Nur zwei Tage nachdem das Ibis Ripmo von uns zum besten Trail-Bike 2020 gekürt wurde, haben uns die Amerikaner bereits den Nachfolger zugesandt. Beim Ripmo 2 wurde ordentlich an der Abfahrts-Performance gefeilt. Aber ist das Bike noch immer ein so grandioser Allrounder? Wir haben es ausgiebig getestet und im Duell gegen seinen Vorgänger antreten lassen.

Ibis Ripmo 2 | 160/147 mm (v/h) | 14,04 kg | 8.139 € | 29″ | Hersteller-Link

Was hat sich beim neuen Ibis Ripmo 2 geändert?

Bevor wir mit den Unterschieden zum bisherigen Ripmo anfangen, verraten wir erst einmal die Gemeinsamkeiten. Das Ibis Ripmo 2 ist ein Trail-Bike mit 147 mm Federweg am Heck (bisher 145) und 160 mm in Front. Typisch Ibis besitzt das Rad einen DW-Link-Hinterbau mit virtuellem Drehpunkt. Auf die Gleitlager am unteren Umlenkhebel gibt Ibis lebenslange Garantie – praktisch. Das Bike besitzt einen Carbon-Hauptrahmen sowie -Hinterbau und ist mit bis zu 2,6” breiten Reifen kompatibel.

Neu vs. alt – wir sind mit beiden Ripmo-Modellen nach Latsch in Südtirol gereist, um sie im direkten Vergleich zu testen
Die wohl größte Neuerung ist die neue Dämpferposition, welche dem Hinterbau eine progressivere Kennlinie verleiht
Wie schon der Vorgänger besitzt auch das Ripmo 2 extra Kanäle, in denen die Züge zu ihrem Bestimmungsort laufen
Ibis gibt auf die Gleitlager am Rahmen eine Lebenslange Garantie
Die neue Gummilippe schützt den Rahmen vor sich einklemmenden Steinen – sie wird auch für die bisherigen Modelle angeboten

Im Vergleich zum Vorgänger besitzt das neue Ripmo einen um 1° flacheren Lenkwinkel, je nach Rahmengröße zwischen 2–14 mm mehr Reach und ein progressiveres Fahrwerk. Die Unterschiede sind auf den ersten, schnellen Blick nicht erkennbar, doch betrachtet man die Rahmen im direkten Vergleich, stellt man fest, dass die vordere Dämpferaufnahme deutlich nach unten gewandert ist. Ibis hat dem Rad also nicht einfach nur eine neue Umlenkwippe spendiert, sondern den gesamten Hauptrahmen überarbeitet. Am Hinterbau dagegen gibt es keine Änderungen. Die Kettenstreben sind bei allen Rahmengrößen noch immer 435 mm lang. Ein schickes kleines Detail ist der Extra-Schutz, der den Rahmen im Bereich der Umlenkung vor sich einklemmenden Steinen schützt – bisher kam es hier oft zu unschönen Kratzern.

Noch immer mit an Bord – Platz für einen Flaschenhalter
Der Hinterbau bleibt unverändert. So sind die Kettenstreben noch immer 435 mm lang …
… und auch der Kettenstrebenschutz wurde nicht weiter überarbeitet. Schade, wir hätten uns ein noch etwas besser dämpfendes Modell gewünscht.

Die komplette Geometrie des neuen Ibis Ripmo 2 auf einen Blick

Länger und flacher – so lassen sich die Änderungen bei der Geometrie des Ripmo am besten beschreiben. Der Reach ist je nach Größe 2–14 mm länger und beträgt in Größe Large 475 mm. Der Lenkwinkel wurde im Vergleich zum Vorgänger um 1° abgeflacht und liegt jetzt bei 64,9°. Am Sitzwinkel dagegen gibt es keine Änderung – er ist mit 76° und einem gerade verlaufenden Sitzrohr noch immer angenehm steil. Apropos Sitzrohr: Im Vergleich zum Vorgänger ist es zwar minimal länger geworden, fällt aber mit 419 mm in Größe Large noch immer angenehm kurz aus und bietet dank des geraden Verlaufs Platz für lange Teleskopsattelstützen. Serienmäßig wird das Rad in Größe Large bereits mit einer 175-mm-Sattelstütze geliefert – genial.

