Mit dem neuen Rocky Mountain Instinct 2021 kombinieren die Kanadier ihre beiden bisherigen Trail-Bikes Thunderbolt und Instinct. Wir haben das 6.500 € teure Instinct C70 2021 mit variabler Geometrie und größenspezifischem Laufrad- und Kinematik-Konzept bereits exklusiv getestet. Ist das neue Instinct das perfekte Trail-Bike?

Rocky Mountain Instinct C70 2021 | 150/140 mm Federweg (v/h) | 14,2 kg (Größe L) | 29″ | 6.500 € | Hersteller-Website

Rocky Mountain vereint mit ihrem neuen Instinct 2021 die beiden bisherigen Trail-Bikes Instinct und Thunderbolt und vereinfacht dadurch ihre Produktpalette. Damit versprechen sich die Kanadier das perfekte Allround-Bike für sämtliche Arten von Trails. Mit 150 mm in Front und 140 mm am Heck bietet es etwas mehr Federweg als seine Vorgänger. Auch die Geometrie wurde angepasst und ist – typisch Rocky Mountain – genauso wie die Kinematik variabel einstellbar. Das neue Instinct wird in den kleineren Rahmengrößen XS und S mit 27,5”-Laufrädern und in den Größen M bis XL mit 29” großen Reifen angeboten. Für den deutschen Markt werden fünf verschiedene Ausstattungsvarianten und Modelle mit Carbon- oder Alu-Rahmen sowie ein Rahmenkit erhältlich sein. Je nach Modell bewegt sich der Preis zwischen 3.700 € bis 11.500 €.

„Ice Ice Baby“ heißt die Rahmenfarbe. Party-Shirt unser Dresscode.

Das neue Rocky Mountain Instinct C70 2021 im Detail

Man muss nicht Sherlock Holmes heißen, um zu erkennen, dass sich das neue Instinct und sein größerer Bruder Altitude sehr ähnlich sehen, und das hat einen guten Grund: Tauscht man die Dämpferaufnahme des neuen Instinct durch die des Altitude, dann erhält man einen dem Altitude identischen Rahmen. Doch ist das nicht die einzige Raffinesse, mit der die kanadische Marke glänzt, und so hat der neue Instinct-Rahmen eine Menge praktische und durchdachte Features.

Wechselt man die Dämpferaufnahme des neuen Instinct, erhält man ein Altitude, das mehr Federweg bietet. Leider ist das nur bei den Carbon-Rahmen möglich.
Ein ausreichend großer Kettenstrebenschutz sorgt für Ruhe in allen Gängen.
Dieses kleine Plastikteil schützt den Rahmen vor unnötiger Beschädigung durch hochfliegenden Dreck.
Das Alu-Emblem verfeinert den sehr hochwertigen Rahmen.

Das Bike hat einen ausreichend großen Ketten- und Sitzstreben-Schutz, welcher für angenehme Stille seitens der Kette sorgt. Lediglich die Zugführung verursacht etwas Geräusche, da sie nicht ausreichend geklemmt ist, doch das lässt sich mit etwas Tape leicht beheben. Zusätzlich gibt es einen Shuttle-Schutz für das Unterrohr, der im Lieferumfang enthalten ist. Am Steuersatz thront ein Alu-Emblem und der Rahmen hat eine sehr hochwertige Lackierung mit schönen Design-Features, wie das kanadische Ahornblatt am Oberrohr.

Das kanadische Ahornblatt ziert das Oberrohr.
Die Züge sind leider nicht ausreichend geklemmt und verursachen so nerviges Klappern beim Fahren. Doch etwas Tape löst dieses Problem sehr schnell und einfach!
Der Shuttle-Guard kann auf Wunsch verklebt werden und schützt das Instinct auf dem Weg zum Trail.
Die kleine Kettenführung sorgt auch bei wirklich ruppigen Strecken dafür, dass die Kette bleibt, wo sie hingehört.
In den Genuss von 750 ml Flüssigkeit kommen hier nur die großen Fahrer. Bei Rahmengröße XS und S passt nur eine 500 ml Flasche.

