Alchemy ist eine kleine Bike-Schmiede aus Golden im US-Bundesstaat Colorado. Sie hat es sich auf die Fahne geschrieben, neben top Bikes vor allem einen individuellen, umfangreichen Kundenservice zu bieten. Das von uns getestete Arktos 150 X01-Fully ist das potenteste Bike im Line-up.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: North America’s Finest – 7 Modelle im Test

Alchemy Arktos 150 | 170/150 mm (v/h) | 14,9 kg in Größe L | 7.499 $ | Hersteller-Website

Alchemy wurde 2008 in Golden, Colorado, gegründet und besteht aus einem kleinen Team aus 9 Leuten. Sie stellen Rennräder, Gravel-Bikes und Mountainbikes aus Carbon und Titan her. Viele ihrer Bikes werden dabei vor Ort in Colorado produziert, das von uns getestete Arktos stammt jedoch aus Asien. Jedes Alchemy-Bike kommt mit einer 30-tägigen Ride-Garantie, nach der man das Fahrrad ohne Angaben von Gründen gegen 400 $ Bearbeitungsgebühr zurückschicken kann, sollte es einem nicht gefallen. Alchemy ist ein Direktversender und verschickt weltweit alle Bikes direkt aus dem HQ in Golden. Innerhalb der USA ist der Versand dabei kostenfrei, nach Kanada wird eine Gebühr von 300 $ fällig, Versand an Orte außerhalb von Nordamerika wird im Moment nicht angeboten. Das Arktos ist das einzige vollgefederte Mountainbike im Portfolio. Allerdings gibt es das Bike in drei Varianten mit 125 mm, 140 mm und 150 mm Federweg, die alle den gleichen Rahmen mit unterschiedlichen Fahrwerken nutzen. Unser Arktos 150 ist das potenteste Bike im Line-up und bringt mit 150 mm Federweg am Heck und 170 mm an der Front gerade einmal 14,9 kg in Größe L auf die Waage. Es kostet 7.499 $, das sind umgerechnet rund 6.950 €. Zu dem Bike können noch sinnvolle Extras bestellt werden: Ein Conversion Kit, das aus Dämpfer und Gabel besteht, mit dem ihr den Federweg des Arktos ändern könnt, ein 27,5”-Hinterrad, das zum Umrüsten auf ein Mullet-Setup dient oder RideWrap-Rahmenschutzfolie für das komplette Bike. Wer Bock auf ein noch individuelles Bike hat, der kann den Rahmen zudem mit Custom-Lackierung versehen.

Das Alchemy Arktos 150 X01 im Detail

Das Alchemy Arktos 150 hat einen schicken Rahmen mit gerade Linien und einem schlanken Hinterbau. Auf den ersten Blick ähnelt es sehr den Bikes von Yeti, bei denen die Dämpferposition und das Hinterbau-Layout sehr ähnlich sind. Im Grunde ist der Hinterbau des Arktos allerdings ein Twin Link-System, bei dem der rigide Hinterbau durch zwei Wippen mit dem Hauptrahmen verbunden ist. Der untere Link ist dabei allerdings eine Art konzentrisches Lager, bei dem sich der „Mini-Link“ im Verlauf des Federwegs erst nach oben und dann nach unten bewegt. Dadurch ergibt sich eine Hinterbau-Kennlinie, die erst regressiv, dann progressiv, dann wieder regressiv ist. Da diese Form einer Sinus-Kurve ähnelt, nennt Alchemy dieses Layout SINE Suspension. Die Kabel am Arktos 150 sind innenverlegt und treten seitlich am Steuerrohr in den Rahmen ein. Das Unterrohr ist mit einem kleinen Plastikschutz versehen, zusätzlich kann auch noch ein weiterer Flaschenhalter oder eine Werkzeugtasche am Unterrohr befestigt werden. Das ist zwar nicht die beste Stelle dafür, aber besser als keine weitere Anbringungsmöglichkeit. Der Kettenstrebenschutz ist zwar recht dünn, aber großzügig angebracht, wodurch er Lackplatzer und Klappern effektiv verhindert.

