Test

Shimano XT M8100 Vierkolbenbremse im Test – Viel Licht, aber leider auch Viel Schatten

Letztes Jahr haben auch Shimano XT- und SLX-Bremsen das neue Design und Features der High-End XTR-Bremse verpasst bekommen. Die Unterschiede zwischen den Modellen sind klein, sodass sich wir uns für den Dauertest der XT M8100-Vierkolbenbremse entschieden haben. Konnte sie unser Tester-Schwergewicht Felix überzeugen?

Im Zahlen und Kürzel-Gewirr von Shimano ist es verdammt schwer, den Überblick zu behalten. Doch seit knapp einem Jahr gibt es die aktuelle und superschicke Vierkolbenbremse auf XTR-, XT- und SLX-Level. Unser 92 kg schwerer Testchef Felix hat die mittelpreisige Shimano XT M8100 Vierkolben Bremse – mit 203 mm Bremsscheiben vorne und hinten versteht sich – über 10 Monate in seinem abfahrtsorientierten NICOLAI G1 getestet. Die großen Highlights der neuen Bremsen-Generation von Shimano stecken im Bremshebel. Er ist nicht nur mit einer breiten Klemme am Lenker befestigt, sondern stützt sich auch beim Bremsen an einem zweiten Auflagepunkt an den Lenker. So soll der Hebel beim Betätigen noch steifer und das Fingergefühl noch direkter sein. Typisch Shimano kommt die Servo-Wave-Technologie zum Einsatz, bei der zu Beginn die Beläge schnell an die Scheibe gedrückt werden. Im Verlauf des Hebelwegs verändert sich das Hebelverhältnis und die Bremse wird kräftiger. Genau dadurch erzeugt Shimano das typische Fingergefühl, bei dem die XT M8100 sehr schnell,aber dennoch gut dosierbar zupackt. Ebenso typisch ist die werkzeuglose Hebelweitenverstellung, die einen breiten Einstellbereich bietet. Ganz im Gegenteil zur Druckpunkteinstellung, für die zum einen ein antiquiert wirkender Schraubendreher benötigt wird und die zum anderen nur einen äußerst geringen Effekt auf den tatsächlichen Druckpunkt hat.

Gepaart wird der Bremshebel mit einem super schicken Vierkolben-Sattel. Die neu designten Kühlrippen der ICE-TECH-Bremsbeläge sehen einfach klasse aus, klappern aber auf ruppigen Strecken laut und nervig. Oftmals reicht es, die Belagfeder etwas weiter zu spreizen und die Beläge neu einzusetzen. Wenn das nichts hilft, lässt sich das Problem mit etwas Klettband zwischen Sattel und Kühlrippen in den Griff bekommen. Trotz anfänglichen Klappern setzt Felix weiterhin auf die ICE-TECH-Beläge mit Kühlrippen. Vorne kommen bei ihm organische Beläge für einen noch aggressiveren Biss zum Einsatz, und hinten gesinterte Beläge für mehr Hitzebeständigkeit.

Cool, aber Centerlock only
Die schicken ICE-TECH-Bremsscheiben mit den überdimensionalen Kühlflächen kommen mit Dauerbremsen richtig gut zurecht, sind aber nur mit Centerlock-Naben kompatibel. Wer auf 6-Bolt setzt, weicht am besten auf die einfacheren SM-RT86-Scheiben aus.
Super nervig, super schnell behoben
Die großen Kühlrippen neigen dazu, am Bremssattel zu klappern. Wenn das Spreizen der Belagfeder nicht hilft, kann man entweder zu Klettband oder Belägen ohne Kühlrippen greifen.
Fast ohne Effekt
Mit dieser Schraube lässt sich in der Theorie der Leerweg des Hebels einstellen. In der Praxis nutzen wir die Schraube nur zum Entlüften und Zurückdrücken der Kolben. Für die Trails schrauben wir sie immer ganz hinein.

Auf dem Trail überzeugt die Shimano XT M8100-Bremse vor allem mit ihrer Bremspower, die sie auch ohne viel Handkraft früh und vor allem konstant bereitstellt. Auch auf langen Abfahrten von 1.000 Höhenmetern und mehr konnte Felix trotz seiner 93 kg Gewicht die sehr hitzebeständige Bremse nicht überfordern. Dazu tragen sicherlich auch die leichten ICE-TECH-Bremsscheiben mit Aluminiumkern und großzügigen Kühlflächen ihren Teil bei. Doch ein Problem konnte Shimano auch mit der neuesten Bremsen-Generation nicht in den Griff bekommen: Der Druckpunkt der Shimano XT M8100-Bremse wandert vor allem auf ruppigen Trails beachtlich. Bei einer Bremsung packt die Bremse genauso zu wie man es sich wünscht, während der Druckpunkt vor der nächsten Kurve viel weiter vom Hebel entfernt sitzt, nur um vor dem nächsten Steilstück fast am Griff zu liegen. Unser Tester Felix bekam das Druckpunktwandern mit regelmäßigem Entlüften und Überfüllen des Hebels – mit der Trichter-Methode wenigstens schnell und einfach – in den Griff, ganz weg war es allerdings nie. Beim Wechsel der Beläge ist dann allerdings Vorsicht geboten, um die Dichtungen des Bremshebels beim Zurückdrücken der Kolben nicht zu sehr zu belasten. Hier empfiehlt es sich, den Entlüftungstrichter am Hebel anzusetzen und/oder die Druckpunktverstellung ganz zuzudrehen. So ist die Einstellschraube doch noch für etwas gut.

Mit der neuesten Generation der XT-Vierkolbenbremse ist Shimano nicht nur optisch ein absolutes Highlight gelungen. Die XT M8100 zählt auch zu den kraftvollsten und standfestesten Bremsen auf dem Markt. Love it or hate it – ersteres gilt für das Shimano-typische Hebelgefühl, das nicht nur unser Tester Felix sehr schätzt. Hate it gilt jedoch für den immer wieder wandernden Druckpunkt!

Tops

  • sehr standfest und hitzeresistent
  • kraftvoll und dennoch dosierbar
  • super einfaches Entlüften

Flops

  • wandernder Druckpunkt
  • Bremsbeläge können klappern
  • Bremsscheibe Centerlock only

Tester Felix
Dauer 10 Monate
Preis ca. 200 € (Bremse), ca 65 € (203 mm Scheibe)
Gewicht 397 g (Bremse mit 203 mm Scheibe)
Mehr Infos bike.shimano.com


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Text & Fotos: Felix Stix