Wieder einmal machte sich das Focus Trail Team rund um Fabian Scholz auf den Weg zu einem Stop der Enduro World Series. Dieses Mal ging es nach einem Rennwochenende mit dünner Luft in den Höhen Colorados [Hier nachzulesen], in das Bikerparadies Whistler in British Columbia.

Whistler – Pilgerstätte jeglicher Radfahrer dieser Welt und das zu recht. Nach dem Rennen in Colorado ging es für Markus und mich Richtung Kanada, um 2 Wochen im legendären Bikepark und Whistler Valley Spaß zu haben.

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Fünf Tage vor dem Rennen wurden die Stages bekannt gegeben. Nachdem die Stage Map veröffentlicht wurde, waren wir erst mal erstaunt, oder eher geschockt. Über 2200 Höhenmeter, 65km und 5 Stages sollten am Renntag absolviert werden. Das war die heftigste Ansage für ein Enduro Rennen aller Zeiten. Die ersten beiden Tage durfte nur die fünfte Stage im Bikepark trainiert werden, Top of the World.

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Mit 11km und 1500 Tiefenmeter am Stück war sie auch die längste Stage der gesamten EWS Saison. Wir schonten unsere Kräfte und fuhren die Stage nur 2-mal ab. Schonen in Whistler? Gar nicht so einfach, wenn man den besten Bikepark der Welt vor der Hoteltür hat und einmal um die halbe Welt geflogen ist.

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Freitag und Samstag durften dann Stage 1-4 trainiert werden. Eine Stage kannten wir bereits durch unsere Enduroausfahrten der letzten Woche. Microclimate genannt, war sie einer der besten Trails die wir jemals gefahren sind. Da der Trail erst im Frühjahr fertig gestellt wurde, war er entsprechend smooth und loamy. Nachdem über 350 Fahrer die Stage trainiert hatten, war er kaum wieder zu erkennen. Metertiefe Löcher und tiefe Furchen durchzogen den Trail. R.I.P. Microclimate!

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Die drei anderen Stages fanden zum Großteil auf älteren Trails statt, die bereits gut eingefahren waren. Aber auch hier wurden die Trails durch das steile Gelände und die unzähligen Abfahrten extrem zerfahren. Aus den 27 Switchbacks auf Stage 3 war außer einer 10cm tiefen und breiten Fahrrinne nichts mehr übrig. Die krasseste Stage wartete am Schluss auf uns, Stage 4, genannt „Ride don’t slide“. Hier wurden keine Gefangenen gemacht, von oben bis unten extrem steil ohne eine kurze Verschnaufpause. Dazu einige Stellen bei denen man sich im ersten Moment fragt, wie oder wo fährt man? Geschweige denn wie geht das schnell? Schon im Training versuchten wir unsere Transferzeiten zu timen um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie schnell man von Stage zu Stage fahren musste. Die Zeitfenster waren mehr als knapp, teilweise sollte selbst bei flottem Tempo nicht genug Zeit zum Essen bleiben. Nachdem viele Fahrer Feedback an die Organisatoren gegeben hatten, wurden alle Transferzeiten um 10min erhöht. Ein wenig Erleichterung machte sich breit, trotzdem waren wir mehr als skeptisch, wie wir das schaffen sollten. Entsprechend nervös waren wir am Vorabend, als wie unsere Startzeiten bekamen. Start 10 Uhr, letzte Stage Start 18 Uhr. Alles klar, 8 Stunden Racing auf dem Bike, kein Problem!

