carver-icb-dauertest-1--6

Mitte Juni erhielt ich mein Dauertestbike, das Carver ICB, mit dem Auftrag es eine Saison lang auf Herz und Nieren zu prüfen. Die Entwicklungsgeschichte des Bikes ist eine Besondere: Das Rad wurde von Fahrern für Fahrer entworfen (mehr dazu in ENDURO #006). Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen zu Beginn der Testphase.

Die getestete Topversion des Carvers kommt nur mit feinsten Parts daher: Das Fahrwerk besteht aus der leichten und supersensiblen BOS Deville Enduro Gabel in Kombination mit einem RockShox Monarch Plus Dämpfer, der nur 1600g leichte e.thirteen TRS+ Laufradsatz mit breiten Onza Ibex Reifen kümmert sich um den Kontakt zum Boden, ein Syntace Cockpit um den zum Fahrer. Nicht weniger begehrt ist der verbaute XX1-Antrieb von SRAM, genauso wie Avids X.0 Trail Bremsen. So eine High-End Partliste lässt Endurostenherzen höher schlagen und benötigt nur kleine Korrekturen. So wurde, des größeren Verstellbereichs wegen, die verbaute RockShock Reverb Stealth (125mm) gegen eine Kind Shock LEV mit 150mm getauscht. Die Laufräder wurden auf Tubless umgebaut, dies bietet einen besseren Rollwiderstand und besseren Durchschlagschutz bei weniger Luftdruck.

carver-icb-dauertest-1--8

Gleich zu beginn des Tests verabschiedete sich die Zugstufe des RockShox Monarch Plus Dämpfers aus unerfindlichen Gründen – der Dämpfer wurde eingeschickt, das Problem behoben. Seither verrichtet er ohne Probleme seinen Dienst – und das sehr gut.

Viele Einstellmöglichkeiten

An der Hinterbauwippe hat der Fahrer die Möglichkeit Federweg und Lenkwinkel unabhängig voneinander via Geo-Chips einzustellen. Mögliche Federwege sind 150mm und 170mm, beim Lenkwinkel kann zwischen 65 Grad und 66 Grad gewählt werden. Desweiteren gibt es die Möglichkeit das Rad mit den klassischen 26 Zoll oder 650B Laufrädern aufzubauen. Ausgeliefert wurde es mit 26 Zoll Laufrädern, die alternativen Ausfallenden für 650B Räder waren beigelegt.

Bei so vielen Optionen war ich die ersten vier Ausfahrten erstmal damit beschäftigt, das für mich optimale Setup zu finden. Nachdem ich alle Optionen durch hatte, entschied ich mir für den kürzeren Federweg und den flachen Lenkwinkel. Bei den ersten Testfahrten im Pfälzer Wald und in Kirchberg/ Tirol hat sich gezeigt, dass das Bike mit diesem Set up verspielt genug für die verwinkelten Mittelbebirgstrail ist und noch genug Laufruhe für schnelle, alpine Downhills bietet.

SONY DSC

Hier rollt das Carver ICB schon auf 650B Laufrädern – mehr dazu im nächsten Teil des Dauertests, coming soon! Foto: agerer.at

Lediglich wenn es im Verlauf des Testes in den einen oder anderen Bikepark ging, veränderte ich das Setup und fuhr mit vollem hub (170mm) am Hinterbau. Ich war überrascht, wie schnell sich das Bike an die gewünschten Gegebenheiten anpassen ließ. Nie hatte ich das Gefühl, das die aktuell gewählte Einstellung ein Kompromiss darstellt.

Uphilleigenschaften

Durch die tiefe Front gepaart mit einem steilen Sitzwinkel lässt sich das Carver angenehm den Berg hoch pedalieren. Eine Absenkfunktion der Gabel vermisste ich auch an steilen Rampen nicht. Der Hinterbau ist sehr antriebsneutral, so das ich die zuschaltbare Plattform nicht wirklich genutzt habe. Einzig die dicken Onza Schlappen mit Rund 1000g pro Reifen bremsten den Aufwärtsdrang des Rades ein wenig und ließen sich eher gemächlich den Berrg hinauf bewegen.

carver-icb-dauertest-1--7

Auf dem Trail

Mit am meisten Freude hat mir das Carver auf welligen Singletrails bereitet. Durch die gelungene Geometrie sitzt man schön zentral im Bike. Der antriebsneutrale Hinterbau wandelt jede Kurbelumdrehung in Vortrieb um. Nur bei schnellen Richtungswechsel bedarf es etwas Körpereinsatz.

Downhill

Das Carver mag es hart und schnell. Egal ob felsige Alpentrails, harte Downhillstrecken mit fiesen Wurzelteppichen oder flowige Singeltrails, das potente Fahrwerk des Carvers fühlt sich stets kontrolliert an. Einzig bei wirklich hartem Bikepark-“Geballere” mit vielen aufeinanderfolgenden Schlägen kommt der Hinterbau der überragenden BOS Gabel nicht ganz hinterher und das Bike etwas aus der Ruhe.

Apropos Geballere: Allen, die öfters Abstecher in den einen oder anderen Bikepark machen, sei ein stabilerer Laufradsatz empfohlen. Zwar ist der superleichte und sehr schicke e.thirteen TRS+ ein super AllMountain Laufradsatz, bei harten Schlägen zeigte die Felge jedoch nur wenig Widerstand und verdellte schnell – trotz ausreichendem Luftdruck.

carver-icb-dauertest-1--5

Das Carver ICB in Gesellschaft einiger anderer Dauertest-Bikes: Vorne das Alutech Fanes Enduro 3.0 Pinion, hinten das Specialized Enduro 29.

Text: Benjamin Werling | Fotos: Axel Brunst


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Über den Autor

Aaron Steinke

Aaron war der erste Mitarbeiter unseres Unternehmens, hat es tatkräftig mit aufgebaut und dabei den Auftritt und die Ausrichtung unserer Magazine maßgeblich mitgeprägt. Seit Mitte 2020 verfolgt er eigene Projekte, berät und unterstützt uns aber weiterhin bei Marketing- und Technik-Themen. Viele Jahre lang konnte man Aaron vor allem auf spaßorientierten Enduro-Rennen finden, in letzter Zeit auch vermehrt auf dem Rennrad – es lebe die Freiheit auf zwei Rädern!