Die Weiterentwicklung des Freeride-Bikes Torque in der Canyon-Produktpalette verspricht Party Laps für die Bikepark-Shredder-Fraktion auf 29”, 27,5” oder in der Mullet-Konfiguration zum kleinen Preis. Was die verschiedenen Laufradoptionen voneinander unterscheidet und wie sich das Canyon Torque CF 8 2022 im Mullet-Setup auf dem Trail schlägt, lest ihr in unserem Test.
Auf der Website von Canyon taucht das Torque gleich in zwei Kategorien auf: Downhill und Enduro. Das macht deutlich, dass hier die Fraktion Bikepark-Shredder angesprochen werden soll. Wir haben das Canyon Torque 2022 im Mullet-Setup CF 8 für euch getestet, also mit 29er-Laufrad vorn und 27,5-Zoll-Laufrad hinten. Denn wie auch das neue Spectral wird es das neue Torque statt – wie bisher nur auf 27,5 Zoll – auch in 29 Zoll und gemischt geben. Wir haben im ersten Test für euch herausgefunden, für welchen Einsatzbereich sich das Mullet-Setup am besten beweisen konnte.
Das Canyon Torque
Die Ausstattungsvarianten des Canyon Torque sind zahlreich. 2 Alu- und 2 Carbon-Varianten, jeweils als 27,5-Variante mit 180 mm Federweg vorn und 175 mm hinten oder als 29er mit 170 mm an Front und Heck. Dazu gesellen sich 2 Mullet-Modelle aus Carbon: das von uns getestete Torque CF 8 und die auf rund 250 Stück limitierte Fabio Wibmer-Edition. Beide gemischten Laufradmodelle stellen vorn die 170 mm Federweg des 29ers bereit, während hinten die 175 mm des 650b Bikes ins Spiel kommen. Das macht insgesamt eine Variantenvielfalt von 10 Bikes in mindestens 3 verschiedenen Rahmengrößen. Wenn ihr wissen wollt, welche Laufradgröße die richtige für euch ist, erhaltet ihr in unserer Wheelsize Story einen Überblick.
Integration und Rahmendetails des neuen Canyon Torque
Das Canyon Torque kommt mit flexiblen Befestigungsmöglichkeiten und schicken Rahmendetails. Am Unterrohr findet im Vergleich zum Vorjahresmodell nun eine Trinkflasche Platz und am Oberrohr gibt es eine Befestigungsmöglichkeit für eine kleine Rahmentasche. Das Alu-Modell hat hier standardmäßig 2 Befestigungspunkte – top! Achtung beim Carbon-Modell: Hier gibt es lediglich eine Gewindebohrung im Oberrohr. Deshalb raten wir euch, Canyons „Load“ genannte Storage-Möglichkeit gleich mitzubestellen, wenn ihr auf der Bikepark-Runde nichts am Körper tragen wollt. Die Züge von Schaltung und Bremse sind sowohl bei der Alu- als auch Carbon-Variante in den Rahmen gewandert und an den Cableports gut geklemmt. Jedoch kommt das Alu-Modell mit Schaumstoff ummantelten Zügen im Rahmeninneren, während die Carbon-Variante auf interne Kabelführungen setzt. Letztere ermöglicht es, die Leitungen ohne nervige Fummelei mit Draht oder Schnüren durch den Rahmen zu schieben, was die Wartungsfreundlichkeit deutlich steigert.
Der Sitz- und Kettenstrebenschutz ist aus weichem Material und groß genug, um Schäden durch die Kette vorzubeugen. In Verbindung mit den gut geklemmten Leitungen reduziert er die Geräuschkulisse – außer es geht steil bergauf und ihr schaltet in den ersten Gang, denn dann schleift die Kette leider an der fest am Rahmen verbauten Kettenführung. Canyon setzt beim Torque auf eine Print-Beschriftung im Industrial-Design. Am Oberrohr können Infos zu Rahmengröße, Laufradgröße und, falls ihr es vergesst, Einsatzzweck abgelesen werden. Zudem findet auf dem Mullet der namensgebende Vokuhila-Kopf noch ein Plätzchen.
