Interview: Marcus Klausmann – die deutsche Downhill-Legende
Die deutsche Downhill-Legende Marcus Klausmann hat es wieder einmal allen gezeigt. Er wurde bei den Deutschen Downhill Meisterschaften am 21.07.2013 im Conti Bikepark Bad Wildbad, der wohl schwierigsten deutschen Downhillstrecke , zum 15.Mal Deutscher Meister. Sein größter Konkurrent und Teamfahrer im GHOST Factory Racing Team, Johannes Fischbach, fuhr im Seeding Run Bestzeit und ging als großer Favorit ins Rennen. Aber „that´s racing“ – Klausmann holte sich den Titel.
Gratulation und Hut ab vor dieser großartigen Leistung!
ENDURO: Nachdem deine Siegesserie bei den Deutschen Downhill Meisterschaften in den Jahren 2011 und 2012 verletzungsbedingt unterbrochen war, bist du dieses Jahr wieder als strahlender Sieger zurückgekehrt. Viele aus der Bikerszene hatten dir diese Rückkehr aufs Siegerpodest nicht mehr zugetraut. Woher nimmst du deine Motivation?
Marcus Klausmann: Ich bin süchtig nach Erfolg, süchtig immer noch am Limit fahren zu können, der Geschmack des Gewinnens, auf Kommando Leistung abrufen zu können, dies alles motiviert mich.
Ich versuche perfekt zu fahren, die perfekte Linie zu finden, dies treibt mich an und diese Suche nach der Perfektion ist auch ein Charakterzug von mir.
Meine spezielle Motivation diese Jahr war es, nach meiner langen Verletzungspause, zu zeigen, dass mit mir noch zu rechnen ist. Gerade die starke nationale Konkurrenz durch „Fischi“, der ja im vergangenen Jahr den Meistertitel im Downhill holte, motivierte mich. Ich wollte zeigen, dass ich auch mit diesem starken Kontrahenten mithalten und mit einem starken Konkurrenten umgehen kann und letztlich gelang es mir ihn auch knapp zu schlagen.
Nach meiner langen Verletzungspause wollte ich keinesfalls ohne einen Comeback-Versuch meine Downhill-Karriere beenden.
ENDURO: Es stellt sich zwangsläufig die Frage, wie gehst du mit deiner stärksten Konkurrenz, die auch noch im gleichen Team fährt, um. Wie ist dein Verhältnis zu Johannes Fischbach, der ein Top 40-Fahrer im Downhill Weltcup ist?
Marcus Klausmann: Also ich komme gerade vom gemeinsamen Pumptrack fahren mit „Fischi“. (“Klausi” zeigt auf sein verschwitzes T-Shirt) Wir verstehen uns gut. Der Downhill-Sport ist ja kein Team-Sport und jeder fährt letztendlich für sich. Und diese Konkurrenz durch „Fischi“ hat mich, wie bereits erwähnt, zusätzlich motiviert. Außerdem hatte ich in der Vergangenheit meine Erfolge im Weltcup, wenn diese auch schon ein paar Jahre zurück liegen. Es stellt für mich also kein Problem dar, dass wir im gleichen Racingteam fahren.
ENDURO: Wie hast du dich auf die diesjährige Saison vorbereitet?
Marcus Klausmann: Bis Ende Oktober 2012 konnte ich verletzungsbedingt nur Krankengymnastik machen. Meine Grundkondition war total im Keller und mein Saisonziel war ganz klar auf die Deutsche Downhill-Meisterschaft ausgelegt. Das heißt, ich hab mich ganz klar auf´s Downhill fahren konzentiert und trainiert, weshalb mir bei den Enduro-Rennen in Treuchtlingen und Riva hinten raus der Sprit ausgegangen ist.
Markus Klausmann bei der SRAM Specialized Enduro Series in Riva.
ENDURO: Wie sehen deine weiteren Saison-Ziel aus?
Marcus Klausmann: Ich will dieses Jahr noch das eine oder andere Downhill-Rennen fahren und im Oktober mit der Familie eine Woche Strandurlaub in Finale Ligure machen. Dort findet ja der letzte Lauf zur ENDURO WORLD SERIES statt, an dem ich teilnehmen möchte, sofern ich noch einen Startplatz bekomme. Außerdem würde ich gerne in Flims (7. Lauf der Specialized-SRAM Enduro Series am 12./13.10.2013) mitfahren. Enduro fahren macht mir einfach Spaß!
ENDURO: Mit welchem Bike möchtest du die Enduro-Rennen bestreiten?
Marcus Klausmann: Ich könnte mir vorstellen, dass ich das neue Riot von GHOST fahren werde.
ENDURO: Wenn du dein heutiges Training mit dem vor 10 Jahren vergleichst, was hat sich geändert?
Marcus Klausmann: Mein Training ist heute intensiver, bewusster und kürzer. Früher habe ich 12 000 km pro Jahr auf dem Rennrad zurückgelegt, hab relativ wenig auf dem Downhiller trainiert und Krafttraining gemacht.
Heute trainiere ich zweimal am Tag, maximal 2 Stunden am Stück und mache mehr Koordinationstraining, wohingegen ich früher eine, dafür aber eine längere Traingseinheit, gemacht habe.
ENDURO: Wie wird sich deiner Meinung nach der Enduro-Sport entwickeln.
Marcus Klausmann: Der Enduro-Sport wird eine ähnliche Entwicklung machen wie der Downhill-Sport in den letzten 20 Jahren. Geld wird letztendlich dem professionellen Teil des Enduro-Sportes seinen Stempel aufdrücken. Die Sponsoren werden maßgeblich die Entwicklung bestimmen. Der UCI und die EWS werden Regularien entwickeln, an die sich die großen Enduro Serien zu halten haben.
Enduro-Rennen sollten sich meiner Meinung nach nicht zu weit von ihrem Ursprung entfernen, d.h. es sollten keine Etappen-Downhill-Rennen werden, das Shutteln ist nicht unproblematisch, da es z.B. wie in Riva die finanzkräftigen Teams/Fahrer bevorteiligt und auch das wochenlange Training vor dem Rennen, wie z.B. in Punta Ala, schafft Wettbewerbsverzerrungen.
ENDURO: Wie siehst du deine persönliche Zukunft als Bike-Profi im nächsten Jahr?
Marcus Klausmann: Ich hab immer noch sehr viel Spaß beim Biken, egal ob Downhill oder Enduro. Aber wenn ich mitmache, dann will ich auch gewinnen. Deshalb werde ich mich im Winter breiter aufstellen, so dass ich meinen Ansprüchen gerecht werden kann und dazu gehört beim Enduro-Fahren natürlich auch mehr Kondition als dies beim Downhill notwendig ist. Die letzte Entscheidung fällt dann aber im Frühjahr.
ENDURO: Marcus – Danke für das Interview und weiterhin viel Erfolg!
Text: Manne Schmitt
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