Exotisch, exotischer, Production Privée Shan 5! Die kleine andorranische Schmiede, bekannt für ihre Stahl-Bikes, geht mit dem Shan 5 neue Wege und kombiniert einen Stahl-Hauptrahmen mit einem Carbon-Hinterbau. Ob uns der ungewöhnliche und edle Exot mit 150 mm Federweg an der Front und 140 mm am Heck auf dem Trail überzeugen konnte?

Production Privée Shan 5 | 150/140 mm (v/h) | 14,72 kg in Größe M | 5.652 € (Rolling Chassis) | Hersteller-Website

Production wer?! Production Privée! Die kleine Schmiede aus Andorra dürfte für viele Biker noch eher unbekannt sein. Szenekenner schätzen aber die sehr charakteristischen Stahl-Bikes und auch wir haben es uns nicht nehmen lassen, bei unserem Forestal-Hausbesuch auch mal bei Production Privée hinter die Kulisse zu schauen. Production Privée wurde nämlich vom andorranischen Nachbarn Forstal aufgekauft und sitzt im selben Gebäude. Wer jetzt denkt, dass es bei einer Firma, die vorwiegend Bikes aus Stahl baut, eher altmodisch zugeht, könnte gar nicht stärker daneben liegen. Production Privée forscht und entwickelt nämlich an den verschiedensten Materialien. Etwa am Rahmenbau aus Thermoplast-Kunststoff oder an Verbundrahmen aus Stahl und Alu. Bei so viel Innovationsdrang waren wir nicht gerade überrascht davon, dass auch das neue Shan 5 unkonventionell daherkommt. Denn Production Privée kombiniert hier einen Hauptrahmen aus 4130 Chrom-Molybdän MCS-Stahl mit einem Carbon-Hinterbau. Die geraden, schlanken Stahlrohre des Hauptrahmens treffen auf den geschwungenen, breiten Carbon-Hinterbau – gegensätzlicher könnten Hauptrahmen und Hinterbau optisch kaum sein. Ziel dieser ungewohnten Materialehe ist es, die ungefederte Masse am Hinterbau durch das leichtere Carbon deutlich zu reduzieren, was die Hinterbau-Performance verbessern soll. Zusätzlich konnte Production Privée durch Variieren des Carbon-Layup die Steifigkeit des Hinterbaus nach Belieben bis zur Zufriedenheit anpassen. Das Ganze wird sich aber nicht in Andorra ausgedacht, sondern der Stahl-Hauptrahmen, genauso wie der Carbon-Hinterbau werden dort auch produziert. Der Vorgänger des Shan 5, das Shan N°5 mit Stahl-Hauptrahmen und Stahl-Hinterbau, ist zwar aktuell noch erhältlich, wird allerdings durch das Shan 5 ersetzt und bald aus dem Line-up verschwinden. Erhältlich ist das 29”-Bike als Rahmenset mit Öhlins TTX2 AIR-Dämpfer für 2.929 € oder ohne Dämpfer für 2.299 €. Zusätzlich bietet Production Privée auch ein Rolling Chassis des Shan 5 an. Hierfür müsst ihr 5.652 € auf den Tisch legen und bekommt dafür neben dem Rahmen noch Gabel, Dämpfer, Dropper, Cockpit, Laufräder und Reifen. Laut Production Privée sollen so die Kernkomponenten perfekt zum Bike passen, aber gleichzeitig beim Rest noch Spielraum zur persönlichen Anpassung bestehen. Wer den exotischen Boliden sein Eigen nennen möchte, kann entweder direkt über die Website zuschlagen oder auf einen Händler zurückgreifen. Die sind allerdings noch sehr schmal gesät und die einzigen gelisteten Händler liegen in Andorra und Spanien.