Die Ausstattung des Canyon Torque
Das Canyon Torque 5 markiert mit 2.699 € den Einstieg in das neue Bike, während das mit 5.799 € teure Torque CF 9 das Ende der Fahnenstange markiert. Mit Ausnahme der günstigsten Variante sind alle Modelle mit Alu-Laufrädern von DT Swiss ausgestattet, auf die vorn ein MAXXIS ASSEGAI- und hinten ein DHR II-Reifen aufgezogen sind. Vorn in der super griffigen MaxxGrip-Variante mit EXO+ Karkasse und hinten mit der robusten Doubledown-Karkasse – top Reifenwahl! Lediglich besonders schwere und schnelle Fahrer könnten auch vorne einen Doubledown-Reifen gebrauchen. Das limitierte Fabio Wibmer Signature-Modell bildet das teuerste Torque und ist komplett separat zu betrachten, da es mit Parts von Sponsoring-Partnern des Canyon Pros ausgestattet ist. So viel sei gesagt: Bei allen anderen Torque-Modellen steht die Funktion an oberster Stelle und nicht der Bling-Faktor, was uns sehr gut gefällt!
Unser Ausstattungstipp: Das Canyon Torque 6
Wer den heimlichen Preistipp im Torque Line-up sucht, wird – zumindest anhand der Ausstattungsliste – beim Canyon Torque 6 in Aluminium fündig. Die FOX 38-Federgabel kommt mit der einfacheren aber sensibel ansprechenden GRIP-Dämpfungskartusche und am Heck kontrolliert ein FOX FLOAT X2-Dämpfer den Federweg. Außerdem setzt es auf Shimano SLX-Bremsen und -Schaltgruppe. Für 3.199 € bekommt ihr hier eine solide Ausstattung ohne BlingBling aber guter Funktionalität.
Unser getestetes Canyon Torque CF 8
Das von uns gefahrene Canyon Torque CF 8 setzt auf eine Mullet-Konfiguration. Es kommt mit einer FOX 38 Performance Elite-Federgabel, die auf dieselbe GRIP2-Dämpfung wie die FOX Factory-Modelle setzt und dabei lediglich auf die goldene Kashima-Beschichtung der Standrohre verzichtet. Als Dämpfer kommt in dem von uns getesteten CF 8 ein FOX DHX 2-Stahlfederdämpfer zum Einsatz. Das Torque wird mit 3 Federn unterschiedlicher Härte für den Stahlfederdämpfer ausgeliefert, um den Hinterbau auf das Fahrergewicht anzupassen. Das funktioniert durch die sehr breiten Dämpferbuchsen leider nicht so einfach wie erhofft: Die Buchsen müssen zuerst aus- und nach dem Wechsel wieder eingepresst werden, wofür Spezialwerkzeug erforderlich ist. Schade: Trotz niedriger Sitzrohre und hoher Einstecktiefe setzt Canyon bei Rahmengröße L auf eine 170 mm Variostütze, obwohl – wie in unserem Test-Bike – auch problemlos die Version mit 200 mm Hub Platz hat. Das schränkt die Bewegungsfreiheit unnötig ein. Die Sattelstützen, die in den Carbon-Modellen zum Einsatz kommen, können ab Werksangabe jeweils in 5-mm-Schritten um bis zu 25 mm im Hub reduziert werden, was für eine optimale Anpassung auf den Fahrer sehr sinnvoll ist.
Canyon Torque CF 8
4.499 €
Specifications
Fork FOX 38 Performance Elite GRIP2 170 mm
Rear Shock FOX DHX2 Factory 175 mm
Seatpost Canyon G5 200 mm
Brakes Shimano XT 4-Kolben 200/200 mm
Drivetrain Shimano XT 1x12
Stem Canyon G5 40 mm
Handlebar Canyon G5 800 mm
Wheelset DT Swiss FR560 29/27,5
Tires MAXXIS ASSEGAI, 3C, MaxxGrip, EXO+/MAXXIS Minion DHR II, 3C, MaxxTerra, DD 2,5/2,4
Technical Data
Size M L XL
Weight 15,86 kg
Die Geometrie des neuen Canyon Torque 2022
Die Geometrie des Canyon Torque unterscheidet sich je nach Laufradgröße und Rahmenmaterial. Während viele andere Hersteller die Laufrad-Optionen über spezielle Flip-Chips realisieren, setzt Canyon auf drei verwandte, aber doch eigenständige Rahmen, um die Wahl zwischen 27,5”, Mullet und 29” zu ermöglichen. Ein späterer Wechsel der Laufradgrößen ist also nicht möglich. Der größte Unterschied zwischen den Laufradgrößen ist die Kettenstrebenlänge von 435 mm im Mullet und 27,5”-Bike im Vergleich zu 440 mm im 29er. In der Rahmengröße L hat das Torque einen langen Reach von 490 mm und ein niedriges Sitzrohr mit nur 445 mm.
