Ausgabe #055 Test

The Lab – MAXXIS Wetscream im Dauertest

Reifen haben großen Einfluss auf das Fahrverhalten – wie viele unserer Tests zeigen. Als einzige Kontaktfläche mit dem Boden müsst ihr euch stets auf eure Pneus verlassen können. Extra für Schlamm, Matsch und Schnee hat MAXXIS den Wetscream entwickelt. Kann man im Herbst auf den Schlechtwetter-Reifen umrüsten und den ganzen Winter damit Spaß haben? Wir haben es herausgefunden.

Maxxis Wetscream | Gewicht 1.177 Gramm (DH-Casing, MaxxGrip) | Preis 79,90 € | Hersteller-Website

MAXXIS Tires baut seit über 50 Jahren Reifen und ist einer der Top-Ten-Reifenhersteller aus Taiwan. MAXXIS ist dabei eigentlich nur der Markenname von Cheng Sin, dem eigentlichen Hersteller. Dieser stellt Auto-, Motorrad- und natürlich Fahrradreifen her und hatn daher eine sehr breite Expertise, was Kautschuk angeht. Im Fahrradbereich hat MAXXIS ein sehr breites Portfolio und ist vor allem mit den Modellen ASSEGAI, Minion DHR und DHF an vielen Performance-Mountainbikes vertreten. Neben den Dauerbrennern hat MAXXIS aber auch einige Spezial-Reifen im Angebot: wie den getesteten Wetscream.

Lange freistehende Stollen sollen sich in weichem Untergrund verankern.
Die weiche MaxxGrip-Gummimischung bleibt auch bei Kälte geschmeidig.

Der Wetscream ist, wie der Name vermuten lässt, für nasse Tage und feuchte Böden entwickelt worden. MAXXIS geht sogar so weit, den Reifen für harte Renneinsätze bei widrigen Bedingungen zu empfehlen. Der kompromisslose Reifen ist für vorn und hinten gleichermaßen konzipiert und in 27,5” als Drahtreifen sowie in 29” als Faltreifen verfügbar. Als Gummimischung sind nur die beiden sehr weichen und griffigen MaxxGrip oder SuperTacky erhältlich. Diese sollen für besten Grip sorgen, was jedoch einen erhöhten Verschleiß nach sich zieht. Bei der Karkasse lässt sich MAXXIS nicht lumpen und stellt nur das dickste DH-Casing zur Verfügung. Die Profilanordnung der sehr langen Stollen ist gleichmäßig, dennoch besitzt der Wetscream eine Laufrichtung. Außerdem sind die Stollen sehr weit voneinander entfernt, damit sie sich bei weichem Untergrund möglichst tief eingraben und eine gute Selbstreinigung bieten.

Mit dem DH Casing könnt ihr maximal geringen Druck fahren, ohne Abstriche beim Durchschlagschutz machen zu müssen.
Am liebsten sind dem Wetscream loamige und matschige Böden… ab und zu eine Felsplatte tut dem Fahrspaß allerdings keinen Abbruch.

Wir haben den MAXXIS Wetscream in 29” x 2,5” auf mehreren Bikes im deutschen nassen Winter getestet. Trotz der nominalen Angabe von 2,5” Breite fallen die Reifen sehr schmal aus: Die Stollen messen an der breitesten Stelle nur 54 mm. Zum Vergleich: Ein MAXXIS ASSEGAI mit 2,5” misst an der breitesten Stelle 64 mm, also einen ganzen Zentimeter mehr. In Zoll umgerechnet entspricht das eher einem 2,2” breiten Reifen. Wir lassen uns von den absoluten Zahlen nicht täuschen und starten auf die gut gewässerten Trails. Die langen, weichen Stollen vermitteln auf hartem oder gefrorenem Untergrund ein schwammiges Fahrgefühl und neigen zum Wegknicken. Aber hart und gefroren ist auch nicht das Business des Wetscream: Geht es auf matschige oder sandige Trails, beißen sich die Stollen des Wetscream in den Boden und folgen eurem Input wie auf Schienen. Je weicher der Boden, desto mehr Grip vermittelt der Wetscream und Shortcuts durch matschige Kompressionen verlieren ihren Schrecken. Durch die geringe Breite lässt der Wetscream eine sehr präzise Linienwahl zu und schiebt einen in festgefahrenen Ruts nicht so sehr hin und her wie manch breitere Kollegen. Der Rebound des Reifens ist sehr langsam und passt gut zum veranschlagten Einsatzgebiet. Nur auf dicken Wurzeln sucht der Wetscream manchmal vergebens nach Grip. Aufgrund der weichen Gummimischung und der langen Stollen würden wir davon abraten, den Reifen lange Strecken auf hartem Untergrund zu fahren – Winterreifen-Wechsel auch beim MTB.

MAXXIS bedient mit dem Wetscream alle Reifenfetischisten und Bewohner von Sumpfgebieten. Und der spezielle Matsch-Reifen braucht auch eine ganz spezielle Anwendergruppe. Hat er diese gefunden, schlägt er aber mit einer Top-Performance ein und kann mit gutem Grip punkten. Der Reifen ist ideal für die nasse Winterzeit und der Wechsel zum Jahresende lohnt sich auf jeden Fall, wenn ihr ganzjährig unterwegs sein wollt und keinen Bock auf frühen Traktionsverlust habt.

Tops

  • sehr guter Grip bei weichen Bodenverhältnissen
  • nur in weichster Gummimischung – passend zum Einsatzzweck

Flops

  • spezielles Einsatzgebiet
  • nur mit schwerster DH Karkasse verfügbar

Tester Peter, Simon
Dauer 3 Monate
Preis 79,90 €
Gewicht 1.177 Gramm
Grösse 29″ x 2.5
Mehr Infos Hersteller Website


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Text: Julian Schwede Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Julian Schwede

Juli ist es gewohnt, mit großen Kalibern umzugehen. Er schraubt nicht nur gerne an seinem Bike, sondern hat nach seiner Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker an der Königsklasse der Kraftfahrzeuge – Omnibussen – getüftelt und gewerkelt. Als ihm die Entwicklung auf Elektroantriebe im Großformat zu langsam ging, hat er technische BWL studiert und nebenher Tische aus Carbon gebaut. Während sein Dirtbike aus dicken Alu Rohren geschweißt ist, besteht sein Fully ebenfalls aus den schwarzen Fasern und hat ihn schon auf einige Gipfel gebracht. Doch auch angeseilt erklimmt er Berge gern über Klettersteige oder senkrecht an der Wand. Mittlerweile fährt er statt seinem eigenen Bike fast nur noch Bikes aus dem Office-Keller und testet sie auf Leib und Lenker. Neben Bike Reviews kümmert Juli sich auch um das tägliche Newsgeschäft und bezeichnet sich selbst als rasenden Reporter “Carlos Columbus”.