Wenn man die Produktpalette von Norco betrachtet, könnte man zu dem Schluss gelangen, dass bei den Trailbikes eine große Lücke zwischen Fluid und Sight klafft. Und hier kommt das Optic ins Spiel: ein potenter Mix aus XC-Rakete und Enduro-Sänfte, erhältlich in 29 und 27,5″, Aluminium und Carbon und mit einer abnehmbaren ISCG-Umwerferaufnahme. Wir sind das brandneue Norco Optic bereits gefahren und schildern euch unsern Eindruck.
Update Juli 2017: Inzwischen gibt es einen Test des Norco Optic C7.2
Das Konzept des Norco Optic
Der einfachste Weg, das Norco Optic zu beschreiben, ist von einem Bike mit zwei Gesichtern zu sprechen. Zwar teilen sich beide Varianten den Namen und die Ausstattung, bei den Details hat sich das Team von Norco aber alle Mühe gegeben, die Bikes durch ihren „Gravity Tune“ für ihren jeweiligen Einsatzzweck zu optimieren. Das Modell mit 27,5″ hat 130 mm Federweg an der Front, während Norcos A.R.T.-Hinterbausystem die 120 mm am Heck bändigt. Beim 29er-Modell gibt es einige Änderungen, darunter ein Federwegs-Minus von 10 mm an Front und Heck, um die größeren Laufräder unterzubringen, sowie einen kürzeren Vorbau, um den Lenker näher ans Steuerrohr zu holen. Bei der Durchsicht der Geometrie-Tabellen fällt auf, dass beispielsweise der Lenkwinkel beim 29er um 0,5° steiler ist, das Oberrohr sich um 10 mm unterscheidet und das 27,5er einen kürzeren Reach hat. Das Entwicklungsteam hat es geschafft, den Hinterbau durchgehend kompakt zu halten, sodass ein 29er in Large knackige, 435 mm kurze Kettenstreben hat. Die Hinterbauten sind übrigens bei allen Modellen aus Aluminium.
Geometrie des Norco Optic
29″ (120 mm / 110 mm):
| Rahmengröße | Small | Medium | Large | Extra Large |
|---|---|---|---|---|
| Sattelrohrlänge | 410 mm | 445 mm | 485 mm | 530 mm |
| Lenkwinkel | 68.5° | 68.5° | 68.5° | 68.5° |
| Sitzwinkel | 75.4° | 74.9° | 74.5° | 74.1° |
| Horizontale Oberrohrlänge | 571 mm | 602 mm | 632 mm | 662 mm |
| Steuerrohrlänge | 93 mm | 90 mm | 100 mm | 120 mm |
| Tretlagerhöhe | 332 mm | 332 mm | 332 mm | 332 mm |
| Radstand | 1114 mm | 1144 mm | 1175 mm | 1206 mm |
| Kettenstrebenlänge | 425 mm | 430 mm | 435 mm | 440 mm |
| Reach | 414 mm | 441 mm | 464 mm | 486 mm |
| Stack | 598 mm | 601 mm | 607 mm | 617 mm |
| Überstandshöhe | 755 mm | 755 mm | 760 mm | 780 mm |
27.5″ (130 mm / 120 mm)
| Rahmengröße | Extra Small | Small | Medium | Large | Extra Large |
|---|---|---|---|---|---|
| Sattelrohrlänge | 380 mm | 410 mm | 445 mm | 485 mm | 530 mm |
| Lenkwinkel | 68° | 68° | 68° | 68° | 68° |
| Sitzwinkel | 75.9° | 75.5° | 75° | 74.5° | 74.1° |
| Horizontale Oberrohrlänge | 532 mm | 562 mm | 592 mm | 622 mm | 652 mm |
| Steuerrohrlänge | 97 mm | 107 mm | 117 mm | 127 mm | 137 mm |
| Tretlagerhöhe | 334 mm | 334 mm | 334 mm | 334 mm | 334 mm |
| Radstand | 1080 mm | 1111 mm | 1142 mm | 1174 mm | 1205 mm |
| Kettenstrebenlänge | 420 mm | 425 mm | 430 mm | 435 mm | 440 mm |