Die Carbon-Modelle haben zusätzlich einen integrierten Flip-Chip an der Dämpferwippe, dieser bewirkt einen minimalen Unterschied von einem halben Grad beim Sitz- und Lenkwinkel. Die Alu-Modelle verzichten auf diesen Flip-Chip und setzen auf eine gemischte Geometrie zwischen Lo- und Hi-Position: Sie kommen mit dem flacheren Lenkwinkel und kombinieren diesen mit dem steileren Sitzwinkel. Das Rad wird in den Größen S–XL verfügbar sein, wohingegen beim Mullet und der 29er-Konfiguration kleine Fahrer leer ausgehen. Hier beginnt die Größentabelle erst bei einem Rahmen in Größe M. Der Lenker sowie die Kurbel sind in Größe S jeweils 20 bzw. 5 mm kürzer – sehr sinnvoll für Fahrer und Fahrerinnen unter 170 cm Körpergröße.
Die Geometrie des Canyon Torque CF8 Mullet
Größe | M | L | XL |
---|---|---|---|
Sattelrohr | 430 mm | 445 mm | 460 mm |
Oberrohr | 604 mm | 631 mm | 658 mm |
Steuerrohr | 105 mm | 115 mm | 125 mm |
Lenkwinkel | 63,5° | 63,5° | 63,5° |
Sitzwinkel | 77,5° | 77,5° | 77,5° |
Kettenstrebe | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Radstand | 1.252 mm | 1.282 mm | 1.311 mm |
Reach | 465 mm | 490 mm | 515 mm |
Stack | 629 mm | 638 mm | 647 mm |
Erster Test des Canyon Torque CF 8 2022
Im Uphill zeigt sich das Canyon Torque eher gemütlich. Der Hinterbau neigt dazu, sich aufzuschaukeln, bei langen Uphill-Passagen lohnt sich der Griff zur Dämpferplattform. Dafür sitzt man bequem auf dem Torque und wer es nicht eilig hat, kommt entspannt oben an. Dass die Gene eher im Bikepark mit Liftmöglichkeit aktiviert werden, konnte das Torque nicht ganz verheimlichen.
Bergab positioniert einen das Bike tief und zentral im Bike und sorgt mit einer hohen Laufruhe und dem großen Vorderrad für ein gutes Sicherheitsgefühl. Durch den Mullet-Hinterbau und das kleine 27,5”-Laufrad hinten habt ihr massig Bewegungsfreiheit nach hinten unten und könnt entspannt Steilstücke runterballern. In Kurven und nicht ganz so steilem Gelände macht sich dann jedoch eine Dysbalance zwischen Front und Heck bemerkbar: Das kurze Heck gibt im Vergleich zum langen Hauptrahmen deutlich großzügiger Federweg frei. Dadurch wird die Front gefühlt noch länger und die Front verliert in Kurven und Anliegern an Grip. Hier müssen Fahrer aktiv nach vorn arbeiten, um den Druck auf dem Vorderrad zu halten. Im Umkehrschluss haben alle Bikepark-Räuber unter euch jedoch viel Spaß, denn das Torque steht trotz allem auf schnelle Inside-Lines und liebt es, durch Anlieger zu braapen. Dafür ist das Mullet-Setup genau das Richtige!
Fazit zu Canyon Torque 2022
Endlich ist das Canyon Torque in der Gegenwart angekommen und mit größeren Laufrädern erhältlich. Wer will, kann dennoch die 27,5”-Variante fahren: Die Auswahl an Ausstattungen sowie die Preisspanne sind groß. Von 2.699 € bis 5.799 € findet sowohl der Einsteiger, der Fabio Wibmer-Fan als auch der Ausstattungs-Enthusiast sein passendes Modell. Das Torque CF 8 Mullet fährt besonders gern Steilstücke, schnelle Jumplines oder wedelt gern mit dem Hinterrad durch Anlieger und ist deshalb ein Spezialist für Park-Rats.
Wir sind gespannt, ob es als 29”-Modell und mit anderer Ausstattung allroundtauglicher wird.
Tops
- hohes Sicherheitsempfinden
- Rahmendetails wie Kettenstrebenschutz und Kabelklemmung
Flops
- forderndes Handling
- Hinterbau bietet wenig Gegenhalt
Mehr Information findet ihr unter: canyon.com
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Text: Julian Schwede Fotos: Peter Walker