Das Production Privée Shan 5 2023 im Detail – Gelber Blitz

Eines ist euch mit dem Production Privée Shan 5 sicher: Aufmerksamkeit! Mit der Kombination aus Stahl-Hauptrahmen, Carbon-Hinterbau und der knalligen gelben Lackierung bleibt ihr am Trail-Einstieg nie lange inkognito. Meist fängt es mit einem einfachen Blick von der Seite an. Dann erntet man schnell das erste anerkennende Nicken, oft auch direkt einen Spruch nach dem Motto „Steel is real“ – der Kreativität wird hier freien Lauf gelassen. Wandert der Blick dann weiter am Bike, hebt sich meist schnell eine Augenbraue und zwangsläufig kommt immer die Frage: „Ist das ein Carbon-Hinterbau?!“ Für Techtalk-begeisterte ist das Shan 5 also die perfekte Steilvorlage, sich den Mund fusselig zu reden. Dass Unauffälligkeit auch nicht gerade Entwicklungsziel Nummer eins war, untermauern auch nochmal die Decals. Die Blitze auf dem Oberrohr und den Sitzstreben passen wie die Faust aufs Auge zum Vibe des Bikes und versprühen einen coolen Vintage Racing Look. Da kommt es wenig überraschend, dass sich die Designer vom Motorsport der 60er- und 70er-Jahre haben inspirieren lassen. Neben der knalligen Farbe TZ750 Yellow unseres Test-Bikes habt ihr noch die Farben TZ250 Red, YZ250 Metal Blue und R3 Metal Silver zur Auswahl. Viel mehr Vintage Motorsport Hommage ist nur schwer möglich.

Man könnte meinen, hier wäre jemand rennsportbegeistert …
Kachow! In unserem Office hat das Shan 5 schnell den Spitznamen „Gelber Blitz“ verpasst bekommen.
Ladies and Gentleman, this is Shan 5.

Der Stahl-Hauptrahmen fällt, wie man es von Stahl-Bikes kennt, ziemlich schlank aus. Beim ersten Aufsitzen sehen die dünnen Rohre von oben fast etwas gewöhnungsbedürftig aus – vor allem, wenn man an voluminöse Carbon-Bikes gewohnt ist. Der Übergang von Ober- und Unterrohr ins Steuerrohr ist sehr akzentuiert und das Steuerrohr steht optisch ziemlich frei da. Um die runden Stahlrohre miteinander zu verbinden, hat man auch nicht gerade an Schweißnähten gespart. Die fallen recht großzügig aus, passen aber in ihrer schönen Ausführung super zur Optik des Bikes. Am Hinterbau gilt dann jeweils das Umgekehrte: Er hat eine deutlich organischere Form als der Hauptrahmen und fällt – typisch Carbon – eher voluminös und etwas breiter aus. Wer genauer hinschaut, erkennt, dass der aus einem Stück bestehende Hinterbau zusätzlich zur Verbindung zwischen den Kettenstreben auch vor dem Sitzrohr noch einmal durch eine Verschraubung verstärkt wurde. Für anfängliche Skepsis hat bei uns der extrem kleine Spielraum zwischen Kettenblatt und Hinterbau im Bereich des Lagerpunktes geführt. Hier passt echt nur ein Blatt Papier zwischen Rahmen und Kette, trotzdem hat der Rahmen hier noch keine Spuren von schleifender Kette. Das würden wir mal Vertrauen in die eigenen Fertigungstoleranzen nennen – Chapeau!

Wem geht bei dieser sexy Taille nicht das Herz auf?
Der Carbon-Hinterbau hebt sich mit seiner organischen Form direkt vom Stahl-Hauptrahmen ab.
Steigt man von den aktuellen voluminösen Carbon-Bikes auf das Shan 5 um, ist der Blick von oben auf die schmalen Stahlrohre erstmal gewöhnungsbedürftig – aber man gewöhnt sich sehr gern um!

