Chromag ist bei den meisten für edle Komponenten, Bekleidung oder Hardtails bekannt. Mit dem Lowdown stellt die kanadische Schmiede nun ihr erstes Fullsuspension Enduro-Bike vor. Wie es sich auf dem Trail schlägt, haben wir für euch getestet.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: North America’s Finest – 7 Modelle im Test

Chromag Lowdown 158 G2-Build | 170/158 mm (v/h) | 17,1 kg in Größe M/L | 7.950 CA$ | Hersteller-Website

Whistler B.C. Hier im MTB-Mekka gibt es nicht nur unzählige Trails, eine Menge Bike-Verrückte und Bären, sondern hier befindet sich auch das HQ von Chromag. Die Kanadier feiern 2023 ihr 20-jähriges Jubiläum und sind vor allem für ihre edlen Anbauteile wie Lenker, Pedale, Sattel, Bike-Bekleidung oder auch Hardtails bekannt, auf denen der ikonische Bär als Logo prangt. Doch Chromag hat mehr als das zu bieten und möchte auch in Zukunft einen größeren Fokus auf die Entwicklung von eigenen Bikes und deren Vermarktung legen. Neben Trail-Hardtails ergänzen nun auch drei neue Fullys das Line-up. Das von uns getestete Chromag Lowdown bildet die obere Spitze mit einem Federweg von 170 mm an der Front und 158 mm am Heck. Darunter ordnet sich in ihrem Portfolio das Trail-Bike Darco mit 150 mm vorne und 120 mm hinten ein, das in einer Stahl- und einer Titan-Version verfügbar ist. Unser Test-Bike in der G2-Ausstattungsvariante bringt in Größe M/L 17,1 kg auf die Waage und wechselt für 7.950 CA$ – umgerechnet rund 5.400 € – den Besitzer. Wie die Komponenten oder Klamotten könnt ihr die Bikes über den Online-Shop bestellen, allerdings können beim Versand außerhalb Kanadas Zollgebühren anfallen, die noch zusätzlich obendrauf kommen.

Das Chromag Lowdown 158 im Detail

Wie fast alle Bikes von Chromag besteht auch der Hauptrahmen des Lowdown aus Stahl, die Schwinge und der Hinterbau sind aus Aluminium gefertigt. Der Rahmen weist eine hohe Detailliebe durch filigran angeschweißte Dämpferaufnahmen und das Logo an der Front auf, bei dem der ikonische Bär sich den Fahrtwind durch das Fell wehen lässt. Ein kleiner Gummischutz zwischen Hauptrahmen und Hinterbau hält Steine und Dreck fern und ein Unterrohrprotektor aus Kunststoff schützt den Rahmen vor herumfliegenden Steinen. Zudem ist das Bike durch den gut dimensionierten Kettenstrebenschutz absolut leise auf dem Trail. Versteckte Züge? Fehlanzeige. Alle Züge laufen außen verlegt zu ihrem Wirkungsort, hier stehen die Zeit auf dem Bike und einfache Servicebarkeit im Vordergrund. Beim Chromag Lowdown wird auch noch ganz pragmatisch mit Kabelbindern gearbeitet – gefällt uns! An einem Toolmount auf der Unterseite des Oberrohrs kann z. B. ein Multitool oder ein Schlauch transportiert werden und zusätzliche Anschraubpunkte für den Flaschenhalter gibt es auch.

Der schicke Stahlrahmen des Chromag Lowdown 158 weist eine hohe Detailliebe auf und zieht einige Blicke auf sich.

