Nun sind wir mitten in der Racingsaison angelangt und sind gespannt, was bei Radon-Fahrer James Shirley in der Zwischenzeit so los war. Wie überall sonst auch, laufen bei Profifahrern die Dinge manchmal trotz bester Vorbereitung nicht wie geplant. Sie bemessen ihren Erfolg danach, wie oft sie auf dem Podium stehen und wie viele Sekunden sie irgendwo herausgeschunden haben – wie aber fühlt es sich an, wenn die Ergebnisse, auf die sie hingearbeitet haben, ausbleiben?

Nach dem Rennen der European Enduro Series in Punta Ala fuhr ich zum weltberühmten Bikefestival in Riva del Garda, wo auch die zweite Runde der Specialized/Sram Enduro Series stattfand. Ich fand die Stages cool, aber durch den Regen und den Nebel war es richtig gefährlich auf den Kalksteinfelsen. Ich wollte kein Risiko eingehen, und zudem fühlte ich mich nicht richtig in Form, konnte aber auch nicht wirklich festmachen, woran das lag, und so entschloss ich mich zu einer harten Cross Country Tour am Montag, um mich ‚wach zu machen‘. Das war leider keine gute Idee…

James' form has been up and down as of late due to illness, but he looks to be back on track

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Ab da war ich dann wirklich krank. Ich hatte Gliederschmerzen, mir war schlecht und ich konnte nichts essen. Nach drei Tagen ohne Nahrung bekam ich auch noch Durchfall, na danke, der dann ungefähr fünf Tage anhielt. Und nicht nur mir ging es schlecht, sondern auch meinem Bus, der irgendein schwerwiegendes Problem mit der Elektrik bzw. dem Ladedruck hatte, wodurch der Motor ständig in den Notlauf ging. Das, in Kombination mit meiner erhöhten Toilettengangfrequenz, machte die Fahrt nach Hause langwierig und mühsam.

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Nachdem ich einen Haufen Geld für Ersatzteile ausgegeben und einige Tage unter dem Van verbracht hatte, lief er endlich wieder rund. Es stresst mich ziemlich, wenn mein Zuhause auf Rädern nicht richtig funktioniert, besonders, wenn ich nicht gleich herausfinde, wo das Problem liegt. Das kann extrem nervig sein, aber wenn man es dann hingekriegt hat, ist es ein ziemlich befriedigendes Gefühl. Ich finde, Maschinen reparieren zu können, ist eine ziemlich wichtige Fähigkeit für Männer – besonders wenn man immer unterwegs ist.

Trotz des üblen, traditionell schottischen Wetters hatte ich Lust, möglichst viel Zeit in meiner Heimat mit Freunden und Familie zu verbringen, in Ruhe den Van auf Vordermann zu bringen und meine Hometrails zu fahren. Schottland ist wirklich wunderschön, es gibt hier großartige Fahrmöglichkeiten und wunderbare Menschen.

Also entschied ich mich, das EWS-Rennen in Irland sausen zu lassen und stattdessen ein schottisches nationales XC-Rennen zu fahren, das im Laggan Wolftrax Trailcenter, nur ein paar Meilen von meinem Zuhause entfernt, stattfand. Ich kam ein bisschen zu spät und hatte keinen wirklichen Plan wie die Strecke aussehen würde, oder auch nur wie viele Runden ich zu fahren hatte. Weil ich gerade erst krank gewesen war, und weil in meiner Lizenz vom britischen Radsportverband nichts von ‚Elite‘ oder ‚Expert‘ steht, fuhr ich in der ‚Sport‘-Klasse. Die Elite-Klasse startete eine Minute vor meiner Gruppe, aber zu meiner Überraschung holte ich sie auf dem ersten Anstieg ein, und nach drei Runden hatte ich sie alle überholt!

SXC Podium

Ich war überrascht und freute mich sehr über mein Ergebnis bei diesem XC-Rennen, aber ich wusste, das eigentliche Ereignis erwartete mich am nächsten Wochenende – das Tweedlove EWS. Unser neuer Mechaniker, Miles Mallinson, war da, um mich zu unterstützen, und dann noch meine 17jährige Teamkollegin, Raphaela Richter, für die es das erste EWS-Rennen überhaupt war. Der Teamgeist war deutlich zu spüren in unseren schicken Radon-Boxen, und es machte sehr viel aus, das Miles da war, um uns zu helfen.

Ich hatte viel mit Raphaela zusammen trainiert und war deshalb sehr stolz, als sie in der U21-Kategorie mit über 4 Minuten Vorsprung gewann. Sie ist jetzt schon ein Riesentalent, aber dabei so bescheiden und mit beiden Beinen auf dem Boden. Definitiv eine Frau, die man zukünftig im Auge behalten sollte.

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Eine Woche später fand ein weiteres hochrangiges Event in Schottland an – der UCI Downhill World Cup sowie die 4X Pro Tour. Mein Teammanager, Joost Wichmann, ist ziemlich berühmt für seine 4X-Erfolge, aber irgendwie ist es ihm nie gelungen, sein Potential bei meinem Home Event in Fort Williams auszuspielen – bis jetzt. Es war toll, dabei zu sein – nicht als Fahrer, Zuschauer oder Mitarbeiter, sondern einfach, um ihn während und nach dem Rennen zu unterstützen. Er hatte seine Lines im Training gut ausgetüftelt, und als es drauf ankam, war er bereit. Er überholte Scott Beaumont in der letzten Kurve und fuhr einen beeindruckenden Sieg ein.

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Joost und ich wohnten einige Tage gemeinsam bei meinen Eltern, und in dieser Zeit sprachen wir sehr viel über das Team und über unsere Zukunft. Mir ist bewusst, dass meine Leistungen im Moment nicht so gut sind, aber er machte mir Mut und versuchte, mir etwas von dem Druck zu nehmen, der auf meinen Schultern lastet. Er weiß auch, wie wichtig gute Ergebnisse sind, aber er betont auch, dass das alles nichts nützt wenn es keiner sieht oder hört.

Das ist eins der Dinge, die ich dieses Jahr gelernt habe – wie wichtig Selbstvermarktung, Sichtbarkeit und Medien sind. Aber trotzdem ist der Wettkampf meine größte Motivation, da rauszugehen und zu fahren. Das ist der Hauptgrund, weshalb ich trainiere, herumreise, und mich immer wieder herausfordere. Es gibt kein besseres Gefühl, als am Limit zu sein, sich keine Fehler erlauben zu können. Wenn ich keine Rennen fahren würde, hätte ich nicht diesen Anreiz, an die Grenzen zu gehen, Risiken einzugehen. Ich hab‘ das Gefühl, meine mentale Verfassung ist jetzt wieder deutlich besser, und so langsam fange ich an, mich richtig auf den Rest des Sommers zu freuen. Ich kann es kaum erwarten, ein paar alpine Rennen zu fahren, mit einem funktionierenden Bus und mit Miles an meiner Seite, der mir Gesellschaft leistet, mein Bike repariert und mir Brote schmiert. Das wird super!

Mehr Informationen gibt es unter radon-bikes.de

Hier gehts zu den bisherigen Teilen der Serie:

Text: James Shirley Bilder: Trevor Worsey, Irmo Keizer & James Shirley


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