Leatt verspricht mit dem MTB Helmet 3.0 Enduro fast schon eine eierlegende Wollmilchsau: maximale Modularität für zahlreiche Einsatzgebiete – vom Hometrail bis zum Bikepark. Für 269 € klingt das ja fast nach einem Schnäppchen, aber ist der MTB Helmet 3.0 Enduro auch wirklich ein Helm für alle Fälle?

Leatt MTB Helmet 3.0 Enduro 2023 | Größe M | Halbschale 424 g – Jet 557 g – Fullface 679 g | 269 € | Hersteller-Website

2023 präsentiert uns Leatt eine Neuauflage des MTB Helmet 3.0 Enduro. Die Modularität steht bei diesem Modell im Vordergrund, denn neben der Halbschalen- und Fullface-Funktion wird der Helm noch um “Over-the-ear-guards” erweitert. Somit kann er jetzt auch zum Jethelm umgerüstet werden. Er ist in 4 verschiedenen Farben (Denim, Glow, Black, White) und in 3 Schalengrößen von S bis L erhältlich. In der von uns getesteten Größe M liegt das Gewicht des Helms, je nach Ausbaustufe, bei 424 g als Halbschale, 557 g als Jethelm sowie geringen 679 g in der Fullface-Variante. Ein kleines Highlight: Der Kinnriemen wird mit dem FIDLOCK-System verschlossen. Bei uns durfte sich der Leatt MTB Helmet 3.0 Enduro während des harten Trail-Einsatzes in Spanien und den winterlichen Bedingungen in Deutschland behaupten.

Der Leatt MTB Helmet 3.0 Enduro 2023 in der Hand – Ein erster Eindruck

Beim ersten Betrachten fällt direkt auf: Die Verarbeitung wirkt wie gewohnt hochwertig. So sind zum Beispiel die Haken zum Befestigen der variablen Anbauteile nicht geklebt, sondern vernietet, was eine lange Haltbarkeit verspricht. Obwohl der Helmet 3.0 Enduro mit 20 Lüftungsöffnungen ausgestattet wurde, geht Leatt mit den Lüftungskanälen im Inneren der Helmschale etwas spartanisch um. Das Visier fühlt sich wertig an, rastet in den drei möglichen Positionen gut ein und hat für den Ernstfall eine Breakaway-Funktion. Leider schleift das Visier beim Verstellen an der Helmschale – das kann unschöne Kratzer verursachen und macht gleichzeitig auf ein anderes Manko aufmerksam: Der matte Lack an der Oberseite unseres Test-Helms ist für Kratzer sehr empfänglich. Da es die Lackierung und das Farbmuster unseres Helms voraussichtlich jedoch nicht auf den Markt schafft, hoffen wir, dass der finale Look kratzfester sein wird. Möchte man die Innenschale des Helms an den Kopfumfang anpassen, muss man wie gewohnt ein Rädchen an der Hinterseite des Helms drehen. Die Höhe des Verstellsystems kann zudem durch einfaches Hoch- oder Runterziehen der Kunststoffbefestigung verändert werden.

So simpel und intuitiv kann die Höhe eines Verstellsystem selten geändert werden.
Wie man sieht, sieht man nichts – Lüftungskanäle sind kaum vorhanden, dafür das von Leatt entwickelte 360° Turbine-System.

In der höchsten Einstellung des Verstellsystems liegt das Rädchen sehr nah an der Helmschale und lässt sich leider nicht mehr mit der gewohnten 2-Finger-Taktik bedienen – was aber ein typisches Phänomen bei MTB-Helmen ist. Dem Lieferumfang liegen zwei verschieden dicke Innenpolster bei, um den Helm perfekt an die Größe eures Kopfes anzupassen. Um den Kopf auch bei einem Sturz gut zu schützen, verbauen die Jungs und Mädels von Leatt ihre eigene 360° Turbine-Technologie. Diese soll dazu führen, dass Rotationsbewegungen beim Aufprall teilweise vom Helm absorbiert werden – wie beim weit bekannten MIPS-System. Auch ein direkter Stoß soll durch die zusätzliche Knautschzone der 360° Turbine mehr gedämpft werden. Was wirklich stark für einen variablen Helm ist: Der Kinnbügel ist nach ASTM-Downhill-Norm geprüft.