Größe S M L XL
Oberrohr 573 mm 603 mm 632 mm 655 mm
Steuerrohr 90 mm 100 mm 110 mm 120 mm
Lenkwinkel 64.9° 64.9° 64.9° 64.9°
Sitzwinkel 77° 77° 76° 76°
Kettenstrebenlänge 435 mm 435 mm 435 mm 435 mm
BB Höhe 341 mm 341 mm 341 mm 341 mm
Radstand 1.187 mm 1.219 mm 1.238 mm 1.267 mm
Reach 433 mm 460 mm 475 mm 500 mm
Stack 609 mm 619 mm 628 mm 640 mm

Die Ausstattung des Ibis Ripmo 2

Bei der Ausstattung des Ripmo 2 bleibt Ibis seinem Konzept treu und bietet das Rad in verschiedenen Built-Kits sowie als Frame-Kit an. Die Built-Kits können wiederum mit Carbon-Laufrädern, einem FOX X2-Factory-Dämpfer oder einer FOX 36-Factory-Federgabel einen Upgrade erhalten. Die Preise variieren dabei von 3.699 € für den Rahmen inklusive Dämpfer, über 5.198 € für das NX-Kit bis hin zu 9.698 € für das XTR-Topmodel mit Carbon-Laufrädern und Factory-Fahrwerk. Das in unseren Augen beste Preis-Leistungs-Verhältnis besitzt in unseren Augen die SLX-Variante für 6.058 €, bei der wir dann noch ein 300 € teures Upgrade auf die FOX 36-Factory durchführen würden.

Die FOX 36 Factory GRIP2-Federgabel kostet bei allen Built-Kits (außer der Top-Version) 300 € Aufpreis – wir können dieses Upgrade absolut empfehlen
Das 200 € teure Upgrade für den FOX X2-Dämpfer empfehlen wir dagegen nur sehr aktiven Fahrern, die sich ausgiebig mit ihrem Fahrwerk befassen. Er bietet etwas mehr Gegenhalt als der DPX2 und steht höher im Federweg, macht den Hinterbau aber nicht sensibler.
Ausstattung NX SLX GX XT X01 AXS XTR
Gabel Fox 36 Performance
160 mm
Fox 36 Performance
160 mm
Fox 36 Performance
160 mm
Fox 36 Performance
160 mm
Fox 36 Performance
160 mm
Fox 36 Factory Grip 2
160 mm
Dämpfer Fox DPX2 Performance
147 mm
Fox DPX2 Performance
147 mm
Fox DPX2 Performance
147 mm
Fox DPX2 Performance
147 mm
Fox DPX2 Performance
147 mm
Fox X2 Factory
147 mm
Antrieb SRAM NX Eagle Shimano SLX SRAM GX Eagle Shimano XT SRAM X01 Eagle Shimano XTR
Bremsen SRAM Guide T Shimano SLX Shimano Deore Shimano XT Shimano XT Shimano XTR
Sattelstütze KS Rage-i Dropper
125/150 mm
Bike Yoke Revive
125/160/185 mm
Bike Yoke Revive
125/160/185 mm
Bike Yoke Revive
125/160/185 mm
RockShox Reverb AXS
125/150/170 mm
Bike York Revive
125/160/185 mm
Vorbau Ibis Ibis Ibis Thomson Elite X4 Thomson Elite X4 Enve M6
Lenker Ibis Aluminium
780 mm
Ibis Aluminium
780 mm
Ibis Carbon Hi-Fi
800 mm
Ibis Carbon Hi-Fi
800 mm
Ibis Carbon Hi-Fi
800 mm
Enve M6
780 mm
Reifen 2,5″ Maxxis Assegai EXO + WT Maxxis Assegai EXO + WT Maxxis Assegai EXO + WT Maxxis Assegai EXO + WT Maxxis Assegai EXO + WT Maxxis Assegai EXO + WT

