Im Gespräch: SSES-Gesamtsieger & Focus-Pilot Fabian Scholz
Jetzt, da sich die Blätter langsam wieder bunt färben und die Temperaturen fallen neigen sich auch die ersten Enduro Rennserien ihrem Ende. Am vergangenen Wochenende fand im österreichischem Leogang der letzte Lauf der Specialized SRAM Enduro Series statt welchen Tobias Reiser für sich entscheiden konnte. Die Gesamtwertung gewann jedoch sein Team-Manager und Kollege Fabian Scholz den wir nach dem Rennen zu einem kurzen Gespräch gebeten haben:
ENDURO: Grüß dich Fabi, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Seriensieg, erzähl uns doch kurz etwas über dein letztes Rennen der Saison.
Beim letzten Rennen war ich einerseits relaxed, da ich ja bereits ein gutes Punktepolster hatte, auf der anderen Seite aber auch ganz schön angespannt, da jeder natürlich den Gesamtsieg erwartet bei so viel Vorsprung. Insgesamt hat mir das Rennen bis auf Stage 1 dann aber echt super viel Spaß gemacht!
Du bist, wie du schon selbst sagst, mit einem komfortablen Punkte-Polster nach Leogang gereist, konntest dir jedoch keinen Totalausfall leisten, bist du die Sache bewusst etwas entspannter angegangen um Defekte und Stürze zu vermeiden?
Eins sag ich euch: Sturz und Pannenfrei aber auch nicht zu langsam fahren ist ganz schön schwer! Ich bin um jeden spitzen Stein herum gefahren und habe einfach versucht, nicht zu viel Zeit zu verlieren. Schlußendlich hat es perfekt gepasst, auch wenn ich lieber richtig Gas gegeben hätte. Doch manchmal muss man einfach vernünftig fahren.
Letztes Jahr warst du noch als Privat-Fahrer am Start, dieses Jahr bist du nicht nur Teil des Focus Trail Teams, du bist auch der Team-Manager und arbeitest nebenbei noch als Konstrukteur bei Derby Cycles. Das klingt nach Stress, wie hast du die Saison empfunden und wie hast du alles organisiert bekommen?
So ein Team zu managen ist doch deutlich aufwendiger als ich es gedacht habe! Zeitweise war es schon extrem stressig und hat mich ganz schön Nerven gekostet! Meine Arbeit als Konstrukteur darf natürlich nicht darunter leiden, dass ich nebenher noch Rennen fahre. Trainieren kann ich quasi nur am Abend, da braucht es dann oft schon viel Motivation um das durchzuziehen. Nun bin ich schon froh, wenn die Saison in 3 Wochen vorbei ist.
Das Focus Trail Team war aber dennoch der richtige Schritt für dich?
Ja logisch, bereuen tu ich das auf keinen Fall. Ich hatte dadurch ja auch deutlich besseren materiellen und finanziellen Support. Dass wir im ersten Jahr gleich so mega erfolgreich sein würden, damit habe ich nicht gerechnet, es freut mich jetzt aber natürlich umso mehr.
Mit Markus und Tobias Reiser hast du zwei erfahrene Rennfahrer an deiner Seite, trainiert ihr öfter auch gemeinsam oder tauscht ihr euch aus wenn es um das Training geht?
Wir hatten eigentlich vor gemeinsam zu trainieren, leider hat es dann nie richtig geklappt, da ich von der Arbeit einfach zu stark eingespannt bin. Aber austauschen tun wir uns natürlich trotzdem, auch wenn jeder seine eigene Trainingsmethode hat.
Wird es bei euch im Team für die kommende Saison personelle Veränderungen geben?
Es bleibt bei uns drei Fahrern, wir werden aber durch ein Co-Sponsoring Programm noch andere Fahrer unterstützen.
Ansonsten wird sich vom Team Managent und der Organisation einiges ändern, das ist aber alles noch nicht 100%ig klar.
Gibt es denn weitere Informationen zum Co-Sponsoring Programm und können sich Fahrer bewerben?
