Aus dem Magazin | Das NS Snabb im Einzeltest
„Stay True!“ bedeutet so viel wie „Bleib dir treu!“ und wird gemeinhin als eine positive Charaktereigenschaft gewertet. Wer sich treu bleibt, ist authentisch, steht zu seiner Meinung und vertritt seine Ideale. Es ist der Leitspruch der polnischen Firma NS Bikes, der nicht nur auf deren Webseite, sondern auch mehrfach auf dem neuesten Spross ihrer Produktfamilie, dem Endurobike Snabb, zu lesen ist. Es sollte ein simples, schönes und gut funktionierendes Bike werden. Ob das gelungen ist, erfahrt ihr in diesem Test, der schon in Ausgabe #016 des Magazins erschienen ist.
Das erste Ziel der Entwicklung hat NS definitiv erfüllt. Das Snabb ist simpel! Der Aluminiumrahmen wirkt robust, verfügt über alle gängigen Standards und ein klassisches Horst-Link-Hinterbausystem. Hier machen die Polen keine Experimente und vertrauen auf Bewährtes.
Dennoch herrscht keine Tristesse, denn auffällig ist das Rad auch so. Der Grund ist die knallige neongrün-weiße Lackierung, bei der beide Farben fließend ineinander übergehen. Ebenso stimmig wie der Farbverlauf ist auch der Übergang des Hauptrahmens zum Hinterbau. Denn das Oberrohr bildet gemeinsam mit der Umlenkwippe und den Sitzstreben eine nahezu durchgehende Linie und sorgt so zusammen mit den innenverlegten Zügen für ein gelungenes Design. Wir sind der Meinung, NS hat auch das zweite gesteckte Ziel, ein schönes Bike zu bauen, erfüllt – uns gefällt’s!
Bleibt der dritte und wichtigste Punkt: die Funktion! Und auch hier scheint NS auf den ersten Blick verstanden zu haben, worauf es beim Trailballern ankommt. Denn neben einer modernen, flachen und langen Geometrie verfügt das Bike außerdem über eine sinnvoll zusammengestellte Ausstattung. Allerdings verzichten die Polen hier auf unnötiges Bling Bling und setzen auf günstige und robuste Komponenten. Alles funktioniert zu Testbeginn tadellos, sorgt aber eben nicht für schweißnasse Hände im Schrauberkeller. Für den doch stolzen Preis von 3.799 € hätten wir uns zumindest bei einzelnen Komponenten jeweils ein hochwertigeres Modell gewünscht.
Jetzt aber genug der Theorie und ab mit dem Bike ins Gelände! Ab der ersten Kurbelumdrehung fühlt man sich auf dem Rad wohl, alles wirkt irgendwie vertraut und gewohnt. Der Grund: Auch bei der Geometrie macht NS ebenso wie beim Hinterbaukonzept keine Experimente und verlassen sich auf etablierte Werte. Weder Lenkwinkel, Oberrohrlänge, Radstand noch Kettenstrebenlänge sind in irgendeiner Weise als sonderlich extrem zu bezeichnen. Würde man einen Mittelwert aller Geometriedaten moderner Endurobikes errechnen, das NS Snabb E1 könnte der perfekte Kompromiss sein – und das ist keineswegs negativ gemeint!
Im Uphill wird man mit dem Snabb keine Bestzeiten knacken, dennoch klettert es für ein 160-mm-Bike ganz passabel. Man sitzt zentral und trotz der eher hohen Front hält das Vorderrad auch in steilem Gelände stets Bodenkontakt. Aktiviert man die Plattformdämpfung des RockShox Monarch-Dämpfers, verhärtet der Hinterbau spürbar und generiert gemeinsam mit dem gering profilierten Schwalbe Rock Razor-Hinterreifen Energie für guten Vortrieb. Gerade auf den langen Asphalt-Anstiegen, wie wir sie bei unseren Tests am Gardasee vorfanden, wussten wir dies zu schätzen.
In der Abfahrt ist es dann ähnlich wie beim Uphill: Auch hier wirkt direkt alles vertraut, eine Eingewöhnungszeit ist nicht nötig. Ab dem ersten Meter heißt es mit dem Snabb E1 nur eins: Vollgas! Und diese Disziplin beherrscht das Bike vorzüglich! Die Federelemente arbeiten, wie man es von ihnen erwartet und nehmen sämtliche Schläge gut auf. Egal ob kleine Unebenheiten oder harte Impacts, schnelle Schlagabfolgen oder vereinzelte Big Hits, das Fahrwerk bügelt alles flach und ist dabei angenehm progressiv. Als Fahrer manövriert man das Snabb eher über das Hinterrad, was nicht zuletzt auf die hohe Front zurückzuführen ist und im steilen Gelände für viel Sicherheit sorgt. Verliert man den Schwung jedoch einmal und muss wieder beschleunigen, benötigt das Snabb etwas, bis es wieder auf Touren kommt, denn wirklich spritzig ist es nicht.
Fazit:
NS bleibt sich treu, verspricht keine Marketingwunder und schafft mit dem Snabb E1 ein authentisches Enduro, das perfekt auf den Einsatzbereich zugeschnitten ist. Richtig wohl fühlt sich das Bike auf anspruchsvollen Trails, besitzt für den stolzen Preis von 3.799€ jedoch Schwächen in der Ausstattung.
Stärken:
- sicheres, laufruhiges Handling
- Wohlfühlgeometrie
- schicker Look
- sattes Fahrwerk
Schwächen
- Preis-Leistungs-Verhältnis
- günstige Komponenten trüben das Gesamtbild
Gewicht: 13,75 kg
Mehr Informationen gibt es auf nsbikes.com.
Text & Bilder: Christoph Bayer
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