Knackige Linien, schicker Carbon-Look und das alles in Handarbeit. Auch das neue Antidote Woodsprite rollt in gewohnter Manier aus der polnischen Bike-Schmiede und zieht die Blicke auf sich. Was das neue Trail-Bike mit seinen 135 mm Federweg am Heck auf dem Trail anrichten kann, haben wir für euch getestet.
Die Entwicklung von Bikes, das Herstellen der Rahmen und die finale Montage der Bikes ist bei den meisten Herstellern auf unzählige Standorte rund um die Welt verteilt. Dabei entstehen nicht nur eine Menge Transportkosten, sondern auch ein ordentlicher CO2-Ausstoß. Dennoch werden Hersteller, die alles an einem Standort durchführen, immer seltener. Einer der wenigen Hinterbliebenen ist die polnische Bike-Schmiede Antidote, die bald ihr zwanzigjähriges Jubiläum feiert. In ihrer Factory im polnischen Krakau werden die Bikes nicht nur entwickelt, sondern auch die Carbon-Rahmen in Handarbeit gefertigt, alle Komponenten montiert und an den Kunden verschickt. Ganz ohne astronomisch hohe Preise. Im Falle unseres Test-Bikes mit Shimano XT-Komponenten und FOX Factory-Fahrwerk flattern 7.999 € über die Ladentheke, oder eben euer Online-Banking. Kaufen könnt ihr die Bikes wahlweise bei einem Händler oder direkt über die Website des Herstellers.
Das neue Antidote Woodsprite setzt auf eine Weiterentwicklung des eigens entwickelten FDS-Hinterbaus, der nun auf den Namen Smart FDS hört. Für die 135 mm Federweg am Heck sorgt ein Linkage-Driven Single-Pivot-Hinterbau, der typisch Antidote einen schwimmend gelagerten Dämpfer besitzt. Allerdings ist der Dämpfer im Bereich des Tretlagers nicht wie beim großen Bruder Carbonjack an einem extra Link befestigt, sondern direkt an der Kettenstrebe und der gefrästen Alu-Umlenkung montiert. An der Front bekommt ihr wahlweise 140 oder 150 mm Federweg und das Trail-Bike rollt auf 29”-Laufrädern.
Das Antidote Woodsprite 2022 im Detail
Beim schicken Woodsprite sind alle Leitungen im Inneren des Rahmens verlegt und auch wenn diese sehr eng sitzen, sind sie nicht zusätzlich geklemmt und verursachen in manchen Fahrsituationen ein Klappern. Unterhalb des Tretlagers kommen sie wieder zum Vorschein und suchen sich ihren Weg in den Hinterbau. Für Probleme hat das in unserem Test nicht gesorgt, allerdings gibt es hier keinen Unterrohrschutz und auffliegender Dreck findet seinen Weg direkt zum Carbon-Rahmen.
Sitz- und Kettenstrebe sind mit einem gut positionierten Kunststoffschutz überzogen – das sorgt für Ruhe. Am Hinterbau findet sich noch ein großer Spritzschutz aus Carbon, der den hinter dem Sitzrohr positionierten Dämpfer schützt – top! Im Rahmendreieck ist zudem mehr als genug Platz für eine Trinkflasche, auf einen Toolmount oder ein Staufach wurde jedoch verzichtet.
Die Ausstattungsvarianten und Preise des Antidote Woodsprite 2022
Für den Kauf des Woodsprite stehen euch sieben Aufbauten und die Option auf ein Frame-Kit zur Verfügung. Letzteres erhaltet ihr für einen Preis von 3.799 € ohne Dämpfer. Die vorkonfigurierten Bikes bewegen sich preislich zwischen 7.799 € und 8.699 €. Der geringe Preisunterschied entsteht daraus, dass die meisten Komponenten der Bikes gleich bleiben und ihr lediglich beim Fahrwerk, dem Antrieb und der Bremse eine Auswahl habt. Cool ist, dass ihr im Falle eines Stahlfederdämpfers durch die Auswahl eures Gewichts direkt die passende Feder erhaltet. Zudem könnt ihr zwischen einem Raw Carbon-Look – wie in unserem Fall – oder unterschiedlichen Farboptionen mit geringem Aufpreis wählen. Auf Anfrage könnt ihr auch eine komplette Custom Lackierung erhalten.
Die Ausstattung unseres Test-Bikes Antidote Woodsprite mit FOX 34, FLOAT X und Shimano XT
An unserem Test-Bike arbeiten an der Front eine FOX 34 Factory-Federgabel mit 140 mm Federweg und der fein einstellbaren GRIP2-Dämpfungskartusche und am Heck ein FOX FLOAT X Factory-Luftfederdämpfer. Wie der Name bereits vermuten lässt, stammt sowohl die Antriebseinheit wie auch die Vierkolbenbremse aus der Shimano XT-Reihe und leistet hervorragende Arbeit. Zudem sind die Bremsen mit 200 mm großen Bremsscheiben an Front und Heck ausgestattet und so steht euch ordentlich Bremspower zur Verfügung.
Ebenfalls sehr passend gewählt ist die BikeYoke REVIVE-Sattelstütze mit zugehöriger Remote. Sie bietet bereits bei Rahmengröße L einen Verstellbereich von 213 mm und lässt sich dennoch vollständig im Rahmen versenken. Passend zum schicken Sichtcarbon am Rahmen kommt der hauseigene und 810 mm breite Carbon-Lenker. Leider wurde auf den Einsatz von I-SPEC-Klemmen verzichtet und beide Bremshebel sowie Schalt- und Dropper-Remote einzeln am Lenker befestigt.
