Trek Slash 9 27.5 2015 Test
Seit Jahren schon leistet die Entwicklungsabteilung bei Trek ganz hervorragende Arbeit, wie man am Slash, dem großen Bruder des beliebten Remedy, gut erkennen kann. Das Bike ist eine Gute-Laune-Maschine, gemacht für all jene, die es bergab ordentlich krachen lassen, sich aber die Anstiege dennoch aus eigener Kraft erarbeiten wollen.
Dieser Artikel ist Teil unseres Enduro Vergleichstests 2015.
An der Spitze der Aluminium-Modelle steht das Slash 9, bestens ausgestattet mit SRAM X1-Antrieb und Shimano XT-Bremsen mit ICE-Tech-Scheiben. Die breiten Bontrager Maverick-Felgen mit einer Innenweite von 28 mm runden das robuste und stimmige Gesamtpaket ab. Sie ermöglichen es, durch die bessere Abstützung des Reifens mit einem niedrigeren Luftdruck zu fahren, was durch die größere Auflagefläche des Pneus den Grip deutlich erhöhen soll. Leider konnten uns die verbauten Bontrager XR4 Team Issue-Reifen in Sachen Traktion dennoch nicht überzeugen und verloren zusätzlich im Tubeless-Aufbau regelmäßig an Luft.
Nimmt man auf dem Slash Platz, stellt man fest, dass sich das Cockpit mehr nach einem Trail- als nach einem Downhillbike anfühlt. Der schmächtige 60-mm-Bontrager-Vorbau steht optisch im krassen Gegensatz zu den Hardcoreambitionen, die das Bike mit seinem flachen Lenkwinkel (65°) und dem Radstand (1.192 mm) ansonsten vermittelt. Und auch der Lenker, ebenfalls von Bontrager, ist mit einer Breite von 750 mm eher in Richtung Trail als Downhill einzuordnen. Soviel zum ersten Eindruck, aber wie macht sich das Bike in der Praxis?
Besonders auf langen Touren wussten wir die effiziente Sitzposition auf dem Slash zu schätzen. Dank der exzellenten Kraftübertragung, gepaart mit dem seidenweich ansprechenden Fahrwerk, waren mit dem Rad auch steile Anstiege in verblocktem Gelände kein Problem. Die verstellbare Geometrie, bei Trek „Mino Link“ genannt, ist gut gemeint. Wer sich jedoch ein Bike mit diesem fast schon martialischen Namen zulegt, wird wohl kaum eine andere Einstellung als die tiefste bzw. flachste benötigen.
Was uns hingegen restlos überzeugte, war die Performance des Hinterbaus: Das Active Brake Pivot-System, kurz ABP, funktioniert tadellos, sodass der Hinterbau selbst bei harschesten Bremsmanövern weiterhin butterweich anspricht. Überhaupt ist bei diesem Fahrwerk keinerlei Losbrechmoment spürbar. Der top abgestimmte und schwimmend gelagerte RockShox Monarch RC3 DebonAir-Dämpfer trägt maßgeblich seinen Teil dazu bei und so waren sich die Tester einig, dass wir es hier mit dem besten Hinterbau des Tests zu tun hatten. Egal ob bergauf oder bergab, das Slash zieht messerscharf die vorgegebene Linie und stürzt sich hungrig auf jede Art von Gelände. Lediglich bei Vollgas in extrem verblocktem Terrain kam das ansonsten überragend agierende Heck etwas aus der Ruhe.
Leider konnte die RockShox PIKE RC Dual Position-Federgabel in Sachen Performance nicht ganz mit dem Hinterbau mithalten. Sie arbeitete etwas zu unsensibel und eine via Token anpassbare PIKE Solo Air wäre sicher die bessere Wahl gewesen. Nicht dass wir es hier mit einer schlechten Gabel zu tun hätten, aber die zu lineare Kennlinie harmonierte einfach nicht perfekt mit dem Heck. Auch war uns die Front etwas zu tief, was aber durch die Montage von einigen Spacern (ca. 3 cm) schnell ausgeglichen war.
Tatsache ist: Mit dem Slash erhält man ein absolut souveränes und zuverlässiges Endurobike, bestens ausbalanciert und bereit für jedes noch so anspruchsvolle Gelände.
Details
Spezifikation: Trek Slash 9 27.5 2015
- Gabel: RockShox Pike RC Dual Position 160 mm
- Dämpfer: RockShox Monarch Plus RC3 Debonair 160 mm
- Antrieb: SRAM X1
- Bremsen: Shimano XT
- Sattelstütze: RockShox Reverb Stealth
- Vorbau: Bontrager Rhythm Pro
- Lenker: Bontrager Elite
- Reifen: Bontrager XR4 Team Issue
- Laufradgröße: 27,5″
- Laufräder: Bontrager Maverick Pro
- Preis: 5.299 €
Stärken
- überragende Funktion des ABP Hinterbaus
- breite Felgen sorgen für viel Grip
Schwächen
- Bontrager XR4-Reifen
- Harmonie zwischen Federgabel und Hinterbau
Fazit
Das Slash überzeugt auf voller Länge: effizient, berechenbar und sportlich. Aufgrund des Namens hatten wir bergab mit einem gnadenlosen Heavy-Metal-Konzert gerechnet. Doch das Slash entpuppte sich als zivilisiertes und gutmütiges Bike, das zuverlässig seine Pflichten erfüllt, aber ein paar zornige E-Gitarren-Soli vermissen lässt – wie wenn Iron Maiden und Mumford and Sons ein gemeinsames Album herausbringen würden.
[/emaillocker]Mehr Informationen zum Bike gibt es auf der Trek Webseite
Alle Bikes im Test: Cannondale Jekyll Carbon 1 | Canyon Strive CF 9.0 Race | Giant Reign 2 | Rose Uncle Jimbo 3 | Santa Cruz Nomad C X01 | Vitus Sommet VRX | Yeti SB6C X01 | YT Capra CF Pro Race.
Dieser Artikel ist Teil unseres Enduro Vergleichstests 2015.
Text & Photos Trevor Worsey
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