Am Hinterbausystem macht Production Privée keine Experimente und bleibt seinem charakteristischen Eingelenker treu, den man bereits von allen anderen Full-Suspension-Bikes der Andorraner kennt. Der Dämpfer wird dabei allerdings nicht direkt von der Hinterbauschwinge angesteuert, sondern über einen Yoke, der mit Dämpfer und Schwinge verbunden ist. In Sachen Leitungsführung hält man bei Production Privée ebenso Abstand von allzu Neumodischem und verzichtet darauf, die Leitungen durch den Steuersatz zu führen. Stattdessen laufen die Leitungen über Ports am Unterrohr in den Rahmen. Die Alu-Ports sehen schick aus und ihre Basis ist mit deutlich sichtbaren Schweißnähten an den Rahmen geschweißt. Hier sollte Production Privée allerdings noch an einer Lösung arbeiten, die den Zügen etwas mehr Spielraum lässt. Uns hat es bei einem Crash den Lenker so stark eingedreht, dass es den Port für die Dropperleitung zur Hälfte aus dem Rahmen herausgebogen hat. Der Rahmen selbst wurde dabei zum Glück nicht beschädigt, trotzdem ist so etwas ärgerlich. Um für Ruhe auf dem Trail zu sorgen, sind die Kettenstreben mit einem großzügigen gewellten Schutz versehen, der seine Aufgabe gewissenhaft erledigt. Wer im Rahmendreieck einen Flaschenhalter sucht, kann leider lange suchen – den findet man nur auf der Unterseite des Unterrohrs. Hier ist die Flasche allerdings komplett dem Dreckbeschuss ausgesetzt, was für uns eine suboptimale Lösung ist. Wer sich nicht jedes Mal den Matsch aus der Trinköffnung kratzen möchte, kommt hier also um einen Hipbag oder Rucksack mit Trinkflasche oder -blase nicht herum.

Der Kettenstrebenschutz am Shan 5 ist das geriffelte Pendant zum Schweigefuchs aus dem Kindergarten und sorgt ähnlich zuverlässig für Ruhe.
Die Leitungen laufen am Hauptlager vorbei in den Hinterbau, ohne dabei mit Geklapper aufzufallen.
Achtung an alle Schweißfans: Nicht vergessen, den Sabber abzuwischen.

Die Ausstattung unseres Production Privée Shan 5 2023

Production Privée haben uns für unseren Test einen Aufbau geschickt, der auf dem Rolling Chassis des Shan 5 basiert, und die restlichen Teile nach ihren Vorstellungen ergänzt. Als Fahrwerk kommen Produkte von den schwedischen Suspension-Experten Öhlins zum Einsatz. Die Öhlins RXF36 M.2-Gabel liefert 150 mm Federweg und die Progression der Luftfeder lässt sich über zwei Luftkammern anpassen. Dafür braucht es keine Volumenspacer, sondern beide Kammern werden einfach auf den gewünschten Druck aufgepumpt. Eine Tabelle auf dem Casting liefert dafür Empfehlungen. Zusätzlich kann noch die High- und Lowspeed-Druckstufe angepasst werden, genauso wie der Lowspeed-Rebound. Die 140 mm Federweg am Heck hält ein Öhlins TTX2 Air-Dämpfer unter Kontrolle, an dem identisch zur Gabel auch Highspeed- und Lowspeed-Druckstufe sowie der Lowspeed-Rebound eingestellt werden können. Für den Dämpfer gibt es allerdings keine Setup-Empfehlungen und auch im Öhlins online Setup Guide ist das Shan 5 noch nicht gelistet. Wir sind das Bike mit einem SAG von 30 % gefahren und das Shan hat damit einwandfrei funktioniert.

Der Öhlins TTX2 AIR hat zwar nur eine Luftkammer, lässt sich aber sonst vielfältig verstellen.
Die zwei Luftkammern ermöglichen eine stufenlose Verstellung der Progression.

