Interview: Fotograf Paris Gore – ein Leben hinter der Kamera
Gäbe es einen Wettbewerb um den Titel ‘coolster Name in der MTB-Branche‘, dann wäre Paris Gore definitiv ganz vorne dabei. Sicherlich habt ihr schon einige von Paris’ Arbeiten gesehen, denn er hat schon für die größten Marken und Events der Branche fotografiert Paris wuchs in Spokane, Washington auf und verliebte sich schon früh ins Mountainbiken. Auf der Highschool besuchte er einige Fotografie-Kurse, und seine Leidenschaft fürs Biken und für die großartigen Landschaften um ihn herum führten schließlich dazu, dass er immer mehr Zeit hinter der Kamera verbrachte und begann, großartige Bilder wie diese hier aufzunehmen:
Sein Gespür für Bildkomposition hatte sich schon früh gezeigt, und schließlich meldete sich Paris für eine Ausbildung in kommerzieller Fotografie am Seattle Central Community College an. Er erklärt: „Ehrlich gesagt, das war eines der besten Ausbildungsprogramme in den USA, was das Business und die gewerblichen Aspekte der Fotografie angeht. Ziemlich direkt nach dem College habe ich angefangen, Vollzeit als Freelancer zu arbeiten. Es war eine abgefahrene Zeit seither, ich reise auf der Welt herum und ich liebe das, was ich tue.“ Wir wollten mehr darüber wissen, wie das Leben als reisender Fotograf so aussieht, und trafen Paris in Neuseeland.
OK, fangen wir an mit der Frage: Wer ist eigentlich Paris Gore?
Gute Frage – manchmal weiß ich es selbst nicht! Ich bin 23, geboren im Bundesstaat Washington, dort fühle ich mich immer noch zuhause.
Dein Name ist eines Rockstars würdig – dein Leben auch?
Vielleicht nicht so sehr wie man denken würde. In mancher Hinsicht ja, aber die meisten Nächte bei Events und Rennen verbringe ich vor dem Computer, bis in die frühen Morgenstunden. Ein Rockstarleben vor dem Computer vielleicht? Haha.
Wie kam es, dass du ein international tätiger Fotograf wurdest?
2013 startete ich richtig durch und ging nach Frankreich zum Crankworx Les Deux Alpes, und dann zur WM nach Andorra. Von da wurde es immer mehr, und ich begann herumzureisen wie ein Irrer.
Fotografierst du nur im Bike-Bereich?
Hauptsächlich ja, ich fotografiere Bikes seit etwa 2009. Zurzeit versuche ich es aber auch mit anderen Sachen, zum Beispiel Wintersport, Fliegenfischen und Trailrunning.
Wo fotografierst du am liebsten?
Es gibt ziemlich viele tolle Orte zum Fotografieren auf der Welt, aber ich muss zugeben, nirgends finde ich es so gut wie bei uns um die Ecke, in British Columbia. Dort und in Washington verbringe ich meine Zeit definitiv am liebsten.
Was war das Verrückteste, das dir bei der Arbeit bisher passiert ist?
Das war kürzlich in Neuseeland, wir standen um drei Uhr nachts auf, weil wir auf diesen ausgesetzten Grat hoch wollten. Ich wachte schweißgebadet und mit Fieber im Basecamp auf, aber ich dachte, ich reiß‘ mich mal zusammen und machte mich auf den Weg. Es ging ein paar Kilometer die Straße hoch, und jeder Schritt war so anstrengend als wären es tausend. So schleppte ich mich um vier Uhr morgens diesen Berg hoch, musste etwa alle 100 m würgen und hatte bei jedem Schritt das Gefühl, es könnte mein letzter sein. Jeder war auf sich allein gestellt und wir mussten vor Sonnenaufgang oben sein, da auch Videos gedreht wurden. Ich gelangte schließlich zur Basis, wo die Straße aufhörte und das Gekraxel auf dem Geröll anfing. Da ich körperlich einfach nicht in der Lage war, weiter zu gehen, legte ich mich in einen Graben und schlief auf einem Felsen, bis die Sonne über den Berg stieg. Ich sah ein, dass ich es keinesfalls nach oben schaffen würde, deshalb fuhr ich mein Bike wieder runter bis zum Truck und hielt Ausschau nach der Crew. Mir gelang ein Foto von ihnen, wie sie Grat entlang fuhren während hinter ihnen der Vollmond unterging. Wenn es mir nicht so elend gegangen und ich nicht umgekehrt wäre, dann wäre dieses Bild nie entstanden.
