Visionen bedeuten Glaube an die Zukunft. Im kleinen Örtchen Rottach am Tegernsee, direkt am Fuße der Alpen, hat eine Firma ihren Sitz, die große Pläne und Visionen hat – die Rede ist von Bionicon.

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Das Terrain vor der Haustür der Oberbayern ist in vielerlei Hinsicht extrem. Besonders das steile Gelände stellt große Herausforderungen an Fahrer und Material wenn es darum geht, den Spagat zwischen Bergauf- sowie Bergab-Performance zu schaffen.

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Bereits vor 12 Jahren hatten das Bionicon-Team die Idee einer innovativen Geometrieverstellung, mit deren Hilfe der Fahrer die Berge sowohl entspannter aufwärts als auch besser abwärts bezwingen sollte. Dieses, auf einem Luftaustausch zwischen Gabel und Dämpfer basierende System ist es, was die Firma bis heute auszeichnet und an dem Bionicon auch in Zukunft weiter festhält. Trotz einiger Schwierigkeiten in der Vergangenheit glaubte das gesamte Team an die Vision, welche das Erscheinungsbild und Fahrverhalten der Räder bereits seit Beginn prägten.

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Nach einem Rundgang durch die Räumlichkeiten und der Besichtigung der Produktionsstätte für die komplett „in House“ gebauten Federgabeln sowie weiterer Teile stand ein Lunch-Ride auf der Tagesordnung; um genauer zu sein, eine erste Testfahrt mit dem brandneuen Bionicon Edison EVO. Das erste Bionicon-Fullsuspension-Bike mit Single-Crown-Gabel soll den nächsten großen Schritt in der Firmengeschichte darstellen. Das völlig neue Design, die moderne Geometrie und die bereits bekannte und bewährte Niveauregulierung des Fahrwerks sollen neue Maßstäbe setzen.

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Doch kurz bevor es losging standen wir vor einer grundlegenden Entscheidung – der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet hatte und Dauerregen setzte ein. Nach einer kurzen Konsulidierung des Regenradars war klar, auch für längere Zeit ist keine Besserung des Wetters in Sicht. Was tun? Sachen packen und ab nach Hause oder Regenjacke anziehen und ab aufs Bike? Bei der Antwort waren wir uns alle einig, sattelten unsere Räder und machten uns wenige Minuten später auf den Weg zum Berggasthof Neureuth wo uns eine deftige Brozeitplatte erwarten sollte.

“Hardly a soul finds their way into the woods when it’s foggy and wet, yet this is when the atmosphere is so special."
“Kaum eine Menschenseele verirrt sich bei Nebel und Nässe in den Wald, dabei herrscht gerade dann eine ganz besondere Stimmung”

„Puh, ist das steil hier am Tegernsee“, dachte ich bereits nach wenigen Metern mit dem neuen Edison EVO in Größe L auf dem ich mit meinen 1,80 m Platz genommen hatte.

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Mein Daumen wanderte daher bereits kurz nach Beginn der Tour zu dem Knopf, mit dessen Hilfe sich sowohl die Geometrie, wie auch das Fahrwerk für den Uphill anpassen lassen soll. Stufenlos lässt sich die X-Fusion-Federgabel komprimieren, gleichzeitig fährt am Dämpfer ein kleiner Kolben aus, welcher nicht nur die Absenkung des Tretlagers ausgleicht, sondern zusätzlich auch den Umlenkhebel in eine flachere Position versetzt. Diese veränderte Anlenkung des Hinterbaus hat ein deutlich höheres Ansprechverhalten und somit auch ein nahezu wippfreies Fahrwerk zur Folge.

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Mir persönlich war die komplette Absenkung der Gabel aber deutlich zu viel, da ich so den Eindruck hatte, eher in die Steigung hinein, als den Berg hinauf zu pedalieren. Ein Gefühl an das man sich laut den Jungs von Bionicon erst gewöhnen muss. Ich entschied mich dennoch dafür, das System nur bis etwa zur Hälfte zu nutzen und auch so kletterte das Rad willig und ohne Antriebseinflüsse bergauf. Mit einem Gewicht von ca. 14,2 kg gewinnt man zwar nicht die Bergwertung, erreicht das Ziel aber dank der guten Sitzposition dennoch sehr komfortabel.

