ENDURO Dauertest 2015 | Das Radon Slide Carbon 27,5 9.0
Das Radon Slide Carbon 27,5 9.0 von Philipp hatte kein leichtes Jahr. Es wurde nicht nur in den lokalen Wäldern malträtiert, sondern auch bei landestypischem Wetter über schottische Trails gejagt. Ob es Radon mit dem Slide Carbon 27,5 9.0 geschafft hat, dem Ideal des perfekten Bikes näherzukommen? Dauertester Philipp hat es für euch herausgefunden, hier sein Bericht!
Tatsächlich ist Radon kein Neuland mehr für mich – der klassische Look der Bikes gefällt mir schon, seit ich mit dem Mountainbiken begonnen habe. 2014 durfte ich schon ein Radon Swoop-Downhiller ausgiebig fahren, nun bin ich als Dauertestfahrer seit gut fünf Monaten auf dem Slide unterwegs.
Die Ausstattung
Die Entscheidung für die Rahmengröße fällt bei meinen 1,77 m eigentlich immer auf M. Auch bei Radon war es ein Leichtes, die passende Größe für mich auszuwählen. Meine verspielte Fahrweise verlangt nach einem kürzeren Reach und im Vergleich zu anderen Modellen passt der Reach von 425 mm auch hier zur Größe M. Leider werden bei Radon alle Gabelschafte so weit gekürzt, dass man den Stack nicht mehr komfortabel mit Spacern auf seine Bedürfnisse anpassen kann. Ich habe also einen anderen Lenker mit mehr Rise verbaut, um der flachen Front entgegenzuwirken. Lenkerbreite und Vorbau sind ab Werk passend zum Einsatzbereich gut gewählt, sodass kein Überschlagsgefühl im steilen Gelände auftritt.
Besonders gut gefällt mir der schlank geschnittene Selle Italia Flite MG-Sattel, der zwar wie alle Sättel von jedem selbst bewertet werden muss, bei mir jedoch wirklich wie perfekt passt – keine Schmerzen, keine Ermüdungserscheinung, top! Auch bei den Laufrädern hat Radon mit den Mavic Crossmax XL den richtigen Griff bewiesen. Nach knapp 25 Ausfahrten und gut 100 h auf lokalen Trails im Deister, in Großbritannien und in Skandinavien auf steinigem Untergrund gibt es keine Seiten- oder Höhenschläge. Die Laufräder wurden bis jetzt nur einmal leicht nachzentriert.
Gepaart mit der X.12-Achse am Heck bietet der Hinterbau genügend Verwindungssteifigkeit. Bei den Reifen habe ich die Schwalbe Hans Dampf gegen MAXXIS Ardent getauscht. Beim Reifenumziehen zeigten sich die präzise gefertigten Mavics widerspenstig, sodass einiges an Schweiß floss.
Das Fahrwerk
Seit einiger Zeit kann man mit Komponenten aus dem Hause RockShox bekanntlich nicht viel falsch machen und auch an meinem Dauertestbike verrichten Federgabel und Dämpfer solide ihren Dienst. Den RockShox Monarch RT3 schalte ich bei Uphills in die Pedal-Position, um noch mehr Effizienz zu erhalten – so viel, dass ich den Firm-Modus gar nicht benutzen muss. An der Federgabel fahre ich mein persönliches Do-It-All-Setting. Da ich ein sehr sprunglastiger Fahrer bin und dort ein sicheres Gefühl benötige, lautet es: zwei Klicks Compression und drei Klicks Rebound offen. Der SAG liegt an der Front bei ca. 20 %, am Heck bei rund 30 %. So arbeitet die PIKE für meine Bedürfnisse perfekt in jeder Situation.
Die Klettereigenschaften
Sobald es bergauf geht, spielt das Radon seine Stärken aus. Flache Front, 27,5”-Laufräder und eine Plattformdämpfung am Heck erlauben es, auch mehrstündige Touren entspannt zu bewältigen. Ein Einknicken der Front trat auch bei engen Kehren und steilen Anstiegen nie auf.
Die Abfahrtsperformance
Wenn es bergauf schon so viel Spaß macht, dann kann es bergab nur besser werden. Das Slide lässt sich sehr gut beschleunigen und sprintet willig voran. Dann flexen die Laufräder allerdings spürbar. Auf Highspeed-Passagen lässt das Rad mit seinem kurzen Hauptrahmen und dem mittlerweile als steil zu bezeichnenden Lenkwinkel zwar immer noch etwas an Fahrstabilität missen. Es ist aber deutlich laufruhiger als das Vorjahres-Modell, das ich zuvor gefahren bin. Dämpfer und Federgabel sind selbst bei großen Bremswellen und harten Schlägen nicht überfordert und nehmen gleichzeitig selbst kleinste Unebenheiten feinfühlig auf.
Wenn es richtig steil wird, stört die für den Uphill noch perfekte, flache Front. Wie schon erwähnt ist der Stack hier zu niedrig. Der Versuch, diese Tatsache mit einer angepassten Position auf dem Rad auszugleichen, gelingt nur bedingt. Irgendwann ist das Vorderrad nicht mehr ausreichend belastet und fängt an zu springen. Vor allem zusammen mit der progressiv abgestimmten PIKE gerät man schneller an sein Limit und muss Speed rausnehmen. Richtig wohl fühlt sich das Bike in der Luft und in Anliegern – hier begeistert das Radon mit mächtig viel Pop und lässt sich agil in der Luft bewegen.
Fazit
3.599 € für ein Komplettbike aus Carbon sind ein echtes Schnäppchen. Addiert man die solide Ausstattung und die gebotene Performance, ergibt sich ein richtig schickes und spaßiges Fahrrad. Fahrer, die ein agiles, vortriebsstarkes Bike suchen, können über die relativ flache Front hinwegsehen. Vollblut-Racer und Fahrer, die ihren Fokus abseits der Local Trails haben, greifen besser zu einem Bike mit flacherem Lenkwinkel und längerem Oberrohr.
Mehr Informationen: radon-bikes.de
Text & Bilder: Philipp Gerken
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