Liteville H-3 B+ Test
Fette Reifen, ein voluminöses Unterrohr und ein aggressiver Stealth-Look – das Liteville H-3 ähnelt dem monströsen Hummer H3 aus den USA nicht nur durch seine Modellbezeichnung. In Sachen Fahrverhalten könnten die Unterschiede zwischen den beiden jedoch unterschiedlicher nicht sein.
Liteville nennt das H-3 das 301 unter den Hardtails: vielseitig, variabel, potent. Die Allgäuer bieten das H-3 bewusst nur als Rahmenset an, damit jeder Kunde seine eigenen Vorlieben und Wünsche beim Aufbau umsetzen kann. Für alle Unentschlossenen bietet Liteville jedoch Aufbaubeispiele auf ihrer Website: B+, Trailbike, Enduro. Wir haben mit dem B+ Aufbaubeispiel herausgefunden, was das Liteville H-3 kann.
Die Ausstattung des Liteville H-3 B+
Die Ausstattung des Liteville H-3 ist edel und stimmig. Die FOX 34 FLOAT 27,5+ 140 Fit 4 Factory-Federgabel arbeitet souverän und filtert Unebenheiten gut weg. Das Cockpit besteht aus einem 50 mm langen Syntace Megaforce 2-Vorbau und einem 760 mm breitem Syntace Vector-Carbonlenker und liegt nicht nur sehr gut in der Hand, sondern überzeugt auch mit einem gelungenen Verhältnis aus Gewicht, Steifigkeit und Flex. Die Shimano XT M8000-Bremse an diesem Testbike besitzt leider den bereits öfter kritisierten wandernden Druckpunkt. Der Shimano XT 2-fach Antrieb mit Side-Swing-Umwerfer funktioniert tadellos und erledigt Gangwechsel schnell und präzise, wir würden trotzdem ein 1-fach-Setup bevorzugen.
Die Syntace W-40 Felgen stützen die 3,0″ breiten Schwalbe Nobby Nic sicher ab. Die MX-Naben verfügen über den neuen Syntace Evo 6-Standard, bei dem die Felge symmetrisch eingespeicht wird und so belastbarer sein soll. Ein Tubelessumbau ist bei Plus-Reifen Pflicht, da die breiten Pneus sonst sehr anfällig für Platten sind. Auf der bewährten RockShox Reverb mit 125 mm Hub ist ein SQLab 612-Sattel montiert.
Geometrie des Liteville H-3
Die Zahlen sprechen für sich: Das Liteville H-3 ist nicht unterzukriegen. Der flache 64,5°-Lenkwinkel ist, gepaart mit 435 mm kurzen Kettenstreben und einem moderaten Reach von 406 mm in Größe M, eine echte Kampfansage an manch andere Endurobikes. Das Cockpit kommt dank des 110 mm langen Steuerrohrs sehr niedrig (Stack: 615 mm). Der Rahmen ist in Größe S, M, L und XL verfügbar.
Größe | M |
---|---|
Sitzrohr | 430 mm |
Oberrohr | 599,8 |
Steuerrohr | 110 mm |
Steuerrohrwinkel | 64,5° |
Sitzrohrwinkel | 72,5° |
Kettenstreben | 435,5 mm |
Tretlagerhöhe | 321,6 mm |
Radstand | 1.170,4 mm |
Reach | 406,3 mm |
Das Fahrverhalten des Liteville H-3 B+
Bei einer Körpergröße von 174 cm mit Größe Medium fällt die aufrechte Sitzposition auf. Mit dem recht steilen Sitzwinkel geht es trotz der Plus-Reifen zügig bergauf. Wird es steil und technisch, hat man mit dem korrekten Reifendruck jede Menge Traktion – hier ist die eigene Kraft der limitierende Faktor.
Sobald es bergab geht, spielt das Liteville H-3 seine Karten aus. Während man beim Traileinstieg mit Wiegetritt beschleunigt, flitzt es dank der kurzen Kettenstreben wieselflink durch die folgenden Kurven. Die großvolumigen Reifen schlucken kleine und mittelgroße Unebenheiten locker weg, während die FOX 34 straff und zielgenau arbeitet. Das Bike lässt sich ohne Probleme zu Manuals und Bunnyhops bewegen und gibt sich sehr verspielt, aber trotzdem gut ausbalanciert. So wird man trotz bzw. gerade wegen der dicken Reifen schneller und schneller. Das H-3 fährt sich durch den flachen Lenkwinkel auch bei hohen Geschwindigkeiten sehr definiert und spurstabil, es bleibt aber natürlich ein Hardtail. Nur im Schlamm schwimmen die Reifen auf – hier ist Vorsicht geboten.
Doch auch im langsamen, technischen Geläuf weiß das H-3 zu überzeugen. Die Plus-Reifen sorgen für genügend Grip bei langsamen Manövern – so sind auch Trialeinlagen kein Problem.
Fazit zum Liteville H-3 B+
Das Liteville H-3 gehört zu einer Gattung von neuen, pfeilschnellen und spaßigen Enduro-Hardtails. Es bietet dank der Plus-Reifen jede Menge Komfort und begeistert mit massig Grip und souveränem Handling. Und es wäre kein Liteville, würde es nicht voller cleverer Details stecken. Auf flowigen Trails ist es ein Bike, um Strava-Rekorde zu brechen, im anspruchsvollen Terrain kann es aber natürlich nicht mit einem vollgefederten Modell mithalten – das will es aber auch gar nicht.
Mehr Informationen zum Liteville H-3 B+ findet ihr auf der Liteville Website.
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