Stellt euch vor, ihr würdet einen Sportwagen auf einer Insel ohne Straßen besitzen. Oder ihr wärt ein Golfspieler in einer Welt aus Asphalt. Für unseren Sport sind Trails der Mittelpunkt der Erde. Mit ihrem Programm „Soil Searching“ möchte Specialized allen, deren Herz für den Bau und Erhalt von Trails schlagen, etwas zurückgeben. Wir haben mit Fanie Kok gesprochen, der treibenden Kraft hinter Soil Searching und dem Mann, der sich mit eisernen Willen für die Idee dahinter einsetzt.

Das Soil Searching Programm von Specialized ist mehr als ein Band-Aid-Projekt: Es ist eine echte Bewegung. Als offizieller Partner der Enduro World Series zielt Soil Searching darauf ab, die stillen Helden des Mountainbikens zu unterstützen: Trail-Builder. Menschen, die viel Zeit und Herzblut einsetzen, um ein Netzwerk an Trails aufzubauen, das wir als unseren Spielplatz betrachten. Hinter der Bewegung steht Fanie Kok, ein energiegeladener Mann mit einem klaren Ziel und einer Vision. Er hat eine interessante Geschichte zu erzählen. Wir haben ihn in Glentress, Schottland, während der Specialized Trail Days kennengelernt.

Das Ziel von Soil Searching ist, endlich auch die Trail-Builder zu unterstützen, so wie die Industrie jahrelang ihre Athleten unterstützt.

Fanies Arbeit bei Specialized hätte beinahe nie begonnen. Nach einem Anruf beim lokalen Vertrieb von Specialized in Johannesburg, bei dem er um ein Vorstellungsgespräch bat, tauchte er dort viel zu spät auf – er hatte sich in der fremden Stadt hoffnungslos verfahren. Trotz zweistündiger Verspätung wartete er, ein Optimist wie er nun einmal ist, im Specialized-Office auf einen Gesprächstermin. Mit seinen langen Dreadlocks und Klamotten, die wie selbstgemacht aussehen, hat er alles andere als einen typischen Business-Look. „Ich habe den Leuten dort erklärt, dass ich am Computer keine Leuchte bin und gerade einmal eine E-Mail schreiben kann. Haha. Ich wäre nur auf der Suche nach einem Bike und so auch bereit, das Lager zu putzen oder eine sonstige Hilfstätigkeit auszuführen. Das Interview fiel überraschend kurz aus. Trotzdem endete ich im Lager – als Reinigungskraft.“

Fanie lernte schnell und organisierte bereits nach wenigen Monaten erste Demo-Bike-Sessions bei lokalen Events. „Ich erfuhr, dass Specialized bald eine Zweigstelle in Stellenbosch eröffnen würde, mitten im Herzen der südafrikanischen Weinberge und einem der schönsten Plätze der Welt. Mir wurde ein Job als Koordinator und im Personalbüro angeboten.“ Das war der Moment, in dem Fanie Bobby Behan kennenlernte. „Bobby Behan, ein ehemaliger olympischer Triathlet, war unser Geschäftsführer. Er erhielt den Auftrag, zwei der bekanntesten südafrikanischen Trail-Builder zu Markenbotschafter zu machen – als Möglichkeit, sich bei ihnen für ihr unschätzbares Engagement zu bedanken. Das war der erste Funken, der bald das Soil Searching-Feuer auslösen sollte.“

Nach vier Jahren in Südafrika wollte ich zurück nach Großbritannien, um das Specialized UK-Team zu treffen, aber mein Visumantrag wurde abgelehnt. Ich glaube, die Queen hatte Ärger kommen sehen!

Nach vier Jahren in Südafrika bekam Fanie das Angebot, mit dem gerade erst gebildeten Specialized UK-Team zusammenzuarbeiten. Leider wurde sein Visumantrag abgelehnt, dafür öffnete sich eine andere Tür: Am Specialized HQ in California sollte sich Fanie mit Analysen im Mountainbike-Markt beschäftigen und sich so mit Mountainbikern und Communities auf der ganzen Welt verbinden. „Unsere erfolgreiche Aktion, mit der wir die lokalen Trail-Builder in Südafrika unterstützen, hat mich inspiriert. Ich wollte ein neues Projekt für die professionellen Trail-Bauer und deren Unterstützer starten, denn sie sind Herz und Seele der Mountainbike-Communities. Das Soil Searching Programm war geboren. Es beinhaltet Trailbau-Tage, Spendenaktionen und Unterstützung der Trail-Builder als Markenbotschafter und die Ausstattung mit Produkten. Soil Searching bezieht sich natürlich auch auf ’soul searching’ – eine Reise zur manchmal vergessenen Seele des Mountainbikens. Ich betrachte es eher als einen Prozess als ein Programm. Eine von Specialized ins Leben gerufene Bewegung, die im Sinne von Bau und Erhalt von Trails steht. In den USA beispielsweise gehört dies zur Aufgabe der Field-Manager, jeden Monat einen Trail-Building-Tag mit einem lokalen Händler durchzuführen.“

Fanie erinnert sich noch immer an den Tag, an dem ihm klar wurde, wie viel Mühe das Bauen und Instandhalten der Trails kostet. „Während meiner Zeit bei Specialized in Südafrika veranstalteten wir einen Bike-Demo-Day in der Gegend, in der Hylton Turvey, eine lokale Trail-Building-Legende und Specialized-Botschafter, lebte. Um seinen Trail fertigzustellen, an dem er seit drei Monaten per Hand baute, bot ich ihm meine Hilfe beim Aufbau einer drei Meter langen Brücke über den kleinen Fluss an – mit wenig Erfolg. Da wurde mir klar, wie viel Arbeit und Aufwand in Trails gesteckt werden. Es braucht viele Leute und fleißige Hände – etwas, das ich zuvor als selbstverständlich wahrgenommen hatte. Nicht nur als Mountainbiker, sondern auch als Mitarbeiter für die Bike-Industrie fiel mir wie Schuppen von den Augen, dass hier Handlungsbedarf besteht.“

Auch wenn wir alle Biker sind: Wie viele stehen bereit, mit einer Hacke einen Trail-Building-Tag zu begleiten? Wir alle haben wenige Zeit, und zugegebenermaßen macht Biken mehr Spaß als Bauen. Aber ohne all die fleißigen, schuftenden Hände würde unser Sport von der Erdfläche verschwinden. Fannie merkte dazu noch an:
„Ich will damit nicht sagen, dass wir es drauf haben und ein paar Brands großartige Dinge leisten. Aber wir versuchen aktiv, die Sache ans Licht zu bringen und zu unterstützen. Es ist wichtig, alle Kräfte der Industrie zu bündeln, um den Bau und Erhalt von Trails mit all ihren Befürwortern zu fördern. Wenn beispielsweise immer nur zwei oder drei Teams bei Wettkämpfen starten würden, würde das Podium jedes Mal gleich aussehen und ambitioniertes Mountainbiken Racing wäre nichts wert – und schon gar nicht ein Beruf.

Wir arbeiten an einem umfassenden Konzept für Soil Searching. Ein Trail-Builder kann sich beispielsweise auch bewerben, um Produkte oder Unterstützung zu Bau-Tagen über seinen lokalen Specialized-Vertrieb zu erhalten.

„Wir möchten nicht den Trail-Bau in einen Wettbewerb eintreten lassen. Unser Ziel ist lediglich, eine Plattform zu schaffen, die es Kids ermöglicht, professionelle, von der Industrie unterstützte Trail-Bauer zu werden. Nicht jeder muss gleich rausgehen und buddeln. Es gibt so viele Möglichkeiten sich einzubringen. Jeder (halbwegs erwachsene) Trail-Builder mag kaltes Bier. Alles, was man tun muss, ist herauszufinden, wo sich der nächste Trail-Bauer in seiner Umgebung befindet. Am besten fragt ihr bei eurem lokalen Bike-Shop (wenn sie darüber nichts wissen, ist es Zeit, sich einen neuen zu suchen!) und schickt dem Trail-Bauer eine Dankes-Nachricht. Tragt euch, wenn vorhanden, in ihrem Newsletter ein, kauft ihr Merchandise, tretet in Vereine ein und engagiert euch in der Lokal-Politik. Wenn ihr dann aktiv sein wollt, besorgt euch ein mobiles Trail Bau-Werkzeug, steckt es in den Bike-Rucksack und erledigt ein paar grundlegende Reparaturmaßnahmen während der nächsten Tour.“

Besonders interessiert waren wir an Fanies Meinung im Hinblick auf Mountainbike-Racing. Wie würde er auf die Schäden eingehen, die während kommerziellen Events auf empfindlichem Terrain entstehen? Wenn beliebte Trails, die nicht speziell für Rennen gebaut wurden, dann doch für solche Events genutzt werden, überrascht es nicht, missbilligende Blicke von Locals zu erhalten. „Ich glaube, die Enduro World Series geht hier mit gutem Beispiel voran und zeigt, wie man mit lokalen Event-Organisatoren und Trail-Bauern zusammenarbeitet. Klar, ist es noch nicht perfekt. Aber es ist etwas, auf das lokale Event-Organisatoren stolz sein können. Ich selbst bin zwar kein Racer, aber es ist schwer zu leugnen, dass Rennen, Produktentwicklung und Trail-Bau bzw. -Instandhaltung eng miteinander verflochten sind.“

Fanies top Tipps zum Trail-Bau

  • Es ist ein langer Weg: Der Trail an sich ist nur ein kleiner Teil der gesamten Reise. Es ist wie auf einem Surf-Trip: Auch wenn die Wellen nicht so groß sind, umgibt sie irgendetwas, was sie so speziell und großartig macht.
  • Immer großen Wert auf den Wasser-Abfluss legen! Wasser ist die Erosions-Ursache Nummer Eins. Selbst wenn man nur Instandhaltungsarbeiten macht, sollte man immer besser eine Sache sorgfältig durchführen statt zehn Dinge halbherzig angehen.
  • Lasst euch treiben! In der Aussicht, was bald entstehen wird, vergisst man manchmal alles um sich herum. Ich habe von so vielen Trail-Buildern gehört, dass sie sich zunächst voller Eifer in das Bauen gestürzt haben, weil sie etwas machen wollten, was rockt. Aber irgendwann kommen sie an einem Punkt, indem sie in den kreativen Prozess richtig eintauchen, sodass das Ganze genauso wichtig wird, wie das Biken an sich – wenn nicht sogar noch mehr.
  • Nehmt immer das wichtigste Tool mit: eine Stanley-Thermoskanne mit Kaffee

Es wäre nicht aus der Luft gegriffen, zu sagen, dass Fanie in seinem Leben einen Haufen Trails gefahren ist. Deshalb ist die Frage nach dem Lieblings-Trail für ihn sicher alles andere als leicht zu beantworten. Trotzdem kommt die Antwort schneller als erwartet: „Sisonke, ein Trail in Karkloof, Südafrika. Dahinter steckt eine lange Story, aber sie bedeutet extrem viel für mich. Sisonke ist der Name, den mir einige meiner Xhosa-Freunde in Cape Town gegeben haben. Es bedeutet: ’Wir sind zusammen’. Hylton Turvey baute den Trail per Hand und hat ihn dann nach mir benannt. Es ist noch immer eines der größten Geschenke, das ich jemals erhalten habe! Und abgesehen vom emotionalen Aspekt ist es ein wahres Meisterstück. Mit seiner Linienführung durch den dichten Urwald KwaZulu Natal fügt sich der Trail faszinierend schön in die Umgebung ein. Es scheint, als würde das Terrain selbst etwas präsentieren wollen, was man sonst nicht wahrnimmt.“

Also, wer macht es richtig? Gibt es Locations, die die Führungsrolle übernehmen bei der Trail-Gestaltung und -Pflege? „Schottland macht hier als ganzes Land einen unglaublichen Job, vor allem die Leute der Glentress Trail Fairies und der Tweed Valley Trails Association. Das Specialized UK-Team hat dies auf eine neue Ebene gehoben, indem sie ganze Serien von Soil Searching Bau-Tagen in Verbindung mit einem Soil Searching Bike-Fundraiser ins Leben gerufen haben. Wenn es um Trail-Building als Beruf geht, ist World Trail in Australien für mich das Maß der Dinge. Weitere herausragende Trail-Lobbygruppen sind Sierra Buttes Trail Stewardship in Downieville in Kalifornien, die Mountain Bikers of Santa Cruz, Whatcom Mountain Bike Coalition in Bellingham, Washington, und die Northshore Mountain Bike Association (NSMBA) in North Vancouver. Dann gibt es noch all die vielen Trails in Derby, Tasmanien, die von Max Connor, Ryan De La Rue, Rhys Atkinson und das World Trail Team gebaut wurden. Diese Jungs, angeführt von Glen Jacobs, einem der größten Legenden in Mountainbiking und Trail-Building, sind einige der besten Trail-Bauer der Welt.“

Ich bewundere die Vision, die Trail-Builder haben. Für mich geht es darum, wie wir als Industrie sie unterstützen können und so hoffentlich die Welt für Biker noch besser machen.

An diesem Punkt ist es Fanie wichtig, den Grundgedanken seiner Arbeit und seinen Fokus beim Soil Searching Programm von Specialized herauszustellen. „Ich sehe mich selbst nicht als hardcore Trail-Builder. Ich bin einfach nur jemand, der die stillen Helden, die das Mountainbiken ausmacht, anerkennt, feiert und unterstützt. Wenn ich ihre Trails dann fahre, kann ich es selbst immer kaum fassen, mit welcher Vision und eisernen Willen die Trail-Bauer dahinter stehen.

Letztendlich sind es die Trails, die der Herz des Mountainbikens sind. Wenn das Lesen dieser Worte euch inspiriert hat, ein paar Werkzeuge in die Hand zu nehmen und durch eure Unterstützung die Trails in gutem Zustand zu halten, dann ist Fanies Arbeit getan. Wir geben euch noch seine finalen Ratschläge dazu auf den Weg: „Wenn ihr mehr machen wollt, findet heraus, wer eure lokalen Trail-Builder sind, kauft ihnen ein Bier oder geht mit ihnen schaufeln. Gemeinschaft – das ist alles, worum es geht.“


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Text: Fotos: Finlay Anderson