Die Ausstattung des Chromag Lowdown 158 G2-Build

Das Chromag Lowdown gibt es in der G1- und G2-Ausstattungsvariante. Das G1 Build ist die höchste Ausstattungsvariante und kommt mit der neuen kabellosen SRAM X0 Transmission-Schaltgruppe. Abgesehen davon unterscheidet sich die von uns getestete G2-Ausstattungsvariante nur in wenigen Komponenten. Unser Test-Bike setzt auf ein RockShox-Fahrwerk: An der Front arbeitet die ZEB Ultimate mit Charger 3-Dämpfungskartusche, hinten ist der Super Deluxe Ultimate-Luftdämpfer verbaut. Wie von RockShox gewohnt, ist das Finden des Setups einfach und die Trail-Performance hoch. Ebenfalls von RockShox ist die Reverb Stealth-Sattelstütze, die sich zwar komplett im Sattelrohr versenken lässt und eine angenehme Bedienbarkeit liefert, aber nur 175 mm Hub bietet und die Bewegungsfreiheit auf dem Bike etwas einschränkt. Geschaltet wird mit der SRAM GX 12-fach-Gruppe, während SRAM CODE RSC-Vierkolbenbremsen mit 200 mm großen Bremsscheiben vorne und hinten für Stopp-Power sorgen. Wie könnte es auch anders sein – Chromag setzt auf viele eigene und edle Anbauteile. Darunter fällt neben den Griffen und dem Sattel auch der HiFi 35 BSX-Vorbau, der den 800 mm breiten OSX 35 Alu-Lenker hält. Hauseigen sind auch die 29“ großen BA30-Alu-Laufräder, auf die Reifen von MAXXIS aufgezogen sind. Vorne kommt ein 29 x 2,5” Minion DHF und hinten ein 29 x 2,4” Minion DHR II zum Einsatz. Beide Reifen kommen in der robusten Doubledown-Karkasse und der weichen MaxxGrip-Gummimischung. Am Heck würden wir die etwas härtere MaxxTerra-Mischung zugunsten eines besseren Rollwiderstands und geringeren Verschleiß bevorzugen, aber die extra Schweißtropfen im Uphill geben auch zusätzlichen Grip auf den unzähligen Rock Rolls in Whistler.

Aus eigener Hand
Die Chromag BA30 Alu-Laufräder kommen wie viele andere edle Komponenten am Lowdown 158 aus eigener Hand.
Maximaler Grip
Die robuste Doubledown-Karkasse der MAXXIS-Reifen in Kombination mit der weichen MaxxGrip-Gummimischung gefällt uns gut.
Weil einfach einfach einfach ist
Die Züge sind außen verlegt. Das sorgt nicht nur für eine einfache Servicebarkeit, sondern passt auch gut zum restlichen Erscheinungsbild des Bikes.
Kurzes Vergnügen
Die RockShox Reverb lässt sich zwar komplett im Rahmen versenken, bietet mit ihren 175 mm jedoch etwas wenig Hub
Vorsorge
Der kleine Gummischutz zwischen Hauptrahmen und Hinterbau hält Dreck und Steine aus der Öffnung fern und schont so die Lackierung.

Chromag Lowdown 158 G2-Build

7950CA$

Spezifikation

Federgabel: RockShox ZEB Ultimate 170 mm
Dämpfer: RockShox Super Deluxe Ultimate 158 mm
Sattelstütze: RockShox Reverb Stealth 175 mm
Bremsen: SRAM CODE RSC 200/200 mm
Schaltung: SRAM GX Eagle 1x12
Vorbau: Chromag HiFi 35 BSX 40 mm
Lenker:Chromag OSX35 800 mm
Laufradsatz:Chromag BA30 29"
Reifen:MAXXIS Minion DHF MaxxGrip DD/Minion DHR ll MaxxGrip DD 2,5"/2,4"

Technische Daten

Grössen: S M M/L L XL
Gewicht: 17,1 kg

Besonderheiten

Tool-Mount

Die Geometrie des Chromag Lowdown 158

Das Chromag Lowdown ist erhältlich in fünf Größen: S, M, M/L, L und XL. Allerdings fallen die Reach-Werte bei dem Bike sehr lang aus und die von uns getesteten Rahmengröße M/L mit 490 mm entspricht eher Größe L oder XL anderer Hersteller. Das Sattelrohr ist im Vergleich dazu mit 410 mm sehr kurz. Durch die kurzhubige Dropperpost kann man leider die Vorteile davon nicht ganz nutzen. Die Kettenstreben bleiben bei 440 mm und wachsen über die Rahmengrößen nicht mit.

Größe S M M/L L XL
Sitzrohr 350 mm 380 mm 410 mm 440 mm 440 mm
Oberrohr 570 mm 592 mm 612,5 mm 637 mm 656 mm
Steuerrohr 100 mm 100 mm 105 mm 115 mm 125 mm
Lenkwinkel 63,5° 63,5° 63,5° 63,5° 63,5°
Sitzwinkel 79° 79° 79° 79° 79°
Kettenstreben 440 mm 440 mm 440 mm 440 mm 440 mm
BB Drop 30 mm 30 mm 30 mm 30 mm 30 mm
Radstand 1.232 mm 1.254 mm 1.280 mm 1.302 mm 1.324 mm
Reach 449 mm 471 mm 490 mm 513 mm 530 mm
Stack 623 mm 623 mm 625 mm 637 mm 646mm
Helm FOX Proframe RS | Goggle FOX Vue Syz | Shirt T-Shirt Black | Hose FOX Flexair PRO | Schuhe GIRO Tracer

Das Chromag Lowdown 158 G2-Build auf dem Trail

Das Chromag positioniert einen durch den steilen Sitzwinkel kompakt im Bike. Dennoch fühlt sich die Sitzposition komfortabel und gut integriert an. In steilen Uphills hat man genug Druck auf der Front und das Vorderrad steigt auch auf den steilen Climbs rund um das HQ von Chromag nicht. Der Hinterbau generiert hierbei gute Traktion, allerdings wippt er dabei merklich, sodass wir auch auf kurzen Uphills zum Climb-Switch gegriffen haben.

