Über Arbeit, Training, Leidenschaft & Spaß
Begleitet uns bei einem Besuch bei Fabian Scholz, den Teilzeit-Designer und Vollzeit-Enduroacer von FOCUS Bikes. Es geht genauso um die Opfer, die man bringen muss, wenn man ganz vorne mitmischen, wie um die Freude, die genau das bringt. Das alles gibt es genau hier oder in Ausgabe #017, in der dieser Artikel ursprünglich erschienen ist.
Arbeit, Training, Leidenschaft und Spaß
Ich weiß noch genau, als Fabian mir damals weismachen wollte: „Nein Robin, du gehst nicht Enduro trainieren, du gehst Rad fahren.“ Mit dem Eifer eines Priesters wollte er das Wort „trainieren“ aus meinem Wortschatz verbannen. Das würde nur die Lockerheit vergraulen und den Spaß an der Sache verteufeln.
„Damals“, das war vor drei Jahren, als Fabian und ich um die Top-Platzierungen in der Specialized-SRAM Enduro Series kämpften.
Nun, zwei Jahre und zwei kalte Winter später, die Fabian hart auf der Rolle, im Trainingslager oder in der Muckibude (dicke Arme hat er immer noch nicht!) verbracht hat und ich mindestens die gleiche Zeit auf dem Bürostuhl gesessen bin, hatte sich das Blatt offensichtlich gewendet. Was hatte sich geändert?
Für mich gab es kein Training mehr, nur noch „Rad fahren“ und Spaß auf dem Bike. Doch wie sah es bei Fabian aus? Höchste Zeit, mal wieder die Enduro-Exzellenz der Stuttgarter Härte zu besuchen.
Die Arbeit ruft.
Montagmorgen. Nach einem doch eher Spaß-befreiten, riskanten Enduro-Rennen in Riva hatten wir uns auf 10 Uhr verabredet. Der Treffpunkt: das Entwicklungsbüro von FOCUS Bikes in Stuttgart-Süd. Mit dabei: der amtierende Deutsche XC-Meister Markus Schulte-Lünzum, der wegen eines Rennens in Heubach ebenfalls in der Landeshauptstadt war.
Während Markus Vollzeit-Pofi ist, hat der Maschinenbau-Ingenieur Fabian in seinem zweiten Jahr beim FOCUS Trail Team seine Arbeit als Entwickler bei FOCUS auf 50 % reduziert. Die Entscheidung kam aufgrund der hervorragenden Resultate – u. a. Overall-Sieger der SSES 2014, Deutscher Meister 2015 – und der Einsicht: Wenn nicht jetzt, wann dann?
Während Markus Vollzeit-Pofi ist, hat der Maschinenbau-Ingenieur Fabian in seinem zweiten Jahr beim FOCUS Trail Team seine Arbeit als Entwickler bei FOCUS auf 50 % reduziert. Die Entscheidung kam aufgrund der hervorragenden Resultate – u. a. Overall-Sieger der SSES 2014, Deutscher Meister 2015 – und der Einsicht: Wenn nicht jetzt, wann dann?
Wo bleibt der Spaß am Training?
Man leidet schon fürs Training, hat auch einige fiese Tage und Trainingseinheiten, nach denen man sich schlapp und einfach nur erschöpft fühlt. Vor allem gegen Ende der Saison. Man betreibt einen großen Aufwand, um auf der Rennstrecke zu performen, mit der Aussicht auf einen kurzen Moment Spaß und Erfolg.
So haben Fabian und Markus beide ihre Ernährung und, ja, ihr Leben auf den Leistungssport ausgerichtet: glutenfrei (Fabian), keine Milchprodukte (beide) … Die Jungs haben einen konkreten Plan, was sie besser und schneller macht. Was auch wichtig ist, schließlich pushen sich die Fahrer in den Disziplinen gegenseitig.
Klar gibt es dann auch mal Phasen, in denen man seine Leistung nicht so abrufen kann, wie man möchte, was teils auch frustrierend ist. Hier greift dann ein, was man laut Markus unbedingt besitzen muss: die Leidenschaft. Bei 20–25 Rennwochenenden im Jahr, intensivem Training an fünf bis sechs Tagen pro Woche und teilweise „stumpfem In-die-Fresse-Schlagen“ ist es wichtig, dass das Radfahren die große Leidenschaft ist. Man muss es wirklich wollen, denn nur dann ist man gut. Talent alleine reicht heutzutage nicht mehr.
Rennen fahren tut richtig weh, das muss einem Spaß machen, ansonsten würde man das nicht durchhalten. Markus macht’s Spaß, sich im Rennen zu quälen, er ist da sehr ehrgeizig und will dort seine volle Leistung abrufen, zeigen, was er kann.
Aber genauso ist es ihm wichtig, Spaß mit Kumpels auf einer entspannten Tour zu haben. Nur mit dem Messer an der Kehle möchte auch er nicht Rad fahren. Selbst als Profi findet er es wichtig, nicht nur nach Zahlen und Wattwerten und Herzfrequenzen zu fahren, sondern den Spaßfaktor auch nicht zu kurz kommen zu lassen. Fabian wirft hier ein, dass er dieses Erlebnis auch unter der Woche hat, wenn er bei strahlendem Sonnenschein in der 50 %-Woche auch einfach mal biken – in seinen Worten „trainieren“ – geht.
Deine Entscheidung und deine Belohnung
Das Leben lebt von Entscheidungen. Und wer sein Leben liebt, der sollte diese selbst treffen und sagen, was er denkt. Für Fabian heißt das: „Das einzige Gute beim Rennen in Riva war das Podium. Alles andere – Stages, Organisation und das Wetter – waren die reine Qual. Ich akzeptiere es, dass ich auf meinem Level nicht nach dem Spaßfaktor gehen kann. Es ist ein Leistungssport und ich verdiene damit teilweise mein Geld. Und auch wenn ein gutes Rennergebnis und das Erreichen der Ziele viele Strapazen belohnen, sollte man in diesem Falle dennoch die Sinnfrage stellen. Und sich über die Außenwahrnehmung für den Amateur-Sportler Gedanken machen. Die meisten Enduristen lieben die Freiheit und wollen eine gute Zeit auf dem Bike. Deshalb sind geile Trails, ein weniger durchgetakteter Zeitplan und Flexibilität auf den Transferetappen mit einem stimmigen Verhältnis aus Höhen- und Tiefenmetern sehr wichtige Zutaten, um den Spaß am Sport zu erhalten.“
Nicht weniger wichtig ist es – bei der Überdosis an Rennen und Training – selbst den Spaß an der Sache zu behalten. Während der Saison heißt das für Markus, beim Training auf dem Rennrad einen Espresso-Stopp einzulegen oder statt Intervall-Training einfach mal schnieke ballern zu gehen.
Und ja, auch wir hatten einen verdammt guten Tag in Stuttgart. Lecker Mittagessen am Bärenschlössle, Natur genießen, Kaffee und Kuchen schlemmen – man kann eine Arbeitswoche auch schlimmer starten. Die Leidenschaft schafft Glück, manchmal auch ganz ohne Leiden.
Mehr Informationen über FOCUS Bikes gibt es unter focusbikes.com
[/emaillocker]Text: Robin Schmitt Bilder: Robin Schmitt und Sebastian Herrmann
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