Race Report | Absa Cape Epic Stage 6 – Entscheidung um Zehntelsekunden
Wellington/Südafrika – „Kurz vor dem Ziel habe ich Alban gefragt, wie wir es machen: Absprache oder den Sieg aussprinten? Die Antwort war sprinten, also haben wir es gemacht wie echte Männer“, freute sich Christoph Sauser (Investec-Songo-Specialized) im Ziel des Absa Cape Epic. Drei Zehntelsekunden betrug der Vorsprung von Sauser und Jaroslav Kulhavy im Ziel vor ihren Hauptrivalen, Alban Lakata (AUT) und Kristian Hynek (CZE) vom Team Topeak Ergon.
Hynek hatte beim Einbiegen in die Zielgerade die falsche Linie gewählt. „Das wird mich noch die nächsten Tage ärgern“, meinte der sympathische Tscheche, der mit dem deutschen Robert Mennen das Absa Cape Epic 2014 gewonnen hatte.
Damit steigt die Zahl der Epic-Etappensiege für Christoph Sauser auf 36 in seiner Karriere seit seiner ersten Teilnahme 2005. Und nun trennen den Schweizer nur noch 87 Kilometer mit 1.500 Höhenmetern vor einem möglichen fünften Gesamtsieg und damit einer neuen Rekordmarke. Nur Karl Platt vom Team Bulls hat, wie Sauser, das Epic bisher vier Mal gewonnen.
Ein kompletter Leistungseinbruch des Schweizers Urs Huber ließ die Bulls mit über 13 Minuten Abstand zu den Führenden ins Ziel in Wellington einrollen. „Urs hatte heute einen schlechten Tag erwischt. Wir haben soviel Abstand zu den Vierten, da sagte ich zu ihm, entspann dich, du musst dich nicht verausgaben. Und dann haben wir das Ding einfach sicher ins Ziel gebracht“, sagte Platt.
Auch die Viertplazierten in der Gesamtwertung, der Cross-Country-Weltmeister Jose Hermida mit niederländischem Partner Rudi van Houts, Team Multivan Merida, kämpften mehr mit körperlichen Problemen als mit den Konkurrenten. Krampfartige Magenschmerzen bremsten das Energiebündel Hermida ein, „es kann sein, dass ich eine Leberentzündung habe“, meinte er, nachdem er sich am Vortag untersuchen hatte lassen. Gleich nach dem Zieleinlauf verschwand der Spanier im Mediclinic-Zelt. Rund 22 Minuten verloren die Merida-Fahrer, konnten aber den 4. Platz der Gesamtwertung halten.
Fünf südafrikanische Teams kamen bei der sechsten Etappe unter die Top Ten. Dabei wechselte erneut das Afrikanische Leadertrikot, das sich Scott Factory Racing holte. Philip Buys und Matthys Beukes, die Etappe 5 gewonnen hatten, holten sich mit Rang 3 erneut einen Podiumsplatz. Darren Lill und Waylon Woolcock (RED-E Blend), mussten ein Hinterrad wechseln und dafür Bremsscheibe und Zahnkranz in der Tech-Zone umschrauben lassen, was sie zuviel Zeit kostete. Damit wechselte das rote African-Leadertrikot zum vierten Mal.
Robert Mennen (GER) und Jeremiah Jacobs (USA), Team Topeak Ergon 2, waren in einen Sturz mit dem Deutschen Jochen Käß (Meerendal Centurion Vaude) verwickelt, konnten aber noch auf Platz 8 der Etappe fahren. Damit liegen sie vor dem Finaltag auf Rang 14.
Früh einsetzender Regen in Wellington hatte ausnahmsweise den Staub von der Strecke gebannt. Rund eine Stunde nach dem Start klarte der Himmel auf, so dass ausnahmsweise alle Fahrer die Etappe nahezu „genießen“ konnten. Fast die Hälfte der 72 Kilometer bestanden aus Singletracks. „Das war wie Alice in Wellington“, freute sich auch die Siegerin der Frauenwertung, Ariane Kleinhans, „ausnahmsweise sind wir heute nicht mit dem vollen Druck gefahren.“ Die Schweizerin cruiste mit ihrer RECM Specialized Partnerin Annika Langvad, dreifache Marathonweltmeisterin, durch die Singletracks des Welvanpass zum ungefährdeten fünften Etappensieg.
