Five Ten ist in der Bikebranche primär für seine konkurrenzlos guten Gravity-Flatpedalschuhe bekannt, die dank der Stealth Rubber-Sohle massig Grip auf den Pedalen garantieren. Darüber hinaus haben die Kalifornier jedoch seit Jahren auch Schuhe für Klickpedale im Portfolio. Der neueste Spross in der Produktpalette ist das Modell Kestrel: ein Schuh, der mit dem praktischen Boa-Verschlusssystem und der schlanken Optik wunderbar auf den Enduro-Markt zugeschnitten scheint. Wir sind mit dem Schuh inzwischen mehrere Monate gefahren und teilen euch hier unsere Erfahrungen mit.

Sieht man den Kestrel zum ersten Mal in Real-Life, fällt sofort die schlanke Optik auf, mit der er sich deutlich von Five Ten-Klassikern wie dem Impact abhebt. Das wird auch auf der Waage sichtbar, die beim Kestrel lediglich 823 g anzeigt.

Schlank, steif und leicht: Der Five Ten Kestrel.
Schlank, steif und gerade mal 823 g leicht: Der Five Ten Kestrel ist für 164,90 € UVP erhältlich.

Die gute Tourentauglichkeit wird durch die steife Sohle unterstrichen, die einen geringen Energieverlust garantiert. Trotzdem ist die Sohle weich genug, um unangenehme Vibrationen aufzunehmen und so Fußschmerzen zu verhindern. Hier ist es den Entwicklern bei Five Ten gelungen, die optimale Mischung aus komfortabel und sportlich-straff zu schaffen. Grund hierfür ist die zweiteilige Sohlenkonstruktion, bei der harter Gummi im Kontaktbereich zum Cleat und Pedal zum Einsatz kommt, während an der Front und an der Ferse weicher Gummi verarbeitet ist. Als Resultat bietet der Schuh beim normalen Laufen und auf Tragepassagen im alpinen Bereich ein hohes Maß an Komfort und Traktion. Außerdem ist der Verstellbereich für den Cleat recht groß gehalten, damit er weit genug nach hinten geschoben werden kann.

Die Boa-Schnürung erlaubt ein schnelles Anziehen des Schuhs, hat jedoch auch ihre Nachteile.
Die Boa-Schnürung erlaubt ein schnelles Anziehen des Schuhs, hat jedoch auch ihre Nachteile.

Die Passform des Schuhs hat in der Redaktion für gespaltene Reaktionen gesorgt: Die eine Hälfte hatte keine Probleme mit der Form des Schuhs, der anderen war der Schuh speziell im Bereich des Vorfußes zu breit. Dadurch fanden sie entweder keinen festen Halt oder mussten den Schuh so fest schnüren, dass unangenehme Druckstellen auftraten – beides nicht wirklich eine Option. Eine Anprobe vor dem Kauf ist also absolut Pflicht.

Die Kappe im vorderen Bereich ist gummiert, was den Schuh theoretisch sehr wasserresistent macht. Der Schnitt des Kestrel fällt jedoch so niedrig aus, dass Wasser bei einem Tritt in tiefen, nassen Boden oder einen seichten Bach sofort von oben eindringt. Das lässt die Dichtheit des Schuhs zu einem Nachteil werden, da das Aquarium rund um den Fuß nun gut nach außen abgedichtet ist.

Der Verstellbereich der Cleats ist angenehm groß.
Der Verstellbereich der Cleats ist angenehm groß.

Ein anderes, durch den niedrigen Schnitt bedingtes Manko ist das Offenliegen des Knöchels. Dieser ist damit weder gegen eher selten vorkommende Einschläge von außen geschützt, noch bietet der Schuh einen Schutz für die Innenseite des Sprunggelenks. Gerade letztere kollidiert immer mal wieder mit dem Kurbelarm, sodass ein Schutz hier wünschenswert und sinnvoll wäre.

Materialbedingt hält sich dazu die Atmungsaktivität des Schuhs in Grenzen – ist er einmal richtig nass, beispielsweise nach einem Rennen im Schlamm, dauert es einige Zeit, bis der Schuh wieder komplett trocken ist. Beim Fahren an warmen Tagen hätten wir uns dagegen eine bessere Belüftung gewünscht.

Über den Testzeitraum zeigte der Schuh auch erste Abnutzungserscheinungen.
Über den Testzeitraum zeigte der Schuh auch erste Abnutzungserscheinungen.

Als angenehm komfortabel erweist sich das Boa-Verschlusssystem: Das An- und Ausziehen des Kestrel geht immer zügig vonstatten, nerviges Schnüren entfällt. Aufgrund seiner großen Länge muss das Boa-Schnürsystem jedoch speziell kurz nach Tourstart häufiger nachgezogen werden, da sich der Schuh am Fuß immer wieder setzt und danach lockerer sitzt. Zusätzlich ergibt sich durch die Positionierung des Verschlusses an der Fußaußenseite ein relativ hohes Defektpotenzial. Hier lässt sich Steinkontakt leider nicht immer vermeiden und ein starker Einschlag kann die Arretierung außer Gefecht setzen – da muss man abwägen, ob einem der höhere Komfort die theoretische Defektanfälligkeit wert ist.

Technische Daten hin oder her – optisch ist der Kestrel ein Volltreffer.
Technische Daten hin oder her – optisch ist der Kestrel ein Volltreffer.

Fazit

Mit dem Kestrel liefert Five Ten einen leichten, steifen und optisch ansprechenden Schuh, der vor allem im Toureneinsatz punkten kann und auch auf Tragepassagen eine gute Figur macht. Da der stolze UVP von 164,90 € allerdings auch hohe Erwartungen weckt, würden wir uns mehr Knöchelschutz und eine bessere Belüftung wünschen. Aufgrund der etwas breiten Form ist Anprobieren Pflicht!

Weitere Informationen

Preis: 164,90 €
Gewicht: 823 g (Gr. 42)
Größen: 37 – 48,5
Homepage: fiveten.com

Text: Martin Stöckl Bilder: Ross Bell


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