Trek Remedy 9.8 29 Testbericht

Der eine liebt sie, der andere steht ihnen kritisch gegenüber. Nach wie vor teilt sich die Meinung über 29er im Endurosegment. Immer wieder stellen aber beispielsweise die Teamfahrer von Trek oder BMC eindrucksvoll unter Beweis, wie schnell man auf ihnen unterwegs sein kann. Wir hatten das Remedy 29 im Test und haben herausgefunden, ob es sich genauso gut bei der täglichen Feierabendrunde schlägt!

„Remedy“: Übersetzt bedeutet das so viel wie Abhilfe und genau die soll Treks Allround-Enduro in jeder Situation schaffen. Ein Mountainbike für Mountainbiker will Trek gebaut haben, das die volle Punktzahl in Sachen Performance und Vielseitigkeit verdient. So heißt es zumindest in der Beschreibung auf der Webseite.
Ein Blick auf die Geometrie verrät, wie diese Vielseitigkeit erreicht werden soll: Mit einem Radstand von 1.151 mm (Rahmenhöhe 18,5″, tiefe Geometrie) ist das Remedy nicht zu lang, die für ein 29er mit 435 mm kurzen Kettenstreben und ein Reach von 417 mm (Rahmenhöhe 18,5″, tiefe Geometrie) sollen dem Bike trotz großer Laufräder ein verspieltes und agiles Fahrverhalten verleihen. Der 67,5°-Lenkwinkel und das tiefe Tretlager sollen dem Fahrer dagegen Sicherheit und Vertrauen vermitteln. Außerdem bietet auch das Remedy Treks eine per Mino Link verstellbare Geometrie. Wer beispielsweise lieber eine noch bessere Uphill-Performance möchte oder ein noch agileres Bike sucht, ohne auf Federweg zu verzichten, hat die Möglichkeit, die Geometrie per Flip-Chip auf eine steilere Position zu stellen.


Neben der Geometrie ist auch der eigentliche Rahmen einen genaueren Blick wert. Das edle Finish erinnert im Hochglanz-Carbon-Look inklusive Glittereffekt-Lackierung auf dem Oberrohr eher an ein getuntes Showcar als an ein Mountainbike. Unter dem Lack verbirgt sich die überarbeitete Carbonversion des Remedy, die im Vergleich zum Aluminiumrahmen ganze 400 g einspart. Der Hinterbau bleibt beim Remedy 9.8 aus Aluminium, dafür ist dessen Konzept umso interessanter. Treks patentierte Full Floater-Technologie beschreibt die Anlenkung des Dämpfers von beiden Seiten. Ein sensibleres Ansprechverhalten und eine bessere Reaktion auf unterschiedliche Schläge sollen das Resultat sein und die 140 mm Federweg sollen sich so nach deutlich mehr anfühlen. Außerdem kommt der Rahmen mit neuem Boost-Standard und ist bereits mit Shimanos elektronischer Di2-Schaltung kompatibel.


Auch wenn der Rahmen bereits über die nötigen Halter und Führungen für eine elektronische Schaltung verfügt, zum Einsatz kommt beim Remedy 9.8 ein bewährter mechanischer SRAM X1-Antrieb mit 32T-Kettenblatt an einer Aluminiumkurbel. Das Fahrwerk besteht aus RockShox PIKE und FOX FLOAT Performance-Dämpfer, inklusive der speziell für Trek entwickelten DRCV-Luftkammer. Auch die Roam 30-Laufräder stammen aus dem Hause SRAM. Gestoppt wird das Trailgeschoss mit Shimano XT-Bremsen. Eine RockShox Reverb-Teleskopsattelstütze bietet mit 125 mm den nötigen Verstellweg am Sattel.






Komplettiert wird das Bike mit vielen Anbauteilen der Hausmarke Bontrager. Sie wirken allesamt hochwertig, halten das Gewicht niedrig und den Preis unter 5.000 € – dennoch kein Schnäppchen.
Auf dem Trail

Die Eckdaten des Rahmens sowie die Wahl der Komponenten sind stimmig und für den Einsatzbereich eines Trail- sowie Racebikes gut gewählt. Bleibt die Frage, ob das Remedy auch auf dem Trail beidem gerecht wird.
Bergauf spielt das Rad gekonnt die 29er-Jokerkarte aus und bezwingt zuverlässig jedes Hindernis. Der Hinterbau lässt sich per zuschaltbarer Lowspeed-Druckstufe am FOX FLOAT-Dämpfer ruhigstellen, auch wenn man weiterhin etwas tief im SAG steht. Zusammen mit dem 67,5° steilen, realen Sitzwinkel (getestete, flache Geometrieposition) und dem gut gewählten Reach entsteht dennoch eine komfortable, effektive Sitzposition.

Im Downhill überrascht das Remedy sofort mit einer überragenden Lenkpräzision. Schon ab den ersten Kurven herrscht ein Wohlfühlfaktor – die Eingewöhnungszeit, die man sonst gerade beim Wechsel auf größere Laufräder oft benötigt, fällt komplett weg. Das Remedy ist in nahezu jeder Situation verspielt und agil und nachdem wir den Vorbau mit einigen Spacern erhöht hatten, wurde auch das Vorderrad mit ausreichend Druck versorgt. Gestoppt wird man nur vom begrenzten Grip der Bontrager-Reifenkombi – und natürlich den zuverlässig arbeitenden Shimano XT-Bremsen. Während der FOX FLOAT-Dämpfer schnell etwas mehr Federweg freigibt, steht man mit der RockShox PIKE an der Front etwas höher im Federweg. Für ein harmonisches Zusammenarbeiten musste der Dämpfer im mittleren Trail-Mode gefahren werden. Hier könnte ein Luftvolumenspacer Abhilfe schaffen.

Wird das Gelände steil und verblockt, überrollen die 29″-Laufräder zuverlässig auch größere Hindernisse. In schnellen Sektionen ist das Remedy ausreichend laufruhig, die Position auf dem Rad (getestete Rahmenhöhe 18,5″) vermittelt bei einer Körpergröße von 183 cm viel Sicherheit, ein kürzerer Vorbau könnte dies noch erhöhen.

In Sachen Steifigkeit kann man beim Rahmen des Remedy nicht meckern. Lediglich die SRAM Rise 30-Laufräder können da nicht mithalten. Generell war die Speichenspannung sehr gering, besonders bei den größeren Hebelkräften bei 29ern ein deutlich spürbares Problem. Im Laufe der Testdauer lösten sich diese weiter, sodass das vordere Laufrad in einem Anlieger sogar so weit wegknickte, dass der Reifen nicht mehr durch das Casting passte – zum Nachzentrieren war es dann auch zu spät.

Fazit:
Ein gutes 29er-Enduro zu konstruieren ist keine leichte Aufgabe. Trek ist sie beim Remedy 29 aber sehr gut gelungen! Das Rad kombiniert verschiedenste, zum Teil gegensätzliche Eigenschaften miteinander und ist sowohl für die Feierabendrunde als auch ein toughes Enduro-Rennen wie geschaffen. Für beides bedarf es kaum Anpassungen, lediglich einzelne Komponenten der Ausstattung könnten für ein Bike dieser Preisklasse etwas hochwertiger sein. Dafür entschädigt aber schon der schicke Carbonrahmen mit seinem superedlen Finish!
Mehr Informationen: trekbikes.com/remedy29
Achtung! Das Remedy 29 ist aktuell nur auf der US-Seite von Trek zu finden.
Text: Daniel Schlicke Bilder: Christoph Bayer
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