Nicht jeder kann mal eben 6.000 € für eine neues Bike auf den Ladentisch legen. Nukeproof verspricht mit dem Mega TR Race einen Allrounder mit Ambitionen, das den Geldbeutel mit 2.399 € schonen und trotzdem maximalen Fahrspaß bieten soll. Wir haben dem Mega mit Touren, Trails und Bikeparkbesuchen auf den Zahn gefühlt, wieviel Bike man tatsächlich bekommt und für welchen Einsatz es sich eignet.

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Der erste Eindruck ist schonmal positiv: draufsitzen, losfahren, wohlfühlen. Die Geometrie scheint zu stimmen, das Bike fühlt sich wendig und verspielt an und macht direkt Lust auf mehr. Wir steigen trotzdem erst nochmal ab und schauen uns das Gesamtpaket im Detail an. Massive, kantige Rohre, solide 2×10 Deore/SLX-Schaltung und Deore-Bremsen mit 180-mm-Scheiben, breiter 760-mm-Lenker und 60-mm-Vorbau, hauseigene absenkbare Sattelstütze (100 mm) und eine RockShox Sektor GRL Solo Air mit 140 mm Federweg lassen vorerst keine Wünsche offen. Die Schwalbe Hans Dampf Reifen-Kombo in 2,35″ (vorne TCS, hinten PCS) lassen da auch gewisse Fähigkeiten im extremeren Gelände erhoffen. Wir hängen das Mega an die Waage: 14,3 kg. Nicht gerade ein Leichtgewicht für ein Bike mit 130 mm Federweg am Heck. Wir hoffen einfach mal auf erhöhte Stabilität.

Solider, kantiger Rahmen – das Nukeproof macht einen robusten Eindruck.
Solider, kantiger Rahmen – das Nukeproof macht einen robusten Eindruck.
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Der RockShox Monarch R bietet gute Leistung für wenig Geld, allerdings würde uns interessieren, wieviel Performance-Gewinn sich mit einer DebonAir-Variante noch verzeichnen ließe.





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Die Laufräder mit WTB SX23-Felgen und Novatec-Naben waren unauffällig und stabil.

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Schön: Shimanos I-Spec-Klemmung sorgt für ein aufgeräumtes Nukeproof-Cockpit.

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Shimano SLX-Schaltwerk und Deore-Bremsen boten uns keinen Grund zur Beanstandung.

Nach den ersten Ausfahrten ist klar: Die 2-fach Schaltung funktioniert zwar problemlos, aber nach jedem Wurzelfeld hieß es erst einmal anhalten und die Kette wieder aufs Blatt legen. Eine Kettenführung ist wohl der erste – glücklicherweise einfach, günstig und schnell zu erledigende – Aufrüstakt, den jeder neue Besitzer des Mega angehen wird. Die Deore-Bremsen sind unauffällig und Bremsleistung sowie Dosierbarkeit gehen in Ordnung. Beim Rest der Teile merkt man nach einiger Zeit schon, dass man sich hier in der unteren Preiskategorie bewegt: Die Deore-Kurbel verlor nach 3 Matschfahrten schon deutlich an Lack und die verstellbare Sattelstütze weist nach kurzer Zeit schon 2–3 cm Spiel auf.

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Die Deore-Kurbel verlor sehr schnell an Lack und die Nukeproof-Sattelstütze zeigte schon nach kurzer Zeit seitliches Spiel.

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Größtes Sorgenkind: Die RockShox Sektor zeigte sich im härteren Gelände schnell überfordert.

Auf flowigen Trails noch unauffällig, kann die Performance des Hinterbaus selbst mit korrekten 30 % Sag nicht überzeugen. So kam das Heck bei schnell aufeinander folgenden Schlägen nicht mehr hinterher, was Einbußen in der Schluckfreudigkeit zur Folge hat und wodurch das Hinterrad an Traktion und das Bike an Fahrsicherheit verliert. Die Sektor-Gabel ist im rauen Gelände hoffnungslos überfordert – zu harte Dämpfung und starker Flex machen einem das Leben bei agressiver Fahrweise schwer. Aufgrund dessen verlagerten wir unseren Körperschwerpunkt bei verblockten Abfahrten nach hinten, um die Gabel und Handgelenke zu entlasten. Dass das Fahrwerk eine aggressive Fahrweise nicht unterstützt, ist recht schade, da der Rahmen eine sehr solide Basis für guten Trailspaß darstellt. Mit potenteren Federelementen ist hier sicherlich noch einiges an Potential vorhanden.

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Auf flowigen Trails durch den Wald zirkeln – hier fühlt sich das Mega TR wohl.

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Moderates Gelände geht gut, …

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… sobald es gröber wird, kommt das Fahrwerk schnell an seine Grenzen.

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Fazit: Für den reinen Einsatz auf schnellen, flachen Trails zu schwer, für hartes Gelände nicht stabil genug – Nukeproof stellt mit dem Mega TR Race zwar ein stimmiges, günstiges Allround-Bike, das aber an beiden Enden der Skala Schwächen zeigt. Flowige Singletrails surfen, Verbindungsetappen hochpedalieren, Tagestouren mit erhöhtem Trailanteil, der auch ab und an etwas gröber sein darf – das ist sein präferiertes Einsatzgebiet. Sobald es aber richtig zur Sache geht, macht sich die günstige Ausstattung schnell bemerkbar, speziell das Fahrwerk ist schnell überfordert. Wenn man das berücksichtigt, ist es ein solides Gesamtpaket, das für den Preis vollkommen klargeht und auch genügend Geld auf dem Konto lässt, das Bike selbst Stück für Stück mit den gewünschten Komponenten an sein Einsatzgebiet anzupassen – der Rahmen gibt es her. Mit hochwertigerer Ausstattung ab Werk – speziell einer potenteren Gabel – ließe sich das Potential des Rahmens jedoch schon von Haus aus besser nutzen.

Preis: 2.399 €

Mehr Informationen unter www.nukeproof.com

Text: Fabian Rapp, Andreas Maschke Bilder: Fabian Rapp


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