„Vor drei Tagen dachte ich noch, das schaffe ich nie. Ich geb auf. Und heute gewinnen wir eine Etappe, unglaublich.“ Die technischen Trails und die kurzen schnellen Anstiege lagen der Cyclocross-Spezialistin Hanka Kupfernagel, die mit dem erfahrenen Epic-Master Karsten Bresser (Team Dietrich Rocky Mountain) erstmals ganz oben auf dem Treppchen einer Etappe stand. Die Führenden der Mixed-Gesamtwertung, Ivonne Kraft (GER) und Peter Vesel (SLO) hatten einen Platten und kamen 1.11 Minuten später ins Ziel. Sie liegen aber in der Gesamtwertung ungefährdet vorne.
Bei den Masters hatten die zweitplatzierten Pfitzenmaier/Simm (RSA, Team Dorma Robert Daniel) Pech: Ein falsch abbiegendes Auto holte Rob Simm vom Bike. Der Wahlsüdafrikaner Pfitzenmaier kämpft zudem seit gestern mit einem angebrochenen Finger weiter. Die Leader Bart Brentjens/Abraao Azevedo (BETCH.nl-Suiperior) ließen nichts anbrennen und setzten insgesamt 3.45 Minuten zwischen sich und die Verfolger.
Die Grandmasters Barti Bucher (SUI) und Heinz Zoerweg (AUT), Team Meerendal BIXs KTM, genossen den Singletrack-Tag und die Vorfreude auf das kalte Bierchen, das traditionell im Zielraum für sie bereit steht. Sie liegen fast eine Stunde vor den Zweitplazierten, den Südafrikanern Greg Anderson und Andrew McLean (Ascendis Health).
Das Topeak Ergon Team mit Kristian Hynek (CZE) und Alban Lakata (AUT) hat nun nach sieben Tagen einen Rückstand von 10.51,7 Minuten auf die Specialized-Leader vor der Final-Etappe des diesjährigen Absa Cape Epic. Dieses geht über 87 Kilometer zum Weingut Meerendal in Durbanville bei Kapstadt. Dazwischen liegt ein Anstieg, der als Klassiker in die Geschichte des Absa Cape Epic eingehen wird: der Paardeberg, zu deutsch der Pferdeberg. Nach 25 Kilometer Warmfahren auf Schotterstraßen geht es in diesen 600-Höhenmeter-Anstieg auf 6 Kilometern. Die schnellsten Fahrer werden gegen 10.15 Uhr Ortszeit in Meerendal erwartet.
Alle Resultate unter www.cape-epic.com
Fahrer-Stimmen
Christoph Sauser (SUI) Investec-Songo-Specialized
Bei den vielen Trails musst du offensiv fahren und als erste in den Trail fahren. Das ist uns gelungen und wir konnten die beiden unter Kontrolle halten. So haben wir uns auf einen Zielsprint geeinigt und es ist gut, dass so etwas ohne Crash ausgeht. Für die Zuschauer ist das natürlich auch spannender und es ist fair.
Alban Lakata (AUT) Topeak Ergon
Heute waren es meine Verhältnisse, ein wenig Regen am Morgen, das mag ich gerne, das wellige Gelände hat mir gepasst. Wir hielten das Tempo hoch in der Hoffnung, dass Specialized einen Fehler macht, aber wir konnten den zweiten Platz sichern. Wir sind eigentlich gekommen, um zu gewinnen. Aber mit nur noch einer Etappe kann uns nur eine Panne der Führenden helfen, den Abstand noch aufzuholen.
Robert Mennen (GER) Topeak Ergon
Ich war durch den Sturz etwas eingebaut und habe den Anschluss an die Spitzengruppe verloren. Ich musst emeinen Partner Jeremiah (Roberts) erst wieder einholen, Dadurch hatten wir keine Gruppe mehr und ich hatte auch nicht die besten Beine heute, um wieder etwas zuzufahren. Als wir auf die Bulls aufgefahren sind, blieben wir bei denen, um eventuell den Abstand zu unserem Team 1 nicht kleiner zu machen.
Ariane Kleinhans (SUI) RECM Specialized
Endlich eine Etappe, wo wir unseren eigenen Rhythmus fahren konnten und nicht an anderen Hinterrädern dran hängen mussten. So konnten wir unsere eigene Pace fahren, und das habe ich schon genossen. Jetz ist es nur noch ein Tag und die Chance ist riesengroß, dass wir den Sieg sichern können morgen. Ich freue mich sehr auf eine Ruhewoche.
Text: Absa Cape Epic Pressemitteilung
Bilder: Dominic Barnardt, Damien Schumann, Sophie Smith, Nick Muzik, Sam Clark, Shaun Roy, Cape Epic/SPORTZPICS
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