Tuning-Tipp: Reifen mit härterer MaxxTerra-Gummimischung am Heck für weniger Rollwiderstand

Reserven
Durch das Fahrwerk mit viel Pop fällt es leicht, an Kanten abzuziehen, und es bietet genug Gegenhalt, um auch die ein oder andere verpatzte Landung wegzustecken.
Gegensätze vereint
Das Chromag Lowndown 158 bietet eine gute Balance aus Agilität und Laufruhe.

Biegt man auf den Trail, steht man angenehm und schön zentral im Bike. Es bietet eine gute Balance aus Laufruhe und Agilität, langsame und enge Sektionen meistert man ebenso gut wie schnelle Kurvenwechsel. Dennoch ist das Lowdown in roughen Passagen nicht überfordert und spendet dem Fahrer viel Selbstbewusstsein, um auch größere Steinfelder in Angriff zu nehmen. Das Fahrwerk hat dafür genug Reserven parat und bietet gleichzeitig genug Pop, um an Kanten abzuziehen. Netter Nebeneffekt des schlanken Stahlrahmens: Man hat zusätzliche Bewegungsfreiheit auf dem Bike, ohne dass man mit den Knien irgendwo andockt. Lediglich der Hinterbau an den Kettenstreben fällt etwas breit aus, sodass man gelegentlich mit dem Sprunggelenk dagegen kommt. Auf dem Trail ist das Chromag Lowdown ein unauffälliges Bike, das eher im Hintergrund zuverlässig seinen Dienst verrichtet. Egal, was man mit ihm in Angriff nehmen will, es macht alles mit und zeigt sich sichtlich unbeeindruckt. Dafür fällt es in der Liftschlange deutlich mehr auf, selbst in Whistler wird man ständig darauf angesprochen.

Das Chromag Lowdown 158 bietet eine gute Balance aus Laufruhe und Agilität – langsame und enge Sektionen meistert man ebenso gut wie schnelle Kurvenwechsel.

Das Fazit zum Chromag Lowdown 158 G2-Build

Auf dem Trail arbeitet das Chromag Lowdown zuverlässig im Hintergrund. Es kommt mit einer starken Ausstattung mit vielen hauseigenen Parts und keinem unnötigen Bling-Bling. Vor allem in der Abfahrt spielt es seine Stärken aus und besitzt eine gute Balance aus Laufruhe und Agilität, kombiniert mit einem starken Fahrwerk. Trotz der Unauffälligkeit auf dem Trail weiß es mit seinem schicken Stahlrahmen mit schönen Detaillösungen zu gefallen und zieht einige Blicke auf sich.

Tops

  • starker Allrounder
  • gute Balance aus Laufruhe und Agilität
  • schicker Stahlrahmen

Flops

  • kurze Dropperpost schränkt Bewegungsfreiheit ein
  • Hinterbau wippt spürbar im Uphill

Mehr Informationen findet ihr unter chromagbikes.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: North America’s Finest – 7 Modelle im Test

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Text: Mike Hunger Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Mike Hunger

Von Slopestyle und Landschaftsfotografie, hin zu Enduro und Actionfotografie. Mike probiert gerne neue Dinge aus und hat eine Vorliebe für Action. Und Handwerk: So zieht es ihn mit seinem Syncro-Van, den er selbst restauriert und umgebaut hat, regelmäßig auf verschiedenste Roadtrips. Natürlich immer mit dabei ist sein Bike und seine Kamera, um die feinsten Trails von Italien bis in die Alpen unter die Stollen zu nehmen und die schönsten Momente festzuhalten. Durch seine Ausbildung als Industriemechaniker, seiner Erfahrung aus dem Radsport und seinen Foto-Skills kann er das Know-How perfekt in den journalistischen Alltag umsetzen und testet jetzt als Redakteur die neuesten Bikes und Parts. Als “Foto-Nerd” hält er außerdem die Tests fotografisch fest und sorgt im Magazin für geiles Bildmaterial.