RIDE-9 Flip-Chip, Geometrie und Größen des Rocky Mountain Instinct 2021

Die Kanadier bieten ihr neues Trail-Bike Instinct in fünf verschiedenen Rahmengrößen von XS–XL an und haben dabei zahlreiche größenspezifische Anpassungen realisiert. So werden die Modelle der Größe XS und S mit 27,5”-Laufrädern und die Modelle M bis XL mit 29” angeboten. Ebenfalls kommen die beiden kleineren Rahmen mit einer angepassten Rahmenform, einem angepassten kürzeren Dämpfermaß und angepasster Kinematik, was für ein besseres Ansprechverhalten bei gleichbleibendem Federweg für leichtere Fahrer sorgen soll. Wie bei Rocky Mountain üblich, ist das neue Instinct mit einem RIDE-9 Flip-Chip am Dämpfer ausgestattet, welcher durch Drehen von zwei Chip-Einsätzen die Geometrie und Kennlinie des Bikes verändert. Er ermöglicht auch eine sehr präzise Größenabstufung, da die verschiedenen Einstellungen auch den Reach-Wert in kleinen Schritten beeinflussen. Ebenfalls findet sich ein Flip-Chip an der Kettenstrebe, um dessen Länge um 10 mm anzupassen. Dazu werden keine zusätzlichen Teile benötigt. Man dreht lediglich die Bremsaufnahme – top! Werden die Kettenstreben im längeren Setup gefahren, lässt sich auch das neue SRAM UDH (Universal Derailleur Hanger)-Schaltauge verwenden. Bei der kürzeren Version muss man leider auf das hauseigene Rocky Mountain-Schaltauge zurückgreifen.

Die kleineren Modelle XS und S erhalten zusätzlich zu den kleineren Laufrädern und dem verkürzten Dämpfer-Einbaumaß auch eine überarbeitete Silhouette.
Die RIDE-9 Flip-Chips ermöglichen eine sehr vielfältige Einstellung von Kinematik und Geometrie.
Wer hier das längere Setup fahren möchte, dreht lediglich den Flip-Chip und die Bremsaufnahme und, voilà, ist man wieder ready!

Die Geometrie des neuen Rocky Mountain Instinct 2021 in der Einstellung: Neutral/Kurz

Größe XS S M L XL
Oberrohr 549 mm 577 mm 608 mm 636 mm 670 mm
Sattelrohr 355 mm 380 mm 420 mm 445 mm 480 mm
Steuerrohr 90 mm 100 mm 95 mm 110 mm 125 mm
Lenkwinkel 65,9° 65,9° 65,7° 65,7° 65.7°
Sitzwinkel 76,9° 76,9° 76,7° 76,7° 76.7°
BB Drop 19 mm 19 mm 36 mm 36 mm 36 mm
Kettenstrebe 427 mm 427 mm 437 mm 437 mm 437mm
Radstand 1133mm 1162mm 1209mm 1240mm 1277 mm
Reach 414 mm 439 mm 462 mm 487 mm 517 mm
Stack 581 mm 589 mm 615 mm 628 mm 642 mm

Die Ausstattung des neuen Rocky Mountain Instinct 2021

Rocky Mountain setzt auf übersichtliche Ausstattungsbezeichnungen und so steht der Buchstabe im Modellnamen für Carbon- oder Aluminium-Rahmen und die Zahl für die Ausstattung. Mit steigender Zahl steigt das Ausstattungslevel und der Preis. So bietet Rocky Mountain das neue Instinct in den Modellen C99, C90, C70 und als Framekit an. Für den deutschsprachigen Markt gibt es ebenso Sondermodelle wie für den kanadischen.

Die Sondermodelle Rocky Mountain Instinct C50 Tour und A50 Tour

Die Sondermodelle Instinct Tour sind nur im deutschsprachigen Raum erhältlich und konservativ ausgelegt – shame on us ;) Sie kommen mit feinstolligen Schwalbe Nobby Nic-Reifen und sehr pannenanfälliger Super Ground-Karkasse. Für den Bremsvorgang sind – ebenfalls recht schwache – Shimano XT Zweikolbenbremsen verbaut. Beim Fahrwerk setzt Rocky Mountain auf die RockShox Pike Select RC und Deluxe Select+ Modelle. Das Instinct A50 Tour ist für 3.700 € erhältlich, das Carbon-Modell Instinct C50 Tour für 4.900 €.

