Mountainbiken ist für viele von uns mehr als ein Hobby – Wer ein MTB fährt, findet nicht nur neue Wege, sondern oft auch sich selbst. Dass Mountainbiken unser Leben verändern kann, wissen wir aus eigener Erfahrung. Dieses Mal haben wir euch nach euren Erfahrungen und Geschichten gefragt. Die besten Storys findet ihr hier.

Das Leben schreibt oft die besten Geschichten – diese sind pur, ehrlich und manchmal auch wild. Ob Alkohol, ein schlechtes Umfeld, eine belastende Beziehung oder allgemeine Unzufriedenheit – Mountainbiken ist oftmals der erste Schritt in ein neues Leben. So gut wie jeder in unserer Redaktion hätte es nie für möglich gehalten, wie der Kauf eines Mountainbikes uns verändert und welchen Weg das Leben damit einschlägt. Von der Ausbildung im Handwerksbetrieb zum Elite-Rennfahrer und Bikeguide, vom Rettungssanitäter zum 2-Rad-Mechaniker in Whistler oder vom Studienabbrecher zum Gründer und Geschäftsführer eines 30-köpfigen Teams – ganz zu schweigen von all den unvergesslichen Momenten, Begegnungen und Erfahrungen mit, neben und dank zwei Rädern! Wir alle haben verrückte Geschichten hinter uns, die wir nicht missen möchten, egal ob Einsteiger oder Profisportler. Deshalb haben wir euch gefragt, wie das MTB euer Leben verändert hat!

MTB saved my Life:
Von der Identitätskrise in die Arme der Bike-Familie

2011, vor etwa 10 Jahren, war mein persönlicher Tiefpunkt erreicht, geprägt von einschneidenden Ereignissen. Zuerst ging meine langjährige Beziehung in die Brüche und damit auch der gemeinsame Freundeskreis. Zur selben Zeit schloss ich mein Studium ab, doch statt eine feste Stelle zu bekommen, begann eine Zeit des Hoffens und suchen, begleitet von unzähligen Enttäuschungen. Zeitgleich zerfiel meine Band, mit der ich 8 Jahre lang fast täglich unterwegs war und das Ganze endete mit einem heftigen Streit, der nur über Anwälte geregelt werden konnte. All dies führte zu einer Identitätskrise voller Zukunftsängste bis hin zur Depression. Wie das Biken mein Leben verändert, genauer gesagt, gerettet hat? Meine Schwester und ihr damaliger Freund hatten damals das Tourenfahren für sich entdeckt und ich schloss mich ihnen an. Ich hatte mir damals mein erstes Hardtail gekauft und auf einmal war ich wieder draußen in der Natur unter Menschen und habe neue Dinge kennengelernt. Anfangs war so gut wie jeder Trail eine riesige Challenge. Einen Berg zu erklimmen und irgendwie wieder heil herunterzukommen hat mich wahnsinnig gepusht. Die ersten Freundschaften begannen und wir haben zusammen Touren und Ausflüge zu dem ein oder anderen anspruchsvollen Trail geplant, wo ich mich jedes Mal körperlich, seelisch und nicht zuletzt technisch verbessern konnte. Statt ständigem Saufen habe ich auf einmal auf meine Ernährung geachtet. Ich konnte es mir nie vorstellen, als Single zu verreisen, dennoch habe ich 2015 meinen ersten Bike-Trip nach Italien unternommen. Das war so befreiend, dass ich die folgenden Jahre immer wieder dort war! Unvergesslichen Momente wie ein Trip nach Saalbach, bei dem eine riesige Clique entstand, mit der ich mich seitdem regelmäßig treffe, prägte diese Zeit. Ich werde meine ersten Bikepark Besuche nie vergessen: So viel Freundlichkeit und Offenheit – die Bikeszene war für mich wie eine große Familie, die mich mit offenen Armen aufnahm. Dort habe ich auch eine unglaublich gute Freundin gefunden, die ich inzwischen durch meine immer größer werdende Kompetenz, z. B. beim Kauf ihres Mountainbikes beraten konnte. In Zukunft wird es für mich also noch mehr Touren und Abenteuer mit grandiosen Menschen geben. MTB saved my Life!unknown Rider*

Neue Figur, neue Frau, neues Leben –
Es ist nie zu spät, sein Leben zu ändern!

