Wir begleiten Trialstar David Cachon auf seinem Trip durch ein wahrhaft aussergewöhnliches Land.

Dies ist Teil 1 von 3.

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Zugegeben, ich startete nicht ohne gewisse Vorurteile in dieses Abenteuer, doch dieses ungewöhnliche Land hat mich im Laufe meiner Reise eines Besseren belehrt. Es hat mir unter anderem gezeigt, dass es auch dort Menschen gibt, die sich mit Enthusiasmus und Hingabe ganz dem Bikesport verschrieben haben. Nahezu überall gibt es gut florierende Bikeshops, alle bestens sortiert und ausgestattet mit den neuesten Produkten. Von Regierungsseite aus wurde sogar kürzlich ein Projekt ins Leben gerufen, im Rahmen dessen man zahlreiche Wanderwege zu offiziellen bike-only Trails umfunktioniert hat. Und für die Umsetzung dieses Vorhabens holte man sich die Unterstützung der besten Fahrer des Landes.
Israel hat mir aber auch tiefe Einblicke in die Geschichte beschert und Jerusalem ist eine der beeindruckendtsen historischen Stätten, die ich je besucht habe. Alles in allem war ich überwältigt von diesem faszinierenden Gemisch unterschiedlichster Kulturen, Religionen, von den zahllosen fremdartigen Düften und Geschmäckern die mich dort erwarteten und am Ende der Reise waren schließlich all meine Vorurteile restlos beseitigt.

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Tag 1

Gewaltsam reißt mich der Wecker aus meinem Traum, von dem ich mich nun wohl endgültig verabschieden muss. Mit aller Kraft zwinge ich mich dazu, meine Augen zu öffnen, während ich quer durchs Zimmer stolpernd versuche, irgendwie in meine Hose zu gelangen, und hätte ich in weiser Voraussicht meine Klamotten gestern Abend nicht noch idiotensicher abgelegt, ich müsste meine Reise wohl nur spärlich bekleidet antreten. Der Großteil meiner Ausrüstung ist bereits im Auto verstaut und so schnappe ich mir im Hinauseilen noch mein Handgepäck und schon geht es mit Vollgas los in Richtung Madrid, um mich mit Ismael, meinem besten Freund und Fotografen, zu treffen. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es erst 05:45 Uhr ist und damit für mich an der Zeit, endlich aufzuwachen. Eine ordentliche Dosis Hardcore, serviert in passender Lautstärke soll mich dabei unterstützen.

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Gelegenheits-Nickerchen sind auf Roadtrips überlebenswichtig

In der Hauptstadt angekommen bremst mich der allmorgendliche Superstau etwas aus. Dann hole ich Ismael ab, parke mein Auto und wir besteigen ein Taxi, bzw. wir wollen ein Taxi besteigen, denn der Fahrer zeigt sich beim Anblick meiner über und über mit Sponsorenaufklebern verzierten Bikebox wenig begeistert. Schlussendlich können wir ihn doch noch überzeugen, die wertvolle Fracht mitzunehmen, und wir starten Richtung Flughafen, wo wir von den Kollegen der Israelischen Tourismusbehörde freundlich begrüßt werden.

Die unzähligen Fragen beim Sicherheitscheck nach unserer Identität und dem Grund unserer Reise machen mich zunehmend müde und so genehmige ich mir, an Board unserer Maschine angekommen, ein fünfstündiges Nickerchen, welches ich nur kurz unterbreche, um einen freundlich offerierten Snack zu mir zu nehmen. Mein Kumpel Ismael widmet sich derweil einem Fotobuch, und so vergeht die Zeit buchstäblich wie im Flug.

