Das SCOTT Genius 710 Plus sieht neben den anderen dünnbereiften Bikes dieses Vergleichs aus wie ein aufgepumpter Underdog – wie das dicke Kind, das früher im Schulsport nie in die Mannschaft gewählt wurde. Doch manchmal ist das dicke Kind sehr viel schneller als man denkt!

SCOTT Genius 710 Plus | 4.999 € | 13,46 kg | 140mm / 130mm
SCOTT Genius 710 Plus | 4.999 € | 13,46 kg | 140 mm/ 130 mm
[emaillocker id=”135736″]

SCOTT hat seit Beginn an das Potenzial von Plus-Reifen geglaubt und die Entwicklung konsequent vorangetrieben. Diese Erfahrung zeigt sich schon beim ersten Blick auf das Genius 710 Plus, bei dem die dicken Reifen perfekt in den Carbonrahmen integriert wurden. Am edlen Rahmen kommen ein SRAM GX-Antrieb und Shimano SLX-Bremsen zum Einsatz. Alle Komponenten funktionieren absolut zuverlässig, wirken bei einem Bike dieser Preisklasse jedoch etwas günstig und treiben in Summe das Gesamtgewicht in die Höhe. Das Fahrwerk besteht aus einer FOX 34 mit Performance-Kartusche und 140 mm Federweg und dem speziell designten FOX Nude-Dämpfer mit TwinLoc-Technologie.

Scott Genius Plus 710  ENDURO Trail Bike Group Test Review 2016 -09-2

Am Anfang gab es einige Zweifel, ob die Plus-Reifen auf den harten schottischen Trails überzeugen können, doch sobald man in die Pedale tritt, wird klar, dass das SCOTT Genius 710 Plus vor allem eins bietet: massig Fahrspaß! Die 140 bzw. 130 mm Federweg, gepaart mit den dicken Schwalbe Nobby Nic- und Rocket Ron-Reifen, ergeben ein Gemisch, das in der Tat genial ist. Jeder, der behauptet, dass ein Plus-Bike langsam rollt, ist noch nie das Genius gefahren! Auf flowigen Trails nimmt das SCOTT Genius Plus 710 super schnell unglaubliche Geschwindigkeit auf und hält sie auch in noch so anspruchsvollem Terrain. Trotz seines Gewichts von 13,46 kg rollt es der dünner bereiften Konkurrenz einfach davon – und das nicht nur bergab! Das sensibel ansprechende Fahrwerk liefert zusammen mit den breiten Reifen so viel Grip, dass sich flache Kurven zu Anliegern verwandeln und direkte Linien, die sonst als unmöglich gelten, zur Norm werden. Die Geometrie kann zwar zwischen den Positionen high und low variiert werden, doch alle Tester bevorzugten die niedrigere Position, da hier die Abfahrtsperformance am besten ist und es dennoch keine Abstriche im Uphill gibt. Leider ist der Vorbau mit 70 mm etwas zu lang und der Lenker mit 740 mm ebenfalls am unteren Limit. Obwohl es das schwerste Bike im Test war, legte das SCOTT eine Wendigkeit und Agilität an den Tag, durch die es sich sehr viel leichter anfühlte. Richtungswechsel gelangen spielerisch und enge Kurven meisterte das Rad mit Bravour. Leider konnte das Fahrwerk bei großen Steinfeldern und schnellen Schlagabfolgen dem Untergrund nicht ganz folgen. Ein Glück bügeln die dicken Reifen hier einiges weg.

Helm: 661 EVO | Brille: Oakley Radarlock | Jersey: Loose Riders EPIC 2015 | Shorts: Alpinestars Drop 2
Helm: 661 EVO | Brille: Oakley Radarlock | Jersey: Loose Riders EPIC 2015 | Shorts: Alpinestars Drop 2

Ausstattung des SCOTT Genius 710 Plus

Federgabel: FOX 34 Performance 140 mm
Dämpfer: FOX Nude DPS
Bremsen: Shimano SLX
Schaltung: SRAM GX
Sattelstütze: RockShox Reverb Stealth
Vorbau: Syncros TR 1.5
Lenker: Syncros FL 1.5 T-Bar
Laufradsatz: Syncros X-40
Reifen: Schwalbe Nobby Nic 2.8/ Rocket Ron 2.8
Gewicht: 13,46 kg
Preis: 4.999 €

