Biketest: Rose Granite Chief 650B 2014
In Zeiten von Enduro Racing, Enduro World Series und Strava vergisst man manchmal, worum es beim Mountainbiken eigentlich geht: um Spaß an der Sache, Action, Natur und Genuss. Im Sommer 2013 in Leermos hatten wir das alles – und noch viel mehr.
Mit Petrick Brückner und Joost Wichmann machten wir die Trails rund um Leermoos unsicher und ebenso den Badesee! Wer die zwei Rennfahrer kennt, der weiß, dass sie es ganz schön krachen lassen können. Doch auch für sie bedeutet „Schnellfahren“ höchste Konzentration und Stress. Etwas, das man beim „Daily Ride“ nicht gerade möchte. Trailcruisin’ und Naturgenießen waren die Devise während des Press Camps. Und da hat das Granite Chief von Rose perfekt reingepasst! Warum? Das lest Ihr hier:
Das Granite Chief kann im Rose-Bike-Konfigurator individuell angepasst werden, deshalb gehen wir an dieser Stelle kaum auf die Ausstattung ein. Für die 2014er-Modellreihe hat Entwickler Max Sistenich das Granite Chief mit einigen neuen Features versehen:
Im Vergleich zum 2013er-Modell wurde die Kinematik des 145-Millimeter-Hinterbaus geändert, so arbeitet das Heck nun mit geringerem Übersetzungsverhältnis und entsprechend weniger Luftdruck, was Stress an Dämpfer und Lagern vermindert.
Zusätzlich wurde das Granite Chief auf Industrie-Standards wie tapered Steuerrohr und Direct-Mount-Aufnahme für den Umwerfer angepasst. Als logischer Schritt rollt das Bike nun zudem auf 27,5“-Laufrädern.
Auf dem Trail sind die Änderungen von Roses neuem Entwickler Max Sistenich sofort spürbar. Im Vergleich zum eher progressiven Hinterbau des 2013er-Modells liegt das 2014er-Modell sehr satt auf dem Trail und generiert dank neuer Fahrwerks-Kinematik und größeren 27,5“-Reifen mehr Traktion.
Bei gemütlicher Gangart gibt das Fahrwerk eine klasse Performance ab: Sensibel bietet es viel Traktion bergauf, bergab und in Kurven und schluckt mit seiner eher linearen Kennlinie Schläge jeglicher Art, indem es den vollen Federweg nutzt ohne durchzuschlagen. Bei aggressiver Fahrt wünschen wir ein „stabileres“, das heißt strafferes Fahrwerk, das höher im Federweg bleibt und mehr Feedback bietet.
Denn beim Überfahren großer Hindernisse oder Stufen tendiert das Heck dazu „stecken zu bleiben“, was Geschwindigkeit und Schwung etwas abbremst. Möchte man mit dem Untergrund spielen oder aktiv abziehen, sackt das Fahrwerk leicht weg. Ein undefiniertes Handling in derartigen Situationen ist die Folge.
Mit 434 Millimetern Länge fallen die Kettenstreben erstaunlich kurz aus. Doch man muss leider sagen, dass diese Maße (alleine) nicht das Maß der Dinge sind, wenn es um Wendigkeit und Agilität geht. Ein tendenziell eher längerer Reach von 420 Millimetern und der hohe Stack verlangen etwas mehr Nachdruck, um das Bike in Kurven und um enge Kurven herum zu pushen. Zudem mindert der hohe Overstand das subjektive Sicherheitsgefühl ein wenig. Insgesamt gibt sich das Granite Chief aber grundsolide und liegt tendenziell satt und laufruhig auf dem Trail.
Wie man schon im Aufbau und auch an der Hinterbau-Charakteristik erkennt: Das Bike will nicht das schnellste sein, dafür aber guten Komfort und ehrliche Fahreigenschaften bieten. Im Custom-Aufbau würden wir uns ein Kettenblatt oder zwei statt der am Testbike verbauten drei Kettenblätter sowie ein breiteres Cockpit aussuchen. Aber das ist keine Kritik, sondern nur eine Feststellung der persönlichen Vorlieben. Deswegen haben wir auch einen Halt am Bergsee gemacht, schließlich sollte der Spaß ja im Vordergrund stehen. Zumindest in unserem Fall – persönliche Vorlieben eben. Diese sollen bei Rose bekanntlich nicht zu kurz kommen. Dem Bike-Konfigurator sei Dank!
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Text: Robin Schmitt | Foto: Petrik Brückner
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