| Reach | 338 mm | 410 mm | 433 mm | 455 mm | 478 mm |
| Stack | 575 mm | 584 mm | 593 mm | 602 mm | 612 mm |
| SÜberstandshöhe | 750 mm | 750 mm | 750 mm | 760 mm | 780 mm |
Am Optic finden sich ein paar wirklich clevere Features. Beispielsweise wurde zusammen mit FOX eine andere Druckstufen-Abstimmung in der 120-mm-Gabel verbaut, die sie der Performance der 130-mm-Version am 27,5″-Bike näher bringen soll. Die interne Kabelführung namens Gizmo hält alles sauber und leise und vereinfacht die Wartung. Die Carbon-Rahmen haben eine ArmorLite-Harzschicht, die vor Schlägen schützen soll, während ihr „SmoothCore“ dem Rahmen eine leichte und effiziente Struktur verleiht. Ein Feature, das uns besonders gut gefallen hat, war die abnehmbare ISCG-Umwerferaufnahme, die Fahrern erlaubt, das Setup ihrer Wahl zu fahren und dabei das Bike trotzdem aufgeräumt zu halten. Im Lieferumfang ist sogar ein extra Kettenblatt enthalten, wenn man einen 1X-Antrieb fahren will. Das Design des Hinterbaus profitiert von den Boost-Naben, die zudem die Laufradsteifigkeit erhöhen. Am 29er findet sich auch an der Front eine Boost-Nabe.
Ausstattung des Norco Optic
| C 9.1 / C 7.1 | C 9.2 / C 7.2 | C 9.3 / C 7.3 | A 9.1 / A 7.1 | A 9.2 / A 7.2 | |
|---|---|---|---|---|---|
| Gabel | FOX 34 Float Factory Boost | FOX 34 Float Performance Elite | RockShox Revelation RL | FOX 34 Float Performance | RockShox Sektor Silver TK |
| Dämpfer | FOX Float DPS Factory EVOL DPS | FOX Float DPS Performance Elite EVOL | FOX Float DPS Performance EVOL | FOX Float DPS Performance EVOL | FOX Float DPS Performance EVOL |
| Schaltung | SRAM XX1 1X11 | Shimano XT 2X10 | SRAM GX1 1X11 | SRAM GX 1X11 | SRAM GX 1X11 |
| CKurbeln | Race Face Next SL Carbon | Race Face Turbine | SRAM FC S-1000 | Race Face Affect | SRAM FC S-1000 |
| Schalthebel | SRAM X1 | Shimano XT | SRAM GX | SRAM GX | SRAM GX |
| Bremsen | SRAM Guide Ultimate | Shimano Deore XT | Magura MT2 | SRAM DB 3 | SRAM DB 1 |
| Laufräder | DT SWISS XMC 1200 Carbon | Easton AR 24 Tubeless Ready | Alex DP23 I23 Tubeless Ready | Alex DP23 Double Wall I23 Tubeless Ready | Alex DP23 Double Wall I23 Tubeless Ready |
| Preis | 7299 € | 4699 € | 3599 € | 3099 € | 2499 € |
Es gibt auch eine Rahmenset-Variante, die zusammen mit einem FOX Float Factory EVOL Dämpfer für 2099 € erhältlich ist.
Das Optic gibt es in einer Vielzahl von Varianten: von den Top-Modellen C7.1 und C9.1 in Carbon mit FOX Factory-Fahrwerk und SRAM XX1-Antrieb, bis zu den günstigeren Aluminium-Modellen A9.2 und A7.2, die mit RockShox Sektor und einem SRAM GX-Antrieb ausgestattet sind. Natürlich ist auch ein Frame-Kit erhältlich. Wir schwangen uns auf die Carbon-Modell C 9.2 und C 7.2, mit durchdachter, mittelpreisiger Ausstattung. Angepasstes FOX-Fahrwerk, Shimano XT, Race Face und Schwalbe-Reifen. Die 27,5″-Bikes gibt es von XS bis XL, während die 29″ Bikes das XS auslassen.