Ibis Ripmo vs. Ripmo 2

Um die beiden Bikes im direkten Vergleich zu fahren, sind wir ein Wochenende ins sonnenverwöhnte Latsch in Südtirol gereist und haben dort Anfang Februar perfekte Test-Bedingungen vorgefunden. Mit dabei waren unsere Tester Christoph, Andi, Felix und Gregor. Letzterer nannte bis dahin ein Ibis Ripmo sein Eigen, bei dem er via Works-Winkel-Steuersatz den Lenkwinkel abgeflacht hat. Umso spannender war es zu sehen, wie groß der Unterschied zum neuen Bike spürbar ist.

Alt vs. neu – insgesamt vier Testfahrer sind die beiden Bikes im direkten Vergleich gefahren
Perfekte Testbedingungen, und das Anfang Februar – das Vinschgau in Südtirol ist für uns eine perfekte Test-Location

Wie es die Daten auf dem Papier bereits vermuten lassen, fällt der Unterschied beim ersten Aufsteigen nicht dramatisch aus. Beide Bikes haben wir mithilfe des Set-up-Guides von Ibis abgestimmt. Sie besitzen so eine ungewohnt schnelle Zugstufe, die sich am Parkplatz viel zu schnell anfühlt, auf dem Trail dann aber zu überzeugen weiß.

Da sich das Oberrohr und der Sitzwinkel nicht verändert haben, ist die Sitzposition auf dem neuen Ripmo genauso zentral und komfortabel wie bei seinem Vorgänger. Aufgrund des steilen Sitzwinkels sitzt man selbst bei den fiesesten Anstiegen sehr entspannt. Wirklich technische Uphills haben wir mit den Bikes während des Tests nicht erklommen, wir hatten aber auch so nie den Eindruck, dass die Front aufgrund des flacheren Lenkwinkels unangenehm wegknickt oder der Hinterbau aufgrund der erhöhten Progression mehr wippt. Das Ripmo 2 ist noch immer ein herausragender Kletterer, mit dem man sehr entspannt und leichtfüßig den Trail-Einstieg erreicht. Im Antritt wirkt das Rad noch immer sehr spritzig und agil.

Uphills sind mit dem neuen Ibis Ripmo 2 noch immer eine sehr entspannte und komfortable Angelegenheit

Die große Stärke des bisherigen Ibis Ripmo ist seine enorme Ausgewogenheit. Das bezieht sich nicht nur auf den Einsatzzweck, sondern auch darauf, wie einfach es das Rad dem Fahrer macht, es zu fahren. Beim neuen Ripmo 2 hat sich daran nichts geändert. Jeder unserer Tester fühlte sich sofort wohl und hatte in jeder Fahrsituation ausgewogenen Grip auf beiden Laufrädern. Von offenen Schotterkurven bis hin zu gebauten Anliegern – das Ripmo 2 lässt sich überall sehr einfach, gutmütig und schnell manövrieren.

Kontrollierte Drifts im Schnee – mit dem neuen Ripmo 2 noch immer ein Kinderspiel
In gebauten Anliegern sind beide Bikes sehr ausgewogen wobei das bisherige Ripmo auf Flowtrails mit seinem Plus an Pop die Nase etwas vorn hat

Trotz satten 145 mm Federweg am Heck und 160 mm an der Front hat das bisherige Ripmo dank seines Fahrwerks mit viel Pop auch auf Flowtrails sehr viel Fahrspaß vermittelt. Auch das neue Ripmo fährt sich nicht behäbig, wirkt im direkten Vergleich aber etwas weniger direkt und schluckt an Kanten oder beim Pushen durch Wellen minimal mehr Energie. Gleichzeitig ist das sattere Fahrwerk aber auch die größte Stärke des neuen Ripmo 2. Denn der feinfühliger ansprechende Hinterbau vermittelt insgesamt mehr Traktion und bringt so mehr Ruhe und Kontrolle ins Rad. Speziell in anspruchsvollen, verblockten Sektionen fährt das neue Bike seinem Vorgänger so deutlich davon. Das bisherige Ripmo fordert hier deutlich mehr Körperspannung und Bedacht bei der Linienwahl, wohingegen das neue Ripmo 2 eher nach dem Motto „point and shoot“ agiert und den Fahrer zum Draufhalten motiviert.

