Testbericht | Das BH Lynx 6 Carbon 9.7 im Einzeltest
Mit der Verpflichtung von Karim Amour im Mai diesen Jahres unterstrich der spanischer Hersteller BH Bikes sein Engagment im Enduro-Segment (wir berichteten). Grund genug, der Serien-Version von Karims Arbeitsgerät, dem BH Lynx 6 Carbon 9.7 in einem Einzeltest einmal genauer auf den Zahn zu fühlen. Mehr zum Rad erfahrt ihr hier.
Der Rahmen
BH Bikes bietet das Lynx mit 27,5” Laufrädern sowohl in einer Aluminium- wie auch Carbon-Version an. Bei unserem Testmodell bestand sowohl der Hauptrahmen wie auch das hintere Rahmendreieck aus dem Kohlefaser-Verbundsstoff. Mit X12-Steckachse, zum Teil innenverlegten Zügen, Press Fit 92-Innenlager, tapered Steuerrohr und Stealth-Sattelstütze verfügt das Lynx Carbon über alle aktuell gängigen Standards. Während die Aluminium-Variante in insgesamt vier Größen erhältlich ist, bietet BH die Carbon-Version lediglich in small, medium und large an.
Bei der Anlenkung des Hinterbaus setzt BH auf das von Dave Weagle entwickelte Split Pivot-Konzept. Hier befindet sich ein Drehpunkt des Hinterbaus direkt mittig um die Hinterbauachse. Dadurch soll das Fahrwerk nicht nur besonders antriebsneutral und sensibel sein, sondern auch beim Bremsen nicht verhärten und so für maximale Traktion sorgen.
Die Geometrie
Wie bereits erwähnt ist das BH Lynx 6 Carbon in lediglich drei Größen verfügbar. Wir haben für unseren Test das Rad in Größe Medium erhalten. Auffallend sind die, mit 426 mm Länge für ein Rad mit 27,5” Laufrädern kurzen Kettenstreben. Gepaart mit dem 413 mm kurzen Reach (Gr. M) und dem mit 67° gemäßigten Lenkwinkel verspricht das Lynx bereits auf dem Papier ein äußerst agiles Handling.
Die Ausstattung
Die Ausstattung des Lynx 6 Carbon 9.7 lässt sich direkt beim ersten Blick auf das Datenblatt als solide und zuverlässig bezeichnen. Hochwertige Shimano XT / SLX-Schaltkomponenten konnten uns in der Vergangenheit ebenso überzeugen, wie die verbauten DT Swiss Spline-Laufräder. Anders als beim Serienbike wurde an unserem Testrad eine kraftvolle Magura MT7-Bremse verbaut, serienmäßig sorgt eine Magura MT4 für die Verzögerung. Einzig die günstige FOX Evolution-Federgabel scheint uns auf dem Papier für den doch hohen Preis von 4.599 € als nicht angemessen.
Fahreindruck – Uphill
Mit einer Körpergröße von 180 cm lässt sich die Sitzposition auf dem BH Lynx 6 Carbon in Größe M als zentral, kompakt und entspannt bezeichnen. Bereits beim ersten Zwischensprint kurz nach dem Start der Tour überzeugt uns das Lynx mit seinem äußerst antriebsneutralen Hinterbau. Nichts wippt und jede vom Fahrer eingebrachte Energie wird direkt in Vortrieb umgewandelt. Den ohnehin schwer zu erreichenden Remote-Hebel am Lenker nutzten wir daher im Verlauf des Tests nur selten. Selbst im steilen Gelände kann man entspannt auf dem Sattel sitzen bleiben und verliert dennoch nie mit dem Vorderrad Bodenkontakt. Die Michelin Wild Grip’R-Reifen verfügen zwar nicht über die besten Rolleigenschaften, bieten aber im Gegenzug speziell bei technischen Uphills zusammen mit dem voll aktiven Fahrwerk viel Traktion.
Fahreindruck – Downhill
Auf dem Trail bestätigt sich die Vermutung vom Blick auf die Geometrie-Tabelle und das BH Lynx 6 Carbon zeigt als ein äußerst agiles und verspieltes Bike. Dank des tiefen Tretlagers hat man als Fahrer das Gefühl gut im Bike integriert zu stehen. Schnelle Lenk-Impulse setzt das Rad souverän um und auch enge Streckenabschnitte meistert das Rad mit Bravour. Mit dem Lynx verleitet jede Bodenwelle oder Wurzel zu verspielten Fahrmannövern. Wird das Terrain jedoch rauer, der Trail schneller oder das Gelände steiler, fehlt es dem BH an Souveränität. Hier ist der Fahrer gefordert, wachsam zu bleiben und seine Linie stets mit Bedacht zu wählen. Einfach draufhalten und dem Rad die Arbeit erledigen lassen funktioniert mit dem Lynx nur bedingt. Grund ist hier der kurze Radstand und der zu steile Lenkwinkel.
Auch das Fahrwerk des BH ist mehr auf Komfort als für die Jagd nach der Bestzeit ausgelegt. Sowohl Federgabel als auch Dämpfer arbeiten sehr sensibel und geben schnell viel Federweg frei. Dies sorgt für ein komfortables Fahrgefühl bei dem Unebenheiten sauber weggebügelt werden, dem Fahrer jedoch auch wenig Feedback vermittelt wird. Bei harten Schlägen fehlt es speziell dem linearen Hinterbau außerdem spürbar an Progression wodurch dieser zusätzlich bei schnellen Anliegern oder dem Herausbeschleunigen aus Kurven leicht wegsackt und so wertvolle Energie verloren geht.
Fazit:
Das BH Lynx 6 Carbon überzeugt vor allem durch seine super Touren-Eigenschaften. Dank des effektiven Fahrwerk, der soliden Ausstattung und der komfortablen Sitzposition eignet es sich vor allem für lange Abenteuer, bei denen in der Abfahrt der Fokus nicht auf neuen Bestzeiten liegt.
Wer mehr über die Bikes von BH erfahren möchte besucht: bhbikes.com
Text & Bilder: Christoph Bayer
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