Vor 12 Monaten verließ unser Art Director und Dauertester Julian den Orbea Campus BCN. In der linken Hand: sein neues Dauertestbike. In der rechten: die Strava-App zu den besten Trails der Stadt. Ist das Orbea Rallon X10 die reine Enduro-Rakete, die sich Julian erhofft hat?
Wenn der Morgen so früh ist, dass sich selbst die Sonne noch ein letztes Mal im Bett umdreht, sitze ich schon auf dem Bike. Es geht über die meist felsigen Trails oberhalb von Barcelona, mit Vollgas vorbei an Büschen und mit Druck durch Naturanlieger – und nach einem kurzen Stopp am Meer beginnt alles wieder von vorn. Wenn Freunde mich besuchen wollen, müssen sie mich auf den Trails finden. Ich wohne mittlerweile hier.
Deshalb war meine Ansage auch klar, als es um die neuen Dauertestbikes ging: Ich brauche eine pure Enduro-Rakete, keinen Mischmasch. 160 mm Federweg. Lang und flach. Leicht und wendig. Eine kompromisslose Waffe bergab und trotzdem bergauf pedalierbar. Die Wahl fiel aufs Orbea Rallon X10.
Die Ausstattung des Orbea Rallon X10
Für einen Preis von 3.999 € kommt das Rallon X10 ausgestattet mit edlen FOX Factory Kashima-Federelementen, robusten DT Swiss SPLINE E-1900-Laufräder und einer Shimano XT-Schaltgruppe. Vorbau, Lenker und Kurbel stammen aus der stabilen Race Face Aeffect-Serie. Für genügend Grip sorgen die montierten MAXXIS HighRoller II- und MAXXIS Ardent-Reifen.
Auf dem Rallon in Größe L nehme ich mit meinen 192 cm leicht gestreckt, aber bequem Platz. Der Vorbau wurde direkt unter die Spacer platziert – so tief es nur eben geht. Für viele wird der 760-mm-Lenker mit 35 mm Rise ausreichen, für mich war er jedoch etwas schmal.
Die Ausstattung des Orbea Rallon X10 auf einen Blick
Gabel: Fox 34 Float Factory Kashima 160 mm
Dämpfer: Fox Float X DPS Factory Kashima
Bremsen: Shimano XT
Antrieb: Shimano XT
Sattelstütze: RaceFace Turbine 125 mm
Vorbau: RaceFace Aeffect 35 mm
Lenker: RaceFace Aeffect 35 mm Riser
Laufräder: DT Swiss M-1900 Spline
Reifen: MAXXIS High Roller II 2.4″
Preis: 3.999 €
Geometrie Orbea Rallon X10
Größe | S | M | L |
---|---|---|---|
Oberrohr [A] | 587 mm | 611 mm | 640 mm |
Steuerrohr | 120 mmm | 130 mm | 145 mm |
Sattelrohr [B] | 420 mm | 455 mm | 495 mm |
Lenkwinkel [F] | 66° / 65,5° | 66° / 65,5° | 66° / 65,5° |
Sitzwinkel [E] | 75° / 74,5° | 75° / 74,5° | 75° / 74,5° |
BB Drop [J] | 7 mm / 14 mm | 7 mm / 14 mm | 7 mm / 14 mm |
Kettenstreben [C] | 420 mm | 420 mm | 420 mm |
Radstand [D] | 1159 mm | 1184 mm | 1215 mm |
Reach [G] | 425 mm | 447 mm | 472 mm |
Stack [H] | 603 mm | 612 mm | 626 mm |
Auf dem Trail
Das Orbea Rallon musste sich auf den zum Teil sehr anspruchsvollen Trails rund um Barcelona und auf der Strecke des Downhill World Cups von Andorra beweisen. Doch vor jeder Abfahrt geht es in der Regel erstmal bergauf. Moderate Anstiege lässt man dank des wipparmen Hinterbaus problemlos hinter sich, bei sehr steilen Rampen steigt allerdings öfter mal das Vorderrad, weil der Sattel so weit ausgezogen ist. Auch das tiefe Cockpit kann dem nicht entgegenwirken.
Die bergab fokussierte Geometrie lässt jedes Downhillherz höher schlagen. Der lange Radstand (1.215 mm) und der flache Lenkwinkel (66°) lassen einen das Bike problemlos auf Höchstgeschwindigkeiten bringen. Selbstbewusst navigiert man sich durch technische Steilstücke und nimmt Sprünge, ohne groß nachzudenken. Selbst auf der schnellen World-Cup-Strecke in Andorra fühlt man sich mit dem Rallon alles andere als fehl am Platz. Das steife Bike lässt sich dank der kurzen Kettenstreben wendig durch enge Kurven manövrieren. Das straff eingestellte 160-mm-Fahrwerk von FOX zeigt sich selten überfordert und bietet konstante Performance – egal auf welchem Terrain. Es liefert jede Menge Feedback und ermutigt den Fahrer zu verspielten Fahrmanövern, erfordert aber in ruppigen Sektionen eine beherzte Hand. Die 27,5″ großen MAXXIS-Reifen entpuppten sich als absolut treue Begleiter. Gewollte Two-Wheel-Drifts lassen sich gut kontrollieren und der Grip ist auf dem meist steinigen Terrain hervorragend.
Fazit zum Orbea Rallon X10
Das Orbea Rallon X10 ist durch und durch eine echte Enduro-Maschine. Es hält, was es verspricht, und beschert dem Fahrer eine wirklich gute Zeit auf den Trails. Es will aktiv und schnell gefahren werden, auf den Uphills schlägt es eher ruhige Töne an. Egal ob auf dem Hometrail oder im Bikepark – wessen Herz für ruppige Abfahrten und Highspeed-Kurven schlägt, der wird dieses Bike lieben.
Mehr Informationen findet ihr unter orbea.com
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Text: Julian Lemme Fotos: Sergi Valenzuela Cabrera