Los ging es vor sechs Jahren – da war ich 56 Jahre alt und bin die letzten 30 Jahre überhaupt nicht auf einem Bike gesessen. Beinahe hätte ich mir dann ein Hardtail gekauft (so viel zur Beratung in einem Fahrrad-Supermarkt), doch zum Glück war ich noch auf einen guten MTB-Händler vor Ort gestoßen! Dieser hatte mir ein Mountainbike mit 120 mm Federweg verkauft. Kurz zuvor hatte ich mit meinem alten Trekkingrad zufällig die “Borderline” in Freiburg entdeckt, damit war es um mich geschehen. Natürlich wurde schnell klar, dass ich auf diesem Enduro-Trail mein Fahrrad – und womöglich mich mit – zerstören würde. Also: Ein MTB musste her! Zwei Jahre später wurden dann zwangsläufig aus den 120 mm 160 mm. Ein Enduro war klar besser geeignet für die Stufen der Borderline und die Bremswellen auf dem „Canadian-Trail“ in Freiburg. Da machte meine damalige Freundin nicht mehr mit: „Was, jetzt bist Du auch noch richtiger Mountainbiker?!“ „… äh … ja!“ Kurz darauf war die Freundin weg und das Enduro da. Nach über einem Jahr Anlauf schaffte ich zum ersten Mal die „Borderline“ nonstop, ohne auch nur einmal den Boden mit etwas anderem als den Reifen zu berühren. Ich freue mich bis heute darüber wie ein Kind! Höchste Zeit also für die Teilnahme an der Vereinsmeisterschaft – im Alter von 60 Jahren war ich der zweitälteste Teilnehmer. Mein Leben hat sich damit radikal geändert, ich verwarf alle bisherigen Freizeitaktivitäten und war nur noch in der Natur draußen! Mir geht es besser als viele Jahre zuvor. Und die Weite meiner Hosen schrumpfte um zwei Nummern – obwohl ich an Gewicht zugelegt hatte. Nur eben an den richtigen Stellen ;-) Und die für mich richtige Frau habe ich dabei auch gefunden: auf dem MTB sitzend beim 1000-hm-Uphill zum Schauinsland. Besser geht’s nicht. Leute, setzt Euch auf ein Bike und ändert euer Leben! – unknown Rider *

Ein kleines Erbe mit großen Auswirkungen.

Alles begann 1989 mit dem Tod meiner Großmutter. Sie hatte ein erfülltes und langes Leben hinter sich und mit dem bescheidenen Erbe, welches mein Vater damals erhielt, kaufte er mir ein Mountainbike, ein Koga Miyata. Ich war damals 12 Jahre alt und was Sport anbelangt vor allem auf dem Fußballplatz aktiv. Außerdem war ich mit meinen Eltern, die aktive Kletterer und Skitourengänger waren zusammen in den Bergen. Während meine Eltern ihre Wochenend-Wandertouren unternahmen, begleitete ich sie von da an mit dem Bike. Schon bald gesellten sich drei andere Jungs aus dem Dorf dazu, und wir wurden eine eingeschworene Biker-Clique. Wir fuhren auf verblockten Trails rund um unser Dorf und auch die Schulplätze nutzten wir dazu, um die Mädels mit Bunny Hops und Sprüngen über Treppen zu beeindrucken ;) Anfang der 1990er-Jahre fanden bei uns in der Region dann auch die ersten Cross-Country Rennen statt. Bald merkte ich, dass ich anscheinend nicht ganz untalentiert war, ich fuhr schon bald erste Podestplätze ein. Also entschied ich mich, eine offizielle Schweizer Rennlizenz zu lösen. Ich fightete dann zusammen mit Jungs wie Christoph Sauser, Claudio Caluori oder Thomas Hochstrasser um Plätze und Medaillen. Wobei die eben Genannten bedeutend erfolgreicher waren als ich und schliesslich auch sehr erfolgreiche Profi-Karrieren eingeschlagen haben. Ich dümpelte so im Mittelfeld herum und entschied mich mit Anfang 20, aus dem Rennzirkus auszusteigen. Dem Bikesport treu geblieben bin ich natürlich trotzdem, und bald kamen erste Bikereisen hinzu. Sehr gut erinnern kann ich mich an eine Tour auf dem indischen Himalaja nach Ladakh und Zanskar. Pässe von über 5000 Meter über dem Meeresspiegel haben wir überquert, trotzten dabei Schneestürmen, doch wir hatten einfach eine gute Zeit. Schon als aktiver Rennfahrer waren meine Stärken eher technischer Natur, sprich, aufwärts fuhr ich eigentlich nur, wenn oben ein toller Trail lockte. Mittlerweile bin ich stolzer Vater von zwei Kindern, welche (wen wundert’s) das Biken ebenso lieben wie ihr Dad, und auch bei mir ist die Leidenschaft für den besten Sport der Welt längst nicht erloschen. Wenn ich wie derzeit aufgrund der Pandemie oft auf den gleichen Hometrails unterwegs bin wie vor über 30 Jahren, denke ich dankbar an meine Großmutter und an meine inzwischen verstorbenen Eltern, welche meine Bike-Spinnereien immer unterstützt haben. An all die Begegnungen, welche mir das Biken ermöglicht hat, an Reisen in nahe und ferne Länder, aber auch an schmerzhafte Stürze oder das körperliche Leiden bei Cross-Country-Rennen. Das Faszinierende am Bikesport ist und bleibt für mich die Vielfalt, die Bewegung mit einem Spassgerät in der Natur, das Erkunden und Erforschen neuer Regionen und Trails. Es macht mich glücklich, wenn ich wie vor 30 Jahren das Bike aus der Garage hole und zu mir selbst sage, “So, jetzt gehts ab in den Wald zum Spielen”. – unknown Rider*

Mountainbiken verändert alles –
manchmal anders als geplant

Mich hat noch nie etwas auch nur annähernd so begeistern können wie das Radfahren. Es war schon immer das Größte und hat mir ein unbeschreibliches Gefühl der Freiheit gegeben. Seit meinem 8. Lebensjahr genieße ich jeden Moment auf dem Bike: Anfangs auf dem BMX, später auf dem Cross Country und Downhill Bike. Nachdem ich 8 Jahre im Nationalkader XC gefahren bin, konnte ich mich 2019 sogar für den Downhill World Cup in Val di Sole qualifizieren – der Beginn einer neuen Zeit. Doch leider lief alles anders als geplant: Im Training hatte ich einen schweren Sturz, bei dem ich mir den 8. Brustwirbel gebrochen hatte und dadurch hat sich mein ganzes Leben von Grund auf geändert. Dank meiner Familie, meiner Freundin, meiner Freunde und nicht zuletzt durch pure Willenskraft, bin ich heute wieder mit dem Bike unterwegs. Ich bin zwar nicht mehr ganz so frei und uneingeschränkt wie früher, aber ich kann trotzdem wieder an diesem Hobby teilhaben. Auch dabei bietet mir das Bike die maximale Mobilität in meinem Leben, und darauf möchte ich nicht verzichten! Das Zusammenspiel aus Natur, Bewegung und Zeit mit Freunden fasziniert mich und hat mir bis zu meinem Unfall immer die besten und glücklichsten Momente bereitet. Jedes Mal, wenn man losfährt, hat man die Wahl, wie weit, wie lange und wohin man fahren möchte. Der Radsport hat mein Leben seit der Kindheit geprägt und auch heute, als Teammanager des Tillit Gravity Teams, sorgt er für unvergessliche Momente. Rein sportlich würde ich vermutlich meinen Sieg bei der deutschen Sprint-Meisterschaft als Highlight betiteln. An diesem Tag konnte ich körperlich und mental das absolute Maximum aus mir herausholen. Das Gefühl zu wissen, dass das ehrliche 100 % Leistung waren, ist mehr als befriedigend. Natürlich hatte ich auch abseits des Flatterbandes tolle Erlebnisse, wie z.B. unseren 2-wöchigen Sommer Trip durch Frankreich, wo ich mit vielen Freunden unterwegs war und wir einfach in unseren Autos gepennt haben. Eine der schönsten Erfahrungen – und das ist das, was auch unsere Radsport Community ausmacht – war der Zusammenhalt, den ich nach meinem Unfall erfahren durfte. Egal ob ein Loic Bruni oder ein alter Vereinskollege, der Zusammenhalt in dieser Zeit war einfach klasse. In nächster Zeit möchte ich mit meinen neuen Bike noch mal so einen Portes-du-Soleil-Trip erleben wie 2018. Ich hoffe, dass die Liftbetreiber mitmachen … :) – David Horvath

Von der Visagistin zur Party Lap Queen

Früher lebte ich in Malmö, der drittgrößten Stadt Schwedens und arbeitete dort als Visagistin. Mein Bruder überredete mich irgendwann dazu, Mountainbiken auszuprobieren, als ich mal wieder zu Hause war. Ich genoss es von ganzem Herzen, draußen in der Natur unterwegs zu sein – diese Momente, wenn man den Stress des Stadtlebens vergisst und sich voll und ganz darauf konzentriert, die Abfahrt auf einem Trail zu meistern. Das entfachte meine Begeisterung fürs Mountainbiken. Nach ein paar Jahren in einer großen Stadt war ich schließlich ziemlich gelangweilt vom Großstadtleben und ging auf Reisen. Ich lebte für eine Weile in Australien, aber auch dort fand ich keine Ruhe. Ich erinnerte mich daran, wie viel Spaß mir Mountainbiken bereitet hatte ich erfuhr, dass Neuseeland fantastische Trails zu bieten hat – also entschied ich mich dazu, nach Neuseeland zu ziehen. Ich überredete sogar meinen Bruder mit mir zu kommen und ebenfalls für ein Jahr dort zu leben. Wir verbrachten den Winter in Queenstown und als der Sommer anbrach, besorgte ich mir ein Giant Glory für 1.000 $ und tobte mich auf den Strecken des Skyline-Bikeparks aus. Was mich am meisten beeindruckte, war die Offenheit der Leute. Kein Wunder also, dass ich in diesem Sommer fast jeden Tag im Bikepark anzutreffen war – ich war wirklich Feuer und Flamme! Als der Winter auf der Südhalbkugel wieder näher rückte, war ich nicht gerade scharf darauf, wieder die ganze Zeit zu frieren, daher verbrachte ich den Sommer in Nordschweden auf dem Bike und kehrte anschließend für einen weiteren Sommer zurück nach Queenstown. Seitdem lebe ich fest hier in Queenstown. Ohne Mountainbiken wäre ich nie dazu gekommen, am besten Ort der Welt zu leben und all diese großartigen Freunde um mich zu haben. Mountainbiken hat mich zu einer deutlich aktiveren, sozialeren und selbstbewussten Person gemacht! Ich brenne darauf, die ganze Welt – und natürlich neue Trails zu entdecken. Ich kann es kaum erwarten, wenn endlich wieder die Grenzen öffnen und ich neue coole Leute auf dem Trail treffen kann. – Emma Oloffsen

Wenn man unter der Woche schuftet, um am Wochenende professionelle Rennen zu fahren –
Mountainbiken gibt einem alles zurück!

Mein altes Leben hatte wirklich gar nichts mit Bikes zu tun. Es wurde beherrscht von Mode, Trends, Werbung, Styling, Piercings, Tattoos, Rauchen und Trinken. Außerdem lebte ich ständig auf Diät und feierte Partys mit Skatern. Ich lebte in Huntington Beach, dort gab es eine megalange Strandpromenade und ich wollte ein Bike haben, um mit den lässigen Kaliforniern am Strand zu cruisen. Ein Freund von mir arbeitete bei GT, er köderte mich mit einem heißen Deal auf ein Hardtail – das war der Beginn von meinem neuen Leben! Jedes Mal, wenn ich auf der Strandpromenade mit dem Bike unterwegs war, fühlte ich mich ein bisschen besser und wollte noch ein Stück weiterfahren, bis ich eines Tages plötzlich vor dem Sheep Hills Dirt-Jump-Park stand und ein Mädchen beobachtete, das es auf den Dirts absolut krachen ließ. Ich war direkt begeistert von ihren Skills und wollte jedes Detail von ihr wissen, um genau so fahren zu können. Wir wurden beste Freundinnen und sie brachte mir alles bei, was es übers Biken zu wissen gibt. Sie schleppte mich jedes Wochenende mit rauf nach Big Bear in die Berge – erst zum Biken und irgendwann auch zu den ersten Rennen. Ich nahm kurz darauf an meinem ersten XC- und DH-Rennen teil und gewann auf Anhieb beide. Downhill gab mir so viel Energie wie noch nie etwas zuvor etwas in meinem Leben. Ich war Feuer und Flamme und Bikes begannen, mein Leben völlig einzunehmen. Ich war wie besessen! Das Sea Otter 2002 war mein allererstes Profi-DH-Rennen. Auch mein erstes Weltcup-Event fand 2002 in Telluride, Colorado statt. Dort war ich völlig fasziniert davon, all meine „Helden“ life zu sehen, obwohl sich fast jeder Gedanke um das massive Roadgap auf der Strecke drehte, über das ich im Rennen zu fahren musste. Ich hatte kaum trainiert, stand wie erstarrt neben dem Roadgap an der Strecke und beobachtete alles und Jeden voller Ehrfurcht. Zwischen 2002 und 2009 nahmen wir so gut wie jedes Rennen mit und fuhren einfach überall hin. Wir erledigten die beschissensten Jobs, um über die Runden zu kommen und genug Kohle zusammenzusparen, um an der “Norba Nationals-Rennserie” teilnehmen zu können sowie am World-Cup. Den Rest des Jahres hieß es dann wieder Schuften, um all die Schulden aus der Rennsaison abzubezahlen. Ich arbeitete als Kellnerin, im Einzelhandel, in Bike-Shops, für Catering-Unternehmen, im Kundenservice, in Bibliotheken, schliff Bretter auf einer Baustelle ab, installierte Fußbodenheizungen, entwarf und verkaufte T-Shirts und Hoodies auf Märkten – kurzum ich war bereit, einfach alles dafür zu tun, um mit meinem Bike Rennen fahren zu können. Und was soll ich sagen? Es war die beste Zeit mein Lebens!

Es war diese Art von Freiheit, die mich so fesselte. Ich liebte es, dass man in relativ kurzer Zeit ziemlich schnell allem entfliehen konnte. Ich mag den Wind in meinem Gesicht und auch die simple Bewegung des Pedalierens. Es ist noch immer genau dieses Gefühl, das mich bis heute mit meinem Bike nach draußen treibt. Nichts hat sich verändert: Ich liebe es, Gegenden zu erkunden und zu entdecken, was sich hinter der nächsten Kurve verbirgt. Immer wenn ich von Natur umgeben bin, egal ob von Wäldern, Bergen oder Ozeanen, dann ist dies ein unvergesslicher Moment für mich. Das Gefühl, wenn man seine ganze Konzentration auf den Trail richtet und alles gibt, um schnellstmöglich unten anzukommen und es zudem schafft, seine geplante Line an einem Stück zu fahren, das kann man jemandem, der nicht Rad fährt, wohl kaum erklären. Dieser Endorphinrausch, die Art und Weise, wie lebendig man sich dadurch fühlt! Dann noch ein After-Ride-Bier, gutes Essen und die Geschichten, wenn man zusammen sitzt – all das sind verdammt schöne Momente. – Anka Martin

Das pure Gefühl von Freiheit

Ich war nicht gerade eine Sportskanone, als ich mit dem Biken anfing, ich hatte sogar seit Ewigkeiten kein Bike mehr angerührt. Ich arbeitete als Studentin bei einer neuen Firma und traf dort einen Typen, mit dem ich mich ein paar Mal unterhielt. Ich erinnere mich noch ganz genau an den Moment, als er mich ansah und meinte: „Du siehst aus, als könntest du Mountainbiken.“ Ich hatte absolut keinen Plan, was er damit meinte, also zeigte er mir Danny MacAskills „Wee day“-Clip – und ich war sofort verliebt! Schon bald nahm er mich mit auf die lokalen Trails und ich saß auf meinem uralten 26” Ghost-Hardtail und raste einen wurzeligen Trail hinab. Er drehte sich verwundert um und sagte: „Siehst du, ich hab doch gesagt, du siehst aus wie jemand, der weiß, wie man mit einem Bike umgeht!“

Ich war damals um die 22 und hatte gerade eine toxische Beziehung hinter mir. Ich war depressiv und befand mich in Therapie. Doch als ich diesen Trail hinab fuhr, fühlte ich mich zum ersten Mal seit Langem wirklich frei: Frei von Sorgen, frei von Schmerzen, ich fand einfach zu mir selbst und war mit mir im Reinen. Beim Mountainbiken – zumindest trifft das auf die Leute zu, die ich kenne – verurteilt man einander nicht, sondern jeder hat einfach Spaß und eine gute Zeit. Die Verbindung, die ich an diesem Tag spürte, ist auch heute noch da, ich spüre sie bei jedem, mit dem ich unterwegs bin – und genau das liebe ich daran. Ich schätze all das so sehr und es lässt sich nur schwierig auf einen einzelnen Moment reduzieren – es sind all die kleinen Glücksmomente und das coole Gefühl, wenn man etwas Neues erreicht hat und sich jeder wahnsinnig für einen freut. Andersherum genauso: Wenn ich jemandem etwas beibringe und die Leute dann derart dankbar und glücklich sind – das bereitet mir wirklich riesige Freude. Glücksgefühle zu schenken und zu empfangen ist einfach unschlagbar. Biken hat mich schon bei zahlreichen Gelegenheiten vor Freude zum Weinen gebracht (wirklich wahr, ich bin ziemlich sensibel). Doch neben der Tatsache, dass ich mich selbst gefunden habe, gewann ich auch viele neue Freunde dazu. Ich leite mittlerweile eine Gruppe von fast 50 Frauen aus meiner Gegend und wir organisieren Trail-Ausfahrten und Trainingscamps. Biken gab mir eine Chance und zeigte mir gleichzeitig meine Bestimmung: Menschen, vor allem Frauen, miteinander zu verbinden, sodass sie gemeinsam Biken gehen. Ich hoffe, schon bald eine Trainerlizenz zu erhalten. Besonders im letzten Jahr, während der Pandemie, habe ich zu schätzen gelernt, dass jeder Moment auf dem Bike etwas ist, dass man nicht als selbstverständlich ansehen sollte. – unknown Rider*


*Hey, we fucked it up! Wir haben euch nach eurer persönlichen Story gefragt, dabei aber komplett vergessen, euren Namen abzufragen. Wenn du deine Story hier liest, dann schicke uns eine Mail an hello@enduro-mtb.com und wir schicken dir eine ENDURO Cap zu!


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Text: Nils Mai, Susanne Feddersen Fotos: Our readers