Die Ausstattung des Alchemy Arktos 150 X01

Das Alchemy Arktos gibt es in vier Ausstattungsvarianten, die sich jedoch nur in der verbauten Bremse und Schaltgruppe unterscheiden. Alle teilen sich das Factory-Fahrwerk von FOX, das aus der 38er-Gabel und dem FLOAT X2-Dämpfer besteht. Hier habt ihr maximale Trail-Performance bei vielen Einstellmöglichkeiten, durch die ihr das Fahrwerk perfekt auf eure Wünsche einstellen könnt. Auch der Transfer-Dropper kommt von FOX, bietet mit seinen 175 mm jedoch zu wenig Hub für ein Enduro-Bike in Größe L, und das, obwohl das lange, gerade Sitzrohr die größere Einstecktiefe eines längeren Droppers ohne Probleme zulassen sollte. Die Bremsen an unserem Test-Bike kommen mit der CODE RSC von SRAM, sie sind mit einer 200-mm-Scheibe vorne und einer 180er hinten kombiniert. Für so ein potentes Bike ist die hintere Bremsscheibe allerdings unterdimensioniert und überhitzt zu schnell, hier raten wir euch zu einem Upgrade auf eine größere. Auch der Antrieb stammt aus dem Hause SRAM mit der X01-Schaltgruppe, die allerdings mit Kassette und Kette aus der günstigeren GX-Serie vermischt ist. Außer einem kleinen Mehrgewicht bringt euch das allerdings keine Nachteile. Vorbau und Carbon-Lenker kommen von TAG Metals, einem Hersteller, der sonst hauptsächlich Motorräder ausrüstet. Durch Markierungen auf Vorbau und Lenker lassen sich hier die Position und Winkel des Lenkers einfach einstellen – praktisch. Die verbauten Industry Nine Enduro-S Hydra-Laufräder nutzen am Heck eine breitere Superboost-Achse, diese soll das Laufrad stabiler machen, macht allerdings auch Ersatzteilbeschaffung schwieriger. Die verbauten MAXXIS-Reifen – ASSEGAI vorne und DHR II hinten – sind beide in der super dünnen EXO-Karkasse und mit günstiger DualCompound-Gummimischung. Für ein Enduro-Bike sind diese viel zu pannenanfällig und wir raten euch zu Reifen mit deutlich robusterer Karkasse, wie Doubledown. Zusätzlich wäre vorne ein Reifen mit weicherer MaxxGrip-Gummimischung sinnvoll für mehr Grip und Kontrolle an der Front. Ein nettes Detail des Arktos ist die Kettenführung, die mit dem Firmenlogo gebrandet ist.

Das Alchemy Arktos bietet eine variable Rahmenplattform und lässt sich zum Short Travel- oder Mullet-Bike konvertieren.

Pannenanfällig
Die Reifen mit superdünner EXO-Karkasse haben nichts an einem Enduro-Bike verloren. Hier raten wir euch dringend zu einem Upgrade zu robusteren Reifen.
Dreckbeschuss ausgesetzt
Am Unterrohrschutz sind zwei zusätzliche Schrauben angebracht. Hier könnt ihr eine zweite Wasserflasche oder einen Schlauch anbringen.
Der SINE-Hinterbau setzt auf zwei Links – einen größeren oben und einen sehr kleinen unten –, die den rigiden Hinterbau mit dem Rahmen verbinden.
Praktisch
Lenker und Vorbau sind mit Markierungen versehen, sodass ihr Position und Winkel des Lenkers einfach einstellen könnt.
Nettes Detail
Die Kettenführung ist mit einem kleinen Alchemy-Logo versehen.

Alchemy Arktos 150

7.499 €

Specifications

Fork FOX 38 Factory GRIP2 170 mm
Rear Shock FOX FLOAT X2 Factory 150 mm
Seatpost FOX Transfer 175 mm
Brakes SRAM CODE RSC 200/180 mm
Drivetrain SRAM X01 Eagle 1x12
Stem TAG Metals T1 45 mm
Handlebar TAG Metals T1 Carbon 800 mm
Wheelset Industry Nine Enduro-S Hydra 29"
Tires MAXXIS ASSEGAI DualCompound EXO/Minion DHR ll DualCompound EXO 2,5"/2,4"

Technical Data

Size M L XL
Weight 14,9 kg

Specific Features

Flip-Chip

Die Geometrie des Alchemy 150

Das Alchemy 150 ist nur in drei Rahmengrößen M, L und XL erhältlich, dennoch sollen damit Fahrer zwischen 165 cm und 195 cm klarkommen. Das Sattelrohr ist mit 445 mm bei einem Reach von 475 mm in Größe L eher hoch und schränkt somit eure Bewegungsfreiheit zusätzlich zu dem kurzen Dropper noch weiter ein. Die Kettenstreben sind 437 mm lang, über alle Größen hinweg. Durch einen Flip-Chip in der hinteren Dämpferaufnahme kann man Sitz- und Lenkwinkel von 76° bzw. 63,75° um 0,75° versteilern. Wenn ihr den Federweg des Arktos mit einem der Conversion Kits verringern wollt, ändert sich durch die kürzere Gabel natürlich auch die Geo: Sitz- und Lenkwinkel werden steiler, der Reach länger und der Stack niedriger. Die 150er-Variante verwendet dabei ein Dämpfereinbaumaß von 230 mm. Die Modelle Arktos 125 und Arktos 140 setzen hingegen beide auf einen kürzeren Dämpfer mit 210 mm Länge, sie unterscheiden sich lediglich in dem Hub.