Dropper und Laufräder kommen beide von Crankbrothers. Die Highline 7-Dropper hat allerdings nur 150 mm Hub, was für heutige Standards für alle außer Fahrer mit kurzen Beinen einfach zu wenig ist. Dadurch, dass man die Stütze weit herausziehen muss, bekommt man in der Abfahrt schnell Probleme mit der Bewegungsfreiheit und Sattel und Intimbereich kommen sich näher, als man es gern hätte. Production Privée kombinieren die Dropper mit einer hauseigenen Remote. Die überzeugt mit guter Ergonomie und Haptik und lässt sich seitlich wie auch im Winkel verstellen. Bei den Laufrädern kommt die Carbon-Variante der Crankbrothers Synthesis zum Einsatz. Im Flex speziell angepasst sollen sie am Vorderrad mehr auf Compliance ausgelegt sein und am Hinterrad mehr auf Steifigkeit und Stabilität. Allerdings sollte man auf die edlen Carbon-Laufräder gut aufpassen, denn die leben in Kombination mit den Reifen ein gefährliches Leben. Der MAXXIS Minion DHF am Vorderrad ebenso wie der MAXXIS Highroller II am Hinterrad sind nämlich beide in der dünnen EXO-Karkasse verbaut. Das spart zwar Gewicht, sorgt aber auch dafür, dass man mit viel Druck fahren muss, um sich nicht ständig Platten einzufangen oder die Felgen zu zerschießen. Da beide Reifen mit 2,3” auch recht schmal ausfallen, muss man zusätzlich Abstriche bei der Dämpfung am Reifen in Kauf nehmen. Die MaxxTerra-Gummimischung, stellt für das Hinterrad einen guten Kompromiss aus Grip und Langlebigkeit dar, ist uns allerdings am Vorderrad zu hart und kostet hier wertvollen Grip. Wir würden hier ein Upgrade empfehlen auf die weichere MaxxGrip-Gummimischung an der Front in Kombination mit einem breiteren Reifen für mehr Dämpfung, und besonders am Hinterrad eine stabilere Karkasse für mehr Pannenschutz und zum Wohle der Carbon-Felgen.

Ob die noch im Wachstum ist? Mit 150 mm Hub fällt die Dropperpost leider deutlich zu kurz aus.
Die Kombination aus dünner EXO-Karkasse und edler Carbon-Felge kann schnell zum Schreck für den Geldbeutel werden.

Nicht im von Production Privée angebotenen Rolling Chassis inkludiert sind die Bremsen und der Antrieb. Geschaltet wird an unserem Test-Bike mit einer mechanischen SRAM GX-Schaltung – dank SRAM UDH-Schaltauge kann auch die neue Transmission-Schaltung verbaut werden. Für den ultimativen Pimplook wurde die Schaltung auch noch mit goldener Kette und Kassette kombiniert – uff! Für uns schießt das in Sachen Auffälligkeit etwas übers Ziel hinaus … Besser ins Bild passen da die Formula Cura-Bremsen mit ihrem etwas exotischen Look. Die Hebelweite lässt sich hier eigentlich werkzeuglos mit einem kleinen Rädchen verstellen, allerdings ist das nur ungünstig zu greifen und dreht sich sehr schwer, weswegen die Verstellung in der Praxis nur mühsam mit einem Tool möglich ist. Während an der Front eine 200-mm-Bremsscheibe verbaut ist, findet sich an unserem Test-Bike am Heck nur eine 180-mm-Scheibe. Die würden wir für mehr Bremspower und Hitzebeständigkeit auf langen Abfahrten zügig gegen einen 200er-Stopper austauschen.

Uff, die goldene Kette und Kassette sind für uns etwas zu Pimplook-mäßig – zum Glück hat man hier aber selbst die Wahl.
Für mehr Bremspower würden wir am Hinterrad direkt auf eine 200-mm-Scheibe upgraden.
Mit ihrem exotischen Design passt die Formula Cura-Bremse optisch perfekt zum Bike.

Production Privée Shan 5

5.652 €

Specifications

Fork Öhlins RXF 36 M.2 150 mm
Rear Shock Öhlins TTX Air 140 mm
Seatpost Crankbrothers Highline 7 150 mm
Brakes Formula Cura 4 200/180 mm
Drivetrain SRAM GX/XX1 1x12
Stem PP R2R 50 mm
Handlebar PP LGB 780 mm
Wheelset Crankbrothers Synthesis Carbon 29"
Tires MAXXIS MINION DHF MaxxTerra EXO/MAXXIS Highroller II MaxxTerra EXO 2,3"