Das Rocky Mountain Instinct C50 Tour 2021 in Ice Ice Baby | 13,8 kg (Größe M – Hersteller Angabe) | 4.900 €

Das neue Topmodell Rocky Mountain Instinct C99 2021

Für ihr Topmodell C99 hat Rocky Mountain eine RockShox Ultimate RC2-Gabel in Kombination mit Super Deluxe Ultimate-Dämpfer verbaut. Als Laufräder kommen Race Face Next R Carbon-Modelle zum Einsatz, die jedoch mit dünnwandigen MAXXIS Minion 3C MaxxTerra EXO+ Reifen kombiniert werden. Wir empfehlen hier zumindest am Hinterrad eine dickere Karkasse oder einen Reifen-Insert, um unnötige Kosten einer kaputten Carbon-Felge zu vermeiden. Als Schaltgruppe ist die elektronische SRAM AXS XX1 und dazugehörige RockShox Reverb AXS-Sattelstütze verbaut. Leider kommt bei dem 11.500 € teuren C99-Modell die SRAM G2 Ultimate mit zu kleinen 180-mm-Bremsscheiben zum Einsatz. Sie liefert weniger Bremspower als die Shimano-Bremsen der günstigeren Modelle C90 und C70.

Das Rocky Mountain Instinct C99 2021 in Violet Hills | 13,0 kg (Größe M – Hersteller Angabe) | 11.500 €

Das neue Rocky Mountain Instinct C90 2021

Für 9.900 € bietet Rocky Mountain ihr Instinct in der Ausstattungsvariante C90 an. Bei ihr ist eine FOX 36 Factory mit Kashima-Beschichtung verbaut, doch leider mit der FIT4-Kartusche. Auf den Lockout hätten wir zugunsten der besseren GRIP2-Kartusche gerne verzichtet. Kombiniert wird die Gabel mit einem FOX DPX2 Factory-Dämpfer. Bei der Schaltgruppe und den Bremsen setzt Rocky Mountain auf Shimano XTR-Teile. Doch auch hier leider mit zu kleinen 180-mm-Bremsscheiben an Front und Heck. Wie auch beim Topmodell findet sich hier die Kombination von Carbon-Laufrädern mit der dünnen EXO+ Karkasse.

Das Rocky Mountain Instinct C90 2021 in Violet Hills | 13,6 kg (Größe M – Hersteller Angabe) | 9.900 €

Das Rocky Mountain Instinct C70 2021 – Unser Test-Bike

Rocky Mountain hat für unseren Test ein Instinct C70 Modell mit einer FOX 36 GRIP2 Performance geliefert, welche so nicht für den Kunden erhältlich ist. In Serie setzt Rocky Mountain bei allen Modellen mit FOX 36 auf die FIT4- statt GRIP2-Dämpfung. Schade, denn auf den unnötigen Lockout verzichten wir zugunsten der besseren Dämpfungs-Perfomance gerne. Möchtet ihr die Kartusche auf eine GRIP2 upgraden, kostet euch das in Verbindung mit einem Gabelservice bei FOX ca. 580 €. Sieht man jedoch von der Gabel ab, liefert Rocky Mountain bei ihrem Instinct C70 eine sehr solide Ausstattung. So ist ein stabiler Race Face AR30 Alu-Laufradsatz und die Race Face Turbine-Sattelstütze mit 175 mm Hub (Größe L) verbaut. Ebenfalls bietet der FOX FLOAT DPX2 Performance Elite-Dämpfer, trotz weniger Bling-Bling, dieselbe Leistung wie die Factory-Modelle. Als Schaltgruppe und Bremsen dient die aktuelle Shimano XT-Variante. Lediglich die Bremsscheiben der Shimano XT-Vierkolbenbremse sind mit 180 mm schnell überlastet – wir würden hier ein Upgrade auf 200-mm-Scheiben durchführen. Als Reifen sind auch hier die MAXXIS Minion 3C MaxxTerra mit dünnerer EXO+ Karkasse verbaut, welche wir am Heck gegen eine stärkere Karkasse austauschen würden. Jedoch ist eine Delle im Alu-Laufradsatz erträglicher als eine kaputte Carbon-Felge. Das Serien-Bike gibt es für 6.500 € zu kaufen. Allerdings ist die Farbe „Ice Ice Baby“ von unserem C70 Modell bei dieser Ausstattungsvariante für den Endkunden nicht erhältlich.