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Bereits nach wenigen Metern vermittelt das Rad mit seinen 160 mm Federweg viel Sicherheit, der lineare Hinterbau mit dem Magura-TS-RC-Dämpfer gibt viel Federweg frei und so liegt das Bike erstaunlich satt auf dem Trail. Auch die X-Fusion Metric mit Bionicon-eigener Luftkammer, welche eine Anpassung der Progression ermöglicht, überzeugt. Feinfühlig absorbiert sie sämtliche Schläge der vielen nassen Wurzeln und steht dennoch hoch im Federweg. Nur beim Anbremsen wünschten wir uns etwas mehr Lowspeed Compression, hier sackte sie ein bisschen zu stark weg.

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Kehre, kurze Gerade, Kehre – so schlängelt sich der Trail im Mittelteil in Richtung Tal bevor er sich noch einmal öffnet und mit einigen Highspeed-Passagen für ein dickes Grinsen auf unseren verschlammten Gesichtern sorgt. Selbst weniger weiße Zähne strahlen heute zwischen all dem Dreck leuchtend hervor. Egal was das Terrain bereithält, mit dem Edison EVO meistert man alle Fahrsituationen gelassen. Das Handling kann durchaus als laufruhig und dennoch wendig bezeichnet werden, nur der Begriff verspielt wäre hier fehl am Platz. Dennoch lassen sich auch enge Streckenabschnitte ohne großen Körpereinsatz bewältigen.

Zur Ausstattung gibt es nicht viel zu sagen, diese war bei unserem Testrad noch nicht final, ist beim Edison EVO für einen Preis von ca. 3.699 € aber über jeden Zweifel erhaben. Kraftvolle SRAM-Guide-Bremsen machen auf dem Papier einen ebenso guten Eindruck wie die präzise 1x11fach SRAM-X01-Schaltung oder die hochwertigen DT-Swiss-Laufräder.

Bei der Bestellung hat der Kunde dann die Qual der Wahl: 160 mm, 180 mm, 26″, 27,5″ und verschiedene Federelemente stehen zur Wahl.
Unser Tipp ist die 27,5″-Variante mit 160 mm Federweg und der X-Fusion-Metric-Federgabel.

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Fazit

Visionen sind Wirklichkeit geworden und Bionicon ist zurück! Nachdem die Rahmendesigns und Federelemente etwas in die Jahre gekommen waren, kann uns das neue Edison EVO bei der ersten Ausfahrt auf ganzer Linie überzeugen. Sein gutmütiges Fahrverhalten und die komfortable Sitzposition machen es zum treuen Begleiter bei alpinen Abenteuern.

Details:

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Formschön: Das neue Edison EVO erhielt von Bionicon einen neuen Rohrsatz und verfügt so nun über eine deutlich schickere Formsprache. Während das Engineering natürlich in Oberbayern stattfindet, werden die Rahmen wie in der Branche üblich in Taiwan produziert.

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Überarbeitet Der Verstellknopf zum Anpassen der Geometrie wurde überarbeitet und ist nun deutlich schlanker und kleiner geworden. So findet dieser bei einem 1×11-Antrieb gemeinsam mit dem Remotehebel der Variostütze auf der linken Seite anstelle eines Schalthebels Platz.

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Customize: Um die 80 mm Federwegsverstellung zu realisieren, erhielt die X-Fusion-Federgabel eine von Bionicon gefertigte Luftkartusche. Diese verfügt über zwei Luftkammern, mit deren Hilfe sich die Progression der Gabel an die Wünsche des Fahrers anpassen lässt.

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Das Herzstück Im Mittelpunkt des Bionicon-Systems steht der Adapter, welcher vor den Dämpfer montiert ist und mit dessen Hilfe sich sowohl die Geometrie des Rades, wie auch das Ansprechverhalten des Dämpfers verändern lässt.

Text & Fotos: Christoph Bayer


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