Schnitt liefert Bier rund 50 kcal pro 100 ml – fast doppelt so viel wie eine Apfelschorle.
Im Schnitt liefert Bier rund 50 kcal pro 100 ml – fast doppelt so viel wie eine Apfelschorle.

Dass zu diesen zwei Trails unweigerlich zwei Anstiege gehören, hätten wir uns theoretisch denken können. Dennoch trifft es uns alle wie ein Schlag ins Gesicht, als sie dann wirklich kommen. Kraft aufs Pedal bringen? Unmöglich! Mit Pudding statt Muskeln in den Waden quälen wir uns bergauf. Für kurzzeitige Entspannung sorgen nur die unzähligen Pinkelpausen. Wir fühlen uns noch immer nicht annähernd betrunken, sondern nur, als wären wir statt im Rentnerwasserballett im Spinning gelandet: überfordert und kraftlos. Die berauschende Wirkung des Alkohols haben wir vermutlich herausgeschwitzt. Dabei könnten wir sie echt brauchen, weil der Weg einfach nicht zu enden scheint. Vortrieb verleiht uns einzig der Gedanke an weiteres Essen (ja okay, und an mehr Bier) am Ende der Tour – dann aber mit der Gewissheit, nicht mehr biken zu müssen. Der letzte Trail ist schnell, staubig, führt durch dichten Wald. Er ähnelt einem Tunnel, würde an einem normalen Tag maximalen Flow bieten und wäre das Highlight der Strecke. Heute ist das anders. Die ständigen Licht-Schatten-Wechsel gepaart mit meiner verlangsamten Reaktionsfähigkeit stressen mich, ich muss Speed rausnehmen, will mich nicht verletzen.

Yew! Mit viel Bier ist viel gute Laune fast immer garantiert.
Yew! Mit viel Bier ist viel gute Laune fast immer garantiert.

Das perfekte Ende

Nach dem nächsten Trail spulen wir die letzten Kilometer wie in Trance ab, bevor wie aus dem Nichts plötzlich ein Riesenrad vor uns steht. Wir haben es tatsächlich endlich geschafft, wir sind im gelobten Land! Am Fuß des Kellerwald herrscht beste Volksfeststimmung, überall gibt es Getränke, kulinarische Köstlichkeiten und musikalische Unterhaltung. Es dauert eine Weile, bis ich fassen kann, dass das hier nicht nur in meinem Kopf passiert. Oberhalb des Volksfesttrubels wirken die 25 aufgereihten Bierkeller wie ein gigantischer Biergarten, genau das Richtige nach dieser Tortur. Wir machen dort weiter, wo wir erst vor gut einer Stunde aufgehört haben und bestellen uns das nächste Bier – ohne weitere Anstiege vor Augen schmeckt es direkt doppelt so gut und wir sind uns einig: Biken und Biertrinken gehören definitiv zusammen. Allerdings besser in chronologischer Reihenfolge … Prost!

What happens on the Annafest, stays on the Annafest.
Was auf dem Annafest passiert, bleibt auch auf dem Annafest.
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Text & Bilder: Christoph Bayer


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