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Nach einer eher unruhigen Nacht machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zum Start. Auf Zug fuhren wir zum Start von Stage 1 und hatten noch ca. 10min den Helm zu wechseln, kurz etwas zu essen und durchzuatmen. Da wir noch nie eine derartige Distanz bei einem Rennen absolviert hatten, war es extrem schwierig die Kraft richtig einzuteilen. Die erste Stage gingen wir daher eher ruhig an, um in den Flow (wenn es denn einen gab) zu kommen. Überraschenderweise war die Stage dann nicht so extrem anstrengend für die Hände und Arme, vielleicht bin ich sie doch zu ruhig angegangen? Im Ziel angekommen hieß es kurz Wasser nachtanken und gleich weiter zu Stage 2, dort angekommen hatten wir etwas weniger als 10 Minuten Zeit. Die zweite Stage war dann schon heftiger, einige extrem steile Schlüsselstellen kamen doch überraschend und verlangten extrem viel Kraft ab. Gegen Ende der Stage wurden dann die Arme immer schwächer und so mancher Fahrfehler schlich sich ein. Einer davon führte mich leider den Hang herunter neben die Stage. Im Zielbereich konnte man einigen Fahrern schon die Erschöpfung ansehen, schließlich hatten wir schon über 1000hm über extrem Steile Schotterpisten und zwei heftige Stages hinter uns. Auf dem Weg zu Stage 3 mussten wir einmal quer durch Whistler Valley auf die andere Bergseite. Auch dieser Climb hatte es wieder in sich, die Stage konnte nur über Singletrails und Schotterwege erreicht werden. Wieder war die Transferzeit extrem eng, sodass wir trotz flottem Tempo nur 10min zu Vorbereitung der Stage hatten.

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Diese sollte etwas weniger technisch, dafür umso pedalierlastiger sein. Ganz gut um die Arme zu schonen, dachte ich, aber weit gefehlt: Die engen Spitzkehren mit ihren fiesen Spurrillen verlangten auch den Armen alles ab. Auch hier nahm ich zur Sicherheit wieder eine Bodenprobe. Es lief einfach nicht. Zudem zerschellte Markus im Rockgarden an einem Baum. Wie wir im Nachhinein erfahren haben, dachten wohl einige Fotografen “Der steht nicht mehr auf”. Doch Markus war schneller wieder auf seinem SAM als man schauen konnte. Unsere Motivation war demnach im Keller und der längste Anstieg des Rennens wartete auf uns. Glücklicherweise hatte sich die Luft mittlerweile auf 36Grad aufgeheizt. Der Anstieg schlängelte sich eine lange Teerstraße hinauf, auf der es kaum Schatten gab. Die letzte halbe Stunde musste dann teilweise wieder über extrem steile Schotterstraßen gefahren bzw. geschoben werden. Oben angekommen waren alle mehr als erschöpft. Man sah allen an, dass eigentlich keiner mehr Motivation und Kraft für die vierte Stage hatte. Die EWS ist halt kein Kindergeburtstag. 10 Minuten später fiel dann auch schon der Startschuss für die Stage. Meine Arme gehorchten mir kaum noch und mein Rad fuhr mehr mit mir als ich mit ihm, was dann natürlich wieder im Sturz endete.

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Diesmal war auch noch der Lenker verdreht, der erste Versuch den Lenker wieder gerade zu drehen scheiterte an mangelnder Kraft in den Armen. Erst ein günstig stehender Baum konnte meinen Lenker wieder positionieren. Leider blieb mein Rad bei der Stage mit Sturz nicht ganz unbeschadet und ich musste somit nach Stage 4 das Rennen beenden. Markus hatte die Stage 4 soweit gut überstanden und hatte nun zwei Stunden sich für die letzte 11km lange Stage 5 zu regenerieren. Ich konnte mir die Zielankünfte der Topfahrer anschauen. Eines muss man den Organisatoren lassen, die letzte Stage mit Livetiming war wirklich Top! Im Zielbereich waren jede Menge Zuschauer und das Rennen war super spannend. Markus überquerte mit einem guten 49ten Platz die Ziellinie. Als Jared Graves mit Mach 10 über die Ziellinie schoss, und sich den Sieg sicherte, tobte die Menge und die Stimmung war super. Allen Fahrern war die 8 Stündige (Tor-)Tour anzusehen.

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Als Fazit muss ich sagen, dass die Runde wohl etwas zu krass gewählt war. Stage 4 nach über 2200 Höhenmetern zu fahren war für alle Fahrer extrem hart und aufgrund der Erschöpfung ziemlich gefährlich. Man hat aber auch gesehen dass man in Rennsituationen über sich hinaus wachsen kann und deutlich mehr schaffen kann, als man von einem selbst erwartet. Die Trails in Whistler sind auf jeden Fall der Wahnsinn und ich kann nur jedem empfehlen mal einen Blick über den Tellerrand des Bikeparks zu werfen.

Mehr Informationen auf www.focus-bikes.com

Text: Fabian Scholz | Bilder: Daniel Dunn


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