Ist das der eine Helm für alles? Der Bluegrass Vanguard Core Edition ist ein neuer, leichter Fullface Helm, der gerade einmal 790 g auf die Waage bringt. Dennoch soll er sicher genug für DH-Laps und gleichzeitig gut genug belüftet für Enduro-Rennen sein. Wir haben den Helm bereits auf den szenischen Trails am Comer See getestet.

Bluegrass Vanguard Core Edition | 790 g in Größe L | 330 € | Hersteller-Website

Bluegrass stellt Helme, Protektoren und Handschuhe für abfahrtslastiges Mountainbiken her. Es ist ein Ableger des Mutterkonzerns MET, der hauptsächlich für seine Rennrad-Helme bekannt ist. MET ist ein Familienunternehmen mit Sitz im Norden Italiens, nahe dem Comer See. Im Mountainbike-Bereich ist MET hauptsächlich für den Parachute-Helm bekannt, einer der ersten Helme, die sich von Fullface zur Halbschale konvertieren lassen. Mit dem Vanguard bringt Bluegrass jetzt den ersten leichten Fullface des Herstellers, der sich mit fest verbautem Kinnbügel neben dem Downhill-Helm Bluegrass Legit einordnet. Er soll sich mit umfangreichem Schutz und viel Belüftung an Racer, Freerider und Spaßfahrer gleichermaßen richten.

Der neue Bluegrass Vanguard Core Edition Fullface-Helm im Detail

Der Bluegrass Vanguard wird in den drei Größen S, M und L angeboten und soll für Kopfumfänge zwischen 52 cm und 61 cm geeignet sein. Da er ohne dicke Polster auskommt, ist ein Verstellmechanismus an der Hinterseite angebracht, der eine perfekte Passform bieten soll. Er ist in zwei Varianten erhältlich: Das Modell ohne Namenszusatz kostet 270 €, während die Core-Edition für 330 € über die Theke geht. Die Schalenkonstruktion ist bei beiden Versionen die gleiche, die Core-Edition bietet aber zusätzlich ein entnehmbares Gitter an der Front des Kinnbügels, den sogenannten Mudgrill, und einen FIDLOCK-Verschluss. Die günstigere Variante setzt hingegen auf einen klassischen Klick-Verschluss. Der wichtigste Unterschied ist jedoch, dass die Core-Edition einen MIPS-Liner verbaut hat, der bei einem Sturz zusätzlichen Schutz bietet, indem er Rotationskräfte ableitet. Wir würden hier deshalb zum Core-Modell raten, auch wenn das ein Mehrgewicht von rund 40 g mit sich bringt. Beide Modelle werden in jeweils vier Farben angeboten und sollen ab Anfang Juli erhältlich sein.

Das Visier des Vanguards ist flexibel, sodass es bei einem Crash nicht so leicht brechen kann. Sollte es aber dennoch kaputt gehen, kann man es für 20 € einfach nachbestellen. Zudem ist das Visier nur angesteckt und soll sich so bei einem Aufprall ablösen, um zu verhindern, dass der Kopf verdreht wird. Nach dem Crash – oder auch nur nach dem Putzen des Helms – kann man es so easy und schnell wieder einstecken. Ein Nachteil ist allerdings, dass man die Höhe des Visiers nicht einstellen kann. Position und Länge sind aber gut gewählt, sodass es uns beim Fahren in keiner Weise gestört hat.

Das Visier ist flexibel und bricht laut Hersteller nicht so schnell. Da es nur gesteckt ist, soll es sich im Falle eines Crashes zudem lösen.
Der abnehmbare Mudgrill ist nur bei der Core-Edition enthalten.

Die Wangenpolster sind C-förmig um die Belüftungsöffnung angebracht, um eine bessere Ventilation des Helms zu ermöglichen. Zur Anpassung der Passform können sie zudem in zwei Positionen nach vorne und hinten verschoben werden. Beim Kauf des Helms bekommt ihr zwei verschieden dicke Wangenpolster sowie einen dünnen Helmbeutel mitgeliefert. Die Kinnriemen verlaufen durch die Öffnung in den Wangenpolstern, wodurch die Riemen an Ort und Stelle gehalten werden und nicht nach hinten rutschen. Alle Polster des Helms sind entnehmbar und können so leicht gewaschen werden.

Durch die C-förmigen Wangenpolster ist die seitliche Belüftungsöffnung des Vanguard sehr groß.
Der Kinnriemen verläuft durch das Wangenpolster und sitzt dadurch immer an der richtigen Stelle.

