Das Specialized Status gehört momentan zu den mysteriösesten Bikes auf dem Markt: Auf der offiziellen Specialized-Website taucht es nicht auf, verschleiert auch optisch seine Herkunft und kostet für seinen prestigeträchtigen Namen erstaunlich wenig. Wir hatten die Chance, das Mullet-Bike mit 160 mm Federweg im Bikepark zu testen.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Bikepark-Party-Bike 2021 – 6 Modelle im Test

Specialized Status 160 | 160/160 mm (v/h)
16,1 kg in Größe S4 | 2.999 € | Hersteller-Website

Auf der Website von Specialized sucht man vergebens nach dem Status 160. Erst wenn man sich in die Tiefen des Internets gräbt, stößt man auf eine fast schon puritanisch wirkende Website mit wenigen Bildern und spärlichen Informationen über das Bike – dessen Name auch noch überall durchgestrichen ist und den eigenen Statusanspruch dadurch gleich infrage stellt. Seinen Rang erhält das Specialized dann auch nicht wie andere Prestigeprodukte durch den Preis, denn der fällt mit 2.999 € absolut erschwinglich aus. Nein, der Hype entsteht dadurch, dass das Bike trotz dieses Preises eine echte Rarität ist. Das Status selbst steht – genau wie sein Marketing – für Understatement: Der schwarze Alu-Rahmen und die solide Ausstattung sind alles andere als auffällig. Große Specialized-Schriftzüge und glänzende Parts findet man daran nicht. Dafür lässt der FSR-Hinterbau mit 160 mm Federweg seine Herkunft erahnen. Specialized verpasst dem neuen Status auch ein Mullet-Setup, sprich ein 29”-Vorderrad mit einem 27,5”-Hinterrad. Passend zu seinem einsteigerfreundlichen Preis liefert das Status 160 in unserem Bikepark-Vergleichstest den größten Spaß auf flowigen Strecken mit kleinen Sprüngen und lässt sich wendig und agil über die Trails bewegen. Der im Vergleich zur Konkurrenz eher zierlich wirkende Rahmen besitzt einen aufgeräumten Look mit innenverlegten Zügen, die anständig geklemmt sind. Am Kettenstrebenschutz solltet ihr jedoch nachbessern, er fällt etwas kurz aus und die Kette schlägt gegen den Rahmen.

Die Ausstattung des günstigen Specialized Status 160

Die Ausstattung des 16,1 kg schweren Specialized Status 160 ist dem Preis angepasst und selbstverständlich in gewissen Punkten der teuren Konkurrenz wie dem Nukeproof Giga oder dem Propain Spindrift unterlegen. Ein gutes Beispiel dafür ist die verbaute FOX 36 Rhythm-Federgabel mit 160 mm, die lediglich eine GRIP-Dämpfungseinheit mit stufenloser Lowspeed-Zug- und -Druckstufenverstellung bietet. Gerade unter schweren Fahrern und beim harten Einsatz verwindet sich die Gabel im Vergleich zum 38er-Modell spürbar. Wer mehr Reserven aus ihr rauskitzeln will, sollte mit Volumenspacern arbeiten. Der FOX DPX2 Performance-Dämpfer besitzt einen dreistufigen Hebel, mit dem ihr zwischen Open, Trail und Climb umschalten könnt. Der Trail-Modus eignet sich übrigens gut für flowige Strecken oder Dirt-Jumps. Beim Stoppen setzt Specialized auf eine SRAM CODE R-Vierkolbenbremse mit 200-mm-Bremsscheiben. Sie kommt ohne den Swing-Link und die Kontaktpunkt-Verstellung und fühlt sich am Druckpunkt weich an. Vor allem das Schleifenlassen der Bremse erfordert ohne den Swing-Link mehr Kraft als bei den RSC-Modellen und sorgt so schneller für Armpump.

Die günstige SRAM NX 12-fach-Schaltgruppe hatte regelmäßig unsaubere Schaltvorgänge, was vor allem dem Vertrauen und damit dem Sicherheitsempfinden schadet. Wer nämlich mit einer schnellen Pedalumdrehung vor einem Drop oder Sprung seine Geschwindigkeit anpassen möchte, wünscht sich eine zuverlässige Schaltung, bei der die Kette immer auf dem gewünschten Ritzel sitzt. Uns ist sie leider einige Male von der Kassette gesprungen. Bei den weiteren Anbauteilen vertraut Specialized Produkten aus dem eigenen Haus. So verbauen die US-Amerikaner zum 780 mm breiten Alu-Lenker auch einen hauseigenen Roval Alu-Laufradsatz. Hier hat Specialized für unseren Bikepark-Test getunt und die robusteren Butcher- und Eliminator-Reifen mit einer GRID Gravity-Karkasse aufgezogen. Ein Durchschlag hat dennoch eine ordentliche Delle in der Felge hinterlassen.