Der König ist noch besser als zuvor!

In steilen, mit Wurzeln und Steinen durchzogenen Sektionen fährt das neue Ripmo 2 seinem Vorgänger davon
Das alte Ripmo geht zwar minimal leichtfüßiger in die Luft …
… aber auch mit dem neuen Ripmo 2 lässt sich sehr spielerisch massig Air-Time generieren

Schnelle Richtungswechsel setzt das neue Ripmo 2 noch immer sehr willig um. Als Fahrer hat man insgesamt etwas mehr Raum, sich auf dem Rad zu bewegen. Das macht es in steilen Sektionen einfach, den Schwerpunkt optimal zu positionieren, und sorgt in Kurven für ausgeglichenen Grip. Dabei liefert das noch immer sehr kurze Sitzrohr maximale Bewegungsfreiheit. Das sorgt einerseits für viel Sicherheit, andererseits erhöht es den Fahrspaß deutlich. Bei so viel Licht gibt es beim neuen Ripmo nur ganz wenig Schatten, während unseres Tests hat uns nur die Geräuschkulisse des Bikes genervt. Speziell die Shimano XT-Bremsen mit extra Kühlrippen an den Belägen haben sehr lautstark geklappert. In sehr verblockten Sektionen war außerdem etwas Kettenklappern zu hören. Beide Punkte lassen sich aber mit etwas Tuning einfach beheben.

Maximale Bewegungsfreiheit in steilen und anspruchsvollen Situationen – das sorgt für Sicherheit und gibt Selbstvertrauen
Daumen hoch für das neue Ripmo, am Ende waren alle Tester vom Nachfolger überzeugt

Unser Fazit zum neuen Ibis Ripmo 2

Gutes noch besser gemacht – das Ibis Ripmo war für uns bereits jetzt das beste Trail-Bike 2020 und wurde mit seinem Update noch einmal besser. Zwar verliert das Ripmo 2 minimal an Pop auf Flowtrails, gewinnt gleichzeitig aber eine gehörige Portion in anspruchsvollen Sektionen. Es klettert noch immer super und punktet mit einem sehr ausgewogenen Handling. Wer das perfekte Trail-Bike für jede Art von Abenteuer sucht, wird hier definitiv fündig.

Tops

  • in anspruchsvollen Terrain noch sicherer und souveräner
  • sehr ausgewogenes und gutmütiges Handling
  • top Fahrwerk
  • kurzes Sitzrohr für maximale Bewegungsfreiheit

Flops

  • minimal weniger Pop als sein Vorgänger
  • nerviges Klappern der Bremsbeläge
  • leichtes Kettenschlagen auf harten Strecken
  • je nach Ausstattung sehr teuer

Wenn ihr wissen wollt, wie sich das Rimpo im Vergleich zu den aktuell besten Trail-Bikes schlägt, dann schaut einfach in unseren aktuellen Vergleichstes (Zum Test). Weitere Infos zum neuen Ibis Ripmo 2 findet ihr auf ibiscycles.com

Bleibt nur eine Frage: Wie würde sich Gregor entscheiden? Lohnt sich für ihn das Upgrade vom bisherigen Modell oder fährt er weiterhin sein eigenes Bike? Wir glauben dieses Bild gibt eine klare Antwort…

Time to say goodbye – Gregor hat sein bisheriges Ripmo bereits verkauft und sich den Nachfolger geordert


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text & Fotos: