Deutschlands schnellste Dame auf dem Enduro-Bike, Ines Thoma (Canyon Factory Enduro Team), konnte schon einige Siege einfahren und spielt auch bei der Enduro World Series ganz vorne mit. Ein Event der Superlative, bei dem Profis unterschiedlichster Disziplinen (und Enduristen natürlich!) an den Start gehen. Nach einer hervorragenden Leistung bei der vergangenen Runde der Enduro World Series in Val d’Allos luden wir Ines zum Interview:

Ines Thoma Enduro World Series

Hallo Ines, du bist vergangenes Wochenende bei der Enduro World Series in Val d’Allos vierte bei den Frauen geworden. Knapp am Podium vorbei auf einem undankbaren vierten Platz – dennoch zufrieden?

Servus erstmal! Vor dem Rennen hätte ich mir niemals vorstellen können wirklich ganz vorne mitzuspielen, daher wäre es wahrscheinlich blöd nicht zufrieden zu sein. Ein bitterer Nachgeschmack bleibt natürlich schon, nur 30 Sekunden auf Platz 3, trotz Defekt! Hmm wie sagt der Franzose – merde ;) Der Stage-Gewinn ganz zum Schluss hat auf jeden Fall vieles versöhnt, das war schon ein super Gefühl!

Mit über 10.000 Tiefenmetern war die Strecke nicht gerade zimperlich bergab. Wie kamst du mit dem vollkommen anderen Format im Vergleich zu Punta Ala (erster Lauf der Enduro World Series) zu recht?

Das Format ist spitze: Trackwalk, Trainingsrun, Rennen. So besteht Chancengleichheit und die Tage vor dem Rennen sind wesentlich entspannter ohne Shuttle-Wahnsinn wie in Punta Ala. Die enorme Streckenlänge von über 1:15 Stunde Gesamtzeit ist genau mein Ding, da sind Konstanz und Durchhaltevermögen gefragt.

Es gab – abgesehen von den ungezeiteten Runs während des Rennens – kein Training im Vorfeld. Was hatte das für Auswirkungen auf die Fahrer(innen)? War das für dich von Vorteil?

Ich denke, dass ohne Training-Runs weniger am Limit und mehr auf Sicht gefahren wird. Das liegt mir und entspricht – meiner Meinung nach – dem Enduro Gedanken besser, als wenn Fahrer schon Wochen vorher auf den Stecken trainieren.

Ines Thoma Enduro World Series-2

Wie waren deine Vorbereitungen für die einzelnen Stages? Bist du mit einem Grundsetup in das Rennen gestartet oder hast du von Stage zu Stage etwas an deinem Bike verändert?

Vom Setup waren die Stages schon sehr ähnlich, viele Highspeed-Passagen, trockener Untergrund und Anlieger. Bis auf den Luftdruck hab ich nichts verändert.

Was war deine Renntaktik? Hat sie sich ausgezahlt?

Ich versuche immer nicht über dem Limit zu fahren und solide Läufe bis zum Schluss zu zeigen. Nach der ersten Stage habe ich gemerkt, dass meine Taktik jedoch so zu langsam ist und habe versucht, gerade im Antritt nach den Kurven und in den Highspeed-Stücken, einen Zahn zuzulegen. Insgesamt bin ich ohne Sturz davongekommen und hab mich bis zum Schluss fit gefühlt. Trotzdem muss ich wahrscheinlich lernen ab und zu mehr ans Limit zu gehen wenn der Traum vom Podium dieses Jahr noch was werden soll;).

Ines Thoma Enduro World Series-3

Wie fällt deine Rennbilanz aus? Stürze, Platten oder ähnliches?

  • Stürze 0
  • Platten 1
  • Am Schluss kaputte Beine 2
  • Was erwartest du dir von der nächsten Runde der Enduro World Series dieses Wochenende in Les 2 Alpes während des Crankworx Festivals?

    Dass ich Spaß habe, das Rennen wie gewohnt locker angehe und in der einen oder anderen Stage zeige, dass ich vorne mitfahren kann.

    Bildschirmfoto 2013-07-02 um 12.14.11

    Und ganz wichtig: Wie kommt ihr hin?! Euer Sprinter ist liegen geblieben?! ;)

    (Lacht). Was für eine Geschichte! Auf dem Weg nach Les 2 Alpes haben wir fast fünf Stunden am Straßenrand auf französische Hilfe gewartet. Positiv war die super Aussicht und, dass wir braun geworden sind. Jetzt sind wir da und unseren schön gestreiften Bus bekommen wir hoffentlich bald und gesund wieder zurück!

    Ines Thoma Enduro World Series-4

    Ein stolzer Lehrmeister: Fabien Barel mit Teamkollegin Ines Thoma

    Fotos: Colin Meagher (edited by ENDURO) Interview: Robin Schmitt


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    Über den Autor

    Robin Schmitt

    Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.