Rocky Mountain Instinct C70

6.500 €

Specifications

Fork FOX 36 Elite GRIP2* 150 mm
Rear Shock FOX DPX2 Elite 140 mm
Seatpost Race Face Turbine R 175 mm
Brakes Shimano XT 4-Kolben 180/180 mm
Drivetrain Shimano XT 32/10-51
Stem Rocky Mountain AM 40 mm
Handlebar Race Face Turbine R 780 mm
Wheelset Race Face AP 30
Tires Maxxis Minion DHF/DHR EXO+ MaxxTerra 2,5"/2,4"

Technical Data

Size XS S M L XL
Weight 14.2 kg
Wheelsize 29"

Specific Features

*FIT4 Kartusche beim Serien-Bike

Das von uns getestete Rocky Mountain Instinct C70 2021 in Ice Ice Baby.

Erster Test: Das neue Rocky Mountain Instinct C70 2021 auf dem Trail

Einmal auf den Sattel des neuen Instinct geschwungen, fällt sofort die sehr angenehme und ausgewogene Sitzposition auf. Durch diese Eigenschaft eignet sich das Rad auch für längere Touren. Geht es auf technischen Trails bergauf, bietet das Instinct ausreichende Treteffizienz und Traktion. Allerdings haben wir auf Forststraßen zum gut erreichbaren Climb-Switch gegriffen, um das leichte Wippen des Dämpfers zu verhindern.

Business up …
… Party down!

Tuning-Tipp: 200-mm-Bremsscheiben | Upgrade auf GRIP2-Kartusche, wenn eure Gabel ohnehin einen Service braucht

Durch den integrierten RIDE-9- und Kettenstreben-Flip-Chip lässt sich das Rocky Mountain in sehr vielen verschiedenen Einstellungen fahren. Wir haben den Großteil unseres Tests im flachen und progressiven Setting mit kurzer Kettenstrebe verbracht. So erfordert das neue Instinct einen aktiven Fahrer, der die Front vor allem in Kurven zu belasten weiß. Auf schnellen und technischen Strecken vermittelt das Fahrwerk mit der GRIP2-Kartusche viel Sicherheit und Laufruhe. Mit der serienmäßigen FIT4-Dämpfung nimmt das Rocky Mountain hier abstriche in Kauf. Werden die Strecken jedoch anspruchsvoller und ähneln sie einem ruppigen Bikepark-Trail, erfordert das Instinct viel Aufmerksamkeit und Arbeit und kommt hier an sein Limit. Findet man eine kleine Rampe oder etwas zum Abspringen, bietet der Hinterbau des Bikes guten Gegenhalt und das Rocky lässt sich willig in die Luft ziehen. So bereitet uns das neue Instinct eine Menge Spaß auf dem Trail, auch wenn die kleinen 180-mm-Bremsscheiben zu wenig Bremskraft generieren und XT-Bremsen oft mit wanderndem Druckpunkt kämpfen.

Unser Fazit

Das neue Rocky Mountain Instinct C70 2021 ist ein gut gelungener Allrounder! Sein Haupteinsatzgebiet liegt auf technischen Singletrails und so kann es auch auf steileren und schnellen Trails glänzen. Auch im Uphill macht es eine gute Figur. Die vielen durchdachten Rahmendetails des Instincts befinden sich ebenso wie die hochwertige Verarbeitungsqualität auf einem top Level. Leider geht man bei der nicht vollständig durchdachten Ausstattung einige Kompromisse ein. So limitieren die Bremse und die serienmäßige Fit4-Kartusche das Einsatzgebiet und die Performance des Bikes.

Tops

  • variables Geometrie- und Kinematik-Konzept
  • sehr hochwertiger und durchdachter Rahmen
  • größenspezifisches Laufrad- und Kinematik-Konzept

Flops

  • zu kleine Bremsscheiben
  • FIT4-Kartusche bei allen FOX-Modellen
  • im Uphill Climb-Switch von Vorteil

Mehr Infos findet ihr unter: https://www.bikes.com/de


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Text: Peter Walker Fotos: Valentin Rühl

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!