Justin Leov’s diary: Ein Rennen gegen die Zeit – EWS #2
Ich habe gerade eine der intensivsten Wettkampfwochen meiner Karriere hinter mir anlässlich der EWS in Schottland. Ich würde diesen Ort als das europäische Whistler, aber ohne die Seilbahnen, beschreiben! Unendlich viele Wege, eine perfekte Infrastruktur und eine ansässige Gemeinde, die sich ganz dem MTB widmet.
Ich war entschlossen, so viel Informationen wie möglich aus den Erkundungstagen mitzunehmen und habe dabei über 100 km zurückgelegt, um jede Wertungsprüfung zwei Mal abzufahren. Ich hatte auch vor gleichzeitig zu filmen, um mir die Bilder der Wertungsprüfungen vor dem Rennen nochmals anzuschauen. Leider gab aber mein Computer genau in diesem entscheidenden Moment den Geist auf und ich konnte mich von da an nur noch auf mein Erinnerungsvermögen verlassen.
So etwas kommt vor. Bei der Vorbereitung eines solchen Wettkampfes können viele Ärgernisse passieren. Man muss positiv bleiben. Ich bin überzeugt, dass die geistige Verfassung, mit der man mit solchen Problemen umgeht, einen großen Einfluss auf die Ergebnisse am Wochenende hat.
Die Woche vor dem Rennen war für mich auch die Gelegenheit, neue für die restliche Saison entscheidende Ausrüstungen zu testen. Der neue MET Parachute ist beeindruckend: Nur 700 g ! Der leichteste und sicherste Integralhelm, mit dem ich jemals gefahren bin. Der auch am besten belüftete. Und auf den technischen und schlammigen Strecken dieses Wochenendes schien mir der Integralhelm wirklich unerlässlich.
Trek hatte für Tracy und mich die Kohlefaserversion des Remedy 29ers geschickt. Von den ersten Radumdrehungen an war es ein super Feeling!
Fox verfeinerte jeden Tag das Tuning der Federungen und unsere Fahrräder wurden immer schneller.
Der Regen der ersten Tage machte bald der Sonne Platz. Schottland zeigte sich von seiner besten Seite und bei allen war gute Laune angesagt.
Tag 1
Die Strecken erstreckten sich auf der Seite des Tales, die am meisten “DH” ist. Ich wusste, dass man vorsichtig sein musste, da man unter diesen Umständen leicht Fehler macht.
Wertungsprüfung 1: Ich fuhr blitzartig los, zweifellos zu sehr. Aufgrund meines Ungestümes lief ich mehrmals Gefahr, von der Strecke abzukommen. Immer mit der Ruhe!
Wertungsprüfung 2: Noch mehr Schlamm, viele Wurzeln, sehr abschüssig und technisch. Fehler verboten, ich blieb konzentriert und bin gut klargekommen.
Wertungsprüfung 3: Die Katastrophe! Ein langer Brandschutzweg, sehr schlammig, im Wald, der eine große Tretarbeit erforderte. Als ich den Gang wechselte, verklemmte sich die Kette zwischen der Kassette und dem Rahmen. Es war unmöglich sie wieder aufzulegen und ich musste schließlich dafür anhalten. Ich wusste, dass ich wertvolle Zeit verloren hatte. Mir blieb nichts anders übrig als alles zu geben, um den Zeitverlust bei den folgenden Wertungsprüfungen wieder etwas gut zu machen.
Wertungsprüfung 4: Ich gab alles, was ich hatte und beendete die Wertungsprüfung mit der zweitbesten Zeit. Mein bestes Tagesergebnis.
Ich war angenehm überrascht festzustellen, dass ich Fünfter in der Gesamtwertung war. Auf diesen schwierigen Strecken war ich offenbar nicht der Einzige, der Probleme bekommen hatte.
Tag 2
Am darauf folgenden Tag verliefen die Strecken in der Nähe von Glentress. Der Tag begann mit einer langen ansteigenden Transferteilstrecke. Die zur Verfügung stehende Zeit war begrenzt und es war nötig, zügig die Pedale zu treten.
Wertungsprüfung 1: Ich fühlte mich ganz gut und machte ziemlich Dampf. Einige kleine Fehler beim Überfahren von Wurzeln, aber trotzdem ein zufriedenstellender Run und ein vierter Platz zu Beginn des Tages.
Wertungsprüfung 2: Die Einteilung der Kräfte ist auf solch langen Strecken ausschlaggebend.
Nach einer weiteren schnellen ansteigenden Transferteilstrecke fühlte ich mich gut und ging die Wertungsprüfung, von der ich wusste, dass sie entscheidend war, um Zeit gutzumachen, mit Volldampf an. Ein gutes Tempo und keine Fehler, ich erreichte die zweitbeste Zeit.
Wertungsprüfung 3: Kurz und technisch, ein gutes Feeling, gefühlsmäßig die beste Wertungsprüfung des Wochenendes für mich. Wenn der Körper und das Fahrrad verschmelzen. Ein breites Grinsen beim Überfahren der Linie und wieder die zweitbeste Zeit. Ich kletterte auf den dritten Platz in der Gesamtwertung!
Danach eine lange ansteigende Transferteilstrecke mit genügend Zeit zum Befahren. Ich konnte mir die Zeit nehmen, meine Kette für die letzte Wertungsprüfung zu ölen. Als ich entdeckte, dass ein Glied begann aufzubrechen, war ich kurz vor einem Herzinfarkt! Zum Glück hatte ich ein Ersatzkettenglied und einen Kettennieter dabei. 5 Minuten später war ich wieder kampfbereit!
Letzte Wertungsprüfung: Ich gab alles, was ich hatte. Und sogar noch etwas mehr. Während der langen Auffahrt im Mittelteil der Wertungsprüfung war ich im roten Bereich und die Willenskraft trat an die Stelle der Muskeln, um stark in die Pedale zu treten. Zweitbeste Zeit der Wertungsprüfung hinter Jared Graves.
In der Gesamtwertung kam ich nach all den Anstrengungen schließlich auf den zweiten Platz und lag nur 11 Sekunden hinter Nicolas Lau.
Was für ein Glücksgefühl das Wochenende auf dem Siegerpodest zu beenden! All die Monate harten Trainings und nun die Belohnung! Tausend Dank an meine Sponsoren, das Team und meine Frau. Ohne sie wäre all dies nicht möglich.
Bis zum nächsten Rennen in Frankreich!
Mehr Informationen zum MET Helm auf www.met-helmets.com
Text: Justin Leov | Bilder: Jérémie Reuiller
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