Technical Data

Size S M L XL
Weight 14,72 kg

Specific Features

Stahl Rahmen mit Carbon Hinterbau
Kein Flaschenhalter im Rahmendreieck

Die Geometrie des Production Privée Shan 5 2023

Das Production Privée Shan 5 ist von S bis XL in vier Größen erhältlich. Dabei fällt es lang, aber nicht extrem aus. Von 445 mm Reach in Größe S bis 508 mm in XL deckt es nicht den größten Größenbereich ab, dafür sind die Sprünge zwischen den Größen moderat. Die Kettenstreben sind über alle Größen hinweg 437 mm lang und fallen damit sehr kurz aus. Hier sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass durch nicht mitwachsende Kettenstreben die Balance auf dem Bike zwischen verschiedenen Größen sehr unterschiedlich ausfallen kann. Der Lenkwinkel ist mit 64,3° eher auf der flacheren Seite für ein Trail-Bike. Etwas lang für unseren Geschmack ist das Sitzrohr. Das schränkt mit bereits 450 mm Länge in Größe L auf dem Trail die Bewegungsfreiheit ein.

Größe S M L XL
Oberrohr 580 mm 605 mm 630 mm 650 mm
Sattelrohr 410 mm 430 mm 460 mm 485 mm
Steuerrohr 105 mm 115 mm 125 mm 125 mm
Lenkwinkel 64,3° 64,3° 64,3° 64,3°
Sitzwinkel 74,3° 74,3° 74,3° 74,3°
Kettenstrebe 437 mm 437 mm 437 mm 437 mm
Tretlagerabsenkung -36 mm -36 mm -36 mm -36 mm
Radstand 1.215 mm 1.242 mm 1.269 mm 1.291 mm
Reach 445 mm 468 mm 490 mm 508 mm
Stack 614 mm 623 mm 632 mm 641 mm
Helm Troy Lee Designs Flowline SE | Brille Smith Wildcat| Shirt Fasthouse Roam LS Jersey | Shorts Troy Lee Designs Flowline | Knieschoner ION K-Pact | Schuhe Northwave Overland Plus | Socken Tuscany Bike

Das Production Privée Shan 5 2023 auf dem Trail – Mambo No. 5

Und wie schlägt sich der gelbe Blitz in der Praxis? Auf dem Weg zum Trail-Einstieg nimmt man etwas hecklastig auf dem Bike Platz. So tritt man etwas von hinten, was aber nicht unangenehm ist. Negativ macht es sich allerdings im steilen oder technischen Uphill bemerkbar. Hier sorgt die etwas hecklastige Sitzposition in Kombination mit den kurzen Kettenstreben dafür, dass an Stufen oder Wurzeln die Front schnell leichter wird als einem lieb ist. Deshalb muss man aktiv auf die Front arbeiten, um das Vorderrad gut am Boden zu halten. Auf Forststraßen merkt man ein leichtes Wippen aus dem Fahrwerk, mit einem Griff zum Lockout-Hebel am Dämpfer ist das aber schnell und einfach beseitigt. Ist der Dämpfer nicht gesperrt, folgt das Hinterrad im Uphill gut dem Untergrund – so kommt man nicht am effizientesten voran, dafür aber komfortabel.

Lässt man die Schwerkraft übernehmen, wird das Shan 5 zum Mambo No 5 und sorgt dafür, mal so richtig die Hüften zu schwingen. Und je schneller man das in Kurven macht, desto eher wird man auf dem Shan 5 zum Star auf dem Dancefloor. Besonders in Kurvenkombis mit vielen schnell aufeinanderfolgenden Kurven kann man das Bike im Vier-Viertel-Takt von Kurve zu Kurve werfen und den Loam nur so fliegen lassen. Auch auf Bikepark-Strecken mit gebauten Anliegern fühlt es sich pudelwohl und stiftet einen geradezu dazu an, Kurven innen anzufahren und eure Buddys mit einem dicken Braap in der Staubwolke stehen zu lassen. Besonders durch die kurzen Kettenstreben kann man das Shan ohne viel Aufwand von hinten steuern und das Heck beliebig in die Kurven schnappen lassen.