Das Norco Optic auf dem Trail
Zuerst war das 29er dran. Unser Testrider wählte für seine 185 cm Körpergröße ein Bike in Large und fühlte sich darauf direkt zu Hause. Die Tretposition war dank eines recht steilen Sitzwinkels (74,5° beim großen Rahmen) sehr angenehm, auch wenn der Tester dadurch recht frontlastig saß und bei den ersten Sprüngen gefühlt auch eher zuerst auf dem Vorderrad landete. Beim Treten merkt man schnell, wie effizient das Optic die Kraft auf den Trail überträgt, sodass Pedalieren zum reinsten Vergnügen wird. Auch wenn das Optic einen wirklich verspielten Charakter hat, ist es sehr berechenbar und beruhigt dadurch Fahrer, die sich ob der großen Laufräder Sorgen machen – dabei helfen vor allem der 68,5° steile Lenkwinkel und die 435 mm kurzen Kettenstreben. Das Cockpit mit 50 mm langem Vorbau und dem 760 mm breiten Lenker lässt den Fahrer gut dirigieren. Schwalbe Nobby Nic und Racing Ralph waren eine gute Kombination auf den harten Untergründen, auf denen unser Testgebiet lag. Das Heck verlor auf lockerem Boden allerdings beim Anstieg schnell mal den Grip. Das Optic animiert einen, mehr Gas zu geben und bietet immer ein gutes Feedback zum Trail – da möchte man kaum absteigen!
Das Fahrwerk ist progressiv und steckt aber auch kleine Schläge gut weg. Erst bei größeren Einschlägen kommt man an die Grenzen und merkt, dass das Bike gar nicht so viel Federweg hat, wie man manchmal denkt. Am Heck haben die Reifen auch beim Bremsen guten Grip, obwohl ihr Profil alles andere als aggressiv ist.
Das Team von Norco hat sich Mühe gegeben, die Geometrie auf die Radgröße anzupassen, sodass sich beide Bikes gleich fahren sollten. Der größte Unterschied beim Umstieg war, dass sich das 27,5″-Bike besonders in Kurven kontrollierter anfühlte. Das könnte natürlich auch daran liegen, dass das 29er eine höhere Grundgeschwindigkeit mitbringt und der Trail zudem nicht gerade vor Grip strotzte. Die Trails, auf denen wir testeten, zeichneten sich mehr durch kleinere Wellen als durch größere Hindernisse aus und diese kleinen Schläge wurden vom kleineren Bike gefühlt verstärkt. Wir hatten auch nicht das Gefühl, dass das Bike so nach Speed lechzte wie das 29er, aber die Trails in Cannock Chase in England sind eher sanft geschwungen, schnell und gerade, was dem 29er definitiv in die Karten spielte. Wir hätten gerne beide Bikes auf steileren, technischeren und engeren Trails getestet, um die Stärken und Schwächen besser herauszuarbeiten.
Fazit
Das Team von Norco hat es geschafft, ein Bike zu bauen, das sehr benutzerfreundlich ist und bei dem sich jeder die Größe und Ausstattung aussuchen kann, die zu ihm passt. Am Bike findet sich eine Menge netter Details, die Präferenz dürfte eher beim Up- als beim Downhill liegen, aber es macht in beiden Richtungen eine Menge Spaß. Es hat einen sehr verspielten und lebendigen Charakter, der animiert, stets am Gas zu hängen. Aber welches Modell ist besser? 27,5″ oder 29″? Keins. Es kommt auf den Fahrer an. Unsere Testfahrer kamen mit dem 29er besser zurecht, hatten aber einige Monate zuvor auf dieser Laufradgröße verbracht und war mit den Bikes auf einem Trail unterwegs, der die großen Laufräder bevorteilte. Das Norco Optic ist ein Bike mit Potenzial, mit dem wahrscheinlich ein breites Spektrum an Fahrern anfreunden kann und mit ihm Meile um Meile, Kilometer um Kilometer und Runde um Runde fahren wird …
Wenn ihr noch weitere Informationen zum Norco Optic haben wollt, besucht die Norco Website.
Update Juli 2017: Inzwischen gibt es einen Test des Norco Optic C7.2
Text: Ross Bell Bilder: Ross Bell / Toby Martin (Action Shots)
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