N(i)X gut
Eigentlich waren uns die Schaltgruppen der Bikes egal, da wir eh nur bergab unterwegs waren. Die SRAM NX-Schaltgruppe ist durch ihre unzuverlässigen Schaltvorgänge trotzdem negativ aufgefallen und das spontane Korrigieren der Geschwindigkeit auf z. B. einem Drop kann gefährlich werden.
Klein, aber fein?
Die kleine Kettenführung hält die Kette auf dem Ritzel. Für den Bikepark-Einsatz hätten wir uns dennoch einen Bashguard gewünscht.
Special Tuning
Bei den Reifen hat das Team von Specialized nachgerüstet und eine robuste GRID Gravity-Karkasse an Vorder- und Hinterrad montiert. Das hätten wir so auch gemacht!

Specialized Status 160

2.999 €

Specifications

Fork FOX 36 Rhythm 160 mm
Rear Shock FOX FLOAT DPX2 Performance 160 mm
Seatpost X-Fusion Manic 150 mm
Brakes SRAM CODE R 200/200 mm
Drivetrain SRAM NX Eagle 12-Speed 10–50
Stem Specialized Alloy Trail 35 mm
Handlebar Specailized Alloy 31,6 780 mm
Wheelset Specialized Roval Traverse Mullet
Tires Specialized Butcher Grid Gravity T9 / Specailized Eliminator Grid Gravity T7/T9 2,3 / 2,3

Technical Data

Size S1 S2 S3 S4 S5
Weight 16,1 kg


Tiefer gelegt
Wir sind das Status primär im Low-Setting gefahren und das würden wir euch für den Bikepark auch empfehlen. Glücklicherweise liefert Specialized das Bike bereits so aus!
Ding-Dong
Trotz robuster Karkasse hat der recht weiche Specialized Roval-Laufradsatz Schaden davongetragen. Das Gute daran? Er ist aus Alu und lässt sich wieder richten.
Stufenlos
Die Kompression der GRIP-Kartusche an der FOX 36 Rhythm kann man stufenlos verstellen. Die Beschriftung mit Open und Firm ist allerdings etwas irreführend. Für ausreichend Gegenhalt im Bikepark sind wir die Kompression in der mittleren Position gefahren.

Die Geometrie des Specialized Status 160

Specialized bietet das Status im S-System an – dadurch kann man das Bike anhand der gewünschten Länge und Fahreigenschaften auswählen. Möglich wird das durch das niedrige Sitzrohr, in unserem Fall 440 mm in Größe S4. Das Status gibt es in den fünf Größen S1 bis S5. Unsere Testfahrer mit einer Größe zwischen 172 und 190 cm sind mit dem Test-Bike in Größe S4, das einen Reach von 487 mm besaß, gut zurechtgekommen. Der ausgesprochen flache Lenkwinkel beträgt 63,2° und die super kurze Kettenstrebe mit 426 mm Länge macht das Bike agil. Wie man das von uns kennt, stand der Flip-Chip des Status im Bikepark immer im Low-Setting.

Das Status zieht an jeder Kante ab und fliegt immer stylish durch die Luft. Denn genau das kann das Bike am besten!

Größe S1 S2 S3 S4 S5
Sattelrohr 400 mm 400 mm 420 mm 440 mm 465 mm
Oberrohr 756 mm 778 mm 808 mm 837 mm 867 mm
Steuerrohr 95 mm 100 mm 110 mm 120 mm 130 mm
Lenkwinkel 63,2° 63,2° 63,2° 63,2° 63,2°
Sitzwinkel 76,0° 76,0° 76,0° 76,0° 76,0°
Kettenstrebe 426 mm 426 mm 426 mm 426 mm 426 mm
BB Drop 18 mm 18 mm 18 mm 18 mm 18 mm
Radstand 1.181 mm 1.203 mm 1.233 mm 1.264 mm 1.292 mm
Reach 417 mm 437 mm 462 mm 487 mm 512 mm
Stack 610 mm 614 mm 623 mm 632 mm 641 mm
Helm Troy Lee Designs D4 Carbon Stealth | Goggle 100% Armega Loic Bruni
Shirt Powell-Peralta Supreme Medium Weight Hoodie | Hose Troy Lee Designs Sprint Ultra Pant
Knieschoner Troy Lee Designs Speed | Schuhe Leatt DBX 5.0 Clip | Socken Stance