Der Vanguard ist nach der amerikanischen ASTM-Norm und der NTA-Norm für E-Bikes zertifiziert. Da diese Tests allerdings nur lineare Einschläge beinhalten, arbeitet Bluegrass zusätzlich mit MIPS, Certimoov und Virginia Tech zusammen, um sicherzustellen, dass auch Verletzungen durch Rotationen bei Unfällen minimiert werden. Sicherheit wird hier also großgeschrieben und MET verspricht, dass der Schutz aller Helme im hauseigenen Prüflabor hundertfach getestet wird. Laut Hersteller gibt es auch keine Unterschiede, was den Aufprallschutz des leichten Vanguard-Helms im Vergleich zum Legit DH-Helm angeht. Die Verarbeitung des Vanguards ist hochwertig, der Schaum der Helmschale fühlt sich glatt und gleichmäßig an und es sind keine groben Kanten erkennbar. Auch der Übergang von der Außenschale zum Schaum ist glatt und nahtlos.

Der Vanguard ist sauber verarbeitet und Kanten oder Nähte findet man hier keine.
Die Sicherheit des Helms wird im hauseigenen Labor gründlich geprüft.

Der neue Bluegrass Vanguard Core Edition Fullface-Helm auf dem Trail

Setzt man den Bluegrass Vanguard zum ersten Mal auf, kann man zunächst etwas Zeit mit der Einstellung verbringen. Das ist allerdings etwas Positives, denn durch verschieden dicke und positionierbare Wangenpolster sowie den Verstellmechanismus, mit dem der Helm in drei Positionen in der Höhe verstellt werden kann, lässt sich der Vanguard gut auf die jeweilige Kopfform einstellen. Das Verstellrädchen bietet zudem eine feine Justierung mit vielen Klicks, mit der sich der Helm sehr eng an den Kopf pressen lässt.

Hat man den optimalen Sitz für sich gefunden, bietet der Vanguard ein komfortables, aber dennoch festes Tragegefühl, gleichzeitig ist er gut belüftet. Das ist wahrscheinlich die größte Stärke des Helms, denn er bietet einen guten Mix aus dem sicheren Sitz eines Downhill-Fullface-Helms und der Belüftung eines leichten Enduro-Helms. Die 24 Belüftungsöffnungen sind so angeordnet, dass die Luft durch den Helm durchströmen kann und auch der Kinnbügel ist so gut belüftet, dass er beim Fahren schnell aus dem Bewusstsein verschwindet – vor allem wenn man ihn dank einer Goggle wirklich nicht mehr sieht.

Der Vanguard bietet ein großes Sichtfeld und das Visier ist während der Fahrt nur minimal am oberen Rand des peripheren Sichtfeldes zu sehen – wir hatten nie das Bedürfnis, das Visier hochzuklappen. Durch die große Öffnung sitzt die obere Helmkante jedoch recht weit oben und bei kleinen Goggles kann es passieren, dass diese beim Fahren nach oben rutschen. Auf der Gegenseite habt ihr ausreichend Platz, um auch große Brillen wie die POC Ora oder Scott Prospect zu tragen. Die Kinnriemen sitzen gut und durch die Anbringung an zwei Punkten in der Helmschale und die Verlegung durch die Wangenpolster rutschen diese weder nach vorne noch nach hinten. Die kleine Aussparung am Wangenpolster verhindert, dass der Strap dabei drückt. Zudem können die beiden entnommenen Wangenpolster aneinander geklippt und so am Lenker angebracht werden, um im Uphill für zusätzliche Belüftung zu sorgen. Wenn man den Mudgrill herausnimmt, verbessert sich die Belüftung nochmal spürbar und vor allem in Sprint-Passagen staut sich der heiße Atem weniger im Helm. Gerade an warmen Tagen, an denen eh wenig Dreck in eure Richtung fliegt, ist das ein praktisches Feature.

Zusammengeklippt können die Polster am Lenker angebracht werden. Vor allem Racer werden diese Funktion lieben.
Der Vanguard bietet hohes Sicherheitsgefühl bei hohem Tragekomfort und guter Belüftung.

Fazit zum neuen Bluegrass Vanguard Core Edition Fullface-Helm

Der Bluegrass Vanguard ist ein hochwertig verarbeiteter, leichter Fullface-Helm, der viel Spielraum für individuelle Einstellbarkeit und einen sicheren Sitz bietet. Er punktet mit einem großen Sichtfeld, das allerdings auch dazu führt, dass kleine Goggles verrutschen können. Der Vanguard trifft eine gute Balance zwischen dem sicheren Gefühl eines straff sitzenden Downhill-Fullface-Helms, einem komfortablen Sitz und der guten Belüftung eines Enduro-Helmes.

Tops

  • hochwertige Verarbeitung
  • hohe Verstellbarkeit
  • gute Belüftung
  • sicheres Tragegefühl

Flops

  • Visier nicht verstellbar
  • kleine Goggles rutschen hoch

Weitere Infos findet ihr auf der Website von Bluegrass.


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Text: Simon Kohler Fotos: Ulysse Daessle / MET

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“