Die günstigen Shimano SLX-Bremsen liefern eine ebenso gute Performance wie deutlich teurere Modelle, doch wir würden für mehr Biss vorne eine größere 203-mm-Bremsscheibe montieren. Das TwinLoc-System, mit dem sich die Federung vorne und hinten gleichzeitig verhärten bzw. blockieren lässt, funktioniert wunderbar. Da das SCOTT Genius 710 Plus sich aber auch im offenen Modus bereits sehr effektiv pedalieren lässt, mussten wir die Funktion kaum nutzen – dennoch schön, dass es sie gibt.

TwinLoc: Das TwinLoc-System von SCOTT erlaubt es, sowohl die Federgabel als auch den Dämpfer mit einer einfachen Hebelbedienung zu verhärten bzw. zu blockieren. Bei diesem Bike haben wir diese Option aber kaum genutzt
TwinLoc: Das TwinLoc-System von SCOTT erlaubt es, sowohl die Federgabel als auch den Dämpfer mit einer einfachen Hebelbedienung zu verhärten bzw. zu blockieren. Bei diesem Bike haben wir diese Option aber kaum genutzt.
Riesenspaß: Das Fahrwerk des SCOTT Genius Plus 710 ist sehr sensibel und gibt den Federweg bereitwillig frei, nur bei der Dämpfung zeigt sich die Performance-Kartusche von FOX auf ruppigeren Trails etwas überfordert
Smoothe Line: Das Fahrwerk des SCOTT Genius Plus 710 ist sehr sensibel und gibt den Federweg bereitwillig frei, nur bei der Dämpfung zeigt sich die Performance-Kartusche von FOX auf ruppigeren Trails etwas überfordert.
Die großen Plus-Reifen bieten ungeheure Traktion und verleihen jede Menge Selbstbewusstsein, sind aber leider anfällig für Beschädigungen an der Seitenwand. Daher sind wir jetzt schon auf die nächste Generation Plus-Reifen gespannt
Riesenspaß Die großen Plus-Reifen bieten ungeheure Traktion und verleihen jede Menge Selbstbewusstsein, sind aber leider anfällig für Beschädigungen an der Seitenwand. Daher sind wir jetzt schon auf die nächste Generation Plus-Reifen gespannt.
Geometrie des SCOTT Genius 710 Plus
Geometrie des SCOTT Genius 710 Plus

Fazit

Der Underdog brachte uns ganz schön zum Nachdenken. Das SCOTT Genius Plus 710 ist ein fantastisches Trailbike mit hervorragender Geometrie und exzellentem Handling. Selbst ambitionierte Fahrer profitieren sehr vom enormen Grip und dem Spaßpotenzial der dicken Reifen. Kritik gibt es für die günstige Ausstattung.

+ hochwertiger Rahmen
+ super spaßig zu fahren
– günstiges Fahrwerk
– Cockpit zu lang und zu schmal

Mehr Informationen zum Bike findet ihr auf der SCOTT Website.

[/emaillocker]

Über den Trailbike-Test 2016

Wenn es um das perfekte Terrain für einen Trailbike-Test geht, gibt es keinen besseren Ort als Schottland. Von den felsigen Trails in den Highlands rund um Aviemore bis zu den verblockten EWS-Strecken im Tweed Valley testeten wir neun der besten Trailbikes zwischen 130 und 150 mm auf Herz und Nieren. Die Trails umfassten knackige Anstiege, flowige Lines und lange, verblockte Passagen, die das Fahrwerk dem ultimativen Härtetest unterzogen. Unser internationales Testteam bestand aus erfahrenen Testern und Elite-Racern, und nach ein paar kaputten Komponenten und sogar gebrochenen Knochen hatten wir schließlich einen klaren Sieger gefunden.

Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr hier: Trailbike Vergleichstests 2016

Alle Bikes im Test: Canyon Spectral CF 9.0 EX | Cube Stereo 140 C:62 SL | Giant Trance Advanced 1 | Specialized Stumpjumper FSR Expert 650B | Radon Slide Carbon 140 10.0 | Ibis Mojo 3 XT 1X | Whyte T130c RS | Yeti SB 4.5c


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text: Fotos: Trev Worsey, Ross Bell