Bei der Wahl der Laufräder setzt Antidote auf den Industry Nine Hydra Enduro S-Systemlaufradsatz und kombiniert ihn mit Reifen von MAXXIS. Im Falle unseres Testbikes waren 2.5” breite Minion DHF und 2.4” Minion DHR II-Reifen montiert. Beide in der robusten Doubledown-Karkasse und der weichen MaxxGrip-Gummimischung. Zudem kamen die Cross-Country Tire-Inserts von CushCore zum Einsatz. Das passt super zum Potenzial des Bikes und bringt es dennoch auf ein Gewicht von nur 14,2 kg. In Serie werden jedoch Reifen mit einer EXO+ Karkasse verbaut sein, die ihr bei aggressivem Fahrstil oder einem hohen Fahrergewicht zum Schutz der Carbon-Felgen tauschen solltet.
Antidote Woodsprite 2022
7.999 €
Specifications
Fork FOX 34 Factory GRIP2 140 mm
Rear Shock FOX Float X Factory 135 mm
Seatpost BikeYoke Revive 2.0 185/213/213 mm
Brakes Shimano XT 203 mm
Drivetrain Shimano XT 1x12
Stem Industry Nine
Handlebar Antidote 35 810 mm
Wheelset Industry Nine Enduro S Hydra 29"
Tires MAXXIS Minion DHF/Minion DHR II EXO+ 2,5/2,4
Technical Data
Size M L XL
Die Geometrie des Antidote Woodsprite
Beim Kauf des Antidote Woodsprite habt ihr drei Rahmengrößen von M – XL zur Verfügung. Damit sollen Fahrer von 169 cm bis 198 cm abgedeckt sein. Unser Test-Bike in Rahmengröße L hat einen Reach von 485 mm und ein im Verhältnis dazu niedriges Sitzrohr von 440 mm. Das Coole ist, dass das Sitzrohr bei allen Rahmengrößen niedrig gehalten ist und ihr somit freie Größenwahl anhand der Länge des Bikes habt. Die Kettenstreben bleiben allerdings in allen Rahmengrößen gleich und sind bauartbedingt durch das Smart FDS-Hinterbausystem mit 450 mm sehr lang.
Größe | M | L | XL |
---|---|---|---|
Sattelrohr | 420 mm | 440 mm | 470 mm |
Oberrohr | 588 mm | 618 mm | 648 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 120 mm | 130 mm |
Lenkwinkel | 65,5° | 65,5° | 65,5° |
Sitzwinkel | 76,6° | 76,5° | 76,5° |
Kettenstrebe | 450 mm | 450 mm | 450 mm |
Tretlager Höhe | 344 mm | 344 mm | 344 mm |
Tretlagerabsenkung | 35 mm | 35 mm | 35 mm |
Radstand | 1.219 mm | 1.253 mm | 1.287 mm |
Reach | 455 mm | 485 mm | 515 mm |
Stack | 617 mm | 626 mm | 636 mm |
Das Antidote Woodsprite 2022 im Test auf dem Trail
Das Antidote Woodsprite tritt sich in moderner Trail-Bike-Manier ohne große Anstrengung zum Trailstart. Ihr sitzt zentral mit leichter Last auf den Händen und müsst euch deshalb auch bei steilen Anstiegen keine Sorgen um ein steigendes Vorderrad machen. Zudem generiert der Hinterbau im offenen Modus gute Traktion und ermöglicht euch auch technische Climbs, ohne durchdrehendes oder hüpfendes Hinterrad. Den Griff zur Plattformdämpfung könnt ihr euch – dank nur minimal wippendem Hinterbau – auch bei Forststraßen sparen.
In der Abfahrt positioniert euch das Woodsprite sicher und zentral im Bike und vermittelt bereits auf den ersten Metern das Gefühl, mehr Federweg zu besitzen. In offenen Kurven und losem Terrain generiert es ebenso wie beim Anbremsen gute Traktion und Grip. Zudem liefert das Woodsprite einen gekonnten Mix aus Agilität und Laufruhe und bietet dank seinem straffen Hinterbau extra Airtime beim Abziehen an Kanten. Wird es jedoch richtig schnell und rough, kommt die verbaute FOX 34-Federgabel an ihr Limit und ihr spürt merklich die Verwindung in Kompressionen und unter Last.
Unser Fazit zum Antidote Woodsprite 2022
Das Antidote Woodsprite macht von Anfang an vieles richtig. Die Entwicklung bis hin zur finalen Montage findet in Handarbeit im Antidote-Werk in Polen statt und macht es bereits vor dem Kauf zu etwas Besonderem. Die Ausstattung unseres Test-Bikes ist makellos, allerdings nicht Serie – aggressive Fahrer müssen beim Kauf an den Reifen nachbessern. Auf dem Trail überzeugt das Woodsprite sowohl im Up- als auch im Downhill und bietet einen gekonnten Mix aus Agilität und Laufruhe.
Tops
- handmade in Polen
- beinahe perfekte Serienausstattung
- geiler Mix aus Agilität und Laufruhe
Flops
- Reifen werden in Serie dem Potenzial nicht gerecht
- Leitungen klappern gelegentlich
Mehr Informationen findet ihr unter antidotebikes.com
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Text & Fotos: Peter Walker