Nach der Landung und einer weiteren Kontrolle sammeln wir unser Gepäck und mein Bike ein und begeben uns in Richtung Ausgang, wo wir bereits von einem zuvorkommenden Herrn vom Tourismusbüro erwartet werden. Dieser eskortiert uns zum Shuttleservice, den wir für die zweistündige Fahrt von Tel Aviv nach Naharia gebucht haben. Wir steigen in einen äußerst komfortablen Mercedes, und lassen uns in die bequemen Ledersitze fallen. Schnell wird klar, dass bei der Fahrzeugbestellung an Zusatzausstattung nicht gespart wurde. Sogar auf blaue Fondbeleuchtung und WLAN wurde nicht verzichtet, aber leider scheint die Klimaanlage nur die Stellung „MAXIMAL“ zu kennen, womit wir jedoch gut leben können.

Etwas härter trifft uns gleich nach der Ankunft am Hotel die Tatsache, dass in Israel das Abendessen deutlich vor halb zehn Uhr abends serviert wird, und so dient mir ein als Willkommensgruß gedachter Früchtekorb als improvisiertes Dinner.
Dann ist es an der Zeit, sich der Ausrüstung zu widmen und während Ismael versucht, sein Kameraequipment zum Laufen zu kriegen, mache ich mich an die Montage meines nagelneuen Uncle Jimbo, das mit allerlei Zubehör von El Gallo Componenets und Federelementen von SR Suntour aufgerüstet wurde. Nach einer anschließenden kurzen Dusche fällt mir der Whirlpool auf unserer Terrasse ins Auge und so langsam kriege ich ein klareres Bild von den bevorstehenden Tagen.

Tag 2

Auch der zweite Tag unserer Reise beginnt früh. Der Wecker meines Telefons klingelt bereits um 06:00 Uhr und da unser Guide Ran Ganor von Ganor Bikes bereits im Foyer auf uns wartet, gilt es, keine Zeit zu verlieren. Im Schnelldurchgang bedienen wir uns am Frühstücksbuffet, wo wir alles Nötige, meist jedoch sehr stark gewürzt, vorfinden.

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Alte Kriegs-Bunker bringen uns die Vergangeneheit nahe

Nach dem Frühstück brechen wir zu einer einstündigen Fahrt nach Birya auf, einem hügeligen Landstrich, wo wir einen der flowigsten Trails des Landes unter die Stollen nehmen können. Tatsächlich entpuppt sich die Strecke als äußerst spaßig und von ein paar wenigen, technischen Abschnitten abgesehen, kann man es auf ihr ordentlich laufen lassen. Der Untergrund ist sehr trocken und staubig. Dennoch hat man enormen Grip und der Trail selbst ist in makellosem Zustand. Später fahren wir dann zur Festung von Birya, einer vorzeitlichen Wehranlage, in der heute eine Grundschule untergebracht ist.

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Am Nachmittag ist Akko das Ziel unseres Ausflugs, eine Küstenstadt am Mittelmeer in der Nähe der Bucht von Haifa. Akko, oder auch Acre, so der biblische Name, ist eine der ältesten Städte überhaupt. Archäologische Funde zeugen von einer Besiedelung, die weit vor das Jahr 1500v. Chr. zurückreicht.

Bringing new meaning to the term "nose dive"
“Nose dive” neu interpretiert
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Während der Fahrt durch die engen Straßen und Gassen umweht uns stets der Hauch der Geschichte und auf den verwinkelten Treppen können wir erahnen, wie es war, als diese Stadt ein leuchtendes Zentrum der antiken Welt darstellte. Wir beschließen, uns ein wenig unter die Leute zu mischen und wo ginge das besser, als bei einer Tasse Kaffee auf dem türkischen Bazar. Hier geht es äußerst lebhaft zu und man findet auf engstem Raum unzählige Geschäfte und Stände, welche Kaffee, Tee und viele andere regionale Spezialitäten feilbieten. Wer schon einmal die Zouks in Marokko besucht hat, kann sich vorstellen, was sich hier abspielt. Aber auch hier sollte man den Preis einer Ware VOR dem Kauf erfragen, ansonsten kann es schnell teuer werden.