Größe M L XL
Oberrohr 600 mm 625 mm 652 mm
Steuerrohr 100 mm 110 mm 120 mm
Lenkwinkel 63,7° 63,7° 63,7°
Sitzwinkel 76° 76° 76°
Kettenstreben 437 mm 437 mm 437 mm
BB Drop 26 mm 26 mm 26 mm
Radstand 1.222 mm 1.250 mm 1.275 mm
Reach 452 mm 475 mm 502 mm
Stack 619 mm 628 mm 652 mm
Helm Fox Speedframe PRO| Brille Oakley Sutro | Shirt POC Rouse Shirt | Hose Fox Shorts Defend | Knieschoner Chromag Rift | Schuhe GIRO Tracer | Socken Stance Crew

Das Alchemy Arktos 150 X01 auf dem Trail

Nimmt man auf dem Alchemy Arktos 150 Platz, sitzt man direkt gut integriert und komfortabel, ohne dass zu viel Druck auf den Händen lastet. Geht es sehr steil bergauf, wird dafür das Vorderrad etwas leicht und man muss aktiv auf die Front arbeiten, um sie am Boden zu halten. Der Hinterbau wippt kaum mit und man kommt so entspannt zum Trail-Einstieg – zur KOM-Jagd lädt das Arktos 150 bergauf allerdings nicht ein. Es wird schnell klar, dass es sich bei dem Bike nicht um ein spritziges Trail-Bike handelt, sondern um ein Enduro, bei dem der Uphill eher Mittel zum Zweck ist.

Auf dem Trail ist das Alchemy Arktos 150 agil, aber bietet dennoch massig Grip und eine hohe Laufruhe – ein starker Allrounder!

Pumptrack-König
Durch das straffe Fahrwerk kann man mit dem Arktos 150 ordentlich Speed generieren.

Startet man auf den Trail, bietet das Arktos 150 ein intuitives Handling und man fühlt sich schnell wohl auf dem Bike. Das Fahrwerk ist eher auf der straffen Seite und bietet somit ordentlich Gegenhalt, um Speed durch Pushen über Roller oder durch Anlieger zu generieren. An Sprüngen hat das Alchemy guten Pop und somit macht es auch als Parkbike richtig Bock! Auf rougheren Passagen muss man das Bike aber dafür aktiv fahren. Denn mit dem Arktos 150 schwebt man über Steinfelder nicht einfach hinweg, sondern der Fahrer bekommt immer viel Feedback vom Untergrund. Dadurch weiß man immer, wie tief man im Federweg steht, harte Durchschläge haben wir dennoch keine gehabt. Dennoch bietet die 170er-Gabel an der Front etwas mehr Nehmerqualitäten als das Heck. Insgesamt fühlt sich das Bike nach mehr Federweg an, als man von den Daten auf dem Papier vermuten würde. Es bietet eine hohe Laufruhe und auch wenn nicht unbedingt ein Sofa-Feeling in ausgebombten Passagen aufkommt, so vermittelt es doch viel Sicherheit und motiviert, die Bremsen noch ein bisschen länger offen zu lassen. Das tut auch der kleinen Bremsscheibe am Heck gut ;) Durch das progressive Heck bietet es dennoch gutes Feedback vom Untergrund und lässt sich schnell hin und her werfen oder auf die Highline befördern. Wer ein noch wendigeres Bike möchte, für den könnte der Umbau zum Mullet-Bike interessant sein. Da das Bike trotz des straffen Hecks sehr traktionsstark ist, kann man mit dem Arktos 150 getrost den Anker ein bisschen später werfen, denn sowohl die Bremspower als auch der Grip in offenen Kurven sind sehr stark.

Tuning-Tipp: Dropper mit mehr Hub für mehr Bewegungsfreiheit | Reifen mit robusterer Karkasse und an der Front eine weichere Gummimischung

Das Fazit zum Alchemy Arktos 150 X01

Das Alchemy Arktos 150 X01 ist ein schickes Bike, das zu fairem Preis einen eleganten Carbon-Rahmen und eine edle Ausstattung bietet. Die variable Rahmenplattform kann zu einem Short Travel- oder Mullet–Bike umgewandelt werden. Auf dem Trail bietet es ein traktionsstarkes Fahrwerk, das dennoch viel Gegenhalt und Pop bietet. Auf roughen Trails geht das etwas zu Lasten des Komforts, dennoch ist das Arktos 150 ein guter Allrounder, der mehr Federweg vermittelt, als auf dem Papier steht.

Tops

  • variable Rahmenplattform
  • Heck mit viel Gegenhalt und Grip
  • vermittelt mehr Federweg

Flops

  • Schwächen in der Ausstattung
  • etwas wenig Komfort auf roughen Strecken

Mehr Informationen findet ihr unter alchemybikes.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: North America’s Finest – 7 Modelle im Test

Alle Bikes im Test: Alchemy Arktos 150 | Chromag Lowdown 158 G2-Build (Zum Test) | Devinci Chainsaw GX Enduro (Zum Test) | Kona Process X CR (Zum Test) | Norco Sight C2 (Zum Test) | Transition Carbon Patrol X0 AXS (Zum Test) | We are One Arrival 170 GX AXS (Zum Test)


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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“