Der Leatt MTB Helmet 3.0 Enduro 2023 auf dem Kopf – Wie schlägt er sich auf dem Trail

Bevor man sich auf die nächste Biketour macht, stellt man sich mit dem MTB Helmet 3.0 Enduro erstmal die Frage: Welche Variante brauche ich denn heute? Auf anspruchsvollen Trails kann man sich beispielsweise am seitlichen Ohrschutz der Jethelm-Version erfreuen. Und auch an kalten Tagen auf den Hometrails ist man heilfroh über diese Version, schließlich kurvt man so mit wohlig warmen Ohren über die Trails. An heißen Sommertagen, oder wenn man auf den extra Schutz verzichten kann, ist die Halbschalen-Variante ideal. Falls ihr allerdings auf dem Weg in den Bikepark oder auf ruppigen Enduro-Trails am Shredden seid, würden wir euch dringend zur Fullface-Version raten. Um den Fullface-Look zu komplementieren, greift man dann natürlich mit Vorliebe zudem zur Goggle. Kein Problem – der Ausschnitt im Helm ist groß genug und hat bei keiner der von uns getesteten Goggles zu Schwierigkeiten geführt. Der Helm lässt sich also auch mit Brillen wunderbar kombinieren, sie stören in keiner der 3 Modulationen. Möchte man sie dennoch mal verstauen, z. B. auf langen Climbs, gibt es am hinteren Teil des Helms zusätzlich einen Sunglass-Dock. Leider drücken einige Brillen unangenehm am Hinterkopf, wenn sie darin verstaut sind.

Die Brille lässt sich wunderbar verstauen.
Brillen mit harten Bügeln drücken aber manchmal unangenehm am Kopf.

Oben am Trail-Einstieg angekommen, möchte man den Helm vor der Abfahrt vielleicht nochmal konvertieren. Einzeln wirkt der Kinnbügel zwar etwas instabil, sobald man ihn aber montiert hat, lässt er keinen Raum mehr für Zweifel. Man fühlt sich gut geschützt, auch im Bikepark. Der Umbau des Helmes ist leider etwas hakelig, die variablen Teile müssen mit recht viel Kraft in ihre Position gezogen werden. Mit etwas Übung ist aber auch das gut zu schaffen. Trotzdem: Den Helm im Eiltempo während der Fahrt zu verändern funktioniert nicht, er muss auf jeden Fall abgezogen werden. Auf dem Trail ist der Helm dann durchweg unauffällig, es drückt nichts, die Brille sitzt gut und wird nicht verschoben, die Belüftung ist ausreichend.

Den Kinnriemen blitzschnell mit dem FIDLOCK-Verschluss schließen und ab gehts auf den Trail!
Das Konvertieren des Helms ist anfangs etwas hakelig, mit etwas Übung geht es aber immer leichter von der Hand.

Fazit zum Leatt MTB Helmet 3.0 Enduro 2023

Der Leatt MTB Helmet 3.0 Enduro kann dank seiner Variabilität für ein großes Einsatzgebiet genutzt werden, zudem bietet er für seine 269 € eine starke Preis-Leistung. Wir behaupten: Es handelt sich um einen Helm für alle Fälle! Die Passform ist angenehm und wenn man seine Brille mal nicht tragen möchte, verstaut man sie einfach im Sunglass-Dock.Wer im Vorfeld seines Bikeurlaubs öfter mal Platzprobleme beim Packen hat oder sich das Geld für 2–3 verschiedene Helme sparen möchte, hat im Leatt MTB Helmet 3.0 Enduro den perfekten Begleiter gefunden.

Tops

  • Das modulare System ermöglicht ein breites Einsatzgebiet
  • Sunglass-Dock vorhanden
  • Geringes Gewicht

Flops

  • Empfindlicher Lack auf der Oberseite
  • Brillen im Sunglass-Dock können drücken
  • Umbau-Mechanismus etwas fummelig

Mehr Infos unter leatt.com


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Text: Philip Grünewald Fotos: Jan Richter