Racing | Lauren Gregg’s Race Diaries – Die Vorstellung

Schnapp dir Daddys Rad und werd Mountainbike-Profi! So oder so ähnlich dachte Lauren Gregg, als sie 2009 ihr neues Leben als MTB-Racerin startete. Dass sie seitdem verdammt schnell und vor allem konstant unterwegs ist, zeigen ihre Titel: California Enduro Series Champion 2014 und diese Saison zweiter Platz in der starken kalifornischen Rennserie. Doch wie fühlt sich so ein Leben als erfolgreiche Enduro-Profiracerin an?

Lauren wird 2016 für ENDURO von ihren Abenteuern auf und abseits der großen Enduro-Rennen im Westen der USA berichten. Wir werden von ihr aus erster Hand erfahren, was es heißt, eine volle Rennsaison beinahe jedes Wochenende am Start zu stehen. Und was es vor allem mental bedeutet, die härtesten Enduro-Trails im Westen der USA am Limit zu shredden und dabei gegen die besten Fahrerinnen der USA anzutreten.

Das eigentliche Renngeschehen ist dabei nur ein Teil von Laurens Race-Tagebüchern. Uns interessiert, welches Leben Profi-Fahrer in einer vollgepackten Rennsaison führen: Wie bereitet man sich auf den monatelangen Renneinsatz vor? Bleiben Freizeit, Familie und Freunde auf der Strecke? Wie sieht das Leben „on the road“ und im Racepit aus? Und wo liegt der Reiz dieses knochenharten Rennsports? Lauren hat dazu ihre eigenen Antworten und wir sind mehr als gespannt, was 2016 auf sie und uns wartet.

Beim Rennen der California Enduro Series (CES) Ende September in Mammoth Lakes (Kalifornien) hatten wir Gelegenheit, mit Lauren zu sprechen. Die gebürtige Kalifornierin bereitete sich damals im Rahmen der Kamikaze Bike Games auf das letzte große Rennen der Saison vor, um ihre Titelambitionen durchzusetzen. Ein hartes Enduro-Rennen auf einem erloschenen Vulkan, mehr als 3.000 m über dem Meeresspiegel: In dem fahrtechnisch einzigartigen Gelände des Mammoth Bike Parks wurde den Fahrern alles abverlangt. Tiefer, katzenstreuartiger Untergrund (Pumice) und zentimeterdicke Staubschichten, durchsetzt mit fetten Brocken aus Vulkangestein, downhillwürdigen Steinfeldern und zahllosen Felsdrops auf den Trails.

Das war ohne Frage ein außergewöhnliches Fahrerlebnis, das meist oberhalb der Baumgrenze stattfand, aber es konnte auch ein Rezept sein für die perfekte Katastrophe. Kräftezehrende Abfahrten (insgesamt vier Stages, manche davon mit bis zu 15 min in der Pro-Klasse), gepaart mit Uphill-Sektionen bei sengender kalifornischer Sonne verlangten ein Höchstmaß an Konzentration und physischer Stärke von allen Fahrern. Platten, Materialversagen und harte Stürze im verblockten Gelände oder bei Highspeed auf den berüchtigten Schotterpisten der Kamikaze Bike Games waren an der Tagesordnung.

Bike Check: Pivot Mach 6 Carbon
Am Tag vor dem Rennen warfen wir schnell einen Blick auf Laurens Arbeitsgerät: Das Pivot Mach 6 Carbon mit 27,5″-Laufrädern und 155 mm Federweg am Heck war über die gesamte Rennsaison 2015 ihr treuer Begleiter. Entsprechend authentisch sah das Endurobike mit DW-Link-Hinterbausystem aus. Laurens Begeisterung für das Pivot war in Mammoth offenkundig: „Es ist ein tolles Bike! Am meisten schätze ich seine Vielseitigkeit.“

Gibt es eigentlich noch schlechte Bikes? Mal wieder ein rundum ausgewogenes Endurobike mit fast schon klassischen Geometriedaten und typischem Federweg: normaler, flacher Lenkwinkel (66°), kurze Kettenstreben (431 mm) und ein angenehm tiefes Tretlager (345 mm). Auf den ersten Blick nichts Besonderes, aber gerade dieser universelle Einsatzbereich machte das Pivot Mach 6 Carbon zur ausgezeichneten Endurowaffe für Lauren Gregg.

