Aus dem Magazin | Let the Good Times Roll
Im Stress des Alltags kommen häufig viele Dinge zu kurz. Eines davon sind die nächsten Angehörigen. Meist gelingt es uns nur an Geburts- und Feiertagen, sich oberflächlich auszutauschen und über das Weltgeschehen zu philosophieren. Doch wer steckt hinter der Person, die einem eigentlich so nahe steht? Wir haben uns aufgemacht, um ein ganz spezielles Familientreffen zu begleiten.
Drei Generationen durchs Biken vereint
Es ist ein besonderer Abend. Denn heute haben sich bei dem 82-jährigen Rentner Wilhelm Fischer senior sein Sohn Wilhelm junior und Enkel Pirmin zu Besuch angekündigt. Gemeinsam wollen sie in alten Fotoalben schmökern und Bike-Erinnerungen aufleben lassen. Hierzu hat jeder seine besten Bike- und Bergbilder mitgebracht: Der Großvater im schweren, alten Fotoalbum voller Schwarz/Weiß-Abzüge, Willy hat ausgedruckte Farbfotos im Format 9×13 dabei und Pirmin schlendert lässig mit dem iPad in der Hand durch die Tür.
Jeder der drei nimmt den Radsport unter ganz eigenen Gesichtspunkten wahr:
Wilhelm Fischer senior | Geb. 1932
„Radfahren, das war für mich damals ein reines Fortbewegungsmittel. Obwohl dank der improvisierten Ausrüstung schon auch oft auch ein Abenteuer daraus wurde … Einmal wollte ich früh morgens von Oberammergau nach Garmisch-Partenkirchen, um einen Berg zu besteigen. Aber mein Vater hatte mir den Wecker ausgestellt und ich hatte deshalb verschlafen. Also schwang ich mich um 6 Uhr morgens aufs Rad und machte mich mit zwei Stunden Verspätung auf den Weg. Unterwegs traf ich noch einen Bekannten und wir begannen gemeinsam den Aufstieg. Pünktlich um 12.00 Uhr saßen wir dann bereits am Gipfel des höchsten Berg Deutschlands, der Zugspitze. Ohne Rad wäre ich wohl erst Stunden später dort angekommen.“
Wilhelm Fischer junior | Geb. 1962
„1988 machte ich mich mit meinen Kumpels im Schnitt zwei Mal im Monat auf den Weg zum Gardasee, zu Beginn noch,um zu surfen. In der Mittagszeit weht dort ja bekanntlich kein Wind, also überbrückten wir die paar Stunden mit Bike-Touren. Natürlich kam es, wie es kommen musste und wir verbrachten irgendwann mehr Zeit auf dem Bike als auf dem Surfbrett … Die Ausrüstung war dennoch rudimentär: Helm? Fehlanzeige! Die Übersetzung: 28 x 28. Das einzige Highlight war meine alte Oakley Razor Blade, die ich noch heute besitze. Trotzdem sind auch wir schon auf Trails unterwegs gewesen, z.B. von Torbole auf den Altissimo und von dort nach Novene.“
Pirmin Fischer | Geb. 1991
„Für mich ist der Radsport schon immer ein Teil meines Lebens. Im Kindesalter war ich mit meinem Eltern unterwegs, dann habe ich eine Zeit lang ambitioniert an Hobbyrennen teilgenommen, was jedoch schon ziemlich bald vom Dirtjumpen abgelöst wurde. Seit Längerem erkunde ich nun die heimischen Berge mit meinem Trailbike und fungiere mittlerweile auch als Testfahrer bei ENDURO. Biken, das ist für mich einfach eine gute Zeit mit meinen Freunden draußen in der Natur.“
Egal ob 1946 oder 2014 ─ manche Dinge haben sich über die Jahre nicht geändert. Biken verbindet noch immer Menschen, vergrößert ihren Aktionsradius und gibt ihnen ein Gefühl von Freiheit. Über die Jahre rückte der Fahrspaß immer weiter in den Vordergrund und so hat sich das Rad vom reinen Fortbewegungsmittel zum modernen Sportgerät entwickelt. Aber wie die Reise weitergeht, steht noch in den Sternen.
Moderne E-Mountainbikes geben jedoch schon einen Vorgeschmack. Es gilt also nach wie vor, für Neuerungen offenzubleiben und Innovationen anzunehmen, getreu dem Motto: Let the good times roll!
Text und Fotos: Christoph Bayer
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