Vergleichstest: Sechs schnelle Enduro Race Bikes
Eigentlich wollten wir das schnellste Enduro Race Bike suchen, aber so einfach haben wir es uns dann doch nicht gemacht. Das Klischee des “Schnellsten” mag sich vielleicht am besten verkaufen, doch glücklich macht das noch lange nicht. Und da wir euch ja nichts verkaufen wollen folgt: eine Besinnung auf das, worauf es ankommt. Und ein ausführlicher Test natürlich!

Interpretationen von Enduro gibt es viele. Nicht nur die Hersteller haben unterschiedliche Vorstellungen davon, was ihre Alleskönner alles können müssen, sondern auch wir – die Fahrer – haben klare Anforderungen an Material, Performance und Design. Jedes dieser sechs Testbikes kam bei der Enduro World Series bereits zum Einsatz – ein gnadenloser Test für Mensch und Material. Sollten wir unseren Vergleichstest deshalb „6-World-Series-Bikes“ nennen? Seien wir mal ehrlich: Wie viele von uns racen die Enduro World Series? Wer fährt so schnell wie ein Nico Vouilloz oder so verrückt wie ein Cedric Gracia? Wer hingegen verbringt den Großteil seiner Zeit auf dem Bike auf den Hometrails?
Variablen über Variablen, die es zu beachten und vor allem richtig zu bewerten gilt. Deshalb haben wir unsere Testcrew facettenreich aufgestellt: Vom Enduro-World-Series-Teilnehmer über den ambitionierten Enduristen bis hin zum Weekend Warrior waren alle mit dabei. Für den einen ist Performance die Maxime, für den anderen Sorglosigkeit, Optik oder gar die Faszination der Technik, immer das neuste und zukunftweisendste Material zu haben.
Um eines vorwegzunehmen: Es gibt nicht DAS perfekte Enduro. Aber es gibt einige Konzepte, die für eine große Zielgruppe großartig funktionieren, andere eher weniger. Nun ja, einen Favoriten hatten wir schon. Welcher das war? Das lest ihr später.
Schon auf dem Papier zeigen sich die ersten großen Unterschiede. Von 135 Millimetern bis 160 Millimetern Federweg, 27,5“ oder 29“ Zoll, wendige oder laufruhige Geometrie. Elektronik oder reine Mechanik. 1×10 und Kettenführung oder klassisch 2-fach-Kettenblatt?
Schon hier war klar: Nicht jedes Bike wird für jeden Fahrer gleich gut funktionieren. Auffällig waren auch die Ausstattungstendenzen: Fox und Rockshox geben sich die Hand – jeweils drei Bikes kommen mit Fox 34 und drei mit Rock-Shox Pike Federgabeln. Fünf von sechs Bikes sind mit SRAM-Antrieben ausgestattet. Während der Großteil auf 1×11 abfährt, finden sich am Rocky Mountain Altitude ein 1×10- und am Trek Remedy ein 2×10-Setup. Carbon-Laufräder besitzt allein das Focus SAM.
Aber genug des Faktenvergleichs – wie fahren sich die Bikes tatsächlich?
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FAZIT: Die Unterschiede zwischen diesen Enduros könnten größer nicht sein. Entgegen der Erwartungen hat die Laufradgröße nichts mit der Performance per se zu tun – es kommt auf das Bike als Gesamtkonzept an!
Während das Lapierre Spicy ein High-Tech-Gerät mit elektronisch gesteuertem Fahrwerk und allen technischen Raffinessen wie innen verlegte Züge, Carbon-Guards oder Schaltwerkschutz bietet, kommt das hervorragend funktionierende Santa Cruz Bronson mit klassisch außenverlegten Zügen und ohne „Special Features“. Das Specialized Stumpi FSR Expert 29 setzt auf Autarkie: Mit einer überragenden Performance in allen Bereichen und S.W.A.T.-System (integrierte Tools) hat man das Wichtigste immer dabei – auch wenn man mal ohne Rucksack fährt. Das Rocky Mountain Altitude Rally Edition und das neue Focus SAM kommen mit Rennblut und Race-Spec. Das merkt, sieht und spürt man an der kompromisslosen Ausstattung des ersteren Bikes und der aggressiven Geometrie des letzteren. Das Trek Remedy 9 29 spricht mit 2×10-Antrieb und Komfort-orientiertem Setup eher den ambitionierten Tourenfahrer an. So hat jeder Hersteller seine eigene Interpretation von Enduro.
Mit Bronson und Spicy stehen zwei quirlig, wendige Bikes den Downhill-Boliden SAM und Altitude gegenüber. Das beste Fahrwerk für knackige Downhills hat das Rocky Mountain mit seinem Fox Float X Dämpfer, der mit einer superben Performance und Schluckfreudigkeit (auch wenn er etwas straffer hätte sein können) begeisterte. Im Kontrast dazu hatte die Rock Shox Pike in den Testbikes die Nase gegenüber den Fox 34 Float oder Talas Modellen vorne und unterstrich ihren Anspruch, die aktuell beste Trail-Gabel zu sein.
Mit seiner durchdachten Ausstattung, geringem Gewicht und hervorragendem Trailhandling (bergauf wie bergab) erhält das Specialized die begehrte Enduro-Auszeichnung „Best Performance“ für das überragende Gesamtkonzept. Das Rocky Mountain Altitude Rally Edition gewinnt die Auszeichnung „Race Ready“ – in dieser Serienausstattung würden wir uns auf jedes Enduro-Rennen trauen: Vorsprung durch Technik – ganz nach dem Motto „I’m faster than you“.
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Text: Robin Schmitt | Fotos: Fabian Rapp

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