Laurens größte Herausforderung war laut eigener Aussage der technische Downhill. Als ehemalige XC-Racerin musste sie stark an ihrer Fahrtechnik und mentalen Stärke arbeiten, um die harten Stages bei den Enduro-Rennen selbstbewusst anzugehen. Bikeparkartige Sprünge und Drops waren am Anfang ein echtes Problem für Lauren und das Pivot half ihr dabei ganz entscheidend: „Es fühlte sich bergab sehr stabil und laufruhig an, und es war sehr einfach, damit zu springen – an den Kanten ließ es sich so weich abziehen. Außerdem besaß das Pivot großartige Pedaleffizienz bei flachen Sprinteinlagen.“


Der Abstimmung des Bikes und der Wahl des richtigen Reifens bzw. des idealen Luftdrucks kam auf dem losen Vulkangestein entscheidende Bedeutung zu: „Im Rennen bin ich auf Alufelgen umgestiegen wegen der brutalen Steine – ich habe viele Leute gesehen, die sich ihre Carbon-Laufräder in Mammoth zerstört haben! Außerdem war ich mit etwas mehr Luftdruck unterwegs als normalerweise. WTB Trail Boss am Vorderrad und WTB Vigilante am Hinterrad waren die perfekte Reifenkombo für den Mix aus Vulkansand und Felsen.“
Leider gehen Pivot und Lauren für die Saison 2016 getrennte Wege – am Material oder dem Ergebnis der schnellen Amerikanerin kann es nicht liegen. Wer ihr neuer Sponsor sein wird? Man darf gespannt sein…

Die Kamikaze Bike Games
Das Rennen in Mammoth lief nicht ganz so, wie Lauren sich das gewünscht hatte. Zwar landete sie mit dem dritten Platz erneut auf dem Podium, aber der Sieg in der CES 2015 blieb ihr diesmal leider verwehrt. Am Ende reichte es immerhin zum zweiten Platz in der Gesamtwertung, was ein fantastisches, wenn auch für Lauren leicht frustrierendes Ergebnis darstellt. Sie sagt dazu: „Ich habe es sehr genossen, dieses Jahr die CES zu fahren. Ich musste mit einigen Herausforderungen und Rückschlägen klarkommen, die verhindert haben, dass ich alle Ergebnisse so einfahren konnte, wie ich es mir gewünscht hätte. Am Ende war es aber trotzdem eine tolle Saison mit super Rennen und einem ganzen Haufen schneller Konkurrenz.“

In der Tat, vor allem in Mammoth war die Konkurrenz stark und alles andere als unbekannt: Ein Starterfeld mit Worldcup DH-Racerin Jill Kintner muss man erst einmal bezwingen! Die mehrfache US-Downhill-, 4X- und Dual Slalom-Championesse lässt sich auch bei einem Enduro-Rennen nur unfreiwillig die Butter vom Brot nehmen. Vor allem nicht bei einem Rennen, bei dem es massiv auf Downhill-Know-how ankommt. Doch auch Jill Kintner ist menschlich und konnte ihr Rennen nicht wie geplant beenden.



Einige der CES-Stages in Mammoth gingen über beinharte Downhill-Strecken mit Double-Diamond-Schwierigkeitsgrad, die selbst mit einem langhubigen Endurobike richtig anspruchsvoll waren. Beim letzten Rennen der CES-Serie zählte daher jedes Quäntchen Glück und Erfahrung. Ein Leichtsinnsfehler, ein Platten konnte das Rennen bereits entscheiden: „Der zweite Platz ist immer etwas undankbar – klar wollte ich meinen CES-Titel von 2014 verteidigen und wieder ganz oben auf dem Podium stehen. Trotzdem hatte ich während der Rennen immer einen Heidenspaß und der zweite Platz motiviert mich, einfach noch härter zu trainieren und nächste Saison noch schneller zurückzukommen.“


Wir sind auf jeden Fall extrem gespannt auf die nächste Saison und darauf, was uns die freundliche Amerikanerin aus ihrem aufregenden Leben als eine der schnellsten Enduro-Racerinnen der USA berichten wird. Shred on, Lauren!
Alle Infos zum Pivot Mach 6 Carbon gibt es auf der Pivot Webseite.
Links zum Artikel: Laurens Facebook Profil | California Enduro Series | Kamikaze Bike Games | Mammoth Bike Park | FOX Suspensions
Text: Steffen Gronegger Bilder: Steffen Gronegger, Scott McClain Called to Creation
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