First Look | Stan’s neuer ZTR Bravo Pro Carbon Laufradsatz
“Mehr Volumen, mehr Grip und weniger Gewicht”, so lautet seit Jahrzehnten die Maxime der Reifenentwickler. Leider stießen die Ingenieure dabei schnell an ihre Grenzen, da sie stets auf das schmale Design der gängigen Felgen Rücksicht nehmen mussten, das selten breiter war als 20mm. Erst in den letzten paar Jahren gab es in diesem Punkt ein Umdenken und so arbeiten nun Reifen- und Felgenentwickler immer öfter Hand in Hand, was schließlich dazu führte, dass viele Hersteller sich die Vorteile zu Nutze machen, die ein breiteres Felgendesign mit sich bringt.
Die Firma Stan’s setzte im Bereich der Alufelgen vor einiger Zeit erst mit der ZTR Flow und später mit der Flow Ex eine Marke, an der sich die übrigen Hersteller stets messen lassen mussten. Nun wurde kürzlich die ZTR Bravo, eine endurotaugliche Carbonfelge vorgestellt, und natürlich waren wir sehr gespannt, ob diese an den durchschlagenden Erfolg der Aluversion würde anknüpfen können.
Auffälligstes Merkmal der neuen 28-Lochfelge sind die sehr niedrigen Seitenflanken. Hier kommt die sogenannte Bead Socket Technologie zum Einsatz, durch die der Reifen deutlich höher auf der Felge sitzt und mit dieser ausschließlich mit dem Reifenwulst verbunden ist. Laut Hersteller gestattet dies dem Reifen, sich und seine Eigenschaften besser zu entfalten. Zudem sollen die niedrigen Flanken groben Felsen weniger Angriffsfläche für Beschädigungen bieten. Dies wäre ein erfreulicher Effekt, hatten wir doch in der Vergangenheit häufiger mit Problemen in dieser Richtung zu kämpfen.
Die Felgenbreite hat einen nicht unerheblichen Einfluß auf das Verhalten des Reifens. Ein schmales Felgenprofil resultiert in einer geringeren Reifenstabilität, was in schnellgefahrenen Kurven ein unangenehmes Walken des Gummis begünstigt. Um den Reifen dennoch etwas Stabilität zu geben, muss mit einem deutlich höheren Druck gefahren werden, was wiederum den Grip negativ beeinflusst. Wer jetzt aber denkt, “viel hilft viel”, der liegt ebenfalls falsch. Schließlich verschlechtert sich bei einer zu breiten Felge das Abrollverhalten und die Seitenwand des Reifens verliert ihre Schutzfunktion. Mit einer Innenweite von 26,6mm bewegt sich Hersteller Stan’s bei den ZTR Bravo im Mittelfeld. Dafür sollen die niedrigen Flanken besser für großvolumige Reifen geeignet sein.
Ein weiteres Highlight der neuen Felge stellt das RiACT Design dar. Wer zum ersten Mal auf Carbonfelgen unterwegs ist, spürt sofort die enorme Steifigkeit, eine der Haupteigenschaften des Materials, die sich hauptsächlich in der Beschleunigung positiv bemerkbar macht. Leider hat eine steife Felge aber auch ihre Nachteile, denn ohne ein gewisses Maß an Eigendämpfung fühlt sich das Rad in ruppigerem Gelände sehr schnell bockig und unkontrolliert an. Stan’s versprechen bei der neuen Bravo eine um bis zu 30% verbesserte Seitensteifigkeit gegenüber herkömmlichen Alufelgen. Durch den Einsatz eines neuartigen Laminierverfahrens soll aber die stoßabsorbierende Wirkung bei radialen Schlägen der einer Alufelge in Nichts nachstehen. Verformungen um bis zu 10mm sollen demnach keinerlei Beschädigungen oder Druckverlust zur Folge haben (in einem Onlinevideo wird dies eindrucksvoll gezeigt).
Der sogenannte Pro Laufradsatz, der uns zu Testzwecken erreichte, ist mit den komplett neuen Neo Ultimate-Naben bestückt. In deren Freilaufkörper befinden sich sechs(!) Sperrklinken die für einen Eingriffswinkel von lediglich 5° verantwortlich sind. Effizienz und Vortrieb sollten also bei diesen Rädern kein Problem sein. Großzügig dimensionierte Lager des Typs 6802 und 6902 sorgen für stabilen und ruhigen Lauf. Eigentlich wirkt alles an der neuen Nabe sehr stabil und robust. Die leicht angewinkelten Flansche tragen dazu ihren Teil bei. Sie sollen für eine bessere Zentrierung des Laufrades sorgen. Natürlich sind die Naben für alle gängigen Achsstandards (incl. BOOST) und Freilaufkörpertypen geeignet.
Die Laufräder sind mit Sapim Custom Force Speichen der Dimension 2.0/1.7/1.8 sowie mit SecureLock Alunippeln aufgebaut, was das Gewicht erfreulich niedrig hält. Komplett montiert mit XD Freilaufkörper, Felgenband und Ventilen blieb unsere Waage bereits bei 1646g stehen. Im Einzelnen macht dies 768g für das Vorder- bzw. 878g für das Hinterrad, was für einen Laufradsatz dieses Einsatzbereiches äußerst wenig ist. Leider hat diese Leichtigkeit auch seinen Preis, und so werden für den Komplettsatz umgerechnet satte 1900,- $ (1680,- €) fällig. Im Preis inbegriffen sind der Laufradsatz, eine zweijährige Garantie sowie ein dreijähriges Crashreplacement. Für Leute, deren Budget etwas kleiner ausfällt wird es auch eine günstigere Teamversion mit den Standard Neo Naben und Sapim Racespeichen geben. Erfreulicherweise gibt es die Felgen in den Größen 26”, 27,5” und 29”.
Auf einen ersten Praxistest in einem strapazierfähigen 29” Bike sind wir schon jetzt sehr gespannt. Selbstverständlich werden wir euch zeitnah über das Ergebnis informieren.
Für mehr Information klickt euch durch die Notubes WQebsite.
Text & Fotos: Trev Worsey
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