Wir haben das Specialized Status 160 im Bikepark getestet

Selten haben unsere Mundwinkel vom Grinsen so geschmerzt wie nach einer Runde Flowtrail mit dem Specialized Status. Das Bike lässt sich nicht nur flink und einfach steuern, es ist dazu auch noch super wendig und verspielt. Jede kleine Welle wird in einen Absprung umgewandelt und jeder Anlieger so weit innen wie möglich angefahren. Denn je größer die Staubwolke und je lauter das Braap des schnalzenden Eliminator-Hinterreifens, desto breiter das Grinsen unter dem Fullface-Helm. So vermittelt das Status das genaue Gegenteil von Bikes wie dem Norco Shore oder Canyon Torque:ON und lebt auf flowigen Strecken und kleinen Sprüngen so richtig auf. Einziges Manko: Bei sehr schweren Fahrern verwindet sich das Bike in starken Kompressionen wie super engen Anliegern spürbar. Das kostet Präzision und muss mit sauberer Linienwahl und Spontanität am Kurvenausgang ausgebügelt werden.

Mal kurz hier links abbiegen? Mit dem Status sind spontane Richtungswechsel kinderleicht.

Tuning-Tipps: CODE RSC-Hebel an die bereits verbauten Bremssättel montieren | Slapper-Tape auf den Kettenstrebenschutz | beim nächsten Gabelservice eine GRIP2-Dämpfungskartusche einbauen (ca. 500 €)

Auch auf richtig fetten Jumps lässt sich das Status easy in die Luft bewegen und lädt zu stylishen Flugmanövern ein. Allerdings ist es wie das YT CAPRA sehr nervös in der Luft und strahlt wenig Sicherheitsempfinden aus. Auch eine harte Landung steckt das Status nicht so einfach weg wie die bulligen Kontrahenten aus dem Vergleichstest, das Propain Spindrift, das Nukeproof Giga oder das Norco Shore. Geübte Fahrer, die furchtlos draufhalten und gezielte Bewegungen in der Luft machen, bekommen auch entspannt das Hinterrad zu Gesicht.
Im technischen Gelände wird das Status hauptsächlich durch seine Ausstattung limitiert: Bremsen und Fahrwerk sind eindeutig seine Schwachpunkte. Wir raten euch dazu, das Fahrwerk wie beim YT CAPRA speziell auf den Einsatzbereich abzustimmen, um eine bessere Performance zu erhalten. Sprich: ein schluckfreudiges Setup im technischen Gelände und ein strafferes Setup für Jumps. Hier kann außerdem helfen, den Trail-Modus am FOX DPX2-Dämpfer einzustellen. Hängt man in ruppigen Passagen auf der Bremse, spürt man das deutliche Stempeln des Hinterbaus, und die Gabel, der es an Progression fehlt, versackt schnell im Federweg. Sein agiles Fahrverhalten kann das Status dennoch beibehalten. Obwohl es nicht mit der größten Sicherheit über alles hinweg rollt, kann man mit einem leichten Lenkimpuls fast jedes Hindernis umfahren und spontane Richtungswechsel sogar einfacher umsetzen als mit dem Traktionsmonster Nukeproof Giga.

Fazit

Das Specialized Status 160 überzeugt Einsteiger und Flowtrail-Räuber nicht nur durch seinen Preis, sondern auch durch sein agiles Fahrverhalten. Jumps, enge Anlieger und niedrigere Geschwindigkeiten machen mit ihm am meisten Spaß. Für richtig fette Sprünge und Highspeed braucht man Mut und gute Fahrskills. Wird es technisch, zeigt die Ausstattung dem Status 160 Grenzen auf – aber das ändert nichts an der hervorragenden Preis-Leistung des Baller-Bikes. Verdienter Kauftipp im Bikepark-Vergleichstest!

Tops

  • niedriger Preis
  • super verspieltes und spaßiges Handling
  • Spontanität auf dem Trail

Flops

  • Gabel- und Bremsperformance limitieren das Bike
  • benötigt spezifisches Setup für Flow- und Tech-Trails

Mehr Informationen findet ihr unter statusmtb.bike

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Bikepark-Party-Bike 2021 – 6 Modelle im Test

Alle Bikes im Test: Canyon Torque:ON 9 (Zum Test) | Norco Shore 1 (Zum Test) | Nukeproof Giga 290 Carbon Factory (Zum Test) | Propain Spindrift CF Mix (Zum Test) | Specialized Status 160 | YT CAPRA 29 CORE 4 (Zum Test)


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Text: Peter Walker Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!