Sieht man auf dem Trail eine kleine Welle, kann man eigentlich nicht anders, als abzuziehen und es ordentlich fliegen zu lassen. Das straffe Fahrwerk mit viel Pop lässt einen ordentlich in die Luft steigen und auch beim Pushen kann man viel Speed generieren. Fliegt man doch mal wieder etwas zu weit, verhindert das progressive Fahrwerk fiese Durchschläge. Allgemein ist das Fahrwerk des Shan 5 straff abgestimmt, was aber gut zu seinem Charakter passt. Einfach geradeaus in Wurzelfelder zu prügeln, ist nicht sein Ding – hier muss man sich gut festhalten und der Federweg wird nur sparsam freigegeben. Auch in Kombination mit etwas mehr Speed wirkt es nervös und man hat das Gefühl, dass es jeden Moment auszucken könnte. Deshalb ist man besser beraten, sich an Sidehits am Trail-Rand auszutoben, statt mit Scheuklappen in einer geraden Linie bergab zu schießen. Auch in flachen Kurven sollte man gut bei der Sache sein, denn hier muss man weit nach vorne arbeiten, um genug Gewicht auf das Vorderrad zu bekommen. Das liegt zum einen daran, dass man dank der kurzen Kettenstreben vom Schwerpunkt viel Gewicht auf dem Hinterrad hat, zum anderen liegt es am harten Reifen an der Front. Ein Reifen mit weicherer Gummimischung könnte hier teilweise Abhilfe schaffen. Wird es auf dem Trail ordentlich steil, wird man durch das lange Sitzrohr und die kurze Dropper in der Bewegungsfreiheit nach hinten eingeschränkt und muss zusätzlich auch darauf achten, die Front fürs Bremsen und für Kurven genug zu belasten.

Für wen ist das Production Privée Shan 5?

Das Production Privée ist ein Bike für Fahrer, die auf der Suche nach Spaß und nicht nach der Bestzeit sind. Die finden einen wirklich spaßigen Begleiter, der einen immer wieder zu Manövern und Schlenkern anstiftet. Wer gerne schnelle und roughe Trails fährt, muss entweder das nötige Skillset mitbringen, das Shan 5 auf Linie zu halten, oder sollte sich besser nach einem anderen Bike umsehen. Mit seinen 150 mm Federweg an der Front und 140 mm am Heck beschränkt es sich nicht nur auf Hometrails, sondern macht auch beim gelegentlichen Bikepark-Besuch eine gute Figur. Auch hier fühlt sich das Shan 5 am wohlsten auf Flowtrails, auf denen man mit dem Bike ordentlich durch Kurven fetzen und Flugmeilen sammeln kann. Aber nicht nur auf Flowtrails, sondern auch beim Anschauen macht es eine richtig gute Figur und Tech Nerds und alle, die auf außergewöhnliche Bikes stehen, sollten sich das Shan 5 ebenfalls genauer anschauen. Trailrunden, ohne auf das Bike angesprochen zu werden, sind ziemlich unmöglich.

Unser Fazit zum Production Privée Shan 5 2023

Das Production Privée ist ein absoluter Exot und sorgt dafür, dass auf dem Trail alle Augen auf euch gerichtet sind. Mit dem Stahl- und Carbon-Materialmix hat es ein Alleinstellungsmerkmal, das es aus der Menge herausstechen lässt. Auf dem Trail zaubert das Shan 5 dem Fahrer ein dickes Grinsen ins Gesicht und blüht in schnellen Richtungswechseln mit seiner agilen Art so richtig auf. In schnellen und roughen Passagen muss man dafür etwas den Speed rausnehmen und sucht am besten nach der kreativen Linie und Sidehits zum Abziehen.

Tops

  • absoluter Blickfang
  • verspieltes Handling
  • Kurvenräuber

Flops

  • nervös bei hohen Geschwindigkeiten
  • braucht in offenen Kurven viel Druck auf der Front
  • kein Flaschenhalter im Rahmendreieck

Mehr Infos findet ihr hier.


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Text: Felix Rauch Fotos: Simon Kohler