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In diesen Breiten wird es bereits früh dunkel und so machen wir uns schon um 17:00 Uhr bereit für das Abendessen. Einer Empfehlung folgend, suchen wir das Uri Buri auf, wo der gleichnamige Chef die besten Fischgerichte des Landes zubereitet. Dieser lässt es sich nicht nehmen, jeden seiner Gäste persönlich zu begrüßen, und so kommt er auch auf einen kurzen Schwatz an unseren Tisch, während wir uns von seinen Meeresspezialitäten den Gaumen verwöhnen lassen.

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Mit einem vollen Bauch und rundum zufrieden fahren wir anschließend zurück nach Nahariya, wo wir die letzte Nacht im Carlton Hotel an der Hauptstraße verbringen.

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Tag 3

Heute verlassen wir unser Hotel und machen uns auf, eine weitere Region zu erkunden. Doch vorher geht es noch auf einen kurzen Abstecher rund um das Gebiet von Zippori. Der Name kommt von dem gleichnamigen Fluß, der zur Bewässerung der Region genutzt wird. Den Startpunkt der Tour verlegen wir in den Wald von Zippori, wo von einem etwas seltsam anmutenden Bikeshop die besten Biketrails weit und breit abzweigen sollen. Und tatsächlich erwarten uns herrlich verwinkelte Singletrails, die sich schier endlos zwischen Felsen und Bäumen hindurchschlängeln. Highspeedpassagen, flowige Kehren und improvisierte Sprünge versorgen uns großzügig mit Adrenalin. Nicht die schlechteste Art ist, einen Vormittag zu verbringen!

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Dann beschließen wir, noch vor dem Mittagessen die historischen Ruinen von Zipporah zu besuchen. Hierbei handelt es sich um eine archäologische Grabungsstätte, die sich über ein weitläufiges Areal erstreckt. Sie liegt auf einer Anhöhe in der Nähe der Stadt Nazareth und ist umgeben von fruchtbarem Ackerland. Man erlaubt mir, die Ruinen mit meinem Bike zu erkunden und schon versuche ich mich an den Terrassen eines römischen Amphitheaters und befahre einige steinalte Häuser, oder vielmehr das, was nach all der langen Zeit davon übriggeblieben ist.
Hier und da gibt es erstaunliche Mosaike zu bewundern, welche die Jahrhunderte mehr oder weniger unbeschadet überdauerten und ich kann sogar in das Innere der ehemaligen Festung vordringen und die Überreste einer byzantinischen Synagoge aus dem 7. Jhdt. v. Chr. bestaunen.

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Jerusalem ist eine große Stadt mit einem aberwitzigen Verkehrsaufkommen. Aber es ist auch eine tolerante Stadt, tolerant und freundlich gegenüber all den verschiedenen Religionen, die sie beherbergt, und ebenso freundlich und mit offenen Armen empfängt sie uns.
Wir nehmen eine Dusche und eine kurze Auszeit, um das Gesehene etwas sacken zu lassen, aber dann ist es auch schon wieder Zeit aufs Bike zu steigen. Aber diesmal nicht, um neue Trails zu finden, sondern um eine altehrwürdige, magische Stadt zu erkunden, in der man an jeder Ecke unterschiedlichste Epochen der Menschheitsgeschichte fast schon erfühlen kann. Wir können uns keine besseren Guides vorstellen, als die Jungs von Bike Jerusalem. Sie nehmen uns mit durch die engen verwinkelten Straßen der Altstadt, führen uns durch unzählige kleine Gassen und die Gedanken daran, was sich hier im Laufe der Geschichte schon alles zugetragen hat, lassen uns in Ehrfurcht erschaudern.
Aber trotz der allgegenwärtigen Geschichte werden wir nun von einem ganz gegenwärtigen Gefühl geplagt, denn es ist Essenszeit. Daher beschließen wir kurzerhand, auf ein Getränk und einen kleinen Imbiss in eines der Restaurants in der Altstadt zu gehen und uns bei Salat, Kebap, Limonade und Cupcakes von dieser beindruckenden Abendrunde zu erholen. Ich muss zugeben, dass mich der nächtliche Gang durch die Straßen der Altstadt nicht ganz unberührt lässt.

Hier gehts zu Teil 2.

Text: David Cachon Fotos: Ismael Ibánez


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