Das ist eigentlich nicht meine Baustelle. Bei den Lizenz Männern sind wir ja top aufgestellt, mit dem Remo unterstützen wir jetzt auch noch einen Top Master Fahrer. Ich würde gerne noch ein Top Mädle auf einem Focus sehen. Bewerbungen können also durchaus geschickt werden und ich schau dann, was ich machen kann.
Bei der Vielzahl an Rennen könnte man aktuell jedes Wochenende an einem Wettkampf teilnehmen, hast du bewusst Rennen pausiert um dich auf eine Serie fokussiert?
Ursprünglich wollte ich deutlich mehr Rennen fahren, aus Zeitgründen ging es aber einfach nicht. Daher habe ich mich dann irgendwann auf die SSES konzentriert und dort versucht die Gesamtwertung zu holen.
Welches Rennen war in dieser Saison dein Highlight bisher und warum?
Terlago war mein Highlight, die Strecken waren top und ich war mega überrascht den dritten Platz gemacht zu haben. Damit hatte ich gar nicht gerechnet, daher denke ich sehr gerne an das Rennen zurück.
Bisher sieht man deutsche Fahrer im internationalen Vergleich leider noch nicht innerhalb der Top20, hast du hierfür eine Erklärung?
Ich würde sagen, da spielt einerseits die Deutsche Landschaft mit ihren wenigen richtigen Bergen eine Rolle, anderseits denke ich, dass die Deutschen zu vernünftig sind. Wenn ich da die Engländer und Franzosen anschaue, die einfach im Winter ein wenig arbeiten und dann im Sommer nur Rad fahren, das macht hier zu Lande ja niemand. Etwas vernünftiges lernen und arbeiten ist irgendwie so eine deutsche Attitüde, da weicht man nur ungern von ab. Und dann sind wir schon recht verwöhnt was Sponsoring angeht, auch ohne großartige Leistung bekommt jeder eine Form der Unterstützung und muss sich nicht großartig anstrengen. Da fehlt dann vielleicht auch etwas die Motivation.
In wenigen Wochen steht die erste Deutsche Meisterschaft im Enduro auf dem Programm stellt sie deinen Saisonhöhepunkt dar?
Ja und Nein. Der Höhepunkt war schon die SSES, da man die komplette Saison konstant fahren muss, was ja auch den Enduro Sport ausmacht. Bei einem einzelnen Rennen kann natürlich alles passieren, aber logischerweise werde ich alles geben um ganz oben zu stehen!
Die Stuttgarter Härte hat dich zum König der weltbekannten Stuttgarter Endurodynastie gekürt – was sagst du dazu und welche Privilegien und Pflichten gehen damit einher?
Da ich bisher das Amt des Rennbuddha inne hatte, verändert sich mein Aufgabengebiet nicht zu sehr. Morgends nehme ich mein Bad im mit Eisenspänen gefüllten Nesenbach um gegen die Mittagszeit Jünger aus aller Welt zu empfangen, die mir huldigen wollen. Nachmittags versuche ich meine Scherr-, Schoinzg- und Quadropolationsmannöver weiter zu verfeinern.
Danke Fabi für das Gespräch und alles gute für die noch kommenden Rennen, die letzten Worte gehören dir:
Ein großer Dank geht natürlich raus an alle Freunde mit denen ich Rad fahren und die uns sonst irgendwie unterstützen. Natürlich ein rießen Dankeschön an alle Sponsoren, ohne die so eine Saiosn nicht möglich wäre: Focus, Reynolds, SRAM, Maxxis, ION, Acros, Evoc, Kore, Squeezy, Troy Lee Designs, Rollei, Carbocage, Muc OFF und 100%
Wer mehr über Fabian Scholz und das Focus Trail Team erfahren möchte besucht die Focus-Website oder die Facebook-Seite des Teams.
Text: Christoph Bayer / Bilder: Hanno Polomsky, Axel Brunst & Christoph Bayer
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