Was hast du normalerweise so an Equipment in der Tasche?
Es kommt auf den Tag an, und was für ein Shooting geplant ist, aber üblicherweise meine Nikon D4, mein 16mm Fischauge, ein 14-24 mm 2,8-Objektiv, ein 24-70 mm 2,8, ein 70-200 mm 2,8 und ein 35 mm 1,4. Ich habe auch noch ein 200-400 mm f4-Objektiv für spezielle Gelegenheiten, aber das bricht einem wirklich das Kreuz.
Und wie ist es mit Kamerataschen, welche hast du bei Shootings dabei?
Ich habe gerade einen Deal mit dem Staff Pro Team von F-Stop abgeschlossen, ich benutze ihre Taschen auch schon seit Jahren. Im Moment vor allem die Loka UL als leichte Option, oder die Tilopa BC für größere Jobs. Ich finde, Taschen gehören zu den wichtigsten Tools, die man als Fotograf da draußen dabei hat, und es muss passen für den jeweiligen Zweck.
Wenn du dich für ein einziges Objektiv entscheiden müsstest, welches wäre das?
Das 70-200 mm, oder vielleicht auch mein 35mm 1,4, das habe ich in letzter Zeit sehr ins Herz geschlossen.
Welche Tipps hast du für aufstrebende junge Fotografen?
Das ist zwar schon eine Million Mal gesagt worden, aber es ist wirklich wahr: folgt eurer Leidenschaft und lasst euch von niemandem etwas anderes einreden. Jeder, der in der Branche Erfolg hat, hat an dem Punkt angefangen, und es erfordert einfach sehr viel Einsatz und Hingabe, wenn man es schaffen will. Mir hat es geholfen, dass ich mir Ziele gesetzt habe und von da aus rückwärts geplant, was die richtigen Schritte sind.
Was war der beste Rat, den dir jemand gegeben hat?
„Lass dich bezahlen“ – Tim Zimmermann gab mir mal diesen schlichten, aber sehr treffenden Ratschlag. Egal, was du fotografierst, ob es die Geburtstagsfeier deiner Großmutter ist, die Hochzeit deines Cousins, ein kleines Bike-Event, oder was auch immer, mach es nicht für umsonst. Wenn du deiner Arbeit einen Wert beimisst, werden es andere auch tun.
Wessen Bilder inspirieren dich?
Ich schaue mir sehr viel Surf-Fotografie an, weil ich finde, dass diese Leute sich noch ganz anderen Herausforderungen stellen müssen, um ein originelles Foto zu machen, und es ist wirklich beeindruckend, was dabei herauskommt.
Wie verschafft man seiner Arbeit am besten Beachtung?
Man muss sich einen Namen machen in der lokalen Szene, man kommt schon sehr weit damit, wenn man einfach ein anständiger und netter Mensch ist. Die Leute helfen einem wirklich gern weiter, wenn man Herz und Kopf am rechten Fleck hat. Du weißt nie, wen du als nächstes kennenlernst, oder ob diese Person jemanden kennt, der einen Job für dich hat.
Die Leute sehen deine Fotos von großartigen Orten und denken, du lebst deinen Traum. Ist es schwierig, genug Arbeit zu finden?
Ich lebe auf jeden Fall meinen Traum, ich würde es niemals anders wollen! Ich habe Glück, dass ich im pazifischen Nordwesten lebe, wo die Mountainbike-Industrie sehr stark vertreten ist, und so bin ich das ganze Jahr über gut ausgelastet. Es gibt immer noch etwas, das ich gerne machen würde, aber manche Träume brauchen eben noch ein bisschen Zeit.
Du musst ja sehr viel Zeit unterwegs verbringen – gibt es etwas, ohne dass du auf Reisen nicht leben kannst?
Ohrstöpsel. Ansonsten brüllt einem Sven Martin die ganze Nacht ins Ohr.
Wenn ihr mehr Fotos von Paris sehen wollt, schaut euch seine Website an.
Interview: Trev Worsey
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