Feature | Bon Voyage – Happy New Year

4×4, Schnee, Kumpels, Bikes, Hangover – klingt nach Spaß? Ist es auch! Mit Kater im Gepäck ging es für uns am Neujahrstag auf Entdeckungsreise. Das Fondue liegt mir noch schwer im Magen, als ich aus dem Tiefschlaf gerissen werde. Verdammt! Welcher Arsch ruft denn um diese Uhrzeit an? Langsam wälze ich mich aus dem Bett und greife blind nach dem Handy. Mein Schädel brummt. Mit verschwommenem Blick schaue ich aufs Display. Ferdinand!

An Silvester gibt es drei Sorten von Menschen. Zuerst einmal diejenigen, die alles penibel im Voraus planen: das Abendessen, die Party, bis die Beine weh tun und den ersten Tag des Jahres, den sie vorzugsweise im Bett verbringen. Diesen gegenüber steht Menschensorte 2, die von aller Hektik unbeirrt der Silvesternacht entspannt entgegensieht und sich mit Freunden im kleinen Kreise zum Jahreswechsel versammelt.
Und dann gibt es da noch so Leute wie mich – und ich wette, das ist die Mehrheit! Etwas planlos halte ich mir alle Optionen bis zum Ende offen. Nichts sagt mir so richtig zu. Eigentlich wäre Chillen ganz gut, eine Party aber auch. Schwierig. Nun ja. Verkatert liege ich jetzt in meinem Bett und versuche, mich daran zu erinnern, was ich – optimistisch, wie ich immer bin – mit meinem Kumpel Ferdi gestern noch ausgemacht hatte, als er auf eine andere Party (Menschensorte 2) ging. Wenn es einen Vorsatz gibt, dann heißt der: Wort halten! Seufz. Hilft ja alles nix: Kaffee auf Industriestärke aufgebraut, kurz kalt geduscht, Bike gepackt und schon sitze ich auf dem Beifahrersitz. Während ich krampfhaft versuche, meine Kräfte für später zu sammeln, fräst Ferdinand mit seinem Jeep munter durch den Schnee.


Nebelschwaden, ein kurzer Schneesturm
Keine 30 Minuten Autofahrt und ein paar Drifts später haben wir unser Ziel erreicht. Von mehreren Kumpels hatten wir bereits gehört, dass es zwischen Calw und Bad Wildbad einige geile Trails geben soll. Nun stehen wir also in Hintertupfingen. Ein Ort, von dem ich bislang nur meine Oma schwärmen gehört habe. Einige verlassene Grand Hotels deuten darauf hin, dass die Glanzzeiten des Kurortes schon längst vorüber sind. Das Eislaufstadion sowie die Therme scheinen eher von Senioren bevölkert.


Vor den Augen eines solchen, verwunderten Senioren-Paares orientieren wir uns mit unseren Smartphones. Dank Strava können wir auf Entdeckungstour gehen. Navigiert wird der Nase nach und wir machen immer mal wieder Stopps, um die Position auf dem Handy zu bestätigen. Der Schnee hilft nicht gerade dabei, da die meisten Traileingänge unter einer weißen Schicht versteckt liegen. Aber die Kälte tut erschreckenderweise gut und haucht Leben in meine noch benommenen Glieder. Die knirschenden Zähne entspannen sich, ein Grinsen macht sich allmählich in meinem Gesicht breit. Mensch, ist das geil! Nach dem ersten Trail wissen wir bereits: Alles richtig gemacht!


Blind-Racing im Schnee. Was kann es Besseres geben?
Steine, Wurzeln, Anlieger, Sprünge. Schnell, teils verwinkelt, teils sehr technisch. Warum waren wir nicht schon eher hier? Losziehen und erkunden – egal bei welchen Bedingungen. Ein Motto, das man sich zu Herzen nehmen sollte. Denn oft muss man gar nicht weit reisen, um neue Trails zu finden.




Um zu gewinnen, muss man sich manchmal auch verlieren. Auf der Erkundungstour haben wir uns mehrmals verfahren, dafür feinste Trails gefunden und einen absolut geilen Start ins neue Jahr gehabt. Ein Hoch auf spontane